KARRIERE KOMMT ZUERST
Okay, zugegeben. Schule war nicht so wirklich mein Ding. Das ewige lernen war ziemlich nervtötend. Und so was von überflüssig, denn mein Leben war ja gewissermaßen schon verplant. Also dann lieber Party machen, sich bei den beliebten Kameraden und Lehrern einschleimen. War gar nicht so einfach wenn man den Vornamen einer bescheuerten Comicfigur trägt. Mein alter Herr hat dann n paar hilfreiche Kontakte spielen lassen; n paar ansehnliche Spenden an die richtigen Leute gemacht. Und schon hatte ich den
ersten Abschluss.
Gab zuhause natürlich n zünftigen Anschiss von meinem Alten. Er meint ja immer, dass wir aus unserer Familie geborene Sieger sein müssen, wer verliert ist schließlich n Versager und nicht mehr wert als so n armseliger Lohnempfänger. Und wer will das schon?
Ich jedenfalls nicht.
Also machte ich notgedrungen weiter mit dem Lernen. Diesmal auf einer Militärakademie. War gar nicht mal so schlecht da. Man musste einfach nur Befehle befolgen, das gefiel mir. Ist ja auch nicht so ätzend anspruchsvoll als selbstständig zu denken, Entscheidungen
zu treffen und Probleme zu lösen. Kam meiner etwas verkorksten Persönlichkeit schon zugute. Beliebt war ich natürlich auch, bei allen und jedem. Nun, das mag daran gelegen haben das ich den wichtigen Leuten gerne nach dem Maul geredet habe, alle möglichen Versprechen gemacht habe, und natürlich an meinen schier unerschöpflichen Barmitteln.
Unterdessen lief mit der Familie alles Bestens. Mein älterer Bruder wurde in die Firma eingeführt. Doch leider hat er es verkackt. Der Druck von allen Seiten, besonders von meinem Alten, bekam ihm nicht gut. Er fing ganz schrecklich an zu saufen. Ist wohl ziemlich verständlich für n Kerl mit seiner viel zu weichen
Seele. Is ja n verdammt hartes Geschäft, die Baubranche. Da muss man zu gegebener Zeit schon mal über Leichen gehen. Knallhart musste sein. Und Brüderchen entpuppte sich nach einiger Zeit als echte Pussy. Totalversager, urteilte Daddy. Und damit war Brüderchen voll am Arsch. Hat sich dann regelrecht tot gesoffen.
Schade drum. Aber nur die Sieger überleben.
Wie Daddy immer sagte.
Also bekam ich meine große Chance.
Mehr als zäh lief es an. Man wollte nicht so wie ich wollte. Noch konnte ich mich nicht wirklich durchsetzen. Doch das änderte sich rapide als ich den Anwalt,
Kommunistenfresser und rüden Rassisten Roy Cohn kennen lernte. Der Mann war eine wahre Wucht. Hat ja schon in seligen Zeiten an der Seite von Senator McCarthy das ganze rote Gesocks heimgesucht. Und er kam genau zur richtigen Zeit. Sofort nahm ich ihn als meinen persönlichen Anwalt unter Vertrag. Und der Kerl war sein Geld wert, das kann ich euch sagen.
Von ihm lernte ich endlich worauf es im Leben wirklich ankommt.
Selbstvertrauen. Durchsetzungsvermögen. Absolute Härte. Niemals nachgeben, und niemals wanken. Du bist ein Sieger. Gestehe niemals eine Niederlage ein, weder vor dir noch
anderen. Du hast immer recht, auch wenn alles gegen dich spricht. Willkommene Weisheiten. Und so langsam kam der Laden ins Rollen. Ich kaufte und verkaufte, führte die härtesten Verhandlungen die es in New York jemals gab. Grundstücke, Immobilien… Nichts war vor meiner Habgier sicher. Sicher, das Geld wurde öfter mal knapp. Aber wozu gibt es schließlich Banken?
Genau. Sie schmissen mir geradezu die Milliarden hinterher. Denn inzwischen war ich ne echt große Nummer im Wirtschaftsleben geworden, und nicht nur da. Auch in der High - Society hatte ich mir einen Namen gemacht. Wilde
Partys im Studio 54. Koks und Schampus bis zum abwinken. Hinreißende nuttige Models an meinen Armen. Die Zecken von der Promi - Presse kriegten sich gar nicht mehr ein. Ich war ein richtiger Star. Bombastisch und heller strahlend als die meisten.
Dann ließ ich überall die Towers bauen. Und jeder mit genügend Kohle wollte eine Wohnung. Das Geld sprudelte nur so. Also gleich ne Nummer größer denken. Und machen. Ne Fluglinie musste her, dazu Casinos und Hotels in Atlantic City. Ging dann aber alles ziemlich schnell den Bach runter. Kurz vor der totalen Pleite. Die verdammten Banken wollten ausgerechnet jetzt ihre Milliarden wieder.
Ging natürlich nicht. Also besaßen sie die Frechheit mich zu verklagen. Großes Theater in den Medien. Hintenrum einigte man sich auf einen günstigen Deal. Na ja, günstig für mich. Die Banken verzichteten auf einen Großteil des Geldes. Ich zahlte nur einen Bruchteil meiner Schulden zurück. Und das auch nur auf dem Papier. Sollten die verflixten Banken doch bei ihren normalen Kunden die Kohle wieder reinholen. Ist ja nicht mein Problem.
Ich bin dann sogar richtig verurteilt worden. Doch natürlich marschierte ich vor den Augen der Welt als Sieger aus dieser Sache hervor.
Und dann endlich entdeckte das
Fernsehen meine überaus bewundernswerten Fähigkeiten. Ich bekam eine wöchentliche TV - Show. So ein vorinszeniertes Reality - Drama. Echt gut gemacht. Jede Woche durfte ich einen angeblichen Praktikanten feuern. Machte echt Spaß. Und war natürlich besonders gut für mein Image, dass sich für die blöde breite Masse aufbaute. Diese Idioten glaubten doch echt, dass ich es ernst meinte. Nicht zu fassen.
Doch es kann ja nicht immer steil bergauf gehen. Musste ich leider feststellen als mich dieser neue Präsident zu einem Galadiner einlud. Der Laden war gerammelt voll mit echt wichtigen Leuten aus der Wirtschaft, den Medien
und der Politik. Und was fällt dem kommunistischen Negerkönig ein? Er hackt auf mir rum! Ich sei dies und jenes, und überhaupt nur ne mediengeile Witzfigur. Scheiße, Mann. Wie kann dieser Scheißliberale Sozialistarsch so einen Mist verzapfen? Kreidebleich saß ich da, mit nem mehr als verkniffenen Grinsen. Doch was hätte ich tun sollen? Dem Mistkerl Prügel androhen? Hätte nicht geklappt.
Doch da hatte ich DIE IDEE!
Warum nicht selbst Präsident werden?
Könnte ja tatsächlich klappen. Bekannt bin ich schon, Aufmerksamkeit war mir garantiert. Und reich genug bin ich auch. Denn zum Glück leben wir im
gottgesegneten Amerika. Da kann man sich so ein Amt praktisch erkaufen. Dazu noch n paar kräftige Sprüche machen. Und das kann ich nun mal höchst hervorragend.
Also ab zu den Polit- Profis. Wollten mich natürlich nicht sofort. Musste ich n bisschen überzeugen die alten Memmen. Kostete ne Menge Geld, und noch mehr böse Worte.
Also wurde ich nach einigem Gezerre der große Kandidat. Allerbest. War genau mein Ding so ein richtig dreckig und lauter Wahlkampf. Ich war in meinem ureigenen Element. Versprechungen machen, grundloses Beschuldigen, Beschimpfungen, Minderheiten
diffamieren, und lügen, lügen, lügen bis sich die Balken biegen. Kein Wunder das diese ganzen Waffengeilen rassistischen Hinterwäldler auf mich abfuhren. Einfach super. Natürlich hatte ich auch meine Gegner. Diese ganzen linksliberalen Gutmenschen, die dauernd an meinen Plänen zweifelten, meine Motive anzweifelten, und sich ganz einfach an meiner arroganten Art störten. Natürlich alles verkappte Demokraten. Kein Funken Mumm in ihren verblödeten Birnen. Und dann diese ganzen Hirn gewaschenen Blödmänner in den Medien! Lügenpresse, hab ich da nur gebrüllt. Immer und immer wieder. Ließ sie links liegen und einfach rausschmeißen. Klar, lügen tue
ich oft und gerne, muss aber keiner wissen. Außerdem muss man eine absurde Lüge nur sooft wiederholen, bis sie ganz allein wahr wird. Man muss nur selbst fest genug daran glauben. Außerdem ist das hier das göttliche Amerika, da sind die Menschen einfach gestrickt, glauben fast alles, denken kaum selbstständig und konsumieren lieber.
Spielte mir ganz gut in die schmutzigen Hände. Diese alberne Clinton - Schlampe hatte nie wirklich ne Chance. Hatte keinen Mumm, die Olle. Eben ne Verliererin. Mein seliger Herr hätte ihr noch nicht mal an der Möse geschnuppert. Da bin ich ja anders. Ich
lang da immer wieder gerne dran. Frechheit siegt. Und ne Berühmtheit wie ich sowieso.
Kurzum, die Sache klappte. Die Doofen gingen wählen und machten mich zum großen König vom vereinigten Paradies. Was für eine geile Karriere. Jetzt steht meiner Obsession der reichste Mensch der Welt zu werden nicht mehr viel im Weg. Unterdessen unterschreib ich medienwirksam weißes Papier, mach meine Sprüche, und geh am Wochenende Golf spielen. Das Leben kann echt schön sein. Wenn man denn ein Gewinner ist.
Text: harryaltona
Cover: Pixabay