Humor & Satire
Loreley - von der Glonn

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"Loreley - von der Glonn"
Veröffentlicht am 23. August 2021, 16 Seiten
Kategorie Humor & Satire
© Umschlag Bildmaterial: Emil Krupa-Krupinski Loreley 1899.jpg
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und ...
Loreley - von der Glonn

Loreley - von der Glonn

Vorwort: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...“ Diese berühmte Zeile, mit der das nachfolgende Gedicht beginnt (das auf einer wahren Begebenheit beruht), wurde dem Gedicht „Lore-Ley“ von Heinrich Heine aus dem Jahre 1824 entnommen, das die von Clemens Brentano erfundene Sage „Loreley“ zum Thema hat: Die schöne Jungfrau Loreley sitzt singend und mehr oder weniger nackt auf dem gleichnamigen Felsenriff über einer engen und daher gefährlichen Kehre des Rheins und kämmt ausgiebig ihr goldenes, langes Haar. Ihr atemberaubender Anblick lenkt vorbeifahrende Schiffsleute derart vom Lenken ab,dass sie mitsamt ihrem Schiff im Rhein untergehen. Der Text Heines wird zur Information in der Nachlese wiedergegeben.


Die Loreley von der Glonn Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich heut' so griesgrämig bin. Vielleicht trübt mein Tinnitus-Leiden mal wieder fatal meinen Sinn? Woher stammt dies Sirren und Piepen, das mich bereits stundenlang plagt? Es kommt und es geht nach Belieben, was mir an der Nervenkraft nagt. Nun hör ich, dass rhythmisch zum Kreischen hinzu noch 'ne Klampfe erklingt. Bald schließ' ich aus diesen Geräuschen, dass heut' meine Nachbarin singt.



Sie schmettert von ihrer Terrasse 'ne Arie ins Glonntal hinaus. Zwar mangelt’s dem Singsang an Klasse, doch macht ihr dies scheinbar nichts aus. Passanten und Katzen enteilen erschaudernd vor diesem Gesang. Die Hunde beginnen zu heulen wie vormals im Wolfsrudel-Zwang. Doch würd’ sie sich singend frisieren, so nackt wie die Rhein-Loreley. Dann würd’ ich ihr Lied akzeptieren mitsamt ihrer Klampfzupferei. Vielleicht wird sie nackt musizieren und macht toll die Loreley nach. Doch wird hier kein Schiff havarieren, denn hier ist die Glonn nur ein Bach.

Nachlese (Heines Text): Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin; ein Märchen aus alten Zeiten, das kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt, und ruhig fließt der Rhein; der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein. Die schönste Jungfrau sitzet dort oben wunderbar; ihr goldnes Geschmeide blitzet, sie kämmt ihr goldenes Haar. Sie kämmt es mit goldenem Kamme und singt ein Lied dabei; das hat eine wundersame, gewaltige Melodei.


Den Schiffer im kleinen Schiffe ergreift es mit wildem Weh; er schaut nicht die Felsenriffe, er schaut nur hinauf in die Höh. Ich glaube, die Wellen verschlingen am Ende Schiffer und Kahn; und das hat mit ihrem Singen die Lore-Ley getan.



Heines Verse von Friedrich Silcher vertont:


https://www.youtube.com/watch?v=3DX_aykzT9Q


https://www.youtube.com/watch?v=P-F3prcPC78&list=RDbweXpFvYrQs&index=3

(Mireille Mathieu)

b.w.







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Hörbuch

Über den Autor

Friedemann
"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und Mitschüler ihre Opfer waren) eine Vorliebe habe. Gemäß meinem Motto - Humor ist das Knopfloch, mit dem wir verhindern können, dass uns der Kragen platzt - kommt hierbei allerdings der Humor (meistens) nicht zu kurz.

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Darkjuls Die Nachbarin hat also Deine Beachtung gefunden. Mag jeder, dem es gefällt, seine Stimme erheben und das Leben feiern. Deine Zeilen gefallen mir, lieber Friedemann. So ziehe ich summend von dannen. (Will meine Nachbarschaft nicht verschrecken)
Liebe Grüße Marina
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Ja, liebe Marina,
unserer Nachbarin hat sehr wohl meine Beachtung gefunden, jedoch nur in akustischer und nicht visueller Weise, da unser Garten teilweise mit Büschen und Bäumen eingerahmt ist und nicht direkt an ihr Grundstück grenzt. Daher hatte ich sie noch nie gesehen, bevor sie uns eines Tages mit ihrer Gesangskunst überraschte, die allerdings keineswegs so übel war, wie ich sie - der Handlung zuliebe - in meinen Versen schilderte. Im Gegenteil: Ihr Gesang und ihr Gitarrenspiel war zwar nicht begeisternd, erinnerte mich jedoch nostalgisch an vergangene Hippie-Zeiten. Und beschwert hätte ich mich ohnehin nicht, doch die überraschende weibliche Singstimme aus dem Abseits hat mich - im Liegestuhl sinnierend sonnend - irgendwie an die Loreley erinnert und diese Satire ins Leben gerufen.

Liebe Grüße und herzlichen Dank für Deinen Besuch,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ach das war ja wieder ein Leseschmaus,
ich hielt es vor Lachen ja kaum noch aus.
Hab´s sogar versucht zu singen
Vielleicht tut´s darum in den Ohr´n Dir so klingen.
(Ich weiß, dass das "tut" nun ein nicht so gut passt, aber mir fiel erst mal kein anderes ein. Verzeih.)

Haste wieder fein gedichtet, Reim und Versmaß passt sogar zur Musik.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Bärbel,
Dein wohlgereimter Kommentar
gefiel mir wahrlich ganz und gar.
Bestimmt hätt' ich auch höchst betört
Dein Loreley-Lied angehört.

Liebe Bärbel, ich danke Dir herzlichst für Deinen lyrischen Kommentar Dein dickes Lob und Dein dickes Geschenkpaket dazu.
Liebe Grüße,
Friedemann

PS: Mit Deinem Gesang hast Du mich daran erinnert, dass das Loreley-Lied mit Heines Text und Silchers Melodie heute vielseitig vertont wird. In meiner Nachlese füge ich noch einige Beispiele ein.
Vor langer Zeit - Antworten
Nereus Es ist nun einmal sehr in Mode gekommen, jeder will sich mitteilen, auch oder gerade dann, wenn er / sie nichts zu sagen hat.
Vielleicht übt die Singende schon für ihren ersten Wahlauftritt, da ist sie ja mit FALSCHEN Tönen in bester Gesellschaft.
Gut, dass Deine Verse mich immer wieder zum Denken anregen.
Dankend lieben Gruß
markus
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Ja, lieber Markus,
dieses unüberhörbare Hinausposaunen einer Botschaft (die bei uns damals wohl lautete „Hier bin ich!“) nehmen derzeit progressiv mit zunehmender Digitalisierung zu, da mit wenig Aufwand jeder Hanswurst seine Illusionen oder seinen Frust öffentlich breittreten kann. Unsere Glonn-Loreley hatte damals zu ihrem Glück noch keine technische Hilfsmittel und kam – wohl weil sie draußen nur noch summte – als Neubürgerin mit ihrer Familie in der Nachbarschaft gut an.

Mit herzlichen Grüßen danke ich Dir für Lob und Favo,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Lagadere 

Seeeehr gelungene Persiflage, die man in Zeiten der tiefstehenden Sonne bei MS gierig und dankbar wie ein Schwamm aufsaugt.
Unverkrampft, locker, heiter, mit Sinn und Verstand....
na ja, wie immer halt.

LG
Uli

Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Lieber Uli,
herzlichen Dank auch Dir für Deinen Besuch, Deine überaus lobenden Worte und Deinen wohlgefüllten Geschenkkorb,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Wunderbar.
Tja, Corona verführt zur Balkonmusik und offenbart Qualitäten, die besser von Plüsch und Vertiko verschluckt geblieben wären.
Vlt. lädtst Du sie zum Tee ein, dann kann sie nicht singen.
Viel Erfolg,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Lieber Gerd,
dieser einmalige musikalische Auftritt unserer Nachbarin fand schon lange vor der Corona-Pandemie statt, also ohne Maske vor dem Mund, die das Ergebnis dieses Auftritts abgemildert hätte. Einmalig war der Auftritt in dem Sinne, dass er nie wiederholt wurde - was darauf schließen lässt, dass die Sängerin mit dem Feedback der unmittelbaren Nachbarschaft wohl nicht zufrieden war. Von uns kam keine Reaktion, da wir keine direkten Nachbarn sind und wir über den Gesang ohnehin nur grinsen konnten.

Liebe Grüße, und Dankeschön für Dein wunderbares Lob und Dein Futter für mein Sparschweinchen,
Friedemann

PS: Dankeschön auch für Deinen Tipp, die Sängerin mit Tee ruhig zu stellen. Besonders erfolgreich, wenn die Tasse derart serviert wird, dass das Opfer den Teebeutel mitschluckt.
Vor langer Zeit - Antworten
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