Humor & Satire
Ein Wurm in der Nase - einhe schwarze Komödie

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"Ein Wurm in der Nase - einhe schwarze Komödie"
Veröffentlicht am 18. Januar 2009, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

In Wien geboren, in Niederösterreich aufgewachsen, verheiratet mit einem Tiroler und wohnhaft in Vorarlberg. Man sieht, meine Heimat ist Österreich. In grauer Vorzeit hab ich schwer behinderte Kinder unterrichtet. Dann Hausfrauendasein mit fünf Kindern (inzwischen mehr oder weniger erwachsen). Ausgleich durch kreative Tätigkeiten jeglicher Art, hauptsächlich schreiben, fotografieren, Schmuck kreieren und herstellen.
Ein Wurm in der Nase - einhe schwarze Komödie

Ein Wurm in der Nase - einhe schwarze Komödie

Ein Wurm in der Nase

 

 

Vladimir Poppowitz ziert eine derart große Nase, daß sich in ihrer Höhle ein dicker Wurm eingenistet hat. Der hatte sich erst ein Bett besorgt, dann einen Sessel und einen Tisch und gerade letzte Woche, da hat er sich eine Lampe ergattert. Die hängt jetzt oben in der Nasenhöhle und der dicke Wurm sitzt gemütlich am Tisch und liest seine Zeitung.

Vladimir Poppowitz fragt sich schon seit geraumer Zeit, warum seine Nase immer wieder so komisch kitzelt. Er kann sich das einfach nicht erklären. Gerade steht er vor dem Spiegel und betrachtet versonnen sein gutes Stück. Als ob es leuchten würde, so kommt es ihm vor. "Blöde Schnapsdrossel!" schimpft er sich selber. Er weiß ja aus langer Erfahrung, daß man vom Saufen eine rote Nase bekommt, aber daß eine gleich richtig leuchtet, das hat er noch nie gehört. Er schlägt sich mit der flachen Hand auf die Nase, um in die Realität zurückzufinden.

Der arme Wurm fällt vom Stuhl und die Lampe wackelt bedrohlich. Erst zieht er den Kopf ein und hält sich die Hände schützend über den Nacken, dann rappelt er sich hoch und setzt sich wieder an den Tisch. Die Lampe beruhigt sich, aber die Zeitung, die ist verschwunden. Der Wurm kriecht ein Stück die Nase nach unten – keine Zeitung. Er kriecht nach oben, keine Zeitung. Ärgerlich!

Schon wieder dieses Kitzeln! Meister Poppowitz reibt sich die Nase. Als er die Hand wieder zurückzieht, sieht er einen kleinen, weißen Papierfetzen an der Hand kleben. "Jetzt weiß ich endlich, was da so gekitzelt hat." denkt er befriedigt und wendet sich vom Spiegel ab. Das Leuchten in seiner Nase schiebt er rigoros aus seinen Gedenken. Alles nur Einbildung! Da ist er sich ganz sicher, zumindestens, solange er nicht in den Spiegel schaut.

Der Wurm trauert seiner Zeitung nach. Es wird schwierig sein, eine neue zu finden. Er legt sich fürs erste aufs Bett, um sich von all dem Schrecken zu erholen. Die Lampe verbreitet Licht und wohlige Wärme und der dicke Wurm träumt so vor sich hin, ohne richtig einzuschlafen.

Inzwischen hat sich Vladimir Poppowitz seinerseits in eine Zeitung vertieft. Die Schnapsflasche steht daneben. Immer wieder ein Schluck, das tut gut. Allmählich wird es dunkel im Zimmer und auf der Zeitung tanzt eine heller Punkt. Meister Poppowitz reibt sich die Augen. Der Punkt bleibt. "Was soll denn der Scheiß?" fragt er sich gereizt. Er stürzt einen Schnaps hinunter und gleich noch einen. Hilft nichts, vielleicht ein bißchen an die frische Luft?

Er steht auf, schlurft durchs Zimmer, kommt unfreiwillig am Spiegel vorbei, dieses verdächtige Leuchten in seiner Nase ist nicht zu übersehen.  Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr, in seiner Nase brennt ein Licht. "Ja Höllteufl, was soll das?" flucht er vor sich hin und bohrt einen Finger in die Nase. Keine Chance! Seine Nase ist zwar groß, aber seine Wurstfinger sind entsprechend breit. Sie kommen nicht hinein in das Nasenloch. Es leuchtet gnadenlos weiter. Also reiben und drücken. Kein Ergebnis!

Der arme Wurm in der Nase ist beunruhigt. Schon wieder so ein Erdbeben, in letzter Zeit immer öfter. So kann das doch nicht weitergehen. Was soll er bloß tun?

Noch ärmer ist Vladimir Poppowitz. Er wird fuchsteufelswild, aber er kommt diesem entwürdigenden Leuchten in seiner Nase nicht bei. Er fängt an zu brüllen und zu toben, mit dem Fuß zu stampfen und Dinge herumzuschmeißen. Ein Stuhl fliegt durch die Luft und bleibt krachend in der Kastentür stecken.

Der Wurm krallt sich in seinem Bett fest, hält sich die Ohren zu und betet.

Herr Poppowitz bekommt keine Luft mehr. Er keucht und keucht, eine Stich in seinem Herzen, noch einer, dann wird es schwarz vor seinen Augen. Ein riesiger Fleischklotz fällt zusammen und bleibt am Boden liegen.

Den Wurm schleudert es samt Bett hin und her. Gerade hat er sich sein Hinterteil an der Lampe verbrannt, da wird es auf einmal still.

Inzwischen ist eine gute Woche vergangen. Vladimir Poppowitz liegt immer noch am Boden und rührt sich nicht.

Der dicke Wurm hingegen lebt wie im Schlaraffenland. Kein Erdbeben mehr in seiner Höhle und kein Durchzug. Gestern hat er eine Freundin gefunden.

Die Lampe hängt immer noch an der Decke und verbreitet wohlig warmes Licht in der Stube. Bald wird sich hier eine ganze Schar von kleinen, süßen Würmlein tummeln.

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Hörbuch

Über den Autor

Edlistrate
In Wien geboren, in Niederösterreich aufgewachsen, verheiratet mit einem Tiroler und wohnhaft in Vorarlberg. Man sieht, meine Heimat ist Österreich.
In grauer Vorzeit hab ich schwer behinderte Kinder unterrichtet.
Dann Hausfrauendasein mit fünf Kindern (inzwischen mehr oder weniger erwachsen).
Ausgleich durch kreative Tätigkeiten jeglicher Art, hauptsächlich schreiben, fotografieren, Schmuck kreieren und herstellen.

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Edlistrate Re: Einfach herrlich -
Zitat: (Original von MarionG am 23.02.2009 - 08:04 Uhr) Eine super Geschichte. Klasse Aufbau und ein Inhalt, der zu Schmunzeln anregt.
Ich habe eben mal in den Spiegel geschaut. Irgendwas leuchtet da, glaub ich. Kann aber auch noch die Pappnase von Weiberfastnacht sein.
Übrigens: Das Bild zur Geschichte ist ebenso originell wie die Geschichte selbst.
Liebe Grüße
Marion


Danke für die rote Nase! *schmunzel*
Freu mich, weee die Geschichte ankommt!
LG .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Einfach herrlich - Eine super Geschichte. Klasse Aufbau und ein Inhalt, der zu Schmunzeln anregt.
Ich habe eben mal in den Spiegel geschaut. Irgendwas leuchtet da, glaub ich. Kann aber auch noch die Pappnase von Weiberfastnacht sein.
Übrigens: Das Bild zur Geschichte ist ebenso originell wie die Geschichte selbst.
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
Edlistrate Re: ;-) -
Zitat: (Original von seelchen am 22.02.2009 - 19:56 Uhr) ach, der name an sich hat schon stil. und zu lesen ist diese geschichte ja wirklich herrlich - ich weiss nicht wie oft ich an meiner nase runter geschielt habe... wenn ich mir das so vorstelle... ohhh neee! wär mal interessant, was die muse meint, wenn das thema heisst: augen in den fingern... ;-))))))

eine klasse für sich!
gruass vo ennet am rhi


Man kriegt doch noch ein Paar Leute zum Lesen, wenn man früher eingestellte Texte immer wieder mal nach vorne holt!
Freu mich! .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Edlistrate Re: Ist -
Zitat: (Original von Tilly am 22.02.2009 - 17:15 Uhr) ja von schwärzester Sorte!
Aber gut.


JA, manchmal, da überkommt es mich .... *grins*
LG .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Edlistrate Re: Wunderbar -
Zitat: (Original von Boris am 22.02.2009 - 16:59 Uhr) selten so begeistert

LG Boris


Wie begeistert mußt Su dann erst sein, wenn Du Dich tatsächlich mal entschließt, 5 Sterne zu vergeben?!?!?!
Freu mich trotzdem! .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Tilly Ist - ja von schwärzester Sorte!
Aber gut.
Vor langer Zeit - Antworten
Boris Wunderbar - selten so begeistert

LG Boris
Vor langer Zeit - Antworten
Edlistrate Re: Tolle Geschichte! -
Zitat: (Original von mukk am 30.01.2009 - 17:42 Uhr) herrlicher Humor! Danke der Schreibwerkstatt - Leiterin für die Vorgabe zu dieser Geschichte!
Hast du bewundernswert gestaltet, gratuliere! Muss dich abonnieren!
Liebe Grüße
Ingrid


A)Ich BIN die Schreibwerkstatt-Leiterin, also werd ich mich mal bei mir bedanken - ne, ich bedank mich bei meiner "Muse" *grins*
B)Hab Dich schon länger abonniert! Freu mich über das Gegenangebt
Lieb Grüße .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
mukk Tolle Geschichte! - herrlicher Humor! Danke der Schreibwerkstatt - Leiterin für die Vorgabe zu dieser Geschichte!
Hast du bewundernswert gestaltet, gratuliere! Muss dich abonnieren!
Liebe Grüße
Ingrid
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