Krimis & Thriller
Bishernamenlosesbuch

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"Ein Thriller der etwas anderen Art..."
Veröffentlicht am 29. Mai 2018, 16 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
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Über den Autor:

Verträumt verwirrt und immer zu spät. Nie da wo ich sein soll und meist nicht da wo ich sein will.
Ein Thriller der etwas anderen Art...

Bishernamenlosesbuch

Kapitel 2

Es gibt diesen einen Moment am Morgen. Die unbekümmerten 3 Minuten. Wenn der Tag noch unberührt und frisch ist. Aus ihm könnte alles werden. Die Luft ist unverbraucht, der Körper kraftvoll und unausgelastet. Zumindest sagt man das. Mein morgendliches Ritual beschränkt sich zumeist auf einen schrecklichen Weckerton, der in seiner stupiden Einfallslosigkeit selbst die alten Nokia Töne neidisch gemacht hätte, den ich durch gänzliche Ausschöpfung meines Fekalwort-Vokabulars beschimpfe und

auf schlummern stelle. Nach 5 weiteren Wiederholungen des Prozedere drehe ich mich nochmals im Bett herum und frage mich mit aller Ernsthaftigkeit, ob ich diesen Job wirklich brauche oder ob es sich nicht lohnen würde, alles hinzuschmeißen, um eine weiter Stunde schlafen zu können. Widerwillig strecke ich die Beine unter der braunen Bettdecke hervor. Eine Socke habe ich noch an. Die andere scheinbar spurlos im Nirvana verschwunden. Wie jeden Morgen. Nicht die Waschmaschinen fressen die Socken. Es sind die

Bettdecken. Der frühe Vogel fängt den Wurm. Der frühe Vogel kann mich mal. Und wer sagt überhaupt, dass der Vogel den Wurm überhaupt fangen möchte? Vielleicht ist es ein moderner, hipper, fesher glutenfreier Öko-Hippie Vogel. Und dieser setzt bekannter maßen auf vegane Kost. Der vegane Vogel schläft dementsprechend gern aus und fängt den Tiefkühl-Brokkoli. Und da klingelt der Wecker erneut. Und da sich meine Wohnung in Stuttgart-Innenstadt wohl oder übel nicht von

selbst bezahlt fällt die Option mit dem länger schlafen wohl flach. Kaffe. Schwarzes Gold. Langsam rinnt er meine Speiseröhre entlang. Nun komm schon. Ich hab kei ne Zeit für all das hier. Wenn ich schon wieder zu spät komme gibt es wirklich ärger. Herr Peters ist nicht gerade angetan von meiner aktuellen Arbeitsmoral. Beschwert sich über meinen fehlenden Arbeitseifer. Die fehlende Motivation. Was weiß der alte Greis schon was es heißt, mit Mitte dreißig noch ledig zu sein und seinen Beruflichen Erfolg nie über die Grenzen des „Haben Sie schon

mal versucht ihn an und wieder aus zu schalten“ Callcenters herausgeschafft hat. Die Firma bequem vom Herrn Vater geerbt. 50 Mitarbeiter. Alles treue Arbeiterbienchen. Außer mir natürlich. Nicht fleißig genug. Das ich nicht lache. Und wie viel engagement kann man bei „Haben Sie mal versucht das gelbe Kabel in die gelbe Büchse“ gesprächen schon erwarten? Soll ich den Kunden noch fragen wie sein Tag war? Wie es der Familie geht? Wann er das letzte mal seine Ische flachgel Der erneute Wecker. Ich war spät dran. Kaffe kippen. Kippe drehen. Los gehts.

KAPITEL 3

Manchmal glaube ich verrückt zu werden. Nicht im Sinne von Gott ist groß hallelujah verrückt. Eher im Sinne von Steckt sie so schnell es geht in eine Klapse verrückt. Am besten noch in einer Zwangsjacke. Ich fühle mich beobachtet. Nicht so wie wir das alle tun, wenn wir mal wieder in der Nase boren (böses Mädchen!) oder eine Packung Snickers beim Bäcker um die Ecke mitgehen lassen. Nein, ich fühle mich von Zeit zu Zeit wirklich beobachtet. Von der Society an den Pranger gestellt. Als müsse ich mich beweisen. Ich kann es schlecht in Worte fassen. Es ist einfach

ein ungutes Gefühl. So als würde jedes Wort von mir einem größeren Zweck dienen. Von irgendwem auf die berühmt berüchtigte Goldwaage gelegt werden. Es ist…. Als würde mir jemand über die Schulter sehen. Teil an meinen Gedanken haben. Jeden Schritt begleiten, ganz als ob

„Hören Sie mir eigentlich zu Frau Jensen?!“. Peterson. Super.

„Aber sicher doch Herr Peterson. Wie könnte ich anders, als Ihrer wohlwollenden Stimme zu lauschen.“

„Machen Sie sich über mich lustig, Frau Jensen? Das ist kein Scherz mehr, den Sie sich da erlauben. Keine Verspätungen mehr ich hatte sie gewarnt. Ich hatte es

Ihnen gesagt.“

Wann immer er sich aufregte pulsierte diese abnorme Ader in seinem Hals. Einem Hals der sowieso bereits dem eines Truthans zum verwechseln ähnlich sah. Selbst von der Farbe. Purpur rot.

Weißes Haar. Und ganz so geheim waren seine Geheimratsecken nun auch nicht mehr. Ich würde es eher eine Halbglatze nennen.

Er zupfte erbost an seiner schlecht sitzenden Krawatte seines schelchtsitzenden Anzugs, der aussah als hätte Mama ihn ihm zum Konfirmationsunterricht geschickt. Vor 30 Jahren. Oder 30 Kilo wie mans nimmt.

„In mein Büro. Sofort.“

Ich muss kurz schmunzeln als ich das Büro betrete. Es ist bei Gott nicht das erste mal. Aber diese kackbraunen Stühle auf dem grauen Boden, die an den grauen Schreibtisch Grenzen, die braunen Gardienen und die grauen, grauen Wände brachten mich mal wieder zum Grinsen.

Hier wird Wohnerlebnis groß geschrieben. Wohlfühlerlebnis in Hülle und Fülle ganz wie zuhause.

Ich setze mich auf den braunen Stuhl, überschlage leger die Beine und lehne mich zurück. Ich wusste genau was jetzt kommen würde. Es war noch immer das selbe. Beim ersten „sie war stets bemüt“

in meinem Arbeitszeugnis würde ich ihm einen schönen Haufen auf den Schreibtisch legen, so viel war sicher.

„Was soll ich sagen Frau jensen. Ich habe es wirklich versucht mit Ihnen. Und ich habe Ihnen viele Chancen gegeben.“

Das war immerhin war. Ich kam oft zu spät. Ich hatte die Arbeitsmoral und Ephorie eines Faultiers mit Lähmungen im Endstadium. Aber zu meiner Verteidigung der Job war scheiße.

Und ich musste mich jeden Tag überreden zur Arbeit zu gehen.

„Ja Herr Peterson, das haben Sie. Und ich war Ihnen stets dankbar.“ Stets bemüht stets dankbar zu sein ergänze ich still.

„Ich habe lange darüber nachgedacht aber ich muss sie im sinne der Brown Incorporation leider bitten Ihren Arbeitsplatz zu räumen sie sind entlassen.“

Der Schotter gab sogar noch mehr nach auf der Aleenstraße, nun auf meinem letzten weg die 15 minuten zur Sbahn und dann heim. Den obligatorischen Karton mit persönlichem Kram in den Armen. Finstere Miene, langsamer Schritt. Es stand mir geradezu ins gesicht geschrieben, Wurde gerade entlassen. Ist sogar für einen Callcenter job zu blöde.

Und obwohl in meinem Kopf nun Chaos herrschen sollte und die eine frage der anderen weichen sollte

Was mache ich nun mit meinem leben

Mit all der zeit

Wo kann ich mich bewerben

Wie soll ich die wohnung halten

Was kann ich mit meinem durschnittsabschluss an einer durchschnittsschule überhaupt erreichen

War mein Kopf nur leer. Das Einzige, das mich zu beschäftigen schien war das erneute Gefühl beobachtet zu werden.

„Machts Spaß?“ rief ich hinaus in die graue Stadt in der ich lebte. Machts dich an mir dabei zuzusehen, wie ich die Latte noch ein Stück tiefer lege?

Die Stadt in der ich lebte war grau.

Grau auf grau und manchmal kackbraun

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Destinationxx
Verträumt verwirrt und immer zu spät. Nie da wo ich sein soll und meist nicht da wo ich sein will.

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Newcomer Hallo Destinationxx, ich musste mehrfach schmunzeln, als ich dein Buch gelesen habe. Sehr fein erzählst du deine Beobachtungen über die Protagonistin in der Geschichte, und alles was mit ihr zusammenhängt. Bestimmt erkennt sich manch einer darin selbst. Das hat mir sehr gut gefallen, und bei Gelegenheit muss ich mir mal deine Bücherecke etwas näher anschauen.
Liebe Grüße von Marko
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