Kurzgeschichte
Die Zecke

0
"Die Zecke"
Veröffentlicht am 16. Oktober 2025, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Anna Omelchenko - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Meine Leidenschaft ist das Lesen, oft kann ich nicht aufhören zu lesen bis das Buch zu Ende ist, bis tief in der Nacht, und morgens komme ich nicht aus dem Bett ;)) Schon immer spielen Bücher eine große Rolle in meinem Leben. Kleine Geschichten habe ich immer schon geschrieben, die heute gut verwahrt in einer Schublade liegen. Manchmal nehme ich sie wieder raus, und schreibe aus ihnen eine neue Geschichte?
Die Zecke

Die Zecke

Die Zecke

Sara sitzt neben ihrer Tante im Wartezimmer von Doktor Rothe. Sie hat eine Zecke am Oberschenkel und eine Heidenangst, dass es weh tut, wenn der Doktor sie weg macht. Im Kindergarten haben die Erzieherinnen gesagt, es tut überhaupt nicht weh. Die Zecke mit einer Zange gepackt und rausgezogen. Aber einige Kinder haben das Gegenteil behauptet. Eins hat erzählt, dass bei ihrer Schwester der Kopf von der Zecke stecken geblieben ist und der Doktor ihn mit dem

Skalpell raus schneiden musste. Alle Versuche der Erzieherinnen, Sara zu beruhigen, haben nicht viel gebracht und jetzt, hier im Wartezimmer der Praxis wird die Angst zusehends größer. „Tante Sera, sind wir jetzt dran?“ fragt sie ängstlich. „Noch nicht mein Schatz. Wenn die beiden Damen neben der Tür fertig sind, holt uns Frau Fischer ins Sprechzimmer. Dann wird der Doktor die Zecke rausholen.“ „Die Berenike hat gesagt,“ erzählt Sara stockend, „ bei ihrer Schwester …ist der Kopf

stecken geblieben und ….der Doktor musste ihn raus schneiden….Tante Sera, ich hab Angst…“ „Aber du kennst doch Dr. Rothe,“ versucht Sera ihre kleine Nichte zu beruhigen. „Er ist ein ganz Lieber und ich kann dir versprechen, dass es nicht weh tut. Es zwickt höchstens ein bisschen.“ „Ich hab Angst..“ „Deine Mama hat recht, Kleine,“ meldet sich eine der beiden Damen, die neben der Tür sitzen, zu Wort, „Dr. Rothe macht das super, er hat mir auch schon Eine raus

gemacht. Hat überhaupt nicht wehgetan, nur ein bisschen gezwickt.“ Sara fürchtet sich trotzdem. „Ich hab Angst..“ „Sie dürfen ruhig vor mir rein,“ bietet sie Frau Sera an, „ dann muss die Kleine nicht länger warten.“ „Vielen Dank, aber die Dame neben ihnen war auch vorher da,“ entgegnet Sera. „Das ist meine Freundin,“ lacht die Frau, „sie hat mich hergefahren, ich hab keinen Führerschein.“ „Prima,“ strahlt Sera ihre Nichte an, „ dann sind wir als nächstes dran und du

bist die Zecke los.“ Das macht Sara noch mehr Angst. Sie schmiegt sich an Sera, will gar nicht mehr zum Doktor rein. „ Ich hab so Angst… können wir nicht wieder nach Hause…. die Gabi hat gesagt, Zecken fallen von allein wieder weg..“ „Ja, das tun sie, wenn sie sich voll gesaugt haben,“ bestätigt Sera, „aber bis dahin können sie dich krank machen.“ Sera küsst ihre Nichte auf die Stirn, drückt sie an sich. „Ich komm mit rein und dann brauchst du

keine Angst zu haben.“ Aber Sara kann sich nicht beruhigen. Mit dicken Tränen in den Augen sieht sie Sera an. „Bitte, Tante Sera, ich hab so Angst.“ „Weißt du was?“ versucht die andere Frau Sara zu helfen, „ ich kenn den Doktor gut. Wenn ich ihm sage, dass du solche Angst hast, kommt er zu dir her, sieht sich die Zecke an.“ Mit einem Lächeln geht sie zur Sprechstundenhilfe, bittet sie, Dr. Rothe zu Sara zu schicken. Kurz darauf ist im Arztzimmer ein schallendes Lachen zu hören. Dr. Rothe wollte Frau Zimmermann als

Nächste dran nehmen. Als er hört, dass eine kleine Patientin mit einer Zecke sich nicht zu ihm ins Sprechzimmer traut, steckt er seine Zeckenzange, einen Tupfer und ein Pflaster in die Tasche und kommt ins Wartezimmer. „Ahaaaa,“ lacht er Sara an, „ du bist die Sara und hast Angst, dass es weh tut, wenn ich die Zecke raus hol..“ Sara sieht ihn mit großen Augen an. Sein schallendes Lachen hat sie schon ein bisschen beruhigt, als sie es aus seinem Zimmer gehört hat. Wie er jetzt so vor ihr steht,

sich grinsend die Ärmel hoch krempelt, weiß sie nicht recht, was sie sagen soll, nickt nur etwas schüchtern. „Ha,“ lacht der Doktor wieder, „ das ist überhaupt nicht notwendig. Ich hab schon eine Million Zecken raus geholt und es hat noch nie jemand weh getan.“ Grinsend macht er ein paar gymnastische Bewegungen, lässt die Finger spielen, als wollte er sie locker machen. „ Höchstens ein bisschen gezwickt,“ setzt er noch hinzu. „Aber die Berenike hat gesagt, bei ihrer Schwester ist der Kopf stecken geblieben

und der Doktor musste ihn mit dem Skalpell raus schneiden,“ antwortet Sara nun etwas mutiger. „Jaja,“ antwortet Dr. Rothe, „ dann kann der das nicht so gut wie ich. Ich kenne alle Zecken die es gibt und weiß genau, wie ich sie raus hole. Weißt du, ich binde mir meinen Mundschutz um und dann sieht die Zecke mich nicht….“ „Aber du bist doch so groß,“ fällt Sara ihm ins Wort „ und dann sieht sie dich doch..“ „Oh nein,“ entgegnet Dr. Rothe, „ weißt du, Zecken sind dumm. Wenn ich

meinen Mundschutz umbinde, kann die Zecke mein Gesicht nicht sehen und zack, hab ich sie.“ Doch Sara ist mit der Erklärung nicht zufrieden. Dr. Rothe spürt, dass seine kleine Patientin einfach Angst hat. Er steckt den Mundschutz wieder weg, holt die Zeckenkarte aus der Tasche, die ein Vertreter vor ein paar Tagen da gelassen hat. Sie sieht aus wie eine EC Karte, hat an zwei Seiten verschieden große Aussparungen. Mit ihr sollen Zecken besser zu entfernen sein, als mit der

Zange. „Hahaha,“ lacht Dr. Rothe, zeigt Sara die Karte, „dann nehme ich die Karte hier. Die ist ganz neu. Die kennen die Zecken noch nicht…na, der werden wir´s zeigen.“ Sara sieht den Arzt immer noch skeptisch an, schmiegt sich an ihre Tante. „Weißt du,“ versucht Dr. Rothe Sara abzulenken, „ jetzt blickt´s die Zecke nicht mehr. Sie denkt, ich geh weg, hol mir am Automat Geld, passt nicht mehr auf und schwupp, ist sie raus.“ Lachend streckt Dr. Rothe Sara die Hand

hin. „Ist das ok?“ Sara gibt ihm ihre Hand, lässt damit ihren Schenkel los und Dr. Rothe kann die Zecke sehen. „Das ist eine stink normale Wanderzecke,“ klärt er seine kleine Patientin auf, „ der geben wir ´s jetzt aber....“ Vorsichtig, um Sara nicht zu erschrecken, setzt er die Karte an. „Heeee, lass mich in Ruhe,“ piepst es plötzlich und niemand hat mitbekommen, wer das gesagt hat. Dr. Rothe tut, als würde er mit der Zecke

reden. „Kommt nicht in Frage,“ wettert er mit tief verstellter Stimme, „ ich lass dich nicht Ruhe. Du bist ein Mistvieh, hast meine kleine Freundin gebissen.“ „Wenn du mich nicht in Ruhe lässt, beiße ich dich,“ meldet sich die Stimme wieder. Schnell und geschickt schiebt Dr. Rothe den Ausschnitt an die Zecke und schwupp, ist sie draußen. Er ist selber erstaunt, wie gut es mit der Karte geht. Mit der Zange kann es immer mal passieren, dass der Kopf stecken bleibt und raus gepuhlt werden

muss. Sara sieht sich die Zecke mit großen Augen an, wie sie auf der kleinen Karte liegt und zappelt. „Du Mistkerl,“ zetert und piepst es wieder, „ ich beiße dich.“ „Das wirst du nicht,“ lacht Dr. Rothe,“ ich zaubere dich einfach weg.“ Wie die Zauberer im Fernsehen Tücher und Münzen in der Hand verschwinden lassen, dreht der Doktor zweimal seine Hände, zaubert die Karte mit der Zecke drauf weg. „So, jetzt wird sie niemand mehr beißen,“ lächelt er Sara an. „Hat´s weh

getan?“ Sara schüttelt strahlend den Kopf. „Überhaupt nicht..“ „Na siehst du. Ich mach dir noch ein kleines Pflaster drauf und du musst deinen Freunden erzählen, dass ich jetzt eine Million und eine Zecken raus gemacht hab und es hat überhaupt nicht weh getan…..nur ein bisschen gezwickt.“

0

Hörbuch

Über den Autor

PamolaGrey
Meine Leidenschaft ist das Lesen, oft kann ich nicht aufhören zu lesen bis das Buch zu Ende ist, bis tief in der Nacht, und morgens komme ich nicht aus dem Bett ;))
Schon immer spielen Bücher eine große Rolle in meinem Leben. Kleine Geschichten habe ich immer schon geschrieben, die heute gut verwahrt in einer Schublade liegen. Manchmal nehme ich sie wieder raus, und schreibe aus ihnen eine neue Geschichte?

Leser-Statistik
10

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Bleistift 
"Die Zecke..."
Ich finde es gut, wenn man die Kinder schon beizeiten in angemessenem Maße auf die Gefahr eines verschleppten Zeckenbisses aufmerksam macht und ihnen die Angst vor der Zeckenentfernung nimmt.
Der Doktor hat das prima und mit viel Einfühlungsvermögen hinbekommen...
Feine Geschichte, die Du da geschrieben hast... ...smile*
LG
Bleistift :-)
Diese Woche - Antworten
PamolaGrey Ich bedanke mich für deine lieben Worte, ich freue mich immer sehr darüber, danke danke.
LG Pam
Diese Woche - Antworten
Kornblume Ein netter Doktor der seine Aufgabe noch Ernst nimmt, ist heute selten. Es freut mich für die kleine ängstliche Sara, dass es nur gezwickt hat und keine Komplikationen hinterher eingetreten sind. Mit Zeckenbissen ist nicht zu spaßen.
Lächelnde Grüße an Dich ,liebe Pam,schickt die Kornblume
Diese Woche - Antworten
PamolaGrey Dankeschön sagt Pam, fürs Kommentieren meiner Geschichte,
vielen Dank,
LG Pam
Diese Woche - Antworten
Gabriele 
Eine sehr schöne und einfühlsame Geschichte
liebe Pam,
ich habe sie gerne gelesen :-)
Mir sind zwar die leibhaftig passierten Vorfälle mit meiner Tochter, später mit meiner Hündin und meiner einer wieder eingefallen, aber die gehören zum Glück der Vergangenheit hat......
Liebe Grüße von Gabriele
Diese Woche - Antworten
PamolaGrey Dankeschön Gabriele,
für dein Interesse, und Kommentieren meiner kleinen Geschichte,
vielen lieben dank ich freue mich.
LG Pam
Diese Woche - Antworten
Brubeckfan Das gelang Dir anschaulich, süß und ermutigend. Du solltest 50 Ausdrucke Deinem Hausarzt zur Auslage schenken.
Viele Grüße,
Gerd
Diese Woche - Antworten
PamolaGrey Ja, es ist leider immer schwerer Ärzte zu finden, die sich für die kleinen Patienten so liebevoll einsetzten.
Aber da die Geschichte eine wahre Geschichte ist, habe ich sie genau so aufgeschrieben, wie sie passierte.
LG Pam
Diese Woche - Antworten
PamolaGrey Ja, es ist leider immer schwerer Ärzte zu finden, die sich für die kleinen Patienten so liebevoll einsetzten.
Aber da die Geschichte eine wahrer Geschichte ist, habe ich sie genau so aufgeschrieben, wie sie passierte.
LG Pam
Diese Woche - Antworten
Eichenlaub 
Hallo Pam,
das ist eine Geschichte wo jeder mitfühlt, wenn so ein winziges Tierchen, wie der Zecke, falls sie nicht entfernt wird, Schaden im Körper anrichten könnte.
Ich hatte früher eine zufällig an meinem Unterarm entdeckt, aber mit einer Zeckenzange schnell entfernen können.
Es ist schon lange her. Sie hat mir nichts antun können, es hat nur ein wenig gezwickt.
Lieben Grüße
Gerlinde
Diese Woche - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
11
0
Senden

172787
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung