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Die Lichtalbe

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"Als das Licht näher kam, erkannte ich darin einen Lichtalben..."
Veröffentlicht am 12. Juni 2017, 18 Seiten
Kategorie Sonstiges
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Über den Autor:

Mit Vorliebe schreibe ich Drabbles, Krimis und Kurzgeschichten... Ich liebe diese fabelhaft pointierten Miniatur-Geschichtchen. Zur Abwechslung schreibe ich auch gern mal eine erotische Geschichte... Ansonsten hoffe ich auf viele geneigte Leser und freue mich über jeden ehrlich gemeinten Kommentar. Zwei Städte sind mir neben Berlin besonders wichtig: Paris und Venedig... 09.Mai 2015 Ich habe heute erfahren müssen, dass Silvi ...
Als das Licht näher kam, erkannte ich darin einen Lichtalben...

Die Lichtalbe


Bleistift




 


Die Lichtalbe








 


Die Lichtalbe

Das fahlgelbe Mondlicht in jener vorfrühlingshaften Vollmondnacht schien mir direkt ins Gesicht und ließ mich urplötzlich erwachen. Wispernde Stimmen drangen an mein Ohr und geboten mir etwas zu tun, nur konnte ich absolut nichts von dem verstehen, was da von mir verlangt wurde. War ich überhaupt wach, oder glaubte ich es nur zu sein, denn die Wahrnehmungen gingen ineinander über und jede neue Erkenntnis, die ich in diesem Zustand erlangte, erschien mir eher noch phantastischer zu sein, als die jeweils vorangegangene. Aber eines war in der Tat unverkennbar, ich vernahm immer wieder den Namen eines Ortes, den ich selbst

schon sehr lange nicht mehr aufgesucht hatte und der seit gefühlten Ewigkeiten von den Menschen in eine höchst seltsame Art der Vergessenheit geraten zu sein schien. Während der Mond das nächtlich reflektierte Licht der Sonne über der ganzen Stadt gleichmäßig verteilte, breitete sich zeitgleich eine geradezu geheimnisvolle Stille über all den Dächern dieser eigentlich niemals schlafenden Stadt aus. Die Autos, die Straßenbahnen, Busse, ja sogar auch die Fußgänger wurden allmählich immer langsamer und blieben dann ganz plötzlich stehen, gerade so, als wären sie an dieser Stelle irgendwie eingefroren worden. Als hätte die Zeit selber den Sekundenzeiger an jeder einzelnen Uhr in dieser Stadt angehalten.

Nun vernahm ich auch jene wispernden Stimmen wieder, die mich gemahnten, mich unverzüglich zu jenem geheimnisvollen Orte zu begeben, den sie mir bereits kurz zuvor benannt hatten. Diese Botschaft war in ihrer Form nun so eindeutig klar formuliert, dass ich selbst keine Sekunde lang an ihrem aufrichtig gemeinten Inhalt und wohl auch an deren eminenten Wichtigkeit zu zweifeln wagte. So rief ich denn auch flugs nach meinem getreuen Pegasus, der mich rasch zu jenem Orte bringen sollte. Im Handumdrehen rauschte er auch schon heran und begrüßte mich mit einem lauten Wiehern, während ich ihn sanft über seine Nase streichelte. Gerade als ich ihm den Namen jenes geheimnisvollen Ortes ins Ohr flüstern wollte nickte er ziemlich

heftig mit dem Kopfe, als wüsste er längst schon, wohin er mich nun tragen sollte. So schwang ich mich auf seinen breiten weißen Rücken und gab ihm seine Schwingen frei. Sogleich zog er mit mir los und bereits einen Augenblick später jagten wir zwei schon hoch droben am Firmament über dieser jetzt so still vor sich hin schweigenden Stadt entlang. Ich erkannte in der Ferne das Nikolaiviertel, die Fischer-Insel und die alte Gertraudenbrücke, die städtischen Prinzessinnengärten vom Moritzplatz, auch den Feuerwehrbrunnen auf dem Kreuzberger Mariannenplatz und das Engelbecken, ebenso wie die historischen Gebäude des ehemaligen Bethanien-Krankenhauses. Tief unter mir ersteckte sich Hochbahntrasse der Linie U1, wie auch die

berühmte und wunderschön anzuschauende Berliner Oberbaumbrücke, die mit ihren beiden filigranen Backsteintürmen elegant die Spree überspannte. Weiter östlich der Spree entlang gewahrte ich das dann kurz darauf auch große Riesenrad vom Spreepark im Plänterwald, welches aber schon lange außer Betrieb war und nur noch ein kümmerliches Dasein fristete. Genau hierhin aber brachte mich mein Pegasus und ließ mich in der Nähe des stillgelegten alten Riesenrades absitzen. Einsam und verlassen stand ich nun inmitten des dunklen Spreeparks und lauschte in die Stille der Nacht hinein. Plötzlich kam aus der Tiefe der Dunkelheit des nahegelegenen Plänterwaldes ein winziges Licht auf mich zu. Als es sich mir näherte, erkannte ich in dem

goldgelblich schimmernden Licht einen Lichtalben. Eine kleine Elfe, die bei jeder Bewegung die sie machte, dutzende von winzig kleinen goldenen Funken versprühte… Sie ließ sich auf meiner ausgestreckten Hand nieder und schaute mich lächelnd an. Irgendwie kam sie mir mit ihrer Art und ihrem verschmitzt lächelnden Gesicht bekannt vor. »Hast du mich etwa hier her an jenem vergessenen Ort gerufen?«, fragte ich sie erstaunt, worauf sie überzeugend nickte. »Natürlich«, sagte sie, »ich wollte Euch zum Abschied nur noch einmal etwas zeigen, bevor ich endgültig gehe.« Dann streckte sie ihren funkelnden Arm aus und wies auf das Riesenrad. Dort gingen plötzlich an allen Gondeln die Lichter an und illuminierten in

faszinierend bunter Vielfarbigkeit dieses alte Berliner Riesenrad.

Viele Stimmen von fröhlichen Menschen waren jetzt zu hören und ein mehrfaches Kinderlachen erscholl, als sich das rostige Riesenrad unter bunt gemischten Alt Berliner Leierkastenklängen und recht bekannten Gassenhauern aus längst vergangen Zeiten langsam in Bewegung setzte.

Im Grunewald, im Grunewald ist Holzauktion, ist Holzauktion, ist Auktion… erklang es nun vergnügt vom Riesenrad herüber… Überrascht schaute ich die noch immer lächelnde Elfe an, »Das ist aber noch nicht alles«, sagte sie und zeigte nun nach Nordwesten, in Richtung auf das Zentrum der immer noch stillen Stadt.

Dort leuchtete, angestrahlt von etlichen bunten Scheinwerfern, der Berliner Fernsehturm auf und in der Mitte seiner silbernen Kugel, wo sonst bei Tageslicht im Sonnenschein ein weißes Kreuz leuchtete, pulsierte nun ein riesiges, rot leuchtendes Herz. »Alle diese Bilder wollte ich Euch nur als Erinnerung schenken, weil Ihr damals weit fort in der Fremde weiltet, als ich plötzlich gehen musste und ich mich daher nicht mehr von Euch verabschieden konnte. Und nun mein lieber Prinz vom Weißen Fels, nun muss ich aber wirklich gehen. Lebet wohl, achtet gut auf Euren getreuen Pegasus und vergesst mir die Berliner Randgöre aus dem Rapunzelturm am Weiher nicht ganz«, sagte sie mit etwas Wehmut im Herzen und dabei mit jedem

Flügelschlag zugleich hunderte von goldenen Funken verströmend erhob sie sich in die Lüfte und zog hinauf zu den Wolken… »So lebe denn auch wohl, liebe Freundin«, flüsterte ich leise und konnte aber die Tränen in meinem Gesicht mitnichten zurückhalten. Im selben Moment verlosch auch die bunte Illumination an jenen Orten, die sie mir zuvor aufgezeigt hatte, während die Musik abrupt verstummte, ebenso wie auch das Riesenrad anhielt, um anschließend sofort wieder in der anonymen Finsternis der Nacht zu versinken.

Die allmächtige Zeit gab umgehend die Sekundenzeiger aller Uhren in der Stadt wieder frei und zugleich jeglichen Dingen ihre ureigene Mobilität zurück, so als hätte sie den ewigen Fluss der Zeiten niemals wirklich

unterbrochen...


Es war die Minute, in der ich Ella Wolkenstill gedachte. Der Frau, die sonst so oft mit dem Wind geflüstert hatte...



***














Impressum Cover: selfARTwork Text: Bleistift © by Louis 2017/6 last Update: 2025/12


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Über den Autor

Bleistift
Mit Vorliebe schreibe ich Drabbles, Krimis und Kurzgeschichten...
Ich liebe diese fabelhaft pointierten Miniatur-Geschichtchen.
Zur Abwechslung schreibe ich auch gern mal eine erotische Geschichte...
Ansonsten hoffe ich auf viele geneigte Leser und freue mich über jeden ehrlich gemeinten Kommentar.
Zwei Städte sind mir neben Berlin besonders wichtig:
Paris und Venedig...

09.Mai 2015
Ich habe heute erfahren müssen, dass Silvi Bredau am Samstag, dem 25. April 2015
ihren Kampf gegen den Krebs endgültig verloren hat...
Ich schäme mich meiner Tränen nicht...
Louis

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Gabriele 
Ach Louis,
......mir sind wieder die Tränen gekommen!
Du hast ihr so eine zauberhafte Geschichte damals geschrieben und es berührt mich sehr, sie nochmal zu lesen.
Ich mochte Ella auch sehr und hatte auf meiner Homepage (inzwischen gibt es sie nicht mehr) mit ihrer Erlaubnis eines ihrer Gedichte auf der Startseite......
Danke dir Louis!
Alles Liebe auch für dich und eine angenehme Adventszeit,
Grüße von Gabriele
Vor ein paar Wochen - Antworten
Bleistift 
Liebe Gabriele, vielen lieben Dank. Ich glaube, das ist ein Ausdruck deiner Herzensgüte, die im Übrigen auch eine ganz besondere Domäne von Ella Wolkenstill war...
Denn auch ich habe sie und ihre Texte gern gemocht...
LG zu Dir
Louis :-)
Vor ein paar Wochen - Antworten
Kornblume Schön, lieber Louis ,dass ich diesen Text jetzt in der Vorweihanchtszeit nochmal lesen durfte. Ella Wolke, eine phantastsiche Schreiberin die my storys und die Welt viel zu zeitig verlassen musst.
Wehmütige Grüße schickt die kOrnblume
Vor ein paar Wochen - Antworten
Bleistift 
Ebenfalls ein großes Merci für Dein wiederholtes Lesen meiner kleinen Erinnerungsgeschichte an Ella Wolke, die so gern mit dem Wind flüsterte... ...smile*
LG
Louis :-)
Vor ein paar Wochen - Antworten
Feedre Wie schön Louis..ach wie hätte sie sich gefreut...oder? freut sich, ja niemand weiß es...vielleicht steckt sie hier zwischen unseren Buchseiten und dass sie nicht vergessen ist, sieht man ja....so herzerwärmend und hoffnungsvoll, dass man ihnen allen vielleicht mal wieder begegnet. Ich hoffe es..danke Louis für diese Erinnerung an Wölkchen...
lieben Gruß
Feedre
Vor ein paar Wochen - Antworten
Bleistift 
Merci, liebe Feedre, ich hoffe sehr, dass sie sich über diesen ihr gewidmeten Text gefreut hätte, denn es waren alles nur Zutaten darinnen, die ihr zutiefst Freude bereitet hatten... ...smile*
LG zu Dir
Louis :-)
Vor ein paar Wochen - Antworten
AngiePfeiffer Was für eine Geschichte, mein Lieber!
Ella ist unvergessen und ich find' es schön, dass Du Ihr diese Geschichte gewidmet hast.
Merle hat es auf den Punkt gebracht ... was kann ich da noch sagen ...
Lass Dich lieb umarmen
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Lieber Louis,
schenken kann ich dir zu dieser zu Herzen gehenden Geschichte nichts mehr, aber mir sind die Tränen gekommen ... Über drei Jahre ist es her, und ich wollte sie besuchen und endlich persönlich kennenlernen, als ich im Februar 2017 für 10 Tage in Berlin bei der Familie meines Sohnes weilte, während mein Mann in einer Schwedter Klinik lag ... Als wir am 5. Februar in Berlin ankamen, lebte sie schon nicht mehr ... Nur gut, dass ich nicht abergläubisch bin, denn den Namen Wölkchen hat sie von mir. Nie hätte ich ihr den gegeben ...
Am 20. ist ihr Geburtstag. Da werde ich ein neu geschriebenes Geburtstagsgedicht für sie einstellen + 2 Updates von Gedichten, die ich ihr schon zu Lebzeiten geschrieben bzw. gewidmet hatte. Und ich bitte dich jetzt schon um Verzeihung, weil es drei am Tag sein werden.
GlG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber Durchatmen ...... Weißt du, Louis, was ich mir nun, nach der Lektüre deiner einzigartigen Geschichte, denke? Die Erinnerung an die wunderbare Ella ist etwas Verbindendes, das wir nun für immer gemeinsam haben. Egal, wohin unsere weiteren Wege uns führen.
Mit soviel Phantasie gewebt - Chapeau! (Das Wort gebrauche ich nicht oft!)
Liebe Sonntagsgrüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Warum ist mir diese wunderschöne Geschichte im vergangenen Jahr entgangen?? Sie hätte der "Windflüsterin" gefallen. Ja, den "Silbernen" hat sie geliebt. Wenn sie ihn sehen konnte, dann war sie "angekommen".
Mit warmherzigen Worten hast Du an sie erinnert. Vielen Dank dafür, lieber Louis!
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
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