Kurzgeschichte
Heimliche Träume - Frauengeschichten

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"Heimliche Träume - Frauengeschichten"
Veröffentlicht am 01. August 2017, 18 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Geboren und aufgewachsen im Land der Kontraste, an der Grenze Europas zu Asien. Erste Schreibversuche in der Grundschule. Germanistikstudium an der heimischen Staatsuniversität. In Deutschland seit 1996. Seit 2017 Gedichte und Kurzgeschichten, die entweder autobiographisch sind oder auf wahren Gegebenheiten beruhen. Natur ist meine Kraftquelle und Faszination, daher kommt sie oft in meinen Geschichten vor. "Wir sind eines Blutes, du und ...
Heimliche Träume - Frauengeschichten

Heimliche Träume - Frauengeschichten









Was würdest du machen, wenn du eine Million Euro hättest? Was sind deine Träume? Wovon träumst du?











Fragte er sie in seinem eiligen Redetempo gleich beim ersten gemeinsamen Spaziergang. Die Fragen tauchten in seinem unaufhaltsamen Redeschwall urplötzlich auf und überforderten sie. Im ersten Moment fühlte es sich an, als ob sich ein Fremder im Vorbeigehen nach ihrer Körbchengröße erkundigte.


Träume… Nicht oft war in ihrem Leben die Zeit da, um sich ihren Träumen zu widmen, es sich zu gönnen, in ihnen wie in weichen Wolken zu schweben und ihre Leichtigkeit zu fühlen... Schon gar nicht, um an ihnen zu feilen und sie in eine vorzeigbare Form zu bringen.








Meist spät am Abend, wenn ihr Kind eingeschlafen und die tägliche Arbeit erledigt war, konnte aus dem Hamsterrad Kind-Arbeit-Termin-zweite Arbeit-Haushalt-Kind aussteigen, kam endlich zu sich. Sie fiel ziemlich bald ins Bett und dachte an die Worte ihrer Mutter, die oft spät abends vor dem Schlafengehen beschwörerisch aufstöhnte: „Endlich im Bett!..Warte ab, wenn du groß bist und so alt wie ich, dann wirst du mich schon verstehen“.


Wie erwartet, war sie nun groß und alt genug, wenn es nach ihr ginge, älter als genug, und sie verstand es jetzt.








Wie gern hätte sie es nie verstehen müssen, stattdessen lieber spüren, wie ihr Mann sie liebevoll zudeckt und einen Kuss auf die Stirn drückt: Schlaf gut, mein Schatz. Aber es wurde alles anders, als sie es sich erträumte. Ihr Mann, am Ende auch ohne den Ehemannstatus ihr bester Freund, schaute schon seit ein paar Jahren Radieschen beim Wachsen von unten zu. Seitdem blieb die Zeit stehen und in allen Amtsakten musste sie ständig geschieden eintragen. Geschieden hieße aber, sie könnten es beide noch einmal überlegen und vielleicht wieder heiraten, aber dafür war es zu spät, wie unfair.








Danach verabschiedeten sich nach und nach noch ein paar Freundinnen ganz urplötzlich aus dem Leben,

nach der letzten überkam sie das seltsame Gefühl, sie gewöhnt sich fast daran, dass Menschen, die ihr nahe stehen, früh gehen.

Alles, was sie in ihrem Leben wollte, war zu jemandem dazu zu gehören. Die Männer, die ihr danach begegneten, meinten aber, so jemand wie sie müsste viel mehr Träume haben. Sogar die, welche schon einige graue Haaren hatten und die sie deshalb für weiser hielt, dachten von ihr das Gleiche.








Sie hörte schon lange auf, sich zu fragen, woran es lag. Ihr Herz, dessen Meinung ihr mit den Jahren immer wichtiger wurde, sagte, dass es nicht unbedingt das war, was sie ausstrahlte, sondern vielmehr, wen sie sich aussuchte. Viel weiter kam sie bis jetzt nicht mit dieser Ermittlung, da das Hamsterrad des Alltags ihr die letzten Jahre Zeit und Kraft raubte, um sich darüber mit ihrem Herzen in aller Ruhe und Gemütlichkeit zu unterhalten. Sie fühlte sich oft abgejagt und entkräftet, wenn sie abends ins Bett kam, der Schlafmangel der letzten Jahre, die Sorge um das Kind, die Arbeitsstelle, ihre alte Mutter fühlte sich an wie eine entladene Batterie, die dringend aufgeladen werden musste.





Wie dankbar war sie, dass es so etwas tolles wie das Internet und das World Wide Web gab. Die auf Knopfdruck verfügbare Tür zu einer anderen Welt, die vielseitig, immer aktuell und in allen Sprachen verfügbar ist, voll von spannenden Sachen zu interessantesten Themen, für die sie im Alltag nie Zeit hatte. Es wurde zu ihrem allwissenden Unterhalter und treuen Begleiter, der immer parat war, wenn sie gerade mal kurz Zeit hatte, auch wenn es sündhaft spät war. Sie liebte es, Bilder anzuschauen, die Entdeckung dieser Leidenschaft verdankte sie auch ihm. Irgendwann merkte sie, wenn sie im Internet surfte, dass sie bestimmte Bilder, auf die sie per Zufall stieß, immer mehr anzogen.







Sie schaute sie gern an, weil sie in ihr Gefühle weckten, die ihr gut taten, sogar leicht neidisch wurde sie dabei. Ob es etwas schräg erscheinen mochte, dass sie in ihrem noch blühenden Alter solche Träume hatte?.. Sollte sie nicht doch lieber von einem eigenen begehbaren Schuhschrank, einem eigenen Haus mit Garten oder einer Yacht träumen?.. Doch sie fühlte sich zu besonderen Bildern hingezogen:








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Bald spürte sie, dass diese Bilder die Antwort auf jene Fragen waren, die sie beim besagten Spaziergang so kalt erwischten.

Sie wusste zwar immer noch nicht, was genau sie mit dieser einen Million Euro machen würde, aber sie war sich ziemlich sicher: Mit dem Opa zusammen würde ihnen schon etwas Tolles einfallen!..


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Hörbuch

Über den Autor

daxana
Geboren und aufgewachsen im Land der Kontraste, an der Grenze Europas zu Asien.
Erste Schreibversuche in der Grundschule. Germanistikstudium an der heimischen Staatsuniversität.
In Deutschland seit 1996.
Seit 2017 Gedichte und Kurzgeschichten, die entweder autobiographisch sind oder auf wahren Gegebenheiten beruhen.

Natur ist meine Kraftquelle und Faszination, daher kommt sie oft in meinen Geschichten vor.
"Wir sind eines Blutes, du und ich" (R. Kipling).




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Marita Liebe doxana, ich bin sehr gerüht von deiner Erzählung. Ich finde, dass die allermeisten Menschen doch einfache Träume haben. Was kann denn Wärme und Liebe einer Beziehung(mag das Wort nicht) ersetzen.
Die Bilder fand ich sowas von toll...
Danke schön!
Vor langer Zeit - Antworten
daxana Liebe Marita, danke für dein Lob, es freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat.
LG daxana
Vor langer Zeit - Antworten
daxana danke fürs Favo, Uli, fühle mich geehrt
lg daxana
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hingekritzelt :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Was bedeutet Geld? Es verschafft vielleicht eine gewisse Sicherheit, aber man kann keine Liebe und keinen liebenden Partner damit kaufen ...
Lieben Gruß
Sabine

Vor langer Zeit - Antworten
daxana Liebe Sabine, ich stimme dir zu, was dieses Thema anbetrifft.
Die modernen Träume sehen heute oft ein wenig anders aus, aufdringlich durch die Medien vorgegeben (dazu fällt mir spontan der bekannte Werbespot mit dem Spruch "Mein Haus-mein Auto-mein Boot- mein Sonstnochwas- ..." - ein ,) Seine Prioritäten anders zu setzen, ist etwas unmodern, fast altmodisch.

Ich freue mich, dass dir mein Buch gefallen hat, danke für deinen Kommentar und das Favo!
liebe Grüße
daxana
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