Gedichte
Fern des Lebens

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"Es gibt auf der Erde kaum Orte die lebensfeindlicher sind.."
Veröffentlicht am 25. Juni 2020, 4 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, ...
Es gibt auf der Erde kaum Orte die lebensfeindlicher sind..

Fern des Lebens

fern Des Lebens

Schnell den Fuß vom Gas Scheiße, da liegt doch was voraus am Mittelstreifen zerquetscht von Autoreifen Nie ferner vom Leben wo die Fleischfetzen kleben am Asphalt grau und rot das Vieh ist eh schon tot Tieraugen die nichts mehr schaun Etwas Fell, so weich und erdenbraun streichel es mit meiner Hand bette es vorsichtig am Rand Wir öffnen feuchten Boden und geben dem neuen jetzt das alte

Leben Dieses kleine Hoppeln das man schnell vergisst als auch mein Profil sich in die Reste frisst drückt aus dem Auge den letzten Saft Zehn Minuten noch, gleich ist es geschafft

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Hörbuch

Über den Autor

AndriVento
Ich habe die Worte von Ingeborg Bachmann gewählt, weil ihre Texte für mich, vor fast vierzig Jahren wie eine Offenbarung waren. Natürlich hatte ich damals in der Schule auch gelesen, aber dieser Griff in das Bücherregal meiner Eltern hat in mir eine Tür aufgerissen, dieses berauschende neue Gefühl endlich zu verstehen, was es ist was in mir verzweifelt nach Ausdruck kämpft. Und dann ging es schnell, Kafka, Dostojewski, Camus, Trakl, Benn, Musil...bald eigene Gedichte, zerzweifelt, existentialistisch, pubertär. Der Traum davon Schriftsteller zu werden.
Aber aus ganz unterschiedlichen Gründen habe ich die Literatur verloren, vergessen, nach ganz hinten geräumt. Dreißig Jahre lang. Bis, ja bis erste Geschichten auf Facebook entstanden, kurze Betrachtungen und bald wieder ein erstes Gedicht. Es ist seltsam, als hätte man eine Münze gefunden die vor langer, langer Zeit unter einer Diele verschwunden ist.
Etwas rostig, glanzlos, wertlos inzwischen und doch so faszinierend.

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FLEURdelaCOEUR 
Ohne Worte ...
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Kamel40 Man spürt in deinen Text das Nachdenken über die Geschöpfe. Liebe Grüße Markus
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Darkjuls Hallo Andri, wir sollten Ehrfurcht vor allen Lebewesen haben. Da gebe ich Dir recht. Das Ende Deines Gedichtes verstehe ich aber nicht ganz, ehrt das L-Ich das Leben nun oder fährt es ebenfalls einfach drüber? Ein schauriger Gedanke. LG Marina
Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Es war eine reale Situation, auf der Autobahn, auf dem Ueberholstreifen, ein kleines Tier, Fellreste noch zu sehen, xmal überfahren. Man kann da nicht stehenbleiben oder gar aussteigen und hingehen. Auch nicht ausweichen, es ist fast nicht mehr zu spüren wenn man über einen der Fellreste fährt. Es durchzuckt einen, aber ich war Teil der gesichtslosen Masse die die Reste immer tiefer in den Asphalt fahren. Und 10 Minuten später pünktlich zur Arbeit. :(
LG
Andri
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Richtig es ist auf der Autobahn, da kann man nicht anhalten oder gar aussteigen. jetzt verstehe ich, danke und gut, dass Du darüber geschrieben hast, es verdient jedes Lebewesen Anerkennung. Sei gegrüßt von mir.
Vor langer Zeit - Antworten
SternVonUsedom 

Der Stern
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Lieber Andri,
dieser "Ort" - ja, es ist ein lebensfeindlicher - für Mensch und Tier.
Muss arg sein, wenn man ein Tier überfährt - versehentlich.
Die meisten menschen würden einfach drüber wegsehen, Herzklopfen und dann vergessen.
Traurig.
Gut geschrieben, ein wenig Wehmut, fast auch Trotz.
Gefallen mir gut, diese widerstreitenden Gefühle, die wie eine Mahnung klingen.
Lieben Abendgruß
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Liebe Enya, ich weiß nicht der wievielte ich war der darüber jagte, es ist ja Autobahn, natürlich kann man nicht stehenbleiben. Und dennoch... Die mittlere Strophe beschreibt was passieren sollte und nicht passiert. Zu bestimmten Zeiten sieht man alle paar Kilometer die dunklen Flecken... Igel, Kaninchen, Rehkitze...
Und genauso wie du beschrieben hast, sollte das Gedicht wirken, widerstreitend, trotzig, traurig
LG
Andri
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Oh weh....da bist du wohl einer
der ganz wenigen, die darüber
nachdenken und sogar ein Gedicht
darüber machst.....Chapeau!
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
AndriVento Danke dir, Feedre aber es ist ein so deprimierender Anblick, wie ein Tier völlig zerfetzt daliegt und in aller Sinnlosigkeit der Verkehr und man selbst einfach darüber rollt. Es in ein Nichts kaputtfaehrt...
Liebe Grüße
Andri
Vor langer Zeit - Antworten
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