Kinderbücher
Marouen

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"Marouen"
Veröffentlicht am 16. September 2009, 10 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Über den Autor:

Im April 1960 erblickte ich die Welt. Bin hier auf der Durchreise, und versuche - einfach gestrickt - mein Bestes zu geben. Leise Musik ist mir lieber als laute Worte ...
Marouen

Marouen

Marouen war ein 11-jähriger aufgeweckter Junge, immer fröhlich und gut gelaunt, daher auch sehr beliebt bei den Klassenkameraden. Seine kirschschwarzen Augen und die lockigen dunklen Haare, fanden auch die Mädels ganz toll…

Seit einiger Zeit war er auf der Suche. Irgendwie musste es doch möglich sein, das Licht einzufangen. Sein Vater hatte ihm einmal von der Idee einer Dunkellampe erzählt, die man einfach anknipsen könnte und schon wäre es dunkel im Raum, ohne Vorhänge oder Rollläden. Dies zündete in ihm den umgekehrten Gedanken, das Licht

einzufangen, und wann immer man es bräuchte, könnte man ein wenig davon wieder freilassen.

Sehr schnell konnte Marouen seine Freunde für sein Vorhaben gewinnen. Schon am nächsten schulfreien Nachmittag trafen sie sich bei ihm zu Hause. In Papas Werkstatt fanden sie viele nützliche Gegenstände, die sie mit nach draußen auf die Wiese schleppten. Die Sonne strahlte vom Himmel und bot die allerbeste Voraussetzung, das Licht zu erhaschen. Zuerst versuchten sie es mit einem alten Kartoffelsack. Sie hielten ihn mehrere Minuten weit offen zur Sonne gerichtet und schnürten ihn dann

blitzschnell zu. Der anschließende Versuch im dunklen Keller aber misslang. Als sie den Sack öffneten, kam nicht die Spur von Helligkeit heraus. William meinte: Der Sack wäre wohl nicht dicht genug. Ihr Eifer kannte keine Grenzen. So versuchten sie es weiter mit einem Konfitüreglas, welches sie zuerst außen herum mit schwarzem Isolierband beklebten. Danach mit einem Metallrohr, das sie wie ein Fernrohr zur Sonne richteten und anschließend geschwind vorn und hinten zuhielten. Aber am Ende mussten sie einsehen, dass sich das Licht weder abschneiden, anbohren, aufsaugen, einatmen, noch umschlingen ließ. Abends waren sie todmüde und

völlig enttäuscht. Zu allem Überfluss wurden sie auch noch von Marouens kleiner Schwester ausgelacht, die natürlich alles schon von Anfang an besser gewusst hatte und sich freute, dass die müden Jungs die ganzen Geräte wieder ordentlich in Papas Werkstatt zurückbringen mussten.

Am nächsten Tag sprach sich die Geschichte ganz schnell in der Schule herum. Plötzlich distanzierten sich die Freunde von Marouen. Er wurde ausgelacht, wie verrückt denn jemand sein müsste, der das Licht einfangen wollte. Es tat ihm schrecklich weh, zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich

allein und unverstanden. Seine Lehrerin, wollte ihn trösten, seine Idee sei ja ganz toll, aber eben unmöglich umzusetzen…

Auf dem Nachhauseweg kam er am kleinen Baggersee vorbei. Dort spiegelten sich die Sonnenstrahlen im Wasser und funkelten ihm zu. Schnell lief er nach Hause und holte einen Eimer. Er war überzeugt, es würde gelingen. Nun hatte er die Chance, es allen zu beweisen. Flink tauchte er den Eimer ins glitzernde Wasser und schöpfte das Licht. Vorsichtig drückte er den Deckel zu. Jetzt hatte er es geschafft…
Sein Herz klopfte vor Aufregung, als er im Keller das Licht wieder freilassen

wollte, aber welch eine Enttäuschung. Auch diesmal hatte alles wieder völlig versagt.

Am Abend dachte er an seine Großmutter. Vielleicht könnte sie ihm weiterhelfen. Die wusste doch immer so viel. Mama erlaubte ihm, Oma noch schnell zu besuchen. Beherzt trat er in die Pedale und radelte durchs Dorf. Oma’s Haustür war noch nicht abgeschlossen, so trat er ein und pfiff, wie immer wenn er in ihr Haus eintrat, einen kleinen Zweiklang als Erkennungszeichen. „Bist du es, mein Sonnenschein?“ hörte er die Oma von oben herunter rufen…


Als er ins Wohnzimmer eintrat, saß die Großmutter im Halbdunkel in ihrem Sessel. „Oh Marouen, wie ich mich freue, du bringst mir das Licht!“ begrüßte sie ihn herzlich. „Wie meinst du das?“ fragte Marouen. „Weißt du, immer wenn du mich besuchst, wird es in mir hell. Du bist für mich die Sonne, das strahlende Licht, das mir mein Leben erhellt. Das wahre Licht ist die Liebe, die man in sich trägt, man kann es an andere Menschen weitergeben oder auch von andern, die es aussenden, einfangen“, erkläret ihm die Großmutter. Marouen umarmte seine Oma und war überglücklich. „Oma du bist die Größte!

Du hast mir meine Frage beantwortet, ohne dass ich sie zu stellen brauchte“. Die Oma begriff zwar nicht, um was es ging, sie genoss einfach den Moment mit ihrem Enkel…

Am nächsten Tag war er in der Schule ganz selbstbewusst. Er war die Lichtquelle und funkelte seine Klassenkameraden an. Und siehe da, wie es wirkte. Sie lächelten zurück und wollten alle auf einmal wieder mit ihm spielen. Die kleine Katlin zwinkerte ihm sogar zu…
Als er ihnen vom wahren Licht, dem Urlicht, welches man einfangen, in sich tragen und aussenden kann, zu erzählen

begann, hörten sie ihm gespannt zu. Selbst die Lehrerin war verblüfft und musste ihm Recht geben. Licht konnte man wirklich einfangen!
In der großen Pause spielten dann die Kinder auf dem Schulhof Licht senden und einfangen. Hei, war das ein Spaß!

Und als die Schule aus war, trugen sie ihre Lichter nach Hause, jedes Kind in seine Familie…   

 

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Luap
Im April 1960 erblickte ich die Welt.
Bin hier auf der Durchreise, und versuche - einfach gestrickt - mein Bestes zu geben.
Leise Musik ist mir lieber als laute Worte ...

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Luap Re: Ach Paul, -
Zitat: (Original von FLEURdelaCOEUR am 27.05.2012 - 01:50 Uhr) du bist schon ein Schatz - der hell das Licht leuchten
lassen kann, wenn niemand sonst es sieht ....
Bin durch Zufall hierher geraten und total begeistert!
DANKE!

Wünsche dir ein frohes Pfingstfest
fleur



Vielen Dank fleur!
Freue mich sehr, dass dir die Geschichte gefällt.... auch wenn sich das Licht manchmal zu verstecken scheint... ist es doch da...

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Ach Paul, - du bist schon ein Schatz - der hell das Licht leuchten
lassen kann, wenn niemand sonst es sieht ....
Bin durch Zufall hierher geraten und total begeistert!
DANKE!

Wünsche dir ein frohes Pfingstfest
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Re: denn Liebe ist Licht ... -
Zitat: (Original von Mariza am 15.05.2012 - 21:23 Uhr)
wundervoll und inspirierend ...

es wird Zeit, das Licht nun ins Wohnzimmer zu bringen
auch wenn Fußball angesagt ist :-)))

danke Paul für dieses strahlende Werk

liebes Grüßle zur Nacht
Mariza



Vielen Dank Mariza!

Fussball? Was ist das... ? ;-)
Bin jahrelang dem runden Leder nachgejagt, bis ich festgestellt habe, dass da nicht viel Sinn dahinter steckt... ich bin geheilt... :-D:-D:-D

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Re: Eine schöne lehrreiche Geschichte, -
Zitat: (Original von Fuchs1957 am 12.05.2012 - 20:30 Uhr) und es wäre schön wenn mehr Licht in diese Welt kommen würde.
Steffen



Vielen Dank Steffen!
Man lernt nie aus... ;-)

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
Fuchs1957 Eine schöne lehrreiche Geschichte, - und es wäre schön wenn mehr Licht in diese Welt kommen würde.
Steffen
Vor langer Zeit - Antworten
Windflieger Re: Re: -
Zitat: (Original von Luap am 07.05.2012 - 19:47 Uhr)
Zitat: (Original von Windflieger am 06.05.2012 - 18:44 Uhr) Eine grandiose Geschichte, klasse!!!!!!!!!!
LG Ivonne


Vielen Dank Ivonne!
Das geht wie Honig runter ;-)

Liebe Grüsse
Paul


Bei einer so tollen Geschichte fällt das nicht schwer :-)))
LG Ivonne
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Re: -
Zitat: (Original von Zamperle am 07.05.2012 - 15:36 Uhr) beeindruckend geschrieben.

liebe grüße zamperle


Vielen Dank zamperle!
Freut mich sehr...

Liebe Grüsse
Paul

Vor langer Zeit - Antworten
Luap Re: -
Zitat: (Original von Windflieger am 06.05.2012 - 18:44 Uhr) Eine grandiose Geschichte, klasse!!!!!!!!!!
LG Ivonne


Vielen Dank Ivonne!
Das geht wie Honig runter ;-)

Liebe Grüsse
Paul

Vor langer Zeit - Antworten
Luap Re: -
Zitat: (Original von Carolyn2 am 06.05.2012 - 15:08 Uhr) Die Geschichte hat mich sehr berührt - einfach schöööööööön!!!

Gruß von Carolyn2


Vielen Dank Carolyn2!
Freut mich sehr...

Liebe Grüsse
Paul
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