Humor & Satire
Moderne Kunst - als sichere Geldanlage

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"Moderne Kunst - als sichere Geldanlage"
Veröffentlicht am 23. Juli 2020, 14 Seiten
Kategorie Humor & Satire
© Umschlag Bildmaterial: Ambre Müller-Risso
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und ...
Moderne Kunst - als sichere Geldanlage

Moderne Kunst - als sichere Geldanlage


Woher kommt das Geld? Ob Nepper, Schlepper, Drogendealer, ob Abschaum aus der Unterwelt, ob Ölscheich oder Schwarzgeldspüler - sie alle woll’n ans große Geld. Sie leben gut auf unsre Kosten, wie fette Maden tief im Speck - so auch Bankiers mit Vorstandsposten und weißen Westen ohne Fleck.

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Wohin mit dem Geld?

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Wohin jedoch mit den Gewinnen?

Damit man sie nicht teilen muss mit all den Loosern, die da spinnen von Gleichstellung und Schulterschluss.

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Wo sind sie, die Finanzoasen wie Guernsey, Schweiz und Liechtenstein? Der Gegenwind hat sie zerblasen, die Schwarzgeldkonten froren ein. . Das Geldanlegen wird zur Plage. War’s früher noch ein Zockerspaß, plagt heute jeden Lump die Frage: Auf was ist heute noch Verlass? . Die Aktien gehen rauf und runter, die Spareinlagen sind verhunzt, selbst Immobilien purzeln munter. Im Aufwärtstrend bleibt nur die Kunst!

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Die optimale Geldanlage: Die alten Meister sind vergriffen, doch neue Meister wachsen nach. Teils werden sie wie einst geschliffen, doch viel’ empfinden dies als Schmach. Statt Herkömmliches zu kopieren - für sie partout nicht zumutbar - begehr’n sie Neues zu kreieren mit Ambition zum Shootingstar. Als Laie lässt sich’s kaum erkennen, welch Werk da wohl als Kunstwerk zählt. Erst wenn Experten es so nennen, gelangt man an das große Geld. Doch wird das Werk zu Recht gepriesen? Wenn der Expert’ selbst Sammler ist, lanciert er mit den Expertisen gelegentlich auch echten Mist!

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So einst geschehen in Italien: Ein Künstler war spezialisiert auf Arbeiten mit Naturalien; doch bald war er zutiefst frustriert. Mit Fundstücken von Strand und Küsten verdiente er zwar gutes Geld - doch nur, weil depperten Touristen im Urlaub jeder Schund gefällt. Sein Werk erschien ihm brav und bieder, ein Ausbund an Banalität. In ihm fand er sich selbst nicht wieder, Wo blieb die Kreativität? Doch eines Tags, im stillem Örtchen, kam ihm die zündende Idee: Er musterte sein Schoko-Törtchen am Schüsselboden des WC.

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Denn das, was er exkrementierte, gefiel ihm formästhetisch mehr als dies, was er sonst fabrizierte. Auch fiel dies Tun ihm nicht so schwer. Das Künstlerherz in ihm erwachte, nachdem er stolz sein Werk besah, das er entkrampft zustande brachte: So fein wie mousse au chocolat. Die Konsistenz der Exkremente ist sortenreich und wertneutral. Sie reicht von mousse-zart bis al dente, gesteuert durch das letzte Mahl. Wie nun das Kunstwerk präsentieren? Als Häufchen oder flachgepresst? Doch wird es wohl an Wert verlieren, wenn man’s Bakterien überlässt.



Zwar traurig, aber folgerichtig: Der Künstler konserviert es ein! Die Optik ist im Safe nicht wichtig, die Kunst führt dort ihr Scheindasein. Denn Nepper, Schlepper und-so-weiter sind nur vom Geldwert fasziniert, da diese üblen Beutelschneider die Kunst an sich nicht interessiert. Drei Viertel aller Kunstobjekte verstecken sich nun in der Schweiz als traurige Begleiteffekte von Habgier, Eigensinn und Geiz. Und die Moral von der Geschicht: Als Kunst noch Kunst war, ließ man sammeln, um Schönes schön zu präsentier’n. Heut lässt man Kunst im Safe vergammeln, man will mit ihr nur abkassier’n.


Nachlese (zitiert aus Wikipedia):


Merda d’artista (deutsch Künstlerscheiße) ist ein bekanntes Projekt des italienischen Konzeptkünstlers Piero Manzoni. Im Jahre 1961 füllte Manzoni jeweils 30 g seiner eigenen Fäkalien in 90 Dosen und verschloss diese geruchsfest. Die Dosen wurden einzeln von 001 bis 090 durchnummeriert und mehrsprachig mit merda d’artista oder auch Künstlerscheisse beschriftet. Die Dosen verkaufte der Künstler schließlich zum damals aktuellen Goldpreis für 30 g (ca. 37 US-Dollar). Die Aktion erregte viel Aufsehen, für die einen aufgrund des radikalen Bruchs mit der künstlerischen Tradition, für die anderen als offensichtliches Zeichen der Degeneration und Dekadenz der modernen Kunst. Sämtliche Dosen wurden verkauft und befinden sich in verschiedenen Sammlungen weltweit. Sie haben heute einen deutlich


höheren Wert als den von Manzoni angesetzten, eine Dose wurde im Jahr 2008 bei Sotheby’s für 97.250 englische Pfund (ca. 132.000 Euro) versteigert. Ein Durchleuchten der Dose zur Bestimmung des Inhalts ist so gut wie ausgeschlossen, da diese aus Metall besteht; eine Öffnung würde das Werk zerstören und könnte den Inhalt beschädigen. Bernhard Bazile, einer der Eigentümer, öffnete 1989 dennoch seine Dose. Diese gilt seither wiederum als eigenes Kunstwerk, Boîteouverte de Piero Manzoni. Weil ein dänisches Museum in Randers eine der Dosen bei zu hohen Temperaturen gelagert und dadurch beschädigt hatte, musste es dem Eigentümer für seine Leihgabe nach einem Rechtsstreit in den 1990er Jahren 250.000 dänische Kronen zahlen. Manzonis Vater, ein Dosenfabrikant, soll ihn mit den spöttischen Worten: „Deine Arbeit ist Scheiße!“ zu dieser Arbeit inspiriert haben.


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Hörbuch

Über den Autor

Friedemann
"Friedemann" ist nur mein Vorname, für meinen Nachnamen "Kriegsfuß" reichte (aufgrund der von myStorys vorgegebenen Obergrenze von 14 Zeichen) leider der Platz nicht mehr. Mein Name besagt, dass ich im Grunde ein sehr friedliebender Mensch bin, der aber verbalen Auseinandersetzungen nicht grundsätzlich aus dem Weg geht. Diese sind gelegentlich die Folge von satirischen Texten, für die ich schon seit meiner Schulzeit (als noch Lehrer und Mitschüler ihre Opfer waren) eine Vorliebe habe. Gemäß meinem Motto - Humor ist das Knopfloch, mit dem wir verhindern können, dass uns der Kragen platzt - kommt hierbei allerdings der Humor (meistens) nicht zu kurz.

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welpenweste Wie Wahr!
Herzlich
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Na klar!

Herzlichst,
Friedemann

PS: Hinsichtlich meiner vorschnellen, schnoddrigen Erwiderung „na klar“ muss ich leider eingestehen, dass immer noch keine Klarheit darüber herrscht, wie sich derartige Fäkalien-Kunstprodukte in die heutigen EU- Agrar-Richtlinien für Konservendosen einordnen lassen, da weder Verfallsdatum angegeben noch Bio-Produkt-Nachweise nachgeliefert werden. Doch ebendies – die Erhabenheit über bourgeoise Opportunität - zeichnet ja das wahre, progressive Kunstwerk aus.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Wow, ich hab´s geaht, aus Scheiße kann man doch Geld machen. Aber wenn man keine Lobbyisten hat, wird´s wohl schwierig. Ich würde gerne meine juckenden Mückenstiche an den Mann bringen, weiß nur nicht wie.
Das hast Du ja famos gedichtet, lieber Friedemann, und es stimmt alles, was Du schreibst. Dummheit und Gier sind die Triebfedern. Ich bin lieber kleinkariert als größenwahnsinnig.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Liebe Bärbel,
ich drücke Dir die Daumen, dass Du mit Deinen juckenden Mückenstichen eines Tages ans große Geld kommst. Auf den ersten Blick ist die eigentliche – weil aktive – Kunstschaffende zwar die Mücke, doch kannst Du durch die Nichtanwendung von Autan o.ä. nachweisen,dass Du sie zum Stechen aufgefordert und das Ergebnis zum Kunstwerk erklärt hast (lt. Beuys ja dein gutes Recht). Dessen Geldwert ist u.U. davon abhängt, wohin sie Dich stach.

Liebe Grüße und herzlichen Dank für Deine lobenden Worte und Deinen Favo,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Antwort verfassen…8--))) Wunderbar. Die Abhängigkeit von der Stichstelle ist plausibel.
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Wünschen wir diesem Typus von Sammlern ganz herzlich, die Mode möge sich drehen und den Preis ihrer Bilder pulverisieren. Oder die Bilder mögen sich als Kopie erweisen (kennst Du das kleine feine Fälschermuseum in Wien?).
Danke für Gereimtes (oben) und Erläuterndes (unten).
Viele Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Hallo Gerd,
Dein Wunsch (den auch ich mir wünsche) ist erst recht nicht abwegig, wenn man sich den erweiterten und heute nicht mehr anfechtbaren Kunstbegriff des „Badewannen-Beuys“ zu Eigen macht, der lt. Wikipedia wie folgt lautet:

Der Erweiterte Kunstbegriff ist ein zentraler Begriff aus der Kunsttheorie und Sozialphilosophie von Joseph Beuys. Mit diesem Begriff versuchte Beuys das Denken, das Erkennen und die Diskussion darüber, was Kunst sei, zu erweitern. Ausgehend von dem Gedanken, dass jeder Mensch ein Künstler sei und somit Kunst hervorbringen könne, fasste Beuys unter diesen Begriff insbesondere die Kreativität der Menschen, die im Zusammenwirken eine die Welt und die Gesellschaft verändernde „soziale Kunst“ in der Form einer Sozialen Plastik hervorbringen könne.

Dein Wiener Fälscher-Museum kannte ich noch nicht, doch erweist es sich offenbar, dass man auch mit Fälschungen (jeder Mensch ist ja ein Künstler) gutes Geld verdienen kann.

Liebe Grüße und ein herzliches Dankeschön für Dein kunstvolles Taschengeld,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Ninamy67 Die werde ich mit nach und nach zu Gemüte führen :-)

Lg
Nina
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
… dann viel Spaß, liebe Nina.

Liebe Grüße und gut's Nächtle,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Dekadent, da, wo Kunst zur Farce degradiert/mutiert.
Du hast es wunderbar verwortet, meine Anerkennung.

Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
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