Am 4. September 1794 schreibt ein gewisser J.W.Goethe (45) einem Jenaer Professor namens Schiller (35) folgenden Brief nach Jena:
"[…] Dabey hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu thun: Nächste Woche geht der Hof nach Eisenach, und ich werde vierzehn Tage so allein und unabhängig seyn, als ich sobald nicht wieder vor mir sehe. Wollten Sie mich nicht in dieser Zeit besuchen? bey mir wohnen und bleiben? Sie würden jede Art von Arbeit ruhig vornehmen können. Wir besprächen uns in bequemen Stunden, sähen Freunde die uns am ähnlichsten gesinnt wären und würden nicht ohne Nutzen scheiden. Sie sollten ganz nach Ihrer Art und Weise leben und sich wie
zu Hause möglichst einrichten. Dadurch würde ich in den Stand gesetzt Ihnen von meinen Sammlungen das wichtigste zu zeigen und mehrere Fäden würden sich zwischen uns anknüpfen. Vom vierzehnten an würden Sie mich zu Ihrer Aufnahme bereit und ledig finden."
Klingt ja auffallend nach hochgeistigen Gesprächen und schöpferischer Arbeit, gell? Was aber steckt wirklich hinter diesem Anschreiben? Nun, da lädt ein VIP des 18. Jahrhunderts einen anderen VIP ein, bei ihm Wohnung zu nehmen und sich „ ganz wie bei sich zu Hause zu fühlen“. Und er möchte dem anderen seine Dias zeigen, vielleicht auch das Gartenhäuschen an der Ilm, das er aus
Streichhölzern im gar reizenden Maßstab nachgebildet hat, ganz wie der kleine Hansemann, der damals mit seiner Schwester Cornelia in Francoforte ein Puppentheater betrieb? Man sieht, das Häkchen krümmte sich beizeiten. Darüber hinaus ist die Rede von „bequemen Stunden“, unter denen wir Frauen, die wir die Männerwelt ja zur Genüge kennen, einen Abend in Jogginghosen, Adiletten, unter Tabakqualmwolken und mit allerlei Alkoholischem vorstellen dürfen! Vielleicht auch noch mit ein paar Skatbrüdern, man beachte den Hinweis auf die Kumpane, die „uns am ähnlichsten gesinnt wären“...
Dass Goethe die Ankunft des Geschichtsprofessors aus Jena durchaus freudig-erregt erwartet, erhellt uns der
Schlusssatz: "als zur Aufnahme bereit und ledig" beschreibt Gorthe sich Schiller gegenüber, was ja nur so viel heißen kann wie: „Wir können ungeniert die Sau heraus lassen, meine Vulpius ist zu ihrer Mutter gefahren, auch mein Boss ist längere Zeit nicht in der Stadt, wir können also unser Omma ihr klein' Häuschen getrost versaufen!“ Die lebhafte Wunschvorstellung eines jeden Mannes, der an Frau und/ oder Beruf gebunden ist und doch viel lieber „herumspielen“ möchte.
Ha, da kann uns JWG gerne etwas über „Gedankenaustausch“ (worüber denn wohl? Natürlich über Weiber, ne?) und über „Erbauung“ erzählen, was ja wohl sehr tief
blicken lässt – w i r glauben dem Hallodri aus Weimar kein! einziges! Wort! Wir Frauensleute wissen schließlich gaaanz genau, was Schiller und er vorhatten: Literweise Bier und Schnaps bis zum Abwinken, Pornos im Internet gucken, nur gegrilltes Fleisch, aber ohne Gemüse spachteln und wochenlang dieselben Klamotten tragen, eben eine verlotterte Männerwirtschaft!
Glaubt mir, so und nicht anders war das, als Freddie und Johnnie nach diesem Brief ein paar Tage im Hause Goethe verbrachten. Ich könnte auch ein anzüglicheres Verbum benutzen, will es aber für den Moment lassen. Auf jeden Fall gilt in Fachkreisen dieses „Treffen“ als Beginn der ... Weimarer Klassik...
Dass ich nicht lache. Männer! Kannste einfach nich ohne Aufsicht lassen. Auf den Trichter kam Goethe ja übrigens auch ganz schnell – seine Kopfgeburt Iphigenie gilt ja als d i e Erziehungsinstanz, welche allein in der Lage ist, den Kerlen Manieren beizubringen und sie von rüpelhaftem Verhalten sowie Kloppereien und Kriegen abzuhalten.
Kannste mal sehen! Und wenn ihr nun wissen möchtet, woher ich das alles denn weiß - nur so viel: ich war dabei~~~