Journalismus & Glosse
CORO - NA - TÜRLICH

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"Schon wieder was krankes."
Veröffentlicht am 28. Februar 2020, 14 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
Schon wieder was krankes.

CORO - NA - TÜRLICH

CORO - NA TÜRLICH

Die Nachrichten sind voll davon, Schlagzeilen überschlagen sich beim Aufzählen der Infizierten, der Erkrankten und Toten. Es breitet sich aus. Gestern noch ein Problem der Chinesen, heute schon in Europa angekommen. Hamsterkäufe. Vorräte werden angelegt. Angst macht sich breit. Alle möglichen

Experten mahnen vor Panikmache und überstürzten Aktionen. Hände waschen wird prophylaktisch empfohlen. Ansonsten versucht man, den unerschütterlichen Eindruck zu machen alles im Griff zu haben. Inzwischen leben Tausende in Quarantäne, Sportliche Großereignisse werden abgesagt, Produktionen wurden eingestellt und Aktienkurse fallen rapide. Alles im Griff, wie gesagt.

Doch die Menschen das draußen, die einfachen Leute, die ohne Hochschulabschluss und Akademikerwürden, die sehen das ein bisschen anders. Die machen sich ihre eigene Welt. Und die reden gern darüber,

vorzugsweise im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt, an Bushaltestellen und auf Friedhöfen:

„Moin Frau Dingerdissen, Ham ´se auch schon gehört? Da kommt so n neues Virus - Dingens, soll ganz schön ansteckend und tödlich sein.“

„Ach, Moin Frau Kleinback. Ja klar, kam ja überall in ne Nachrichten, is ja schrecklich, das mit diesem neuen Chinesen - Virus. Und dieser Mist kommt jetzt auch noch zu uns. Unfassbar!“

„Ja, wirklich furchtbar. Mein Mann hat ja schon immer gesagt, da kommt nichts gutes aus diesem China - Land. Da hat der Olle wohl mal recht mit.“

„Denk ich auch, Frau Kleinback, aber

sagen ´s ihm nicht. Männer müssen ja nich immer recht haben. Vor allem müssen sie nich wissen, dass sie recht haben. Aber das mit diesem Virus... ?! Is aber auch kein Wunder... also... wenn man sich diese Chinesen so anguckt...! Sind ja alles Kommunisten da drüben. Und was die da so alles essen...! Also nee...! Heuschrecken und Schlangen und Entenfüße und all so n Krabbelzeugs...! Hab ich mal im Fernsehen gesehen... also nee... ich glaub die essen da alles was vier Beine hat und kein Tisch ist. Ekelhaft! Also kein Wunder das die da so schreckliche Krankheiten ausbrüten!“

„Da geb ich Ihnen recht, Frau Dingerdissen, aber müssen die denn

gleich ihre Seuchen in alle Welt tragen? Hin zu den Unschuldigen? Den armen Kinderchen? Zu uns? Was soll man denn da machen? Frag ich Sie, man muss doch raus zum einholen, zum Arzt und in die Apotheke. Man hat ja jetzt schon seine Zipperlein, und nicht zu knapp, das kann ich Ihnen sagen!“

„Haargenau Frau Kleinback. Wir können uns ja nicht leisten krank zu werden. Ich meine so richtig. Was soll denn dann aus dem Karl werden...? Und den Kindern...? Mein Gott. Man möchte gar nicht darüber nachdenken.!“

Ganz aufgewühlt betasten sie abwesend die zum Kauf angebotenen Gurken. Der

Händler lächelt. Zum Glück kommt sein Gemüse vom eigenen Acker.

Später an einer Bushaltestelle, der auch als hervorragender Treffpunkt zum Austausch von allerlei Tratsch besucht wird. Ein paar Jugendliche haben sich versammelt:

„Moin, ihr Spacken.“

„Moin, Alter.“

„Moin!“

„Moin.“

„Moin Käsefresse, haste die Chinesen - Grippe, oder was? Siehst so blass aus.“

„Nee, nix mit Grippe. Hab gestern nur zu viel gesoffen, du Asi!“

„Dann is ja gut.“

„Schon gelesen was da im Internet steht, von wegen Todes - Grippe?“

„Klar. Voll die Chinesische Verschwörung. Die haben diesen Scheiß - Virus extra gezüchtet damit sie ihre Leute noch besser kontrollieren können,die Mistkerle! Alles geht um Überwachung da, hat der Internet - Typ erzählt.“

„Echt ätzend!“

„Voll krass!“

„Sollte man gleich alle an die Wand stellen das Scheiß - Pack!“

Auch beim einkaufen im Supermarkt wird man mit allerlei Gewissheiten gut

versorgt:

„Ham se diese Gesichtsmasken nich mehr?“

„Leider schon ausverkauft, tut mir leid.“

„Dann muss ich mich wohl anderweitig umsehen. Man will sich ja schützen vor dieser Mörder - Grippe.“

„Das versteh ich. Übrigens haben wir verschiedene leckere Dosensuppen im Angebot. Eignen sich hervorragend zur Vorratshaltung. Wenn es denn so weit kommt dass man das Haus nicht mehr verlassen darf, Sie verstehen?“

„Gute Idee. Man weiß ja nie was da noch so auf uns zu kommt. Man ist ja nicht mehr sicher in diesem Land.“

Eine Frau in einem grünen Mantel und hässlichen blauen Schuhen schiebt ihren halb gefüllten Einkaufswagen an den beiden vorbei, mustert gekonnt ein vermeintliches Sonderangebot, wendet sich ab, und niest! Laut, heftig und deutlich vernehmbar. Dann schlurft sie weiter.

„Oh Gott, Haben sie das gesehen! So eine rücksichtslose Person, also so was...! Da fehlen mir doch glatt die Worte...! So eine freche Schlampe! Wenn die dämliche Kuh nu diesen Virus hat... und dann hier so rumtrompetet wie n ausgewachsener Elefant und ihre Bazillen unter die Leute schießt! OhGottOhGott...! Was da alles passieren

kann, darf man sich ja gar vorstellen...! So eine Seuchenschleuder, das Luder! Wollen Sie da jetzt gar nix unternehmen, oder was?“

Fährt sie den unsicher guckenden Filialleiter an.

„Also... ich wüsste nich... was sollte man denn da machen...?“

„Na, die Polizei rufen, Feuerwehr oder Notarzt. Da muss doch eingegriffen werden!

„Also... ich glaube nicht das man das jetzt so dramatisieren sollte... Ist vielleicht nur n harmloser Schnupfen...!“

„Wie können Sie da so sicher sein? Sind Sie vielleicht so n Virenkundler, oder was? Das kann ja wohl nich angehn...!

Unternehmen Sie endlich was, oder ich bin weg, so schnell können Sie gar nich gucken. Und wiederkommen werde ich sicher auch nich. Ich glaub da kommt dann keiner mehr. Ist ja hier der reinste Bazillen - Laden, ne richtige Virus - Höhle!

Wütend stampft die Frau auf den frisch gewischten Boden. Dann dreht sie sich um und stürmt hinaus. Der Filialleiter zuckt die Schultern, weiter hinten niest jemand.

Übrigens: Ich hab schon alles überlebt. Schweinepest, SARS, Vogelgrippe, Rinderwahnsinn, Würmer im Fisch, das Fernsehprogramm, und was weiß ich

noch alles. Also werd ich auch jetzt nicht sterben. Zumindest nicht an so nem verschissenen Virus. Schon eher langweile ich mich zu Tode an den sich jährlich wiederholenden Katastrophe, die sie uns präsentieren. Gute Besserung. Text: (harryaltona) Cover: Pixabay

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Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.

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sugarlady Ich hoffe, dass wir bald wieder andere Themen zu hören bekommen.
Ich bin Corona überdrüssig.
Es gibt auch andere Bazillen, die in der Politik tätig sind.
War jetzt sehr böse, aber ich bleibe bei meiner Meinung
L.G. Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Klar. Ödet mich auch an die ganze Sache. Aber hinter diesem dichten Corona - Nebel lassen sich vortreffliche Geschäfte machen. Wir werden es erleben. Und ob Virus oder nicht. Der Frühling mit seinem frischen Grün wird kommen und unseren müden Augen etwas Abwechslung bringen.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Hallo Harry,
so traurig die ganze Sache ist, drei gute Seiten hat das Ganze.
1. Die Umweltverschmutzung (nicht nur in China) geht zurück,
wir können endlich wieder durchatmen und freitags müssen Schüler und
Lehrer wieder miteinander auskommen.
2. Die ganzen überfälligen Dosensuppen,die man sonst zur "Tafel"
abschob, hamstern und fressen nun auch die anderen .
3. Endlich waschen sich die Leute nach dem Toilettengang die Hände.

Todernstes satirisch verpackt.
Grüße Dich, solange ich es noch kann -die Kornblume




Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona ...und die ganzen Verschwörungstheoretiker haben n neues Betätigungsfeld, nicht zu vergessen. Aber mit dem Hände waschen bin ich mir da nich so sicher. Wenn ich mir so manchen Zeitgenossen anguck.
Du wirst hoffentlich noch lange können. Alles Gute, und weiterhin viele kreative Lebensgeister!!!
Tausend Dank, Kornblume!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Wieder einmal genau ins Schwarze getroffen ... und super geschrieben.
Es macht immer wieder Spaß, Deine Bücher zu lesen, Harry ... auch wenn das Thema ernste Hintergründe hat.
Diese z.T. reißerische Berichterstattung in den Medien finde ich auch entsetzlich. Sachlich fundierte Aussagen habe ich nur wenige gehört und gelesen.
Ernst ist die Situation schon, da gebe ich Sabine recht. Was passiert in den Einrichtungen, die nicht geschlossen werden können oder der kleinen Tischlerei mit drei Mitarbeitern, die plötzlich unter Quarantäne gestellt werden? Der Meister kann seinen Betrieb dicht machen, weil die Aufträge wegbrechen.
Doch Panik schüren, hilft nur denen, die daran verdienen.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Ja, stimmt genau.
Allein schon Quarantäne - Maßnahmen werden problematisch umso länger sie dauern. Aber wie umgehen mit Infizierten? Da hab ich auch keine Lösung. Ich persönlich meide Menschenansammlungen, nicht nur wegen dem Virus, ansonsten bleiben ja nur die normalen Hygienemaßnahmen. Man wird sehen wie sich das entwickelt...
Tausend Dank, Kara!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Lieber Harry,
dein Text ist, wie gewohnt, toll geschrieben und wieder sehr realitätsnah.
Dafür gibts das Herzchen.
Ansonsten vergeht mir langsam das Lachen.
Chaos in der Information - und Wahrheitsweitergabe und wieder einmal machen alle was sie wohl für richtig halten - viele also nix.
Schulen und Kindergärten werden beim leisesten Verdacht geschlossen (was sicher richtig ist), aber was ist mit Einrichtungen, die nicht schließen können? Wer arbeitet dort, wenn alle jungen Mütter daheim bleiben müssen?
In "meinem" Altersheim haben wir gestern über das Thema geredet. Ein Dame sagte dann - Wenn es ernst wird, macht hier einfach zu und kümmert euch um die Kinder. Wenn wir sterben ist es doch egal.
Seit dem habe ich diese Bilder im Kopf und da ich mittendrin bin, betrifft es mich ja auch direkt ... Wie gesagt - ich lache gerade nicht mehr.
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Klar, kann ich verstehen. Meine Mama (86) lebt ebenfalls im Seniorenheim. Da macht man sich schon Sorgten. Allerdings kümmern sich alle Mitarbeiter/innen. Wenn da Anzeichen einer "normalen" Grippe wird sofort separiert, desinfiziert, und natürlich weiter gepflegt. Trotzdem bleibe ich besorgt.
Ansonsten herrscht bei solchen Ereignissen mal wieder Chaos. Keiner weiß was sicheres, keiner will Verantwortung übernehmen. Könnte sich ja schlecht auf die nächste Wahl auswirken. Furchtbar.
Tausend Dank, Sabine!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Wieder mal ein super Harry-Text - mit spitzer Feder aufgespießt! Und das noch sehr vergnüglich ...
Es ist nicht zu glauben - bei uns sind im Lidl und Aldi alle möglichen Sachen ausverkauft (Milch, Flüssigseife, Wasser usw.)
Selbst wenn Mans wirklich ernst nimmt, hilft Panik uns nicht wirklich!
Grüße
von
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Panik hilft nie. Aber Angst verkauft sich eben gut und sorgt für ne gute Quote. Fakt ist: Es sind in diesem Jahr mehr Kinder verhungert als an diesem ominösen Virus. Wir schauen auf das falsche Problem.
Tausend Dank, Angie!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
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