Um den Schlaf gebracht
Vorgabeworte:
Schatten
streben
diffus
Socke
Kapaun
Unterrock
Polenta
abpumpen
unheimlich
Fingerspitzen
getrübt
schwingen
Um den Schlaf gebracht
Meine Oma auf dem Flur im Unterrock und Leibchen anzutreffen, war nicht gerade das Bestreben auf meinem nächtlichen Gang zur Toilette. Wie ein Schatten huschte sie, mit einer Taschenlampe bewaffnet, den Korridor entlang. Ich lief ihr geradewegs in die Arme. "Was musst du so spät noch herum flitzen?", flüsterte ich verstört. "Du frierst vom Zeh bis in die Fingerspitzen?", blickte sie mich bedauernd an. "Soll ich dir einen heißen Tee machen, dazu vielleicht ein wenig übrig gebliebene Polenta?" Ich verneinte: "Mir geht es gut, danke."
Mein Blick senkte sich und ich erkannte, dass Oma weder Hausschuhe noch Socken trug. "Du erkältest dich noch." Mit diesen Worten wollte ich sie eigentlich zurück in ihr warmes Bett schicken, doch sie klagte über Geräusche aus der Küche vom Gefrierschrank. "Der ist kaputt und das Eis taut. Alles wird verderben." Zu ihrer Beruhigung erklärte ich: "Den werde ich morgen früh gleich abtauen, also in ein paar Stunden." Energisch schüttelte Oma den Kopf: "Darin liegt kein Kapaun. Du willst das Wasser abpumpen?" Wie sollte ich der alten Damen mitten in der Nacht nur erklären, dass ich mich gleich morgen um den Eisschrank kümmern werde, wenn sie
mich kaum verstand ohne Hörgerät?
Liebevoll legte ich meinen Arm um ihre Schultern und begleitete sie im diffusen Licht der Taschenlampe zurück in ihr Zimmer. "Du schwingst dich jetzt wieder ins Bett und um die Geräusche kümmere ich mich", besänftigte ich sie. "Dir ist die Sache auch unheimlich?", fragte Oma noch, bevor ich ihr eine gute Nacht wünschte und das Zimmer verließ. Ich erledigte noch schnell, weshalb ich aufgestanden war und versuchte, trotz getrübter Stimmung, denn es dämmerte schon, wieder in den Schlaf zu kommen.
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