fernsehunterbrechung
Mit einer Flasche Wein und einer Familienpackung Chips flegelte ich mich auf die Couch. Für heute war Krimiabend angesagt. Meine bessere Hälfte verbrachte den Abend mit eine Freundin in Wien, beim Cocktail trinken und ich lies es mir beim Fernsehen gut gehen. Ich öffnete das Chipssackerl und schenkte mir ein Glas Wein ein. Von mir unbemerkt schob sich eine riesige Gewitterwolke über unsere Stadt. Erst als sintflutartige Bäche vom Himmel stürzten, wurde ich auf das Treiben aufmerksam. Heftige Blitze und Donner begleiteten das Naturschauspiel. Durch die breite Fensterfront des Wohnzimmers
beobachtete ich einen Augenblick die Weltuntergangstimmung. Die Blicke lenkte ich wieder zu dem Fernsehgerät, um der Handlung zu folgen. Im spannendsten Moment, als der Bösewicht in das Haus der Geschäftsleute Swoboda einbrach, wurde die Sendung wieder durch eine Werbung unterbrochen. Zum gefühlten siebenundzwanzigsten Mal flimmerte die Reklame eines bekannten Möbelhauses über den Bildschirm. Bevor mir noch die Blase platzte, nutzte ich diese Pause für den Weg aufs WC. Während ich mich auf der Toilette erleichterte, tauchte ein greller Blitz, begleitent von einem ohrenbetäubenden Donnerschlag, für einen Bruchteil einer Sekunde alles in gleißendes Licht.
Finster. «Verdammt, Stromausfall, auch das noch«, fluchte ich vor mich hin. Stockdunkel, nicht einmal das fahle Licht des Mondes war zu sehen, denn der, wie es schien, versteckte sich schützend hinter der Gewitterwolke. Mit ausgestreckten Armen und vorsichtigen Schritten bewegte ich mich Richtung Tür. Meine Hände tappten dabei die Wände entlang und um nicht zu stolpern, schliff ich mit den Füßen am Boden. Im Flur verweilte ich für einige Sekunden. Instinktiv suchten die Finger nach dem Lichtschalter, den sie dann auch fanden und betätigten. Nichts, es blieb dunkel. Eine Taschenlampe, ich brauchte eine Taschenlampe, nur, diese hat im Keller ihren Platz. Behutsam glitten meine
Hände die Wände entlang und die Beine folgten in Minischritten. So bewegte ich mich bis zur Kellertür. Ich fühlte die glatte Oberfläche der Holztür und meine Finger wanderten herum, bis sie den kalten Metallgriff der Klinke umfassten. Sachte öffnete ich den Abgang, ab hier führte eine steile Treppe in die untere Etage. Achtsam stellte ich einen Fuß die erste Stufe abwärts, dabei hielt ich mich am Handlauf fest. Zögerlich bewegte ich mich so abwärts. Hier schien es noch dunkler zu sein. Am Treppenabsatz trat ich auf etwas Weiches. Reflexartig zog ich das Bein wieder hoch. Sogleich erinnerte ich mich, dass ich hier Verpackungsmaterial zum Entsorgen deponiert habe. Behutsam tappste ich bis
zur Metalltür, die in den Hobbyraum führte. Wieder machten sich meine Finger auf die Suche nach dem Riegel. Nach dem ich auch dieses Hindernis überwunden hatte, stand ich vor dem Regal, in dem die Lampe lag. Meine Hände durchstöberten die Fächer der Ablage. Dabei fasste ich nach einigen Sachen, wie Lackdosen, Klebebänder, Schachteln mit Schrauben und Nägel, bis ich endlich die runde Form der Taschenlampe erspürte. Mit beiden Händen umklammerte ich das Ding und knipste es an. Ein lanzenförmig fokussierter Lichtstrahl durchbohrte die Finsternis. Ich lenkte den Lichtschein vor meine Füße und mit sicheren Schritten stieg ich die Treppe in den
Wohnbereich hoch. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich länger als zehn Minuten gebraucht habe um eine Lampe aus dem Keller zu holen. Im Wohnzimmer setzte ich mich auf die Lederbank um im Schein der Stablampe das Weinglas auszutrinken. Draußen prasselte der Regen noch heftig hernieder. Kaum hatte ich das Glas an meine Lippen gesetzt, erhellte der Zimmerluster wieder den Raum und der Fernseher ging an. Der letzte Spot der Werbeeinschaltung endete und der Kriminalfilm wurde fortgesetzt. Genüsslich nippte ich vom Wein, lehnte mich entspannt zurück, und folgte der Handlung des Krimis.