Die Frau, die immer Ja sagte
Es war einmal eine Frau, die nie widersprach.
Man gab ihr schwere Lasten, und sie trug sie.
Man nahm ihr Zeit und Ruhe, und sie gab sie.
Man bat um ihr Lächeln, und sie schenkte es, auch wenn sie weinte.
Bald war sie müde, ausgelaugt und konnte kaum noch für sich selbst sorgen.
Da blieb sie stehen und sprach:
„Ich habe so oft Ja gesagt, dass ich mich selbst verloren
habe.“
Da wurde es still um sie, und die Menschen merkten:
Nicht ihr Ja war das Geschenk –
sondern ihre Freiheit, es aus Liebe zu geben.
Die Fabel vom Marionettenmädchen
Es war einmal ein Mädchen, das hing an unsichtbaren Fäden. Jeden, den sie traf, zog an ihr – die Eltern, die Lehrer, die Freunde. Und weil sie allen gefallen wollte, ließ sie sich führen, nickte und tanzte.
Eines Tages blickte sie in einen Spiegel. Doch statt ihres Selbst sah sie Jemand fremdes an Fäden, die an ihr zerrten. Da wurde sie traurig, denn sie spürte: Das bin nicht ich.
In der Stille hörte sie ein leises Flüstern in ihrem Herzen: „Zerschneide die Fäden.“ Zögernd nahm sie eine unsichtbare Schere und kappte einen Strang nach dem anderen. Mit jedem Schnitt fiel eine Last von ihr ab.
Zuerst wankte sie unsicher, ohne Halt. Doch bald lernte sie, auf eigenen Füßen zu stehen. Sie entdeckte ihre Stimme, ihre Wünsche, ihre Kraft.
Und aus dem Marionettenmädchen wurde eine Frau – frei, aufrecht
und stolz.
Sie lächelte und sprach:
„Ich tanze nicht mehr, weil andere es wollen. Ich tanze, weil es mein Leben ist, dass ich lebe.