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Der Schaurig Schoene Nachwuchs

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"Der Schaurig Schoene Nachwuchs"
Veröffentlicht am 19. Mai 2007, 6 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

All I can say is that we have two personalities and they are both really nice...
Der Schaurig Schoene Nachwuchs

Der Schaurig Schoene Nachwuchs

Letztens habe ich etwas festgestellt, was vielleicht nicht jedem gefällt: ich hasse kleine Kinder! Wenn die mit ihren großen Kulleraugen vor einem stehen und sich nichts sehnlicher wünschen, als unterhalten zu werden in ihrem langweiligen eintönigen Kindergartenleben mit überforderten und unqualifizierten Erziehern, die sich Beamte nennen. Da stehen sie nun, die kleinen Belger, vor mir. Und ich? Ich leider auch - mit großen Kulleraugen. Ich weiß nicht, wie es kommt, dass sich diese nervtötenden Windelschleudern immer von denjenigen besonders angezogen fühlen, die ihnen hilflos gegenüberstehen. Es gibt in diesem Fall die unelegante Möglichkeit, sich anderthalb Meilen herunterzubeugen und sich angeregt und scheinbar überaus interessiert über die neue Polly Pocket Kollektion auszutauschen. Natürlich mit den unschönen Nachwirkungen, dass man in Zukunft, sobald man das Haus verlässt, von einer Horde Zehnlitertermoskannen verfolg wird, die einen aufgrund dieser gehaltvollen Konversation, zu ihrem neuen Idol erklärt haben. Hier hilft dann nur noch: Schneller sein, als das Dreirad mit Vorderradantrieb! Wem hierfür - ganz verständlich - seine neuen teuren umwerfend gutaussehenden Jeans mit gewollten statt zufälligen Löchern am Knie zu gut sind, dem bleibt immer noch die Ausweichvariante: Sie ist sicherlich unschlagbar unpädagogisch und unbestritten unkorrekt, wenn’s ums Einhalten der Elternregeln von Familie& Co geht, aber, und das ist hier das besonders hervorzuheben, tierisch effektiv. Die Praxis? Sieht so aus: ,,Ey, du kleiner Knisterarsch! Halt deine schrille Schnauze und (hier lauter werden) verzieh dich endlich mit deinen schmutzigen Dreckfingern (jetzt versuchen, trotz Zorn autoritär zu wirken) von meinen noch sauberen geradezu unsichtbaren Fensterscheiben, bevor ich den Hundefänger rufe” Unschön, ich geb’s ja zu, aber ich muss sagen, es ist eine wirkungsvolle, zum Teil erprobte Art der Schädlingsbekämpfung mit sicherer Garantie, dass man nie wieder vom selben sabbernden Zwerg aufgefordert wird, ihm Anschwung an der Schaukel zu geben. Ich habe allerdings eine ganz andersartige Art des Umgangs mit den Gören erfunden, leider nicht mit Absicht, was der Grund dafür ist, dass sie im Grunde genommen nur vollkommener Schrott ist. Ich gehe in meiner abgrundtiefen Verzweiflung in Überschalltempo dazu über, mit den Kinder über die Siemens Pipelineverlegung zur Senkung der Transportkosten kostbaren Erdöls zu reden... Ob das vielleicht sogar zum Lerneffekt und zum schnelleren Erwachsenwerdender Kinder beiträgt, bleibt hier mal unkommentiert in den Raum gestellt...

Nun ist es an der Zeit für ein Geständnis. Ich bin nämlich einer der Menschen, die im Falle der Koexistenz eines Kindes in der Reichweite von weniger als mindestens dreißig Metern ratloser sind als vor einer dreizeilenlangen Matheaufgaben ohne Taschenrechner, in der Dezimalzahlen vorkommen! Gestern musste ich feststellen, dass diese Situation an Halloween gehäuft auftritt und hinzukommend in noch erhöhtem Grausamkeitsfaktor, da die Winzlinge Lob und Süßes fordern für ihre - ach ja - ganz entzückenden Kostüme und die - ich nehme dreist an, ungewollt schrecklichen - Krächzgesänge. Was

also tun in diesem Ausnahmefall, der verboten und unter Lärmbelästigen eingestuft gehört? Mein einziger gestriger Gedanke: KONTAMINIERUNGSALARM! Ich will die Biester ja nicht verschrecken und fortan als die böse Tante von nebenan gelten, aber ich will mich auch nicht aufführen wie die Supernanny! Ich entwickle in diesem Moment eine solche Angst, mich lächerlich zu machen oder beobachtet zu werden, wie ich mein Niveau ungefähr dreizehntausend Niveaueinheiten herabsetze um einem kleinen Vampir mit gekonnt geschocktem Gesichtsausdruck zu versichern, wie sehr ich mich erschreckt habe, als ich in nach etwa zwölf Sekunden auf meiner Fußmatte entdeckt hatte. Kurz zusammengefasst könnte man sagen, ich bin im Angesicht eines Zwanzigzentimetermenschen - na, sagen wir fünfundzwanzig Zentimeter - heftiger gelähmt als bei dem Gedanken, unter meinem Bett könnte ein schleimiges, mit Kopfläusen infiziertes Monster mit Fangarmen hausen, dass um Mitternacht beginnt, sächsisch zu sprechen.

Nun kann wohl jeder nachvollziehen, wie dankbar ich war, als ich eine Einladung erhielt, an diesem wahrlich schaurigen Tag auf eine Klassenparty zu gehen, auf der die Menschen dann doch noch etwas zivilisierter waren. Und in der Zeit, in der ich mich für dieses Gottesgeschenk fertig machte, täuschte ich vor, das Klingeln der mickrigen Geister und Hexen an meiner Tür nicht zu hören. Schließlich hatte ich die Beatles voll aufgedreht! Da sag mal einer, dass die Musik nur zum Vergnügungszweck dient! Sie ist ein besonders glaubwürdiges Fundament für Ausreden, die auf Schwerhörigkeit basieren. Im Übrigen nicht nur gegen nervtötende Kleinkinder einzusetzen, auch sehr geeignet, für den Fall, dass mal Mamas Großtante mit den ätzenden Pullovern anruft, wenn man allein zu Haus ist. Und Hey, sie warten immer noch auf den Tag, an dem Elvis auf unseren Planeten zurückkehrt, um uns mitzuteilen, dass er damals Michael Jackson die Nase geklaut hat!

Bis bald,

KJ

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SylviaB Herrlich!!! - Ich habe mich köstlich amüsiert. So schön ironisch und ein feiner Streifen Sarkasmus... Das lade ich mir runter. *immer noch die Lachtränen aus den Augen wische*
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