Humor & Satire
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"Jedwedes Übel ist ein Zwilling. (H.v.Kleist)"
Veröffentlicht am 29. November 2018, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, ...
Jedwedes Übel ist ein Zwilling. (H.v.Kleist)

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Kein Übel ist so groß, dass es nicht von einem neuen übertroffen werden könnte.

(Wilhelm Busch) So lästig wie Fußpilz, unbeliebt wie die EU und so überflüssig wie ein Auspuff am Elektroauto – das ist die neue Datenschutzverordnung.

In Österreich wissen die Postboten inzwischen nicht mehr, wo sie ihre Briefe einwerfen sollen, weil nur noch Nummern an den Klingelschildern stehen - dem Datenschutz sei gedankt.

Meine Freundin Erna, mit der ich neulich im Cafe um die Ecke war, erzählte mir, dass sie nun alle erdenklichen Ärzte abgeklappert hat, weil sie vorschriftsmäßig die dort ausliegenden Datenschutzerklärungen unterschreiben wollte. Deshalb also hatte sie so lange keine Zeit für unseren nachmittäglichen Kaffeeklatsch gehabt. Als erstes war sie bei ihrem Hausarzt. Dort lag schon ein ganzer Stapel dieser Erklärungen bereit. „Mensch, was da wieder für Papier verbraucht wird,“ monierte sie, „hat wohl aber auch sein Gutes, denn da kriegt die Papierindustrie ja wieder zu tun. Und das bei

dem Versprechen der Regierung zum Abbau der Bürokratie.“

„Na und, wo warst Du dann noch?“ fragte ich wissbegioerig.

„Oooch, ich war noch beim Augenarzt, beim Urologen, beim HNO-Arzt, beim Zahnarzt, beim Nervenarzt, beim Onkologen...“

Ich war irritiert. Was um Himmels willen wollte Erna beim Onkologen, denn so weit mir bekannt war, hatte sie doch gar keinen Krebs. Also fragte ich danach.

„Man kann ja nie wissen,“ meinte sie, „und ausserdem war ich noch beim Optiker, beim Fußpfleger, in der Physiotherapie, im

Hallenbad, beim Friseur, bei der Stadtverwaltung – da habe ich sämtliche Ämter abgeklappert-, in der Apotheke und beim Autohandel, aber jetzt tun mir aber auch alle Beine weh.“

„Und wozu das Ganze?“ fragte ich sie.

„Da habe ich das lästige Zeugs gleich auf einen Ritt abgearbeitet.“

Abends machte ich es nir vor der Glotze gemütlich und wollte mir einen schönen Liebesfilm anschauen, doch was war das?

Die Gesichter aller Darsteller waren unkenntlich gemacht. Wahrscheinlich deshalb, weil ich noch keine

Datenschutzerklärung abgegeben hatte.

Auch bei Anne Will das gleiche Bild und was ich auch anschalten mochte, überall wackleten vernebelte Köpfe über den Bildschirm. Der letzte Ausweg war dann Kika, da lief gerade ein Zeichentrickfilm.

Nun bezahle ich meine Gebühren halt nur noch für Kika und Tier-und Naturdokumentationen. Meinen Nerven hat das jedenfalls sehr gut getan. ©Baesta

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Hörbuch

Über den Autor

baesta
Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, manchmal etwas bissig, manchmal ernsthaft, machmal übermütig, aber niemals bösartig.
Diesen Aphorismus kann ich nur ans Herz eines jeden Menschen legen: Sich selbst bekriegen - der schwerste Krieg.Sich selbst besiegen - der allerschönste Sieg! - Friedrich Freiherr von Logau
(1604 - 1655), deutscher Jurist, Satiriker, Epigramm- und Barockdichter, Pseudonym: Solomon von Golaw)

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FLEURdelaCOEUR 
In unserer Stadt hat die Stadtverwaltung schon längst unsere Personendaten an Privatunternehmen weiter verkauft, weil sie Geld brauchte. Da kommt der Datenschutz eh zu spät.

Lieben Gruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ich denke eh, dass der datenschutz sich selber ein Bein stellt. Pflegekräfte, die ihre zu Pflegenden in einer Notsituation vorfinden, dürfen nicht mal ohne deren Einverständnis die SMH rufen. Was aber, wenn der zu Pflegende nicht bei Bewußtsein ist????
Ist schon kurios, was man sich alles ausdenkt. Als nächstes müssen wir uns alle noch "verhüllen"?
Dass die Stadt allerdings Personaldaten verkauft, ist mehr als fies. Das ist ein absoluter vertrauensmißbrauch.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
ulla Also bei uns bleibt angeblich wieder alles beim alten. Wir dürfen unsere Namen wieder an den Klingelschildern anbringen. Gott sei es gedankt. Ich mache mir nur um die Telefonbücher Sorgen. Ohne Namensangaben würden sie wohl etwas nackt wirken.
Grinsende Grüße
ulla
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Da hast Du recht. Den Faden kann man unendlich weiterspinnen. Wir sind doch sowieso durchsichtig geworden, den digitalen Medien sei Dank.
Freu mich über Deinen Besuch, den netten Kommi und die Talerchen.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Unwahrscheinlich gut auf den (unsinnigen?) Punkt gebracht, liebe Bärbel. Danke dafür, denn S O genau habe ich mir das noch gar nicht durch den Kopf gehen lassen - grins*.
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Och, da könnte man noch mehr dazu schreiben. Was da betrieben wird, ist ja sowieso nur Augenwischerei, denn wir sind ja schon gläserne Bürger. Nun wird dem Lug und Trug auch noch die letzte Türe geöffnet. So sehe ich das jedenfalls.
Danke für Kommi und Klimperchen.
Liebe Grüße und einen schönen 1. Advent
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Danke auch Dir für die Talerchen - freuen mich immer wieder.
Liebe Grüße und ebenfalls einen schönen ersten Advent
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
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