The Best Friend
Tiere im Haus
Lachen, Freund, Intelligent, Schmecken, Krankheiten, Häftling, Schlafen
Vor mehreren Jahren habe ich mit meiner Mutter in Namibia gelebt, mitten in Afrika. Namibia ist ein tolles Land, mit viel Sonne, viel Natur und vielen wilden TIEREN. Die Menschen dort sind offen und freundlich; sie LACHEN viel und reden anders als hier in Deutschland.
Wovon ich aber erzählen will, sind die TIER beziehungsweise ein Tier, das mein
FREUND geworden ist. Eines Nachmittags saß ich in unserem Haus auf der Terrasse und aß ein Stück leckeren, süßen Kuchen, den meine Mutter gebacken hatte. Dazu las ich ein spannendes Buch, das mich völlig fesselte. Ich war ganz vertieft in die Geschichte und griff nur ab und zu nach dem Kuchen, um ein Stück abzubeißen. Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel einen Schatten rechts von mir, und als ich genauer hinsah, war der Kuchen verschwunden.
Der Teller war leer. Ich war völlig verblüfft, und als ich hochsah, saß auf einem Pfeiler am Gartenzaun ein kleines
Äffchen, das meinen Kuchen gefressen hatte. Ruckzuck war der Kuchen weg, und das Äffchen sah hungrig zu mir hin. Ich war ein bisschen sauer, aber ich hatte auch meinen Spaß und dachte: „Okay, du hast noch Hunger, und wir haben noch Kuchen in der Küche.“
„Willst du noch ein Stück?“, rief ich dem Äffchen zu. Es antwortete mit einem Keckern, das für mich wie LACHEN klang. „Okay, das war ein Ja“, sagte ich und ging hinein, um noch ein Stück zu holen. Ich stellte den Teller auf den Tisch und rief nach dem Äffchen.
„Hey, hier ist noch was für dich!“ Es
wurde aufgeregt, sprang mit ein paar Sätzen auf den Stuhl, schaute mich an, und dann – schwuppdiwupp – war es am Teller und schnappte sich den Kuchen. Damit hatte ich einen neuen FREUND gewonnen.
Das Äffchen wartete in den nächsten Tagen immer auf der Terrasse auf mich, und ich hatte immer etwas zu essen für ihn dabei: mal eine Banane, mal einen Apfel oder Kekse. Nach einiger Zeit ließ es sich von mir streicheln, kletterte auf meinen Schoß und zerzauste mir die Haare. Wir wurden beste FREUNDE, und ich gab ihm einen Namen: Joe. Abends kletterte er sogar mit mir ins Bett zum
SCHLAFEN und lag neben dem großen Kissen.
Als meine Mutter das sah, war sie nicht begeistert.
„Joe ist ja vielleicht im Moment ganz nett“, meinte sie, „aber Affen können beißen und KRANKHEITEN übertragen.“
„Joe ist ganz lieb!“, sagte ich. „Er tut mir nichts.“
„Man weiß ja nie“, sagte meine Mutter. „Wenn du ihn behalten willst, müssen wir ihn impfen lassen.“
Also besorgten wir einen kleinen Plastikkäfig im Supermarkt. Es war
schwierig, Joe in den Käfig zu bekommen. Das wollte er überhaupt nicht und lief immer weg, wenn wir mit dem Käfig kamen. Schließlich legte ich eine Spur aus Bananenstücken zum Käfig, in den ich eine ganze geschälte Banane legte. Joe war verfressen und schnappte sich Stück für Stück. Schließlich kletterte er in den Käfig, um die Banane zu fressen, und ich schlug die Tür zu – Joe war gefangen. Mann, war er wütend!
Er schrie und zeterte, wollte unbedingt wieder raus, schaute uns dann aber mit einem Hundeblick an, der einem fast das Herz zerriss. Mir tat er richtig
leid.
„Er ist doch kein HÄFTLING“, sagte ich zu meiner Mutter.
„Nein, das ist er auch nicht“, sagte sie, „aber geimpft werden muss er trotzdem. Danach kommt er wieder frei.“
Ich gab Joe zum Trost noch zwei kleine Bananen. Sie SCHMECKTEN ihm richtig gut, und er wurde wieder lieb.
Wir fuhren sofort zum Tierarzt. Auch das war wieder mit etwas Theater verbunden, aber er konnte geimpft werden. Auf der Rückfahrt fütterte ich Joe mit kleinen Stücken Banane, um ihn zu
beruhigen.
Zu Hause ließ ich ihn wieder frei. Erst haute Joe ab, und ich dachte, ich hätte ihn vielleicht verloren. Aber am nächsten Morgen saß er wieder auf der Terrasse. Er hatte mir verziehen – und außerdem hatte er Hunger.
In der nächsten Zeit hatten wir viel Spaß. Wir spielten mit einem Ball, den ich warf, und Joe jagte ihm hinterher. Ich zeigte ihm auch sein Spiegelbild. Er ist INTELLIGENT und begriff tatsächlich, dass er sich selbst sah. Dann gab er sich selbst Küsschen. Das war zum Schießen! Für mich hätte es ewig so weitergehen
können.
Doch eines Tages tauchte ein Mann bei uns auf, ein Einheimischer. Ich wusste zuerst gar nicht, was er wollte, aber er machte mir klar, dass er Joe haben wollte.
„Das ist mein Affe“, meinte er. „Er lebt schon seit zwei Jahren bei mir und meiner Familie, und wir wollen ihn zurückhaben.“
Mir traten die Tränen in die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein! Joe und ich verstanden uns so gut. Dann sah ich, dass er dem Mann auf die Schulter sprang – er
kannte ihn. Meine Mutter sprach mit dem Mann, schließlich schaute sie mich an und strich mir übers Haar.
„Ich glaube, wir müssen Joe wieder abgeben“, sagte sie. „Der Mann hat ihn vor zwei Jahren gekauft, und er gehört ihm. Seine Familie vermisst Joe schon.“
Ich hätte fast angefangen zu weinen, beherrschte mich aber und nickte. In den nächsten Minuten verabschiedete ich mich von Joe, was sehr traurig war. Dann verschwanden beide.
Ich weiß nicht, ob der Mann Joe eingesperrt hat, aber ich sah ihn nie
wieder. Sechs Wochen später reisten wir zurück nach Deutschland, und Joe war endgültig aus meinem Leben verschwunden. Aber ich denke gerne an ihn zurück, weil er das Beste war, was mir in Namibia passiert ist.