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Schweineschwänze - Beitrag zur "76"

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"Rataaa Tataaa"
Veröffentlicht am 14. April 2019, 10 Seiten
Kategorie Sonstiges
© Umschlag Bildmaterial: Andrea Minutillo
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich - eindeutig rot - freiheitsliebend - in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt - nach außen der Fels in der Brandung - die Person, auf die man sich verlassen kann - auch mal anlehnen, kein Problem - ein dunkles samtiges Rot also - richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand - Struktur - Kunstschule Zürich - zahlreiche Ausstellungen in der Region - flippig - flapsig - bunt in mir drin - auch mal ...
Rataaa Tataaa

Schweineschwänze - Beitrag zur "76"


Die Zähne geputzt. Das Gesicht gewaschen, getrocknet. Lavendelöl frisch einmassiert. Die Haustür verriegelt.

Das Fenster gekippt.

Die Lichter gelöscht. Das Deckbett geschüttelt.

Das Kissen drapiert. Der Kopf gebettet.

Der Körper bedeckt. Die Augen geschlossen.

Die Fäuste gelockert. Die Schultern entspannt.

Die Haut weich und zart. Sind unterwegs. Rata Tattaa Rata Tattaa …

Wohin? Wie weit? Wie lange noch?

Wer weiß das schon? Unabsehbare Traumweiten erwarten uns. Wer heimlich träumt, ahnt wovon ich erzähle. Grenzenlose Reisen. Frei und ungezähmt. Es rattern die Gedanken. Rata Tattaaa Rata Tattaaa … Der Schlaf in weiter Ferne. Leise Geräusche. Hier ein Knarzen.

Dort ein Knacken. Die Phantasie weicht um keinen Zoll. Ist es Traum oder Wirklichkeit? Unser Atem fließt ruhig.

Oder nicht? Rata Tattaaaa Rata Tattaaaa

Die ersten Weichen wurden in Kindertagen gestellt.

Selbstbewusstsein und Möglichkeiten gekappt wie die Schweineschwänze unserer Zeit. Noch so zart … Aber ab! Es muss eben sein!

Damit wir uns nicht verbeißen … Unser Herz schlägt Alarm.

Blut, wohin wir sehen.

Jämmerliches Quieken in unseren Ohren. Angstvoll geweitete Augen.

Krampfende Muskeln. Ratta Tatta Ratta Tatta … Der Klapps auf den Po.

Den Zeigefinger erhoben. Strenges Gericht.

Verschwendete Energie. Wehrlos. Haltlos. Abgrund. Die Decke zerwühlt.

Das Kissen verschwitzt. Schatten an der Wand. Hämische Laute verschaukeln unsere Sinne. Wir schlucken die Angst. Hinunter und weg damit! Rata Tattaaa Rata Tattaaa …


Im letzten Augenblick, da lassen wir sie wachsen … Die neuen Hoffnungen sprießen schnell. Mit Verspätung auch die Möglichkeiten. Der seidene Faden reißt niemals!


Doch der richtige Augenblick ist längst verstrichen.

Besessen vom Vergessen. Nach vorne blicken. Immer nach vorne! Mit Volldampf geradeaus. Ratta Tatta Ratta Tatta!


Träumen wir sie weg. Die, die uns erneut einschüchtern wollen.

Unsere Unterwerfung anvisieren. Die Ungeheuer der Wirklichkeit. Ohne Aufschub.

Notbremse! Absprung! Rattatatta Rattatatta! Den Schweiß der Angst

in den Laken versenkt. Hastig aus dem Bett gerollt. Ein bisschen zu hastig! Stolpern, torkeln, schlaftrunken … Fangen uns schließlich. So eilen wir durch die Nacht. Flur, Bad, Klodeckel.

Operation geglückt. Ratta Tattaa Ratta Tattaa …

Unser Herz klopft. Das Bächlein rauscht. Schier endlose Erleichterung. Wir schütteln alles ab.

Auch die fiesen Gedanken. Entspannen, hoffen und Träumen. Ganz wach und doch verschlafen.

Befreit von alter Last. Achtsam. Rataa Tattaa Rataa Tattaa … Frischer Raum für die schönsten Träume. Sehr intim. Ganz heimlich. Für uns allein. Behaglich weichwarme Laken.




Die Schweine tollen … suhlen sich fröhlich im Schlamm … zwar Schwanzlos, dennoch unbeschwert. Rataaa Tattaaa Rataaa Tattaaa …

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Hörbuch

Über den Autor

Frettschen
Ich
- eindeutig rot
- freiheitsliebend
- in mir drin schon mal unsicher, beinahe verklemmt
- nach außen der Fels in der Brandung
- die Person, auf die man sich verlassen kann
- auch mal anlehnen, kein Problem
- ein dunkles samtiges Rot also
- richtig viel Farbe - dicke Haufen davon auf der Leinwand
- Struktur
- Kunstschule Zürich
- zahlreiche Ausstellungen in der Region
- flippig - flapsig - bunt in mir drin
- auch mal nachdenklich
- manchmal introvertiert
- stets auf der Suche nach Neuem
- in meinem Bereich versteht sich
- Sternzeichen Löwe
- Querdenker und Rebell
- reiße mir die guten Seiten des Alltags unter die Nägel
- manchmal erwische ich auch die weniger Guten,
doch die schüttele ich hastig ab

ich liebe:
- einsame Orte
- den Wind
- das Geklapper der Taue an den Masten
- ob an Fahnen oder Booten, ist mir egal
- die Ruhe im Wald
- der Schutz eines Baumes - wenn man sich darauf einlässt
- das Eintauchen in die Arbeit an der Staffelei
- wenn`s gelingt
- das sichere und untrügliche Gefühl,
etwas Besonderes entstehen zu lassen
- das Spielen mit unserer Sprache
- gutes Essen
- ein unerwartetes Lächeln
- Musik - alle Richtungen
- am besten schön laut
- Tanzen
- Ausdruck
- Profil
...

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Ninamy67 Das gefällt mir sehr. Etwas anders, sehr eindringlich!

LG
Nina
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Nun hab ichs mehrmals gelesen, und jedesmal wurde der Text klarer und eindringlicher. Das Bild des Abschneidens ist gut!
So richtig schlimm sehen Deine Monster aber nicht aus -- ich glaube, "richtig schlimm" kannst Du gar nicht.
Viele Grüße!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Das vermute ich auch .... aber ich sollte es mal ausprobieren .... :)
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Ein sehr interesantes und eindringliches Werk, irgendwo zwischen Gedicht und Geschichte angesiedelt. Die abgehackten Sätze kommen mir wie Puzzleteile vor, die erst zusammengesetzt einen tieferen Sinn ergeben, und das Bild mit den abgehackten Schweineschwänzen soll uns wohl bestätigen, dass Schmerzen im Lauf der Zeit verschmerzt werden.

Liebe Grüße,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
EvchenM Schön, dass du dabei bist. Danke für den Beitrag.
Vor langer Zeit - Antworten
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