Madelaine
Fröhlich waren sie, die drei Mädchen auf dem Weg von der Disco, zur Bushaltestelle. Sie hatten ja auch allen Grund zum Feiern, endlich lagen alle Abi Prüfungen hinter ihnen, und sie hatten ein gutes Gefühl, keine war durchgerasselt. Anja nicht, Carina nicht, und Madelaine schon gar nicht, sie hatte in allen Fächern gut abgeschnitten, das wusste sie einfach. Na, wenn das kein Anlass zum feiern war, schon vor dem Abi – Ball. Es war sehr spät geworden, sie mussten sich beeilen wenn sie den Nachtbus noch erwischen wollten, er würde in zehn Minuten da sein. Also
gingen sie schneller, kichernd und prustend vor Lachen über diese krassen Typen im Sounds, „ Mädels habt ihr dieses Pizzagesicht gesehen, der dauernd mit mir tanzen wollte, und über seine Latschen stolperte, fragte Carina; klar der absolute Dreamboy schnaufte Anja, wo ist der eigentlich abgeblieben“? „ Vermutlich beim reihern mit der Birne im Klo stecken geblieben, tut seinem Teint bestimmt gut kicherte Madelaine.“
Inzwischen waren die Mädels an der Haltestelle, allerdings sahen sie grade noch die Rücklichter des Busses. „ So eine mistige Schiete, jetzt müssen wir den ganzen Weg laufen, ich rufe auf
keinen Fall meine Eltern an, hat jemand noch Geld für ein Taxi“?“ Kommt, lasst uns darüber zum Licht gehen, Knete zählen sagte Carina.“ „ Nee, das reicht nicht ihr Schluckspechte, entweder wir latschen oder Anja ruft Ronny an, mein Brüderchen ist außer Haus hauchte Anja, neue Freundin da will ich nicht stören.“ „ Na, dann die Abkürzung durch den Park, nein Maddy zu gefährlich, sagte Anja…zu gruselig, ich ruf doch Zuhause an.“ „ Ach, ihr Hühner ich gehe zu Fuß, und Madelaine machte sich auf den Weg Richtung Park, die anderen riefen ihr noch nach, lass dich nicht fressen…uhuhh.“
Madelaine schüttelte lachend den Kopf,
und dachte“ die spinnen, die zwei, hier ist doch alles hell erleuchtet, trotzdem beschlich sie ein etwas unheimliches, nicht greifbares Gefühl. Irgendwie war der Park heute anders, dunkler, kälter und die Luft war seltsam schwer, als würde sie sich unter einer Glasglocke befinden, sie überlegte kurz zurück zu gehen, doch sie war schon ziemlich weit gekommen, ihre Freundinnen konnte sie nicht mehr hören. Auch andere Geräusche waren einfach nicht vorhanden, kein Vogel zwitscherte, kein Windhauch war zu spüren, Madelaine kannte diesen Park sehr gut, sie war so oft hindurch spaziert. Hatte hier mit ihrem ersten Freund geknutscht, hatte die
Enten und Schwäne gefüttert, war auf dem Spielplatz die Rutsche heruntergeschlittert. Es war ein freundlicher Park, sogar nachts wenn man nicht grade allein war, wie sie jetzt.“ Und das alles, weil ich zu stur war zu warten“, flüsterte sie vor sich hin.
Sie war nur noch wenige Meter von Zuhause entfernt, als sie plötzlich neben einer mächtigen Eiche eine schlanke, dunkle Gestalt sah. „ Hoffentlich ist das Papa, der wach geworden ist und in mein Zimmer geschaut hat, das tut er ja manchmal um noch ein wenig zu quatschen, wie sein Tag so war, und
meiner. Wenn er wirklich reingeschaut hat, wollte er mich bestimmt abholen.“ Also ging sie näher auf die Gestalt zu, und wollte grade rufen“ Papa, toll dass du mich abholst, tut mir leid dass es so spät geworden ist.“
Es war nicht Madelaines Vater, der sich jetzt so lässig an den Baum lehnte, es war ein junger Mann, so um die zwanzig, er trug einen langen dunklen Mantel, und hatte einen altmodischen Hut auf dem Kopf, es ging ganz und gar nichts bedrohliches von ihm aus. Gegenüber der Eiche stand eine Laterne, die sein Gesicht beleuchtete, ein junges fast mädchenhaftes Gesicht, nur ein wenig zu blass, fand Madelaine aber das konnte
am Licht der Laterne liegen. Sie ging weiter auf ihn zu, und sagte: Sie haben mich ganz schön erschreckt, was tun Sie denn hier, ganz allein?“ „ Oh, liebes Fräulein, das lag nicht in meiner Absicht, ich genieße nur die frische, wohltuende Luft hier in diesem herrlichen Garten.“ „ Maddy kicherte los, das hier ist unser Stadtpark und kein Garten. Und wer bist du, ein Wegelagerer, ein Ausgestoßener Fremder?“ „ Verzeihen Sie mir bitte meine Unhöflichkeit, junge Dame und er zog tatsächlich seinen Hut.“ Darunter kamen wunderschöne goldblonde Locken zum Vorschein, die bis auf den Kragen des Mantels fielen, und er hatte schwarze
Augen, in denen man ertrinken konnte. Madelaine schaute nur kurz in diese Augen, und das war wenigstens für den Moment ihr Glück, ihre Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem in Anspruch genommen. „ Wieso hat er so dunkle, ja; fast schwarze Augen, und blondes Haar?“ Dachte sie bei sich, „ und diese Kleidung, und ich bin ganz allein mit einem seltsamen Fremden, warum habe ich keine Angst?“ Sie schaute auf ihre Schuhe, irgendetwas sagte ihr: „ Sieh ihm nicht ins Gesicht.“ So konnte sie den lauernden Blick nicht sehen, mit dem er über ihr hübsches Gesicht wanderte.
„ Wie heißen Sie, mein schönes Fräulein?“ „ Ich bin kein Fräulein, und
du kannst ruhig du sagen, außerdem wüsste ich gerne wie du heißt, und wo du so plötzlich herkommst.“ „ Ach, Namen- Namen sind nichts weiter als Schall und Rauch, und der meine ist Imanuel, und du trägst den schönen Namen Madelaine.“ Maddy war jetzt so erstaunt, dass sie ihm doch ins Gesicht blickte, „ woher weißt du das denn, zum Teufel und dein Name, sorry kicherte sie, aus welchem Jahrhundert bist du entsprungen?“ Ihre Angst, ihr Misstrauen, ihre Vorsicht all das war auf einmal verschwunden. „ Ich habe viele Epochen bereist, und mein Name ist schicksalsträchtig, und nun genug der Worte, komm her zu mir, näher; ganz
nah.“
Madelaine spürte ein starkes Zittern tief in sich, eine Erregung sexueller Art, ihr Verstand hatte sich von ihr völlig gelöst, sie wollte ihm nah sein- ganz nah, nichts war mehr wichtig.
Imanuel breitete die Arme aus, und Madelaine stürzte sich geradezu hinein, sie sah ihm tief in die Augen und ertrank darin. Er hielt sie, strich ihr das Haar aus dem Gesicht, es fiel über ihren Rücken, und gab ihren Hals frei. „ Oh, Madelaine sei meine Geliebte, heute Nacht, viele Nächte vielleicht auf ewig, wer weiß das schon, komm lass dich küssen wie dich niemals jemand küsste.“ Er streichelte ihren weißen Hals, fuhr
mit seinem langen Zeigefinger zärtlich über die kleine blaupochende Ader, und senkte seine spitzen, weißen Zähne hinein. Und trank, und trank, und trank. Bis sie ohnmächtig zu Boden fiel, er ließ sie liegen noch war Leben in ihr, und morgen Nacht würde sie wiederkommen, sie würde immer wiederkommen.
„ Dann bekommst du meine Kommunion flüsterte er, erst dann sind wir auf ewig vereint.“
Inkubus