Es wird des düstren Todes stinkend Odem
Mir löschen nächstens alle Lichtlein hell
Dass Tannenzweiglein werden müssen weichen
Dem Lauf der Zeit und wandern in den Müll
Die Kindlein, die vor wenig Tagen noch
Mit leuchtend' Augen schauten in der Lichter Spiel,
Wenden sich dem schnöden Smartphone zu
Und schauen Netflixserien zum Advent.
Und all dies Ungemach ereilt uns Kränze jedes Jahr,
Man windet uns, man steckt uns Lichter auf,
Man zündet diese an und singt dazu,
Und doch wohnt unser Tod bereits in uns am ersten Tag...
Dieses Gedicht wurde am 3. Dezember irgendeines Advents veröffentlicht im "Rippenzieher", der Hauspostille des
Fleischereifachverbandes Südbaden Mitte
Der Vorsitzende des FFVSM, Herr Adolf Schinkengruber, hatte es in einem von der Großmutter geerbten kleinen Lyrikband gefunden und zum Abschuss, Pardon, Abdruck in nämlicher Postille freigegeben. Dass es einen derartigen Sturm an Reaktionen der fleischfressenden Öffentlichkeit kommen würde, konnte unser braver Metzgermeister wahrlich nicht vorhersehen.
Hier eine kleine Auswahl an Kommentaren:
Was für ein gelungenes Gedicht. Die Ästhetik des Hässlichen ergreift mich, der ich als Pathologe in Berlin tätig bin, zutiefst. Ich werde es neben meine kleinen Astern und die jungen Ratten stellen, dieser Platz dürfte ihm anfgemessen sein.
Dr. B., Gynäkologisches Krankenhaus
Charlottenburg
Die Herrlikeit der Erden
Mus rauch undt aschen werden/
Kein fels/ kein ärtz kan stehn.
Dis was vns kan ergetzen/
Was wir für ewig schätzen/
Wirdt als ein leichter traum vergehn.
Herr Andreas G., Glogau ( diesem Herrn scheinen die Regeln der Rechtschreibung nicht geläufig zu sein, aber gut, der Wille zählt)
Ein Tännlein grünet, wo,
Wer weiß! im Walde,
Ein Rosenstrauch, wer sagt,
In welchem Garten?
Sie sind erlesen schon,
Denk' es, o Seele,
Auf deinem Grab zu
wurzeln
Und zu wachsen.
Herr Pfarrer M. aus Stuttgart, der wohl einen Kranz nicht von einem Baum unterscheiden kann?
Ueber allen Gipfeln
Ist Ruh',
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur!
Balde
Ruhest du auch.
Herr von G., aus einem Ort irgendwo in Thüringen; das, Herr von und zu, kann unseren Adventskranz ja nun auch nicht gerade trösten!
Ein Tännlein grünet
wo,
Wer weiß, im Walde,
Ein Rosenstrauch, wer sagt,
In welchem Garten?
Sie sind erlesen schon,
Denk dran, Adventskranz,
Auf deinem Grab zu wurzeln
Und zu wachsen.
Noch ein Herr Pfarrer, aus Ludwigsburg – haben Pfarrer eigentlich so wenig an den Hacken, dass sie Unmengen an Gedichten schreiben? Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago... sorry, falscher Text, bin ich der Meinung, dass Hochwürden hier das Thema verfehlen. Zudem scheint mir hier ein Plagiat unter Amtsbrüdern vorzuliegen.
Nie zu sehen nie zu hören
Liegt ein Feuerzeug im Stroh
Wartet dort auf dumme
Gören
Sind nur in heißen Flammen froh
In-extremo-troja, aus dem Album: Kompass zur Sonne