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Interview

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"Interview"
Veröffentlicht am 29. November 2025, 26 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Da ich schwerhörig zur Welt gekommen bin, hat meine Mutter mir während der Grundschulzeit das Tagebuchschreiben als tägliche Hausaufgabe aufgegeben. So musste ich viel Zeit und Übung investieren, um das Lesen und Schreiben zu lernen. Auf diese Weise entwickelte sich eine Schwäche zur Stärke, denn auch im Berufsleben habe ich viel schreiben müssen. Privat habe ich immer gerne Tagebuch, Gedichte, Kurzgeschichten und kleine Texte geschrieben. Meine ...
Interview

Interview

Einleitung


Ich liebe meine Pause. Bei einer Tasse Kaffee und einem Eis. Nach einem freundlichen Gespräch mit der Bedienung genieße ich meine Ruhe inmitten des manchmal trubeligen Geschehens von anderen Gästen und den Leuten, welche in die Geschäfte des Centers hineingehen und mit prallen Taschen wieder herauskommen.

Fernsehen pur.

Jedoch ohne Programmwiderholung oder Werbespots. Es bedarf auch keiner Fernbedienung zum Umschalten.

Es gibt allerdings auch keinen Knopf zum Ausschalten. Doch der fehlt mir hier nicht, da ich die Gespräche Anderer nur dann hören kann, wenn ich angesprochen werde. Die allgemeine Lautstärke kann ich gut ausblenden. So kann ich täglich in meiner Pause mit Zeit und Ruhe schreiben, was ich will. Meistens habe ich genau hier kreative Ideen und Spaß am Schreiben in meinen Block. Würde meine Rückenerkrankung nicht spätestens nach einer Stunde anzeigen, dass sich die Pause inklusive Schlemmen und Fernsehprogramm dem Ende zuneigt;

ich würde sicherlich länger hier sitzen und eine Geschichte nach der anderen schreiben.

Geschichten aus meinem Leben, aus meiner Fantasie, von Beobachtungen und von den Menschen und Tieren, die ich lieben und schätzen gelernt habe.

So auch von dem netten Ehepaar, welches dieses Eiscafé führt: Er ist Inhaber und als solcher in der Regel ganztags vor Ort. Ihre Arbeitszeit beschränkt sich zumindest an den meisten Tagen auf den Vormittag, da sie sich Nachmittags um die zwei Söhne und den Haushalt kümmert. Ich empfinde Beide als sehr angenehme Menschen, fachlich versiert und in angemessener Art und Weise haben Beide immer ein offenes Ohr für die Kunden.

Auch die jungen Aushilfskräfte sind sehr bemüht. Die Tatsache, dass Kaffee und Eis super schmecken runden für mich das ganze Ambiente ab.

Ich denke öfters darüber nach, dass mich nun doch wirklich interessieren würde, wie die Beiden ihre Arbeit und die Führung des Eiscafé wahrnehmen. Ich wüßte gerne, was alles so hinter den Kulissen an Arbeit anfällt. Eines Tages also frage ich ihn bei einer passenden Gelegenheit, ob er vielleicht einmal Zeit für ein Interview hat und damit einverstanden wäre, wenn ich darüber schreiben wollte. Nach einigen Tagen ist es so weit und es gibt u.A. spannende Neuigkeiten:


Interview

Frage (Gabriele): „Welche Aufgaben müssen Sie täglich erledigen und wie organisieren Sie diese?“


Antwort (Inhaber des Café): „Also, tägliche Aufgabe ist zu allererst, zu schauen, ob genug Ware da ist, ob wir von Allem genug da haben. So beginnt der Tag! Vor allem wenn ich mal den Vorabend nicht persönlich da war, dann ist wichtig, dass ich bei allem nachschaue, ob genug Ware für den Tag vorhanden ist, denn die jungen Mitarbeiter vergessen schon mal was.“

Frage: „Was wird denn am meisten gebraucht in Ihrem Eis-Café?“ Antwort: „Eis, Milch, Kaffee, Kuchen, Sahne, so was halt alles. Es gibt auch Lebensmittel, die wir nicht täglich brauchen; aber diese wichtigsten Sachen müssen halt täglich in ausreichenden Mengen da sein. Schwierig ist es, wenn mal neue Mitarbeiter da sind und man von denen vielleicht nicht direkt eine Rückmeldung bekommt, dass irgendetwas leer ist. Wenn man dann am nächsten Tag reinkommt und kurzfristig feststellt, es ist leer. Dass ist dann doof.“

Frage: „Ich nehme an, es ist dann schwierig, diese Lebensmittel kurzfristig zu beschaffen?“ Antwort: „Genau, dann muss man nämlich schauen, ob man irgendwie improvisieren kann, oder doch noch mal zwischendurch einkaufen gehen muss.“

Frage: „Wann gehen Sie in der Regel einkaufen?“


Antwort: „In der Regel gehe ich zweimal die

Woche einkaufen. Das Meiste bekommen wir geliefert. So Sachen wie Obst und Gemüse, kaufe ich zum Teil selbst ein und zum Teil wird es geliefert. Und so kleine Sachen, die man selber hier um die Ecke kaufen kann, die holen wir auch selbst.“ Frage: „Und was gehört ansonsten noch so zu Ihren Aufgaben? Um Kunden zu bedienen, müssen Sie ja den Kaffee machen, Eisbecher fertigstellen usw.“


Antwort: „Ja genau. Und es bedeutet auch, auf Kundenwünsche einzugehen! Wir haben

ja auch Sandwichs und Waffeln. Hier zum Beispiel werden die auch individuell je nach Kundenwünschen belegt. Zum Beispiel bei den Waffeln. Da gibt es Kunden, die wollen die Waffel ohne Puderzucker oder mit ganz viel Puderzucker, oder mit ein bisschen Sahne oder einer extra Portion Sahne. Ja, dass sind so die Kundenwünsche, die im Rahmen des Machbaren sind.“


Frage: „Da sind wir jetzt gerade bei dem Thema Kunden angekommen. Gibt es denn viele Kunden, die so Sonderwünsche haben?“


Antwort: „Ja, es wird immer mehr. Wir haben zum Beispiel so übliche Fälle wie „mit Hafermilch“ oder „Koffeinfrei“ oder „mit wenig Schaum“ und „mit extra viel Schaum“. Frage: „Oh, dass gibt es auch? Macht die Kaffeemaschine das?“

Antwort: „Nein, dass machen wir selbst. Wir schäumen die Milch ja immer selber auf und dann schauen wir, dass wir entsprechend des Kundenwunsches die Menge Schaum servieren. Ich weiß gar

nicht, ob man die Maschine so einstellen könnte, weniger Schaum zu machen. Aber da wir den Schaum sowieso von Hand machen, können wir entsprechend dosieren. Ja, im Kundenbereich ist das Eingehen auf Wünsche, die nicht der regulären Karte entsprechen, der wichtigste Teil.“ Frage: „Gibt es auch schon mal Wünsche von Kunden, auf die Sie so gar nicht eingehen können?“


Antwort: „Ich überlege gerade, hm. Also wir versuchen schon, alles möglich

zu machen, was die Kunden sich wünschen. Meistens bekommen wir das auch hin, damit die Kunden oder die Gäste auch zufrieden sind.“ Frage: „So aus meiner persönlichen Beobachtung heraus glaube ich, dass Sie dafür auch mit viel Stammkundschaft belohnt werden?!“ Antwort: „Ja stimmt. Wir haben eine große Anzahl von Stammkunden. Da sind wir auch sehr glücklich drüber. A, weil man damit dann auch planen kann und B, wenn der Gast in der Regel immer das Gleiche trinkt

oder isst, dann ist das auch eine kleine Arbeitserleichterung für uns. Ich brauche dann nicht extra eine Bedienung hinschicken, sondern kann direkt loslegen und den Kaffee oder Kuchen fertig machen.“

Frage: „Okay. Dann sind wir ja bei meiner nächsten Frage angekommen: Was denken Sie denn so über die Kundschaft? Ich bin ja jetzt nur eine Kundin von Vielen, deshalb fühle ich mich mal nicht angesprochen, egal was Sie jetzt sagen!“ Antwort: „Ja, also ansich haben wir eine gute

Kundschaft. Immer mal wieder haben wir Aussetzer an Kunden, die sich irgendwie immer über Kleinigkeiten aufregen, wie zum Beispiel, dass mal zu wenig Puderzucker auf der Waffel ist. Die machen dann ein großes Theater darum. Aber generell sind eigentlich alle Kunden nett.“ Frage: „Dass ist doch ein schönes Feedback. Ich denke mal, da haben Sie den Beweis dafür, dass Sie Ihre Arbeit gut machen! So können Sie auch von Ihrer eigenen Arbeit profitieren!“


Antwort: „Ja, zum Glück. Es ist auch eine Bestätigung für die Arbeit, die wir uns machen. Und dass schon seit 9 Jahren!“

Frage: „Wow, dass ist ja nun auch schon eine lange Zeit! Herzlichen Glückwunsch! Was macht Ihnen denn nun an Ihrer Arbeit in Ihrem Eis-Cafè am meisten Spaß und Freude?“ Antwort: „An meinem Job gefällt mir besonders, dass nicht jeder Tag gleich ist. Jeden Tag gibt es was anderes; man lernt andere Leute kennen, man kommt in Gespräche.

Wir haben ja auch viele ältere Gäste, von denen möchten viele etwas erzählen. Da hört man dann auch gerne mal zu und versucht Rückmeldung zu geben oder Mut zuzusprechen. Dass ist so eine Sache, die macht mir wirklich Spaß; mit Leuten in Kontakt zu kommen.“ Frage: „Da bietet sich die Frage an, was Ihnen überhaupt keinen Spaß macht oder was Sie nervt?“ Antwort: „Das ist eine schwierige Frage! In einem Café möchten die Gäste ja auch ihre Ruhe haben und es soll ein angenehmer

Aufenthalt für sie sein. Mich stört dann halt, wenn Leute kommen und extrem laut sind. Also ein bisschen laut kann man ja schon mal sein, aber wenn es dann so extrem wird, dass andere Gäste sich gestört fühlen müssen, dass stört mich dann auch! Weil ich eben gerne ein Cafè betreiben möchte, wo die Gäste in Ruhe ihren Kaffee trinken und die Zeitung lesen können. Wir haben das schon ein paar Mal erlebt, dass andere Gäste sich bei mir beschwert haben und ich dorthin gegangen bin, um sie darauf anzusprechen. Dann sind aber diese Leute nicht böse mit mir gewesen, sondern mit den Gästen, die sich beschwert haben. Erfahrungsgemäß wäre

es dann leichter, wenn die sich gestörten Gästen direkt auf die betreffenden Gäste zugehen würden. Dass ist halt immer mal wieder eine schwierige Angelegenheit, wo das Vorgehen im individuellen Fall zu entscheiden ist. Wenn es zum Beispiel einmalige Gäste sind, dann würde ich eher hingehen und etwas sagen, weil ich auch nicht meine Stammgäste verärgern möchte.“ Frage: „Okay, dass ist ja nachvollziehbar. Kommen wir zur letzten Frage; Gibt es noch etwas zu Ihrer Arbeit zu berichten, was wir bisher nicht angesprochen haben?“

Antwort: „Ja, es gibt noch etwas Interessantes:

Hier im Einkaufscenter wird eine Sanierung, bzw. ein Umbau stattfinden. Die neuen Inhaber des Centers haben Umbaumaßnahmen angekündigt, aber man weiß noch gar nicht richtig, wie das Ganze ablaufen wird. Zum Beispiel weiß ich nicht, ob ich den jetzigen Standort mit meiner Eisdiele behalte oder ob wir umziehen sollen. Oder ob sie eventuell Jemand anderes ins Center reinholen möchten. Da gibt es bislang noch keine klaren Aussagen. Und dass ist so eine Ungewissheit, die auch bei mir etwas schwerer im Magen liegt. Denn man macht sich ja jetzt fast täglich Gedanken

darüber und grübelt. Auf meine Fragen habe ich bislang keine Antworten erhalten. Es ist im Moment eine schwierige Situation, weil es eine ungewisse Zukunft darstellt. Die neuen Inhaber können ja jeden Tag kommen und sagen, „Nächstes Jahr ist es für Sie vorbei, wir haben andere Pläne!“ oder sie können kommen und sagen „Wir haben einen anderen Standort für Sie“. Es ist einfach so, dass die zukünftige Entscheidung nicht ganz bei mir liegt. Frage: „Gibt es denn eine Aussage, bis wann eine Entscheidung fällt?“

Antwort: „Nein leider nicht. Die Kommunikation zwischen den neuen Center Betreibern und den Geschäftsinhabern ist leider nicht besonders. Sie warten leider immer bis zum letzten Drücker. Wir haben jetzt zum Beispiel von dem großen Elektrofachmarkt erfahren, dass sie kommendes Jahr raus sind.

Dass ist jetzt im ersten Moment so eine Schocknachricht. Denn die hatten jetzt zum Beispiel noch eine Mietlaufzeit von ca. 6 Monaten und dann kommt das zu so einem großen Paukenschlag!

Sie sind ja nun mal hier ein großer Ankermieter und sorgen für regen Kundenfluss. Und dann kommt da die

Ankündigung, dass deren Miete um das dreifache erhöht werden soll. Sowas macht selbst ein großes Unternehmen mit vielen Filialen nicht mit und wird also nächstes Jahr schließen. Allein dass führt bei den bis jetzt verbliebenen Geschäften zu noch mehr Unsicherheit, da der Elektrofachmarkt viele Kunden angelockt hat. Mit dieser Unsicherheit müssen wir derzeit leben und arbeiten.“


Oktober 2025

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Hörbuch

Über den Autor

Gabriele
Da ich schwerhörig zur Welt gekommen bin, hat meine Mutter mir während der Grundschulzeit das Tagebuchschreiben als tägliche Hausaufgabe aufgegeben. So musste ich viel Zeit und Übung investieren, um das Lesen und Schreiben zu lernen. Auf diese Weise entwickelte sich eine Schwäche zur Stärke, denn auch im Berufsleben habe ich viel schreiben müssen. Privat habe ich immer gerne Tagebuch, Gedichte, Kurzgeschichten und kleine Texte geschrieben. Meine Lieblingsthemen sind: der Mensch, das Leben, Psychologie, die Natur und Engel.

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Phantasus Hallo Gabriele,
solche Lokale werden öfter beschrieben. Aber meistens erfährt man, was bei den Gästen diesseits der Theke vor sich geht. Dein Verdienst ist es, dass du uns hinter die Kulissen schauen lässt.
Liebe Grüße
Phantasus
Gestern - Antworten
Bleistift 
"Interview..."
Gut, dass Du das Beste daraus machst, indem Du dort, in jenem Center, noch in Ruhe deinen Kaffee genießen kannst. Hier, bei uns in dem Märkischen Viertel des Berliner Nordens, hat man vor sechs Jahren das Einkaufs-Center abgerissen, um es nach einem viertel Jahrhundert angeblich durch etwas formidabel Neues zu ersetzen... Nun, ja....
Seit dem ist noch nicht einmal der Beton-Schuttberg vollständig abgetragen und rund um die Bauruine wurde ein mannshoher, blickdichter Bauzaun errrichtet, der mit versprechenden Werbeplakaten bestückt ist, die auf etwas gigantisch Neues neugierig machen sollten, was hier an dieser Stelle wohl entstehen würde...
Die Bewohner einer halben Großstadt, hier im Märkischen Viertel, haben seit dem Abriss des ehemaligen Centers keinen Buchladen, kein Theater, kein Kino, kein Restaurant, keinen Elektrofachmarkt ect.pp mehr und es sieht auch weiterhin nicht gerade sehr vertrauenserweckend danach aus, als ob sich dieser Zustand in 2026 wirklich ändern würde...
Genieße also die Zeit in deinem Café und schreib weiterhin deine belebenden Geschichten,
so lange es noch geht... ...smile*
Eine schöne Adventszeit wünscht Dir mit LG
Louis :-)

Vorgestern - Antworten
Gabriele 
Hallo lieber Louis :-)
zunächst einmal lieben Dank für deinen Besuch, das Lesen des Interviews und deine Rückmeldung; ich habe mich sehr gefreut!
Erschreckend finde ich natürlich deinen Bericht zum abgerissenen Einkaufscenter im Märkischen Viertel von Berlin - dass ist sicherlich ein sehr trauriger Anblick, mal abgesehen von der Tatsache, dass es keine nahegelegenen Geschäfte gibt. Für mich nicht nachvollziehbar!
Von Kleinstädten kenne ich die Schließung vieler Geschäfte in der Innenstadt, da die Mieten zu teuer sind und so viel Handel über das Internet abläuft.
Ich hätte gedacht, dass es in mega Großstädten anders ist!!
In Köln z.B. gibt es so viele, wirklich riesige, Einkaufscentren.....
Da bleibt mir nur Daumen drücken!!
Dir und deinen Lieben wünsche ich auch eine schöne Adventzeit,
viele liebe grüße von Gabriele
Gestern - Antworten
Brubeckfan Liebe Gabriele,
wie Martina schon schrieb, eine gute Idee!
Und ja, manche Menschen wachsen halt an der Küste auf und brüllen ständig gegen den Sturm an, auch im Café.
Schönen Adventssonntag wünscht Dir
Gerd
Vorgestern - Antworten
Gabriele 
Hallo lieber Gerd,
ich danke dir für deinen Besuch, das Lesen und dein Feedback!
Tja, da hast du Recht; solche Menschen gibt es leider überall - auch im Café....
Ich wünsche auch dir eine schöne Adventszeit,
viele liebe Grüße von Gabriele
Gestern - Antworten
Kornblume Schon die Idee finde ich klasse.Das Interview gefällt mir außerordentlich gut.
Ein Stück gelebtes Leben.
Eine schöne Adventszeit wünscht die Kornblume
Vorgestern - Antworten
Gabriele 
Hallo liebe Kornblume,
ich freue mich sehr über dein positives Feedback - lieben Dank!
Auch dir und deinen Lieben eine schöne Adventszeit,
Grüße von Gabriele
Gestern - Antworten
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