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Es war in einem alten verlassenen Gehöft einst eine Wanduhr. Die hatte ein dickes Pendel aus Messing und ein weißes einfaches Zifferblatt. Oft hatte sie die Zeit geschlagen als ihre Besitzer sie brauchten doch nun war alles anders gekommen. Die Wanduhr war allein an der Wand und niemand zog ihre Uhrwerkszapfen mehr auf die seitlich an ihr herabbaumelten. Eigentlich war sie im besten Uhrenalter. Einhundertundachtundachzig sind ja für eine Wanduhr noch kein wirkliches Alter. Sie war noch nie kaputt gewesen und somit kannte sie auch nicht, bis heute,
das Gefühl nicht gebraucht zu sein. Nun hing sie schon Monate an der Wand und niemand wollte sie ablesen oder sie nur zum aufzieh`n bringen. Das tat der alten Uhr weh und sie wurde sehr traurig. Sie wusste nicht dass die ältere Dame und ihr Mann, der sie gehörte bis zuletzt, in ein Altersheim gekommen war. Das Uhrenglas beschlug und dicke Tränen kullerten durch das Uhrwerk der Wanduhr. Was soll ich nur machen und was soll nur aus mir werden fragte sie sich in diesem Moment selbst. Sie wusste es nicht.
Sie hatte unglücklicherweise schon jede Hoffnung auf Besserung aufgegeben da zog die junge Familie der alten Besitzer
in die Wohnung und Kinder tollten in der Stube herum. Eines davon, es hieß Milina und war ein Mädchen, zog die Tannenzapfen der Uhrwerksketten nach oben und weckte die Uhr somit aus ihrem Schlaf. Tick tick tick … tickte sie wieder ein wenig und verließ ihre Zeigerhaltung um die Uhrzeit anzuzeigen. Sie tickte langsam wieder; und als dass Mädchen das sah stellte es fest das die alte Uhr nachging. Ungefähr eine halbe Stunde in dieser und zwei weitere Stunden. Melina holte einen Stuhl, öffnete das Gehäuse und stellte die Zeiger richtig. Die Uhr war glücklich. Nun konnte sie wieder von Nutzen sein und war nicht mehr allein. Von da an schwor sie sich nie
mehr so schnell aufzugeben und hat es bis heute gehalten. Einige Besitzer neben der kleinen Melina und ihrer Familie und auch mal eine Reperatur hat sie durchlebt aber letztendlich ist sie immer wieder aufgezogen worden und hat ein hohes Alter erreicht. So heißt es zumindest. Ich finde das sehr ermutigend und wieso soll man daraus nicht ein Beispiel sich aneignen.