Journalismus & Glosse
Karriere kommt zuerst

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"So lose Gedanken vom Orangeman"
Veröffentlicht am 08. Mai 2017, 16 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Über mich gibt es nichts interessantes. Aber jetzt auch mit schönen bunten Bildern.
So lose Gedanken vom Orangeman

Karriere kommt zuerst

KARRIERE KOMMT ZUERST

Okay, zugegeben. Schule war nicht so wirklich mein Ding. Das ewige lernen war ziemlich nervtötend. Und so was von überflüssig, denn mein Leben war ja gewissermaßen schon verplant. Also dann lieber Party machen, sich bei den beliebten Kameraden und Lehrern einschleimen. War gar nicht so einfach wenn man den Vornamen einer bescheuerten Comicfigur trägt. Mein alter Herr hat dann n paar hilfreiche Kontakte spielen lassen; n paar ansehnliche Spenden an die richtigen Leute gemacht. Und schon hatte ich den

ersten Abschluss.

Gab zuhause natürlich n zünftigen Anschiss von meinem Alten. Er meint ja immer, dass wir aus unserer Familie geborene Sieger sein müssen, wer verliert ist schließlich n Versager und nicht mehr wert als so n armseliger Lohnempfänger. Und wer will das schon?

Ich jedenfalls nicht.

Also machte ich notgedrungen weiter mit dem Lernen. Diesmal auf einer Militärakademie. War gar nicht mal so schlecht da. Man musste einfach nur Befehle befolgen, das gefiel mir. Ist ja auch nicht so ätzend anspruchsvoll als selbstständig zu denken, Entscheidungen

zu treffen und Probleme zu lösen. Kam meiner etwas verkorksten Persönlichkeit schon zugute. Beliebt war ich natürlich auch, bei allen und jedem. Nun, das mag daran gelegen haben das ich den wichtigen Leuten gerne nach dem Maul geredet habe, alle möglichen Versprechen gemacht habe, und natürlich an meinen schier unerschöpflichen Barmitteln.

Unterdessen lief mit der Familie alles Bestens. Mein älterer Bruder wurde in die Firma eingeführt. Doch leider hat er es verkackt. Der Druck von allen Seiten, besonders von meinem Alten, bekam ihm nicht gut. Er fing ganz schrecklich an zu saufen. Ist wohl ziemlich verständlich für n Kerl mit seiner viel zu weichen

Seele. Is ja n verdammt hartes Geschäft, die Baubranche. Da muss man zu gegebener Zeit schon mal über Leichen gehen. Knallhart musste sein. Und Brüderchen entpuppte sich nach einiger Zeit als echte Pussy. Totalversager, urteilte Daddy. Und damit war Brüderchen voll am Arsch. Hat sich dann regelrecht tot gesoffen.

Schade drum. Aber nur die Sieger überleben.

Wie Daddy immer sagte.

Also bekam ich meine große Chance.

Mehr als zäh lief es an. Man wollte nicht so wie ich wollte. Noch konnte ich mich nicht wirklich durchsetzen. Doch das änderte sich rapide als ich den Anwalt,

Kommunistenfresser und rüden Rassisten Roy Cohn kennen lernte. Der Mann war eine wahre Wucht. Hat ja schon in seligen Zeiten an der Seite von Senator McCarthy das ganze rote Gesocks heimgesucht. Und er kam genau zur richtigen Zeit. Sofort nahm ich ihn als meinen persönlichen Anwalt unter Vertrag. Und der Kerl war sein Geld wert, das kann ich euch sagen.

Von ihm lernte ich endlich worauf es im Leben wirklich ankommt.

Selbstvertrauen. Durchsetzungsvermögen. Absolute Härte. Niemals nachgeben, und niemals wanken. Du bist ein Sieger. Gestehe niemals eine Niederlage ein, weder vor dir noch

anderen. Du hast immer recht, auch wenn alles gegen dich spricht. Willkommene Weisheiten. Und so langsam kam der Laden ins Rollen. Ich kaufte und verkaufte, führte die härtesten Verhandlungen die es in New York jemals gab. Grundstücke, Immobilien… Nichts war vor meiner Habgier sicher. Sicher, das Geld wurde öfter mal knapp. Aber wozu gibt es schließlich Banken?

Genau. Sie schmissen mir geradezu die Milliarden hinterher. Denn inzwischen war ich ne echt große Nummer im Wirtschaftsleben geworden, und nicht nur da. Auch in der High - Society hatte ich mir einen Namen gemacht. Wilde

Partys im Studio 54. Koks und Schampus bis zum abwinken. Hinreißende nuttige Models an meinen Armen. Die Zecken von der Promi - Presse kriegten sich gar nicht mehr ein. Ich war ein richtiger Star. Bombastisch und heller strahlend als die meisten.

Dann ließ ich überall die Towers bauen. Und jeder mit genügend Kohle wollte eine Wohnung. Das Geld sprudelte nur so. Also gleich ne Nummer größer denken. Und machen. Ne Fluglinie musste her, dazu Casinos und Hotels in Atlantic City. Ging dann aber alles ziemlich schnell den Bach runter. Kurz vor der totalen Pleite. Die verdammten Banken wollten ausgerechnet jetzt ihre Milliarden wieder.

Ging natürlich nicht. Also besaßen sie die Frechheit mich zu verklagen. Großes Theater in den Medien. Hintenrum einigte man sich auf einen günstigen Deal. Na ja, günstig für mich. Die Banken verzichteten auf einen Großteil des Geldes. Ich zahlte nur einen Bruchteil meiner Schulden zurück. Und das auch nur auf dem Papier. Sollten die verflixten Banken doch bei ihren normalen Kunden die Kohle wieder reinholen. Ist ja nicht mein Problem.

Ich bin dann sogar richtig verurteilt worden. Doch natürlich marschierte ich vor den Augen der Welt als Sieger aus dieser Sache hervor.

Und dann endlich entdeckte das

Fernsehen meine überaus bewundernswerten Fähigkeiten. Ich bekam eine wöchentliche TV - Show. So ein vorinszeniertes Reality - Drama. Echt gut gemacht. Jede Woche durfte ich einen angeblichen Praktikanten feuern. Machte echt Spaß. Und war natürlich besonders gut für mein Image, dass sich für die blöde breite Masse aufbaute. Diese Idioten glaubten doch echt, dass ich es ernst meinte. Nicht zu fassen.

Doch es kann ja nicht immer steil bergauf gehen. Musste ich leider feststellen als mich dieser neue Präsident zu einem Galadiner einlud. Der Laden war gerammelt voll mit echt wichtigen Leuten aus der Wirtschaft, den Medien

und der Politik. Und was fällt dem kommunistischen Negerkönig ein? Er hackt auf mir rum! Ich sei dies und jenes, und überhaupt nur ne mediengeile Witzfigur. Scheiße, Mann. Wie kann dieser Scheißliberale Sozialistarsch so einen Mist verzapfen? Kreidebleich saß ich da, mit nem mehr als verkniffenen Grinsen. Doch was hätte ich tun sollen? Dem Mistkerl Prügel androhen? Hätte nicht geklappt.

Doch da hatte ich DIE IDEE!

Warum nicht selbst Präsident werden?

Könnte ja tatsächlich klappen. Bekannt bin ich schon, Aufmerksamkeit war mir garantiert. Und reich genug bin ich auch. Denn zum Glück leben wir im

gottgesegneten Amerika. Da kann man sich so ein Amt praktisch erkaufen. Dazu noch n paar kräftige Sprüche machen. Und das kann ich nun mal höchst hervorragend.

Also ab zu den Polit- Profis. Wollten mich natürlich nicht sofort. Musste ich n bisschen überzeugen die alten Memmen. Kostete ne Menge Geld, und noch mehr böse Worte.

Also wurde ich nach einigem Gezerre der große Kandidat. Allerbest. War genau mein Ding so ein richtig dreckig und lauter Wahlkampf. Ich war in meinem ureigenen Element. Versprechungen machen, grundloses Beschuldigen, Beschimpfungen, Minderheiten

diffamieren, und lügen, lügen, lügen bis sich die Balken biegen. Kein Wunder das diese ganzen Waffengeilen rassistischen Hinterwäldler auf mich abfuhren. Einfach super. Natürlich hatte ich auch meine Gegner. Diese ganzen linksliberalen Gutmenschen, die dauernd an meinen Plänen zweifelten, meine Motive anzweifelten, und sich ganz einfach an meiner arroganten Art störten. Natürlich alles verkappte Demokraten. Kein Funken Mumm in ihren verblödeten Birnen. Und dann diese ganzen Hirn gewaschenen Blödmänner in den Medien! Lügenpresse, hab ich da nur gebrüllt. Immer und immer wieder. Ließ sie links liegen und einfach rausschmeißen. Klar, lügen tue

ich oft und gerne, muss aber keiner wissen. Außerdem muss man eine absurde Lüge nur sooft wiederholen, bis sie ganz allein wahr wird. Man muss nur selbst fest genug daran glauben. Außerdem ist das hier das göttliche Amerika, da sind die Menschen einfach gestrickt, glauben fast alles, denken kaum selbstständig und konsumieren lieber.

Spielte mir ganz gut in die schmutzigen Hände. Diese alberne Clinton - Schlampe hatte nie wirklich ne Chance. Hatte keinen Mumm, die Olle. Eben ne Verliererin. Mein seliger Herr hätte ihr noch nicht mal an der Möse geschnuppert. Da bin ich ja anders. Ich

lang da immer wieder gerne dran. Frechheit siegt. Und ne Berühmtheit wie ich sowieso.

Kurzum, die Sache klappte. Die Doofen gingen wählen und machten mich zum großen König vom vereinigten Paradies. Was für eine geile Karriere. Jetzt steht meiner Obsession der reichste Mensch der Welt zu werden nicht mehr viel im Weg. Unterdessen unterschreib ich medienwirksam weißes Papier, mach meine Sprüche, und geh am Wochenende Golf spielen. Das Leben kann echt schön sein. Wenn man denn ein Gewinner ist.




Text: harryaltona

Cover: Pixabay


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tooshytowrite Der Politclown schafft vielleicht seine Wiederwahl...
LG mit Zähneknirschen
tooshytowrite
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Da denkt man immer: Schlimmer geht ´s nicht! Wird dann aber von der Realität ganz fies ausgelacht.
Tausend Dank, Tooshy!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Gelungen, Harry! Eine Geschichte, die zum Lachen reizt, wenn der Hintergrund nicht so traurig wäre. Eine Tageszeitung schrieb kürzlich sinngemäß, dass ein Kind an den Hebeln der Macht spielt. Selbst von einem Kind, das mit allen guten Eigenschaften ausgesrüstet ist, würde ich mir das nicht wünschen. Und von einem Donald Trump .......
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Stimmt genau. Der Kerl guckt ja immer so, als hätte ihm jemand den Lutscher weg genommen, der kleine Trotzkopf. Ich hoffe mal darauf, dass ihn seine eigene Dummheit das Amt kosten wird.
Tausend Dank, Kara!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin "Gratulation, Harry,
Sie haben eine Reise nach Cuba gewonnen!
Wir holen Sie selbstverständlich und sehr diskret direkt zu Hause ab.
Packen Sie keine Koffer, nehmen Sie kein Geld, keine Kreditkarten mit.
Bei uns heißt all inclusive, dass auch für alles gesorgt ist! Freuen Sie sich auf Waterboarding in der Karibik, auf lustige Ratespiele mit viel Spannung (10.000 Volt ) und last but not least, auf das 'Kleine Orange', knöchellang!
In (bald) ewiger Verbundenheit,
Donald The Trump"
Das habe ich gerade gehackt, Harry!
Viel Spaß und liebe Grüße
Peter
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Oooooh... da wollt ich immer schon mal hin. Moment... es klopft gerade... he da.... was seid n ihr für Typen? Wie Reiseleiter? Und was macht...
Der harry sagt Danke, Peter. und ist jetzt verhindert.
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Sehr treffend hast du seine Biografie hier dargeboten, gefällt mir sehr!
Erinnert mich an den "Schatzgräber", ein Schulgedicht des großen J. W. v. Goethe

"Arm an Beutel, krank am Herzen
Schleppt ich meine langen Tage,
Armuth ist die größte Plage
Reichthum ist das höchste Gut.

Und zu enden meine Schmerzen
Ging ich einen Schatz zu graben,
Meine Seele sollst du haben
Schrieb ich hin mit eignem Blut. ..."

Doch für ihn gilt:
"Reich am Beutel, arm am Herzen ..."

Ganz sicher hat auch er seine Seele dem Teufel verkauft.
Und der Teufel heißt Mammon!

Kann er alles behalten, ich will nix von ihm. Schon gar nicht mit ihm tauschen!
Aber leider ist dieser Irre auch sehr gefährlich für uns alle, aufgrund der Machtfäden in seiner Hand. Was ist, wenn er durchknallt und z. B. Nordkorea angreift, mit der A-Bombe beglückt? Hat er noch rational denkende Berater, von denen er sich bremsen ließe, anstatt sie zu feuern?

LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Hach wie passend. Der olle Goethe wat doch ein wahrer Meister. Und der Teufel zeigt sich ja in vielen Gestalten. Also warum nicht auch hier. Also wenn ich dran glauben würde...
Letzten Endes kann man dem Mann nur noch ein schnelles Ende seiner Amtszeit wünschen, so wirr wie er ist,
Tausend Dank, fleur!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
MerleSchreiber O-je, jetzt habe ich direkt ein schlechtes Gewissen!
Warum?
Weil mir die von dir aufbereitete Biografie dieses Wahnsinnigen derart viel Spaß gemacht hat, dass ich an diversen Stellen lauthals lachen musste. Und dabei doch alles, was mit ihm zusammenhängt, zum Heulen wäre!!!
Du bist "schuld", Harry ;-) Hast das alles in einer hervorragend witzigen Weise serviert.... einfach nur köstlich!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Ach, entschuldige... an diesen Aspekt hab ich nu überhaupt nicht gedacht. Nicht das dieses Vorzeigemodell von Unmensch auch noch spaßig oder gar symphatisch rüberkommt. War so gar nicht meine Absicht. Der Kerl ist und bleibt ein einzieges Ärgerniss.
Tausend Dank, Merle!!!
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
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