Sonstiges
Meine Woche als Ei - So kann es gehen!

0
"Das solltet ihr mal ausprobieren ... hihi"
Veröffentlicht am 20. März 2020, 8 Seiten
Kategorie Sonstiges
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.
Das solltet ihr mal ausprobieren ... hihi

Meine Woche als Ei - So kann es gehen!

Meine Woche als Ei

Wenn jemand im Badisch-Alemannischen Sprachraum lebt, dann weiß er oder sie, dass hier die Fasnet am „Schmodzige Dunnschtig“ beginnt und erst am Aschermittwoch um Mitternacht endet. Dieses Jahr wollte ich durchfeiern. Hoffentlich würde mir der CORONAvirus keinen Strich durch die Rechnung machen.

Ich hatte mir mein Kostüm sorgfältig überlegt: Aus Zeitungspapierschnitzeln, Tapetenkleister, Drahtgeflecht und weißer Farbe war eine große halbe Eierschale für den Kopf entstanden, für die Beine zwei kleinere. Ich wollte schließlich damit laufen

können. Für das Eiklar musste ein weißes Bettlaken herhalten, das vorne und hinten einen dicken gelben Punkt als Eidotter zeigte. Ich hatte mich so intensiv in meine Maske eingelebt, dass plötzlich am Donnerstag alles anders kam, nachdem ich mich eingekleidet hatte.

Mir wurde plötzlich schwindlig, dann fand ich mich in einer dunklen Höhle wieder. Um mich herum lautes Gegacker. Da begann ein Pressen und Schieben, ein Gleiten und um mich herum wurde alles fest. Es nahm mir fast die Luft zum Atmen. Ich verstand nichts! Aber ich ergab mich meinem Schicksal. Dann erneutes Pressen und schließlich ERLÖSUNG.


Ich fiel auf ein weiches Polster aus Heu. Zum Glück hatte ich mir bei meinem Sturz nichts gebrochen. Als ich mich ein wenig weggerollt hatte, vernahm ich um mich herum wieder Gegacker und einen wilden TANZ auf Hühnerfüßen. Ein lautes Kikeriki ertönte ebenfalls. Ich lag also in einem Hühnerstall. Für mich war jetzt ganz klar, dass das Huhn früher da war als das Ei. Aber woher kam das Huhn? Ob es vielleicht auch aus einem Ei … möglicherweise eine UNENDLICHE Geschichte?


Da verwirrten sich meine Sinne. Eine derbe Hand griff nach mir … ich wollte aufschreien. Zu spät! Ich landete zusammen mit anderen

Genossen in einer GEPUNKTETen Schürze. Gerumpel hin, Poltern her … sorgfältig achtete ich darauf, meine Hülle nicht zu verletzen. Es wäre mein Untergang gewesen. Viel später fand ich mich gut gekühlt mit anderen Genossen wieder. Nun, gegen die Kühlung hatte ich nichts einzuwenden, aber wozu das Ganze? Ich konnte mir darauf keinen Reim machen. Ach ja, und angenehm dunkel war es auch, sodass ich bald ganz ohne TABLETTE einschlief.


Dann wurde ich wieder abrupt aus meinem Dösen gerissen. Was wollten die denn bloß mit mir? Wieder wurde ich herum getragen. Wohin eigentlich? Ich kam bei diesen vielen Störungen gar nicht zum Nachdenken, wo ich

doch so gerne philosophiere! Ach, wie ich dann später hörte, war ich wohl in der Küche gelandet. Der größte Schock ereilte mich, als ich eine weibliche Stimme sagen hörte: „Hit zMiddag gits BUWWESPITZLE un Suerkrut.“ Mir wurde heiß und kalt in meiner Hülle und in meiner Verzweiflung versuchte ich, mich vom Tisch zu rollen. Das wär mir sogar gelungen, wenn da nicht dieses blöde, glubbschäugige Breitmaul aus Keramik, der FROSCH, gesessen hätte.


Lieber hätte ich mich doch über dem FEUER in einem Topf kochen und dann bunt anmalen lassen. Ich wusste, dass sie das immer zu irgendeinem Fest so machen! Da hätten vielleicht noch ein paar Kinder ihren Spaß

gehabt. Wild entschlossen war ich jetzt und versuchte mit aller Kraft, mir das Leben zu nehmen. Ich musste nur in Windeseile einen Trick finden, der mir ermöglichte, irgendwie diesen Tisch und diese Küche zu verlassen. Aber Glück im Unglück gehört auch dazu. Als die Frau nach mir griff, um meine Schale aufzubrechen und an mein kostbares Inneres zu kommen, da sprang ich ihr entschlossen aus der Hand und landete auf dem Boden.


Meine makellos weiße Schale war geborsten, mein Inneres hatte sich auf dem Fußboden ausgebreitet. Nach einem kleinen Schrei wischte die Frau rasch alles auf eine Schaufel und trug es auf den Kompost. „ESSIG, Amen, aus und vorbei.“ Das war mein Ende.

Nein, mein Glück: ich lag jetzt dort in meiner Maskerade, konnte mich nur daran erinnern, dass ich zu Beginn der Fasnet in dieses verrückte Eierkostüm geschlüpft war. Wie war ich überhaupt auf diesen Kompost gekommen und welcher Tag war heute? Oh weh, Aschermittwoch, alles vorbei. Dann hatte ich eine Woche als Ei verbracht! Nie wieder dieses verrückte Kostüm. Zerschlagen machte ich mich auf den Heimweg.


©HeiO 06.03.2020

0

Hörbuch

Über den Autor

NORIS
Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.

Leser-Statistik
15

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Brubeckfan "Zerschlagen", ja das glaube ich.
Ganz schön gefährlich das.
Wahrscheinlich bist Du die einzige, die mit den Buwwe… etwas anfangen konnte.
Meinen Glückwunsch jedenfalls, und man sieht sich bald, denn da war ja noch was...
Viele Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Wie bin ich eigentlich auf das Treppchen gekommen? Kannst du es mir erklären?
Danke im voraus!
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Warum auch nicht? Frag die Jury, aber ihr Urteil ist unantastbar... Ja nun dürfen wir die anderen anstacheln, inspirieren, quälen …
:-)
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Tolle Geschichte. Machst Du denn mit bei der Schreiberparty? Wenn ja, dann wünsche ich Dir einen Platz auf dem Siegertreppchen.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Vielen Dank... und mit Brubeck muss ich ran. Ich hab das Treppchen ganz oben bestiegen... schnief und grins!
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Na da wartet viel Arbeit auf Dich.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
6
0
Senden

164555
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung