Es reicht!
„Wo bleibt Dennis? Wir warten auf ihn!“
„Versteh ich nicht. Er ist vor zwei Stunden losgefahren.“
„Aber nicht angekommen. Er hat wohl was Besseres vor …“, der Kumpel ihres Mannes lachte dreckige.
Sie reagierte nicht, versuchte locker zu klingen. „Was sollte er schon vorhaben. Ist sicher aufgehalten worden.“ Langsam legte sie das Smartphone weg.
Fakt war, dass ihr Mann nichts anbrennen ließ. Das nahm sie seit Jahren hin. Schließlich war er der Vater ihrer Kinder, sie hingen an ihm. Genau wie sie … irgendwie
…
Als sie zum ersten Mal merkte, dass er ein Verhältnis hatte, war ihre heile Welt zusammengebrochen. Damals hatte er ihr geschworen, dass es nie wieder vorkommen würde. „Die Alte hat mich so verdammt geil angemacht.“ Sie hatte ihm geglaubt, merkte aber bald, dass er wieder Gründe vorschob, um spät in der Nacht nach Hause zu kommen. Wieder eine Affäre. So ging es seit Jahren.
In der letzten Zeit war er mit seinen Gedanken überhaupt nicht mehr bei ihr. Er trank noch mehr Alkohol als gewöhnlich. Ein Kinderspiel herauszufinden, wer die Glückliche war. Schließlich hatte sie jede Menge
Erfahrung sammeln können.
„Verdammt“, murmelte sie. „Der Kerl ist nichts wert.“
All die Liebe, Rücksichtnahme und die vergeudeten Gefühle. Nur um wieder und wieder verletzt und enttäuscht zu werden.
Der Schlüssel drehte sich im Schloss. Er stand schwankend in der Tür.
„Hallo“, grinste er verschwommen.
Sie musterte ihn kühl. „Wo kommst du her?“
„Das weißt du doch, vom Frühschoppen“, murmelte er.
„Das kann nicht sein. Dein bester Freund hat angerufen. Du warst nicht dort, sondern bei deiner neuen Schlampe.“
Plötzlich war sie ganz ruhig.
Er grunzte verächtlich. „Und wenn schon, was willst du machen, mich rausschmeißen?“
„Das habe ich gar nicht nötig“, sie wunderte sich über sich selbst. „Sie holt dich ab. Ich rufe sie sofort an.“
Er schaute sie einen Moment irritiert an. Dann grinste er breit. „Das machst du nicht.“ Wortlos greift sie zum Smartphone und wählt die Nummer, die sie sich schon längst notiert hat.
Seine Freundin meldete sich zuckersüß.
Genauso freundlich antwortete sie. „Hallo, hier ist Dennis Frau. In einer halben Stunde kannst du ihn abholen. Dann hat er das Nötigste gepackt und
steht vor dem Haus. Er wohnt nämlich seit heute nicht mehr hier.“
Schweigen, Verblüffung, ein Räuspern. „Ja, aha, also, ich komm dann mal vorbei …“
„Beeil dich lieber.“ Sie beendete das Gespräch, dann wandte sie sich ihrem Mann zu, der mit offenem Mund zugehört hatte.
„Du solltest jetzt packen. Die Schlampe wird nicht ewig auf dich warten!“
In dieser Nacht schlief sie tief und traumlos und wachte am Morgen gut ausgeschlafen auf. Sie reckte sich grinsend.
Zum ersten Mal seit Jahren hatte sie
richtig viel Platz.
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