Gedichte
Gar nichts, vielleicht - Über Selbst- und Fremdbestimmung

Tinas Vater, er würde gern sehen,
dass seine Tochter Jura studiert.
Sie würde so gern zum Theater gehen,
doch hat sie noch niemals rebelliert.
So beugt sie sich des Vaters Willen.
Das studieren fällt ihr schwer.
Sie kämpft sich durch und denkt im Stillen,
dass sie sehr gern eine andere wär. 

Mensch Tina, jetzt lerne, dich selber zu lenken.
Und mach die Klappe auf, es reicht.
Du fragst dich, was die Eltern denken
und was sie sagen. Gar nichts, vielleicht.
Tina, es ist doch dein eigenes Leben,
so schwer kann es doch gar nicht sein.
Die Eltern haben es dir gegeben.
Doch leben musst du ´s schon allein.




Udos Mutter, sie liebt ihren Sohn.
Sie träumt schon von vielen Enkelein.
Sie ahnt noch gar nichts, er weiß es schon,
all die Freundinnen waren nur Schein.
Er liebt halt das männliche Geschlecht.
Die Frauen waren ihm schon immer egal.
Nach außen macht er ´s der Mutter nur Recht.
Doch innerlich ist es für ihn eine Qual.

Mensch Udo, jetzt lern doch, dich selber zu lenken.
Und mach die Klappe auf, es reicht.
Du fragst dich, was die Eltern denken
und was sie sagen. Gar nichts, vielleicht.
Udo, es ist doch dein eigenes Leben.
So schwer kann das doch gar nicht sein.
Die Eltern haben es dir gegeben.
Doch leben musst du ´s  schon allein.