Humor & Satire
Sturmfreye Bude - Die Wahrheit über einen Mythos

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"Sturmfreye Bude - Die Wahrheit über einen Mythos"
Veröffentlicht am 01. Juli 2019, 8 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Sturmfreye Bude - Die Wahrheit über einen Mythos

Sturmfreye Bude - Die Wahrheit über einen Mythos

Am 4. September 1794 schreibt ein gewisser J.W.Goethe (45) einem Jenaer Professor namens Schiller (35) folgenden Brief nach Jena: "[…] Dabey hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu thun: Nächste Woche geht der Hof nach Eisenach, und ich werde vierzehn Tage so allein und unabhängig seyn, als ich sobald nicht wieder vor mir sehe. Wollten Sie mich nicht in dieser Zeit besuchen? bey mir wohnen und bleiben? Sie würden jede Art von Arbeit ruhig vornehmen können. Wir besprächen uns in bequemen Stunden, sähen Freunde die uns am ähnlichsten gesinnt wären und würden nicht ohne Nutzen scheiden. Sie sollten ganz nach Ihrer Art und Weise leben und sich wie

zu Hause möglichst einrichten. Dadurch würde ich in den Stand gesetzt Ihnen von meinen Sammlungen das wichtigste zu zeigen und mehrere Fäden würden sich zwischen uns anknüpfen. Vom vierzehnten an würden Sie mich zu Ihrer Aufnahme bereit und ledig finden." Klingt ja auffallend nach hochgeistigen Gesprächen und schöpferischer Arbeit, gell? Was aber steckt wirklich hinter diesem Anschreiben? Nun, da lädt ein VIP des 18. Jahrhunderts einen anderen VIP ein, bei ihm Wohnung zu nehmen und sich „ ganz wie bei sich zu Hause zu fühlen“. Und er möchte dem anderen seine Dias zeigen, vielleicht auch das Gartenhäuschen an der Ilm, das er aus

Streichhölzern im gar reizenden Maßstab nachgebildet hat, ganz wie der kleine Hansemann, der damals mit seiner Schwester Cornelia in Francoforte ein Puppentheater betrieb? Man sieht, das Häkchen krümmte sich beizeiten. Darüber hinaus ist die Rede von „bequemen Stunden“, unter denen wir Frauen, die wir die Männerwelt ja zur Genüge kennen, einen Abend in Jogginghosen, Adiletten, unter Tabakqualmwolken und mit allerlei Alkoholischem vorstellen dürfen! Vielleicht auch noch mit ein paar Skatbrüdern, man beachte den Hinweis auf die Kumpane, die „uns am ähnlichsten gesinnt wären“...

Dass Goethe die Ankunft des Geschichtsprofessors aus Jena durchaus freudig-erregt erwartet, erhellt uns der

Schlusssatz: "als zur Aufnahme bereit und ledig" beschreibt Gorthe sich Schiller gegenüber, was ja nur so viel heißen kann wie: „Wir können ungeniert die Sau heraus lassen, meine Vulpius ist zu ihrer Mutter gefahren, auch mein Boss ist längere Zeit nicht in der Stadt, wir können also unser Omma ihr klein' Häuschen getrost versaufen!“ Die lebhafte Wunschvorstellung eines jeden Mannes, der an Frau und/ oder Beruf gebunden ist und doch viel lieber „herumspielen“ möchte. Ha, da kann uns JWG gerne etwas über „Gedankenaustausch“ (worüber denn wohl? Natürlich über Weiber, ne?) und über „Erbauung“ erzählen, was ja wohl sehr tief

blicken lässt – w i r glauben dem Hallodri aus Weimar kein! einziges! Wort! Wir Frauensleute wissen schließlich gaaanz genau, was Schiller und er vorhatten: Literweise Bier und Schnaps bis zum Abwinken, Pornos im Internet gucken, nur gegrilltes Fleisch, aber ohne Gemüse spachteln und wochenlang dieselben Klamotten tragen, eben eine verlotterte Männerwirtschaft!

Glaubt mir, so und nicht anders war das, als Freddie und Johnnie nach diesem Brief ein paar Tage im Hause Goethe verbrachten. Ich könnte auch ein anzüglicheres Verbum benutzen, will es aber für den Moment lassen. Auf jeden Fall gilt in Fachkreisen dieses „Treffen“ als Beginn der ... Weimarer Klassik...

Dass ich nicht lache. Männer! Kannste einfach nich ohne Aufsicht lassen. Auf den Trichter kam Goethe ja übrigens auch ganz schnell – seine Kopfgeburt Iphigenie gilt ja als d i e Erziehungsinstanz, welche allein in der Lage ist, den Kerlen Manieren beizubringen und sie von rüpelhaftem Verhalten sowie Kloppereien und Kriegen abzuhalten. Kannste mal sehen! Und wenn ihr nun wissen möchtet, woher ich das alles denn weiß - nur so viel: ich war dabei~~~

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Über den Autor

cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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HarryAltona Hach, wie schwer ist es doch dieses Weibsvolk zu täuschen. Wissen aber auch wirklich alles!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Hochverehrte Principessa,
ein ohnvergleichlicher Text, keine Frage. Lediglich in Sachen Gorthe erlaube ich mir, mit Euer Durchlaucht gütiger Erlaubnis, zu konstatieren, dass der Mann in Wahrheit Koethe, Göte, Flöte, Schiller oder Piller hieß.
Mit gewohnt besserwisserischen Grüßen
Ihr Ihnen bis in die morschen Knochen ergebener
Freiherr Aristoteles Doktor von Seltsam
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Nun muß ich aber auch bißchen die Spaßbremse ziehen: Charmanter Text zweifellos, und typisch Du, aber ich kenne ihn, was selbst im höheren Alter keine Kunst ist, wenn das 1. Exemplar grad November 2018 erschien.
Haben Deine Sekretäre und Orgänaiser Urlaub?
Halten zu Gnaden,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Stimmt, aber dennoch leicht "optimiert" bei der Hitze kannste ja net viel Neues unters Lesevolk bringen~~~
winkt
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Ich finde, das ist der Unterschied zwischen Update und Neuerscheinung. Kannst Du Dich an die Extremfälle erinnern?: Da hatte die "Neu"-Kiste täglich dieselben Dinger, Mutter, du fehlst beim Spermafest meines Sohnes... und mit ungelogen schon paar Zehntausend Lesern. Sicher mittels gedungener kroatischer Hacker.
Brauchen wir nicht. Wir doch nicht.
Viele Grüße,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Sturmfreye Bude - Die Wahrheit über einen Mythos..."
Mich deuchtet mon cher, ich kennte ce texte amusant déjà,
was aber dem unverschämten Vergnügen ihn erneut zu lesen,
nicht im Mindesten Abbruch tat... smile*
Männer halt unter sich... ...grinst*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Oui, sans aucun doute, und bei der Hitzewelle, die zum Glück gerade etwas pausiert, wollte ich etwas posten, aber zu mehr als einer leichten Bearbeitung eines älteren Textes war ich nicht in der Lage. ist ja schließlich kein Fauxpas~~~

LG
Cassy
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