Kurzgeschichte
Die letzte Saison

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"Fußball - ein Millionenspiel"
Veröffentlicht am 30. Juli 2017, 16 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Im Oktober 2014 fing ich an zu schreiben. Voller Euphorie schrieb ich wie ein Wilder drauflos und beging dabei sehr viele Fehler. Also sammelte ich Informationen übers Schreiben und besorgte mir Schreibratgeber. Dann lernte ich einen sehr guten Nachwuchsautor kennen, der mich bis heute unterstützt. Im Frühjahr 2015 stellte ich meinen Roman mit dem Titel "Unglaubliche Schicksale" fertig und betrachte ihn als eine Art "Ausbildung". Momentan ...
Fußball - ein Millionenspiel

Die letzte Saison

Die letzte Saison

Ein lohnenswertes Millionengeschäft

Also, ich sage es gleich von Anfang an, und ganz ohne Umschweife:

Ich steh auf Fußball! Das ist ein Klasse-Sport, und diese Begeisterung entwickelte sich 1974 als ich etwa zehn Jahre alt war. In diesem Jahr gewann die deutsche Nationalmannschaft den Weltmeistertitel im spannenden Endspiel gegen Holland.

Somit kickte ich mit den Jungs aus der Nachbarschaft jeden Nachmittag auf dem Garagenhof, und wir lieferten uns stets hochklassige Kämpfe.

Diese verlangten uns alles ab, und die eine oder andere Wunde schreckte uns natürlich nicht ab.

Aber was wurde aus den Helden meiner Kindheit?

Nehmen wir Gerd Müller. Ja, er schoss das alles entscheidende Tor beim Finale im Münchner Olympiastadion gegen die favorisierten Holländer. Aber irgendwie entglitt ihm später sein ganzes Leben in den USA, jedoch fing er sich ja zum Glück wieder.

Oder Franz Beckenbauer. Der Denker und Lenker in wahren Schlachten in legendären Spielen gegen die Italiener, oder gegen die Engländer.


Dann wurde er Weltmeister als Spieler, und später als Trainer. Einfach sensationell. Tja, und heute? Ein Mann, der Schritt für Schritt sein Image als unangefochtene Lichtgestalt selbst zerstörte. Wer weiß, wie viele Kinder dieser Mann mit Frauen zeugte.

Der Weltöffentlichkeit führte er vor Augen, dass für eine gewisse Summe Geld einfach alles arrangiert werden konnte. Natürlich gab es überhaupt keine Mitwisser und niemand hat auch bloß im Ansatz den geringsten Verdacht geschöpft, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugehen könnte!

Und dann haben wir noch Uli Hoeness.


Der frühere pfeilschnelle Flügelflitzer und geniale Vorlagengeber für die vielen Tore von Gerd Müller. Aber auch der tragische Held, der in einem Finale im Elfmeterschießen den Ball weit über das Tor in den Abendhimmel gedroschen hatte. Allerdings auch dieser abartig krankhafte Börsenzocker, der den Rachen nicht voll genug bekam, und um seine Haut zu retten sich schließlich selbst bei den Behörden anzeigte.

Doch war diese Länge der Gefängnisstrafe wirklich gerechtfertigt? Viele Leute beantworteten diese Frage mit ja und das bedeutete, dass diese Befragten der festen Überzeugung sind vor Gericht sind wir alle gleich!

Einen Augenblick bitte, ich muss kurz aufstehen. Danke, dass Sie gewartet haben, ich musste mich nur auf der Toilette übergeben.

Wahrscheinlich kann Hoeness seinen treuen Fans und bedingungslosen Unterstützern in den Garten scheißen, und selbst diese zum Himmel stinkende Sauerei würden sie ihm in nicht übel nehmen! Ganz im Gegenteil, wahrscheinlich würden sie zu ihren Nachbarn rennen und ihnen begeistert erzählen, dass der supertolle Uli sich im Garten erleichtert hat. Aber das spielt heute überhaupt keine Rolle mehr, längst ist der Uli wieder im alten Job, und führt als gewählter Präsident alle Geschäfte

von einem Millionenschweren Fußballverein. Das nenne ich eine vorbildliche Resozialisierung, da könnten sich andere Weltkonzerne ruhig mal eine Scheibe von abschneiden!  

Vor meinem inneren Auge tauchen bereits zwei Buchtitel von Hoeness auf:

Mein Leben im Knast - Ganz private Einblicke in die Hölle des Strafvollzugs.

Als Präsident in einem Verein - Eine Anleitung, wie auch Sie ganz legal ein Unternehmen an die Weltspitze führen können.  

Vielleicht sollte ich mit ihm Kontakt aufnehmen um dieses Vorhaben zu besprechen, er wird garantiert von meinen Ideen begeistert sein.

Im Laufe der Jahre veränderte sich auch dieser Sport. Ausgefuchste, und mit allen Wassern gewaschene Geschäftsleute entdeckten, dass sie damit ein Schweinegeld verdienen können. Das Spiel wurde aber auch athletischer, da die Trainer andere Konzepte entwickelten, um die Spieler bis knapp an die Leistungsgrenze zu trainieren.

Das Material für die Schuhe wurde mit wissenschaftlichen Studien verändert, und auch die Oberflächenbeschichtung des Balles verbesserte sich, sodass dieses Spiel insgesamt schneller wurde. Deswegen müssen heute hochsensible Torkameras eingesetzt werden, um zu

beweisen ob der Ball in vollem Umfang hinter der Torlinie war, oder nicht.

Natürlich veränderte sich auch etwas bei mir, denn auch ich werde ja nicht jünger.

Deshalb spiele ich keinen Fußball mehr, denn ich fahre jetzt viel lieber Fahrrad.

Außerdem interessieren mich inzwischen auch andere Sportarten, dennoch bleibt der Fußball ganz oben auf meiner Liste.

Von diesen Ultra-Fans halte ich überhaupt nichts, die wie die Bekloppten zu jedem Spiel ihrer Mannschaft auf der ganzen Welt hinterher reisen. Außerdem kann ich das Spiel viel besser zu Hause vor dem Fernseher verfolgen, und bekomme noch allerlei Informationen

oben drauf.

Auf einmal rückten die Frauen und Freundinnen der Spieler in den Blickpunkt, da sie nicht mehr länger unbeachtet bleiben wollten. Deshalb gibt es da nun eine Vielzahl Schmuckdesignerinnen und Unternehmerinnen, sowie Frauen, die äußerst wichtige Tipps für Mode, Ernährung und den Lifestyle ihren jeweiligen Fangemeinden zur Verfügung stellen.

Insgesamt veränderte sich aber auch die ganze Medienlandschaft, und natürlich gibt es in diesem Bereich ebenfalls viel Geld zu verdienen. Jedoch, dass die Journalisten unmittelbar nach Abpfiff

nicht noch gleich aufs Spielfeld rennen dürfen um die Spieler zu interviewen, wundert mich ein wenig. Kann ja noch kommen.

Außerdem ist die ganze vorherige Berichterstattung für die Übertragung eines Fußballspiels im Fernsehen deutlich in die Länge gezogen, und wenn ich diesen Experten ganz genau zuhörte, dann erzählten die Männer immer dasselbe.

Zum gefühlt tausendsten Mal erfuhr ich, warum ein Spieler nicht in die Startaufstellung der Mannschaft kam, welche taktische Ausrichtung der Trainer vorgab, und wer noch kurz vor Anpfiff pinkeln musste.

Nein, natürlich nicht, vergessen Sie wieder diesen letzten Teil des vorherigen Satzes, aber es kommt noch so weit, glauben Sie mir! Aber ich kann mir nicht helfen, irgendwie gefällt mir dieses ganze Theater mit allen Nebensächlichkeiten auf allen Nebenschauplätzen, und mindert nicht im Geringsten meine Begeisterung.

Die spannendsten Spiele finden für mich in der Championsleague statt, ein Pokalwettbewerb bei dem Vereinsmannschaften aus unterschiedlichen Ländern aufeinander treffen. Bei diesem vielen Geld, was im Fußball verdient wird, wollen die Fernsehanstalten natürlich auch kräftig

mitverdienen. Schließlich sind alle populären Fußballvereine heute zu Börsenorientierten Wirtschaftsunternehmen geworden, bei denen mit Millionen nur so um sich geschmissen wird. Doch diese ganze finanzielle Entwicklung hat ein Maß erreicht, das absolut übertrieben und fast schon pervers ist.

Genau deshalb ist es nun zu einer Veränderung gekommen, denn die öffentlichen Fernsehanstalten waren nicht bereit bei den Verhandlungen am grünen Tisch für die Übertragungsrechte eine Summe zu bezahlen, die wahrscheinlich eine astronomische Höhe erreichte.

Irgendwie konnte ich diese Entscheidung nachvollziehen, irgendwann muss einmal Schluss sein. Doch im Umkehrschluss bedeutet es für mich, dass diese Saison der Championsleague die letzte sein wird, bei der Spiele im öffentlich rechtlichen Sender übertragen werden.

Diese Rechte sicherte sich ein Sportkanal mit drei Buchstaben, und wer sich diese Spiele künftig ansehen möchte, wird mit einem ordentlichen Betrag zur Kasse gebeten. Also aus und vorbei mit Ronaldo, Messi und Co., sie werden ohne mich ihre Spiele austragen, uns daran wird sich auch nichts mehr ändern.


Wer erst einmal Blut geleckt hat wenn es um hohe Summen geht, wird künftig niemals mehr locker lassen dieses Geld auch in Zukunft zu kassieren.

Es grenzt schon an ein Wunder, dass es sich ein Kölner Fernsehsender noch leisten kann die Formel 1 - Rennen zu übertragen. Aber nicht mehr lange, dann kommt irgendein zweifelhaft russischer Bonze, und legt einfach das Doppelte auf den Tisch.  

Was aber bleibt am Ende für mich?

Soll ich mir vielleicht Frauenfußball im Fernsehen anschauen?

Also liebe Frauen, nehmt es mir nicht übel, aber bei allem Respekt für eure

Verdienste und Leistungen, das ist mir einfach nicht athletisch genug, und deswegen auch zu langweilig.

Nein, ich hab mich jetzt bei der Volkshochschule angemeldet. Da werde ich bestimmt nicht betrogen, nein, das sind lauter Rechenschaffende Leute mit wissenschaftlichem Hintergrund. Auf Anhieb gefiel mir dieser Kurs:

Chirurg in dreißig Tagen.

Das klingt doch richtig gut. Und falls es doch nichts für mich sein sollte, dann fahr ich eben in die Toskana zum Töpferkurs. Die Landschaft soll ja traumhaft schön sein.


©Newcomer

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Hörbuch

Über den Autor

Newcomer
Im Oktober 2014 fing ich an zu schreiben. Voller Euphorie schrieb ich wie ein Wilder drauflos und beging dabei sehr viele Fehler. Also sammelte ich Informationen übers Schreiben und besorgte mir Schreibratgeber. Dann lernte ich einen sehr guten Nachwuchsautor kennen, der mich bis heute unterstützt. Im Frühjahr 2015 stellte ich meinen Roman mit dem Titel "Unglaubliche Schicksale" fertig und betrachte ihn als eine Art "Ausbildung". Momentan schreibe ich gerade an weiteren Romanen und verschiedenen Kurzgeschichten. Von einem Autor bin ich noch weit entfernt, dafür muss ich noch viel dazu lernen. Meine Selbsteinschätzung ist, dass ich allenfalls ein Verfasser bin. Ich lebe in der Nähe von Stuttgart und habe eine weibliche Katze als Haustier.

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welpenweste Ich habe mich bei der volkshochschule angemeldet. Ich wollte schon immer in vier Wochen ausgebildeter Jodler werden.
Warum soll beim Fussball dreckige Abzocke außen vor sein? Fussball-Wettskandal, Katar und der deutsch Sommer, alles Schiebung. Keiner Schuld! und wenn jemand Fussballanhänger ist, soll er gefälligst auch von zu Hause aus löhnen. Sei doch einfach Radball-Fan. Da kannst Du Dir die Flimmerkiste sparen. akrobatik wird nicht gezeigt, nur Live!
Hat mir gefallen, Marco, obwohl Du den Sumpf im Fussballgeschäft nur angeschnitten hast.
herzlich Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Newcomer Oh, herzlich willkommen zurück bei der schreibenden Zunft, mein lieber Günter! Hoffentlich hast du uns wenigstens vermisst!
Ganz lieben Dank fürs Lesen, die Coins dafür, und deinen ausführlichen Kommentar.
Deine Idee ein ausgebildeter Jodler zu werden, solltest du dringend in Angriff nehmen, dann wird das Einkaufen in der Stadt mit deiner Holden noch interessanter - und zwar für alle Beteiligten!
Ich glaube, der Begriff Randsportarten wird in Zukunft eine ganz neue Bedeutung gewinnen...
Klar, ich hätte es noch wesentlich mehr ausbauen können, aber dann wäre die Geschichte ein ellenlanger Roman geworden, und lange Storys werden hier nicht so gerne gelesen!
Liebe Grüße von Marko
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Jedenfalls musste das mal gesagt werden, was Du angesprochen hast!
Chapeau!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Newcomer Ganz genau Günter, und herzlichen Dank für die Coins.
Liebe Grüße, Marko
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Die letzte Saison..."
...wird dann auch die meine sein,
wenn der Fussball-Sport weiter so kommerzialisiert wird.
Eines bösen Tages wird man sich sowohl die EM,
als auch die WM ebenfalls nur noch im Bezahlfernsehen
anschauen dürfen, denn der bereits sichtbare Trend
geht nämlich unbeirrt weiter in genau diese Richtung.
Schon in absehbarer Zeit wird es wohl nur noch
Bezahlfernsehen geben, denn der Anfang
mit der Umstellung auf das neue DVB-T2 HD
ist damit längst in die Wege geleitet...
Willkommen also in der schnöden neuen Welt des Pay-TV,
in welcher die User künftig sogar zur Kasse gebeten werden,
um sich von dem bunten Medium 'Fernsehen' noch kräftiger
manipulieren zu lassen...
Das Fussballspielen selbst, ist übrigens längst im Kommerz
angekommen und die etablierten Vereine mutieren zusehends
zu wirtschaftlich geführten Unternehmungen. Insofern passt diese
parallele Entwicklung mit dem Bezahlfernsehen natürlich bestens überein...
LG
Louis :-)

Vor langer Zeit - Antworten
Newcomer Lieber Louis,
ganz lieben Dank fürs Lesen, und dein ausführlicher Kommentar, sowie die Coins dafür. Das freut mich sehr, dass ich damit deine Begeisterung wecken konnte.
Natürlich hätte ich diese Geschichte auch noch wesentlich weiter ausbauen können, aber dann wäre sie ein Roman mit wahnsinnig vielen Kapiteln geworden, und unser Kopfschütteln bloß noch umso heftiger!
Liebe Grüße von Marko
Vor langer Zeit - Antworten
Finnley Herrlich...grins!
Gruß Finn
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Gut gelungen dieser Blick auf des Deutschen Lieblingssport. (Dem ich auch nicht abgeneigt bin.) Doch leider ist es ja wie mit allem: Wenn der Profit Einzug hällt, geht alles Gute den Bach runter. Schade drum. Ich selbst geh ja nur noch zu meinem Heimatverein: TSV Wedel. Landesliga. 6 Euro Eintritt, für beinharten Amateurfußball.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Newcomer Lieber HarryAltona,
ganz lieben Dank fürs Lesen, deine Coins, und deinen Favoriten dafür, darüber freue ich mich sehr. Natürlich auch über deinen Kommentar, und beim TSV Wedel wird bestimmt noch ehrlicher Fußball gespielt!
Liebe Grüße, Marko
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Lieber Marko,
jetzt muss ich schon mal dumm fragen:
Wieso kannst Du MEINE Meinung und MEINE Gedanken (und der
Vollständigkeit halber, auch die meines Mannes) so präzise schreiben?
Denn wir unterschrieben das 1000prozentig ...
Toll recherchiert - mit ständigem Kopfnicken gelesen ... grins*.
Liebe Grüße
Gertraud
Übrigens, Gerd Müller lebt heute mit Demenz in einem Pflegeheim.
Vor langer Zeit - Antworten
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