Tiere bis unters Dach
Schreibparty 112
Vorgabewörter:
Freund, lachen, Schlaf, Krankheit, intelligent, Häftling, schmecken
Eine Kurzgeschichte von Darkjuls zum Thema: "Tiere im Haus".
Tiere bis unters Dach
Lilly war ganz auf sich allein gestellt. Sie verlor ihre Eltern bei einem Autounfall, den sie selbst schwerverletzt überlebte. Sie fühlte sich mitunter verloren und alleingelassen in der Welt.
Die junge Frau lebte zurückgezogen und schloss auch keine Freundschaften. Das Lachen war ihr längst vergangen, denn sie kam sich wie eine Gefangene ihrer Einsamkeit bzw. wie ein Häftling in ihrem kalten, von Gott verlassenen Gemäuer vor, welches ihr Elternhaus war. Sie sehnte sich so sehr nach einer Familie, Wärme und Geborgenheit.
Eines Tages beschloss Lilly deshalb,
die zwei Jungkatzen, die sie auf einem nahegelegenen, verlassenen Fabrik-gelände entdeckt und gefüttert hatte, mit nach Hause zu nehmen. Sie nannte einen Sammy und die andere Sunny. Für die einsame Frau waren die Tiere ihre Ersatzfamilie. Sie ließ die Katzen sogar in ihr Bett, denn in deren Nähe konnte Lilly endlich wieder einige Nächte
durchschlafen.
Als Sunny dann 6 Junge gebar, war das zwar überraschend, doch konnte und wollte sich Lilly nicht von den Kleinen
trennen. So kümmerte sie sich auf-opfernd um die Katzenbande und konnte gar nicht genug Zuneigung sowie Gesellschaft bekommen.
Ein Großteil ihres Geldes ging für Futter drauf. Doch es sollte nicht bei den 8 Stubentigern bleiben. Über die Jahre wurden es immer mehr und Lilly gestand sich die Überforderung durch Haltung und Pflege der Tiere nicht ein.
Überall im Haus wuselten Katzen umher und ließen sich alles irgendwie Fressbare schmecken. In jedem Zimmer hatte Lilly ein Katzenklo aufgestellt. Doch die Tiere waren inzwischen derart in der Überzahl
und konnten das Haus nicht verlassen, dass sie ihr Geschäft überall in den Räumen verrichteten.
Als Lilly eines Tages nach dem Einkauf mit hohem Fieber an ihrer Haustür zusammenbrach, wählte eine Passantin geistesgegenwärtig die 112. Die Rettung fand nicht nur eine völlig erschöpfte Frau, sondern auch über dreißig Katzen im Haus vor. Diese wurden in Tierheimen untergebracht und tierärztlich versorgt.
Es stellte sich heraus, dass Lilly unter dem Messie-Syndrom mit zwanghafter Hortung von Tieren litt, was nicht daran lag, dass sie wenig intelligent, sondern
psychisch krank war. Nachdem sie sich ihre Krankheit nun eingestand, nahm Lilly professionelle Hilfe an und arbeitete ihre Vergangenheit und den Verlust Stück für Stück auf.
Solltest Du eine Person kennen, die an einer Zwangsstörung leidet, zögere nicht helfend einzugreifen. Für die betroffene Person gibt es unter anderem Beratungs-angebote. So wird beispielsweise neben der psychologischen Betreuung von der Caritas ein Organisationstraining im Rahmen der Familienhilfe angeboten.