Humor & Satire
Sturmfreye Bude bey Göthen!

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"Johnnie und Freddie aus WE-WK 1786-1832"
Veröffentlicht am 04. November 2018, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Johnnie und Freddie aus WE-WK 1786-1832

Sturmfreye Bude bey Göthen!

Am 4. September 1794 schreibt Goethe Schiller folgenden Brief nach Jena: "[…] Dabey hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu thun: Nächste Woche geht der Hof nach Eisenach, und ich werde vierzehn Tage so allein und unabhängig seyn, als ich sobald nicht wieder vor mir sehe. Wollten Sie mich nicht in dieser Zeit besuchen? bey mir wohnen und bleiben? Sie würden jede Art von Arbeit ruhig vornehmen können. Wir besprächen uns in bequemen Stunden, sähen Freunde die uns am ähnlichsten gesinnt wären und würden nicht ohne Nutzen scheiden. Sie sollten ganz nach Ihrer Art und Weise leben und sich wie zu Hause möglichst einrichten. Dadurch würde ich in den Stand

gesetzt Ihnen von meinen Sammlungen das wichtigste zu zeigen und mehrere Fäden würden sich zwischen uns anknüpfen. Vom vierzehnten an würden Sie mich zu Ihrer Aufnahme bereit und ledig finden." Klingt nach hochgeistigen Gesprächen und schöpferischer Arbeit, gell? Was aber steckt wirklich hinter diesem Anschreiben? Nun, da lädt ein VIP des 18. Jahrhunderts einen anderen VIP ein, bei ihm Wohnung zu nehmen und sich „ ganz wie bei sich zu Hause zu fühlen“. Und er möchte dem anderen seine Dias zeigen, vielleicht auch das Gartenhäuschen an der Ilm, das er aus Streichhölzern im gar reizenden Maßstab

nachgebildet hat, ganz wie der kleine Hansemann, der damals mit seiner Schwester Cornelia in Francoforte ein Puppentheater betrieb. Man sieht, das Häkchen krümmte sich beizeiten! Darüber hinaus ist die Rede von bequemen Stunden, unter denen wir Frauen, die wir die Männerwelt ja zur Genüge kennen, einen Abend in Jogginghosen, Adiletten, unter Tabakqualmwolken und mit allerlei Alkoholischem vorstellen dürfen! Vielleicht auch noch mit ein paar Skatbrüdern, man beachte den Hinweis auf die Kumpane, die „uns am ähnlichsten gesinnt wären“... Dass Goethe die Ankunft des Professors aus Jena durchaus freudig-erregt erwartet, erhellt uns der Schlusssatz: "als zur Aufnahme bereit und ledig" beschreibt er sich Schiller gegenüber,

was ja nur so viel heißen kann wie: „Wir können das Borstenvieh heraus lassen, die Vulpius ist zu ihrer Mutter gefahren, auch mein Chef ist längere Zeit nicht in der Stadt, wir können also unser Oma ihr klein' Häuschen getrost versaufen!“ Das Traumbild eines jeden Mannes, der an Frau und/ oder Beruf gebunden ist und doch viel lieber „herumspielen“ möchte. Ha, da kann uns JWG aber ganz viel Kabau über Gedankenaustausch und Erbauung erzählen, wir glauben dem Schlemihl aus Weimar kein Wort! Wir wissen schließlich ganz genau, was Schiller und er vorhaben: Alk bis zum Abwinken, schlüpfrige Filme im Home-Kino gucken, nur Fleisch und kein

Gemüse spachteln und wochenlang dieselben Klamotten tragen, eben eine richtige Männerwirtschaft! Und das nennt sich dann Weimarer Klassik! . Ha!!!

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Über den Autor

cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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HarryAltona Du hast uns durchschaut, Gnädigste, hoffentlich erzählste es nich weiter!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 

Hach, Harry, das eben ist das Los der principessa... nichts bleibt ihr verborgen~~~
Danke dir für alles, hab jetzt nicht viel Zeit, muss schnell in eine ... Aufsichtsratsitzung, jaja...

LG
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Sturmfreye Bude bey Göthen!..."
Herrlich, meine Gnädigste, ich bin parbleu entzückt
über Eure Form der Interpretation...
Jedoch, die Worte hör ich wohl,
allein mir fehlet der Glaube... ...smile*
Höchst amüsant war es dennoch zu lesen... ...grinst*
LG
Euer Hölderlin
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 

Ach ja, der Hölder... den hat der Alte in Weimar ja ganz harsch abgefertigt.

LG
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
Willie Dem Wolle (sächsisches Kürzel für Wolfgang) auf die Schliche gekommen.
LG
Willy (Sweder)
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 

Kenn ich. Wolle Petry, der "Wahnsinn" - Performer. Hm, es war gar nicht so einfach, Wolles subtile Taktik zu entlarven! Wenn man das berühmte Denkmal sieht, kann man sich derart Profanes ja nicht so ohne weiteres vorstellen~~~

Aber ich verbeiße mich in ihn. Er entkommt mir nicht.

Shalömsken
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Womit Du Dich so beschäftigst...
Nun hast Du aber eines der Freizeitvergnügen gar nicht Erwägung getan, wofür doch gerade der Herr mit der hohen Stirn nachhaltig bekannt wurde.
Gespannt auf die Fortsetzungen,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 


Also bitte, der besagte Brief ist bei uns in Troja jedem Kind ein Begriff. Sobald es denn lesen kann, versteht sich. Und deswegen war es mir ein dringliches Bedürfnis, den "Subtext" des Göthe (ich lieeebe diese Schreibweise!!!) - Briefes zu eruieren.
Äh... mit dem nicht erwähnten Freizeitvergnügen meinst du vermutlich ... Fußball? Oder Klöppeln? Batiken? Tai Chi? Welch drollige Vorstellung, Göthe beim Fußball. Göthe klöppelt der Vulpius eins. Göthe batikt dem armen Schiller eins über den Tell. Und Göthe taichit mit einem Pitbull~~~

So, genug philosophiert. Shalömchen, muss leider weg, Heine und Börne versöhnen!
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Meine Lieben,

hiermit kündige ich eine ganze Reihe von Pasquillchen über den Alten aus Weimar an... ihr könnt das auch als eine Drohung auffassen. ;)

Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
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