Datenschutz
Kein Übel ist so groß, dass es nicht von einem neuen übertroffen werden könnte.
(Wilhelm Busch)
So lästig wie Fußpilz, unbeliebt wie die EU und so überflüssig wie ein Auspuff am Elektroauto – das ist die neue Datenschutzverordnung.
In Österreich wissen die Postboten inzwischen nicht mehr, wo sie ihre Briefe einwerfen sollen, weil nur noch Nummern an den Klingelschildern stehen - dem Datenschutz sei gedankt.
Meine Freundin Erna, mit der ich neulich im Cafe um die Ecke war, erzählte mir, dass sie nun alle erdenklichen Ärzte abgeklappert hat, weil sie vorschriftsmäßig die dort ausliegenden Datenschutzerklärungen unterschreiben wollte. Deshalb also hatte sie so lange keine Zeit für unseren nachmittäglichen Kaffeeklatsch gehabt.
Als erstes war sie bei ihrem Hausarzt. Dort lag schon ein ganzer Stapel dieser Erklärungen bereit.
„Mensch, was da wieder für Papier verbraucht wird,“ monierte sie, „hat wohl aber auch sein Gutes, denn da kriegt die Papierindustrie ja wieder zu tun. Und das bei
dem Versprechen der Regierung zum Abbau der Bürokratie.“
„Na und, wo warst Du dann noch?“ fragte ich wissbegioerig.
„Oooch, ich war noch beim Augenarzt, beim Urologen, beim HNO-Arzt, beim Zahnarzt, beim Nervenarzt, beim Onkologen...“
Ich war irritiert. Was um Himmels willen wollte Erna beim Onkologen, denn so weit mir bekannt war, hatte sie doch gar keinen Krebs. Also fragte ich danach.
„Man kann ja nie wissen,“ meinte sie, „und ausserdem war ich noch beim Optiker, beim Fußpfleger, in der Physiotherapie, im
Hallenbad, beim Friseur, bei der Stadtverwaltung – da habe ich sämtliche Ämter abgeklappert-, in der Apotheke und beim Autohandel, aber jetzt tun mir aber auch alle Beine weh.“
„Und wozu das Ganze?“ fragte ich sie.
„Da habe ich das lästige Zeugs gleich auf einen Ritt abgearbeitet.“
Abends machte ich es nir vor der Glotze gemütlich und wollte mir einen schönen Liebesfilm anschauen, doch was war das?
Die Gesichter aller Darsteller waren unkenntlich gemacht.
Wahrscheinlich deshalb, weil ich noch keine
Datenschutzerklärung abgegeben hatte.
Auch bei Anne Will das gleiche Bild und was ich auch anschalten mochte, überall wackleten vernebelte Köpfe über den Bildschirm.
Der letzte Ausweg war dann Kika, da lief gerade ein Zeichentrickfilm.
Nun bezahle ich meine Gebühren halt nur noch für Kika und Tier-und Naturdokumentationen.
Meinen Nerven hat das jedenfalls sehr gut getan.
©Baesta