Kurzgeschichte
Das Geheimnis - Rand FB 61

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"Dazu sind Freunde doch da."
Veröffentlicht am 04. Mai 2017, 4 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich liebe das Leben, diskutiere gern und mache gern Spaß. Respekt und Ehrlichkeit sind mir wichtig. Mein Buch "Die Liebe trifft das Leben" ist am 6.2.15 erschienen.
Dazu sind Freunde doch da.

Das Geheimnis - Rand FB 61

DAs Geheimnis

Wir haben uns eine Zeit nicht mehr gesehen. Doch ich vermisste dich und wollte dir, meiner Schulfreundin, einen Besuch abstatten. Verwundert stellte ich fest, dass auf dem Tritt vor dem Eingang die gestrige Zeitung lag, ganz und gar durchweicht vom Morgentau. Wo warst du? Ich klingelte Sturm. Mir fiel das kleine Hotel im Nachbarort ein, in dem deine Tante arbeitete und du früher oft Rückzug suchtest. Dort angekommen, fragte ich an der Rezeption nach. Ich wollte den Zimmerschlüssel und dich überraschen. Der Mann hinter dem Empfang meinte, es wäre unerlaubter

Zutritt. Machte ich vielleicht einen unseriösen Eindruck? Ich redete mit Engelszungen und log, dass sich die Balken hinter der Deckentäfelung bogen. Schließlich drückte er mir die Chipkarte zu dem kleinen Dachzimmer deiner Tante in die Hand. Ich eilte die Treppen hinauf und öffnete vorsichtig die Tür. Als ich dich im Bad krispeln hörte, ging ich hinein und rief: "Überraschung!" Im Grunde hatte ich dich inflagranti erwischt. Du saßt auf dem Fußboden, mit einer Hand am Toilettenpapierhalter und in der anderen Hand eine Rasierklinge. "Um Gottes Willen, was ist mit dir?", rief ich entsetzt. Dein qualvoller Blick traf mich

mitten ins Herz.

Schon früher hatte dir das Leben arg zu schaffen gemacht und du suchtest ein Ventil für deinen Schmerz, dass du nicht wusstest, wer dein Vater war. "Ich bin ja da!", flüsterte ich tröstend und nahm deinen Arm, der einer Vulkanlandschaft glich. "Die Narben kann man doch übertätowieren.", meintest du und fast flehend fügtest du hinzu: "Das bleibt aber unser Geheimnis." Ich wusste, dass du jetzt vor allem Halt und Verständnis brauchtest. Wir nahmen uns Zeit, uns

zu unterhalten und über Hilfe für dich nachzudenken. Dazu waren wir doch schließlich Freunde.

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Über den Autor

Darkjuls
Ich liebe das Leben, diskutiere gern und mache gern Spaß. Respekt und Ehrlichkeit sind mir wichtig. Mein Buch "Die Liebe trifft das Leben" ist am 6.2.15 erschienen.

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KatharinaK Marina, ein berührender Text. Fast zu schade für den Rand.
Manchmal kommt man zur richtigen Zeit ...
Liebe Grüße,
Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Eine psychische Erkrankung, die, wenn wir mit ihr konfrontiert werden, uns betroffen und hilflos macht. Professionelle Hilfe anzunehmen fällt den Betroffenen oft schwer. Freunde sind dann sehr wichtig ... einfach in einer akuten Phase da sein ... auch wenn sie die Ursache nicht bekämpfen können.
Eine gut geschriebene Geschichte, liebe Marina.
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Ja, oft sind wir überfordert und hilflos in dieser Situation. Doch gute Freunde versuchen sich zu helfen. Danke Dir und lieben Gruß von mir, Marina.
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer liebe marina ,
das des menschen , ist für manche eine fahrkarte in die verdammnis,wenn sie keine helfende hand finden die sie hält , kann es so geschehen, wie du es in deinem beitrag beschreibst,.
ich denke er ist gelungen

lieben gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Danke Rainer, Lieben Gruß Marina.
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Kurz, stark und sehr berührend.
Nur gut, dass die Frau so ein gutes Gefühl für ihre Freundin hat.
Lieben Gruß
Sabine

Wirklich zu schade als Rand!
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Danke Sabine, das Thema gehört wirklich nicht an den Rand. Aber es ist mein erster Beitrag mit diesen Vorgabeworten und, wenn er gelungen ist, umso besser. Er wird wahrgenommen, das freut mich sehr. Lieben Gruß Marina
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume "Eine starke und gut geschriebene Kurzgeschichte. Viel zu schade für den Rand liebe Marina", findet die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Danke schön, lieben Gruß Marina.
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Traurige, aber doch eine Wahrheit. Das Thema wurde schon öfter einmal aufgegriffen. Für mich ist es unbegreiflich, sich weh tun zu müssen, um das Leben überhaupt zu spüren. Gut in Worte gefasst, Marina.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
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