Kurzgeschichte
Verräterische Geräusche

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"Autorenchallange 16"
Veröffentlicht am 01. Februar 2017, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Autorenchallange 16

Verräterische Geräusche

Vorbemerkung

Der sechs Jahre alte Albert hört verräterische Geräusche. Dies ist ein Beitrag zur Autoren-Challenge 16.









Copyright: G.v. Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

Verräterische Geräusche

Herr Hubert Meier bewirtschaftete einen altehrwürdigen Hof. Das Gebäude, der daran anschließende Stall und der Heuschober bildeten eine Einheit, eine einzige Überdachung. „Hubsi“ arbeitete hart und seine Ehefrau unterstützte ihn nach Kräften. Irgendwie war es aber immer wieder dasselbe. Um 5:00 Früh wurde aufgestanden, um 10 Uhr Abends fiel man tot müde ins Bett. Immerhin hatte man doch mal Zeit gefunden Albert, kurz Berti, zu produzieren. Der schlief im oberen Stockwerk unter dem Dach. Über ihm erstreckte sich nur der riesige Dachstuhl.

Auch der sechs jährige Berti war den ganzen

Tag schwer beschäftigt. Von oben im Heuschober ins Heu springen, obwohl es verboten war, mit Papa Trecker fahren, auf der großen Kastanie herum klettern und mit den befreundeten Bauernbuben Hektor, den Zuchtstier, auf der Weide ärgern, da konnte er seiner Abentererlust frönen.


So fiel auch Albert abends gleich in tiefen Schlaf.

Doch gerade als ein Waran züngelnd über die haushohen Kartoffelpuffer latschte und die Prinzessin im Abendkleid im Visier hatte, da wurde er munter.

Da war doch ein verräterisches Geräusch?

Er richtete sich im Bett auf.

Es waren mehrere Geräusche und sie kamen

eindeutig vom Dachboden.

Was war da los?

Albert kletterte aus dem Bett und schnappte sich die Taschenlampe. Glücklicher Weise funktionierte sie noch, obwohl er die angebrochene Abdeckung mit Sekundenkleber nur notdürftig repariert hatte.

Er schlich aus dem Zimmer in den Gang und klappte die Behelfsleiter zum Dachboden herunter. Das verräterische Geräusch war immer noch da und es kam von oben.

Es knarzte, obwohl er versuchte so leise wie möglich zu sein. Er kletterte hinauf, öffnete die Dachluke und ließ den Taschenlampenstrahl tanzen.

Nichts.

Es bleib dabei. Er wollte der Sache auf den

Grund gehen.

Er stand oben auf den alten Bohlen und ging weiter in die Tiefe hinein.

Da hörte er wieder etwas Verräterisches und deswegen erstarrte er, um zu lauschen. Es knarzte und er konnte hören.

„Das auch noch! Wieder elendes Licht! Genügt es denn nicht, dass der Mond uns belästigt?“

„Genau“, bemerkte eine andere knarzende Stimme.

„Das Loch in den Schindeln ist ein Skandal. Hätte schon längst verschlossen gehört.“

„Ihr braucht gerade maulen wegen dem Mondschein. Wen erwischt denn der Regen? Doch nur mich! Ihr bleibt ja trocken.“

Es war eine dritte Stimme.

„Wer spricht denn da“, fragte Berti erschrocken.

„Wir sind’s“, kamen Stimmen von überall her, „die Holzbalken!“

Berti war fassungslos.

„Ihr könnt sprechen?“

„Warum denn nicht? Meinst du etwa, dass wir kein eigenes Leben haben?“

„Macht ihr immer solche Geräusche?“

„Klar doch“, bemerkte der alte, dunkle Dachbalken. „das kannst Du natürlich nicht wissen, weil Du noch so jung bist. Ich bin zum Beispiel schon von Anfang an dabei. Ich bin nämlich schon seit 213 Jahren Dachbalken. Und als ich noch ein Baum war, habe ich auch schon 90 Jahre hinter mir gehabt. Als ich gefällt wurde, da tat es mir weh, aber nun, als

Dachbalken, da finde ich mein Dasein auch prima. Ich bin so alt, so hart, dass mir die Holzwürmer nichts mehr anhaben können.“ „Holzwürmer, wo“, schrie es.

„Esmeralda, halte bloß die Klappe. Du wurdest doch erst vor zwei Jahren eingebaut.“ Es kratzte. Wieder ein verräterisches Geräusch. Diesmal aber konnte es keiner der Balken sein, wusste Albert.

Da wieder! Da schabte doch was!

Er warf die Taschenlampe herum.

„Das ist nur Mama Erika, unsere Dachbodenratte. Sie hat es sich bei uns gemütlich gemacht. Die Späne für das Nest haben wir gerne her gegeben. Wir waren alle dabei und waren so gespannt! Fünf Kinderchen! Wir haben alle vor Applaus

geknarrt, wie verrückt.“

„Ich habe auch genug zu tun“, warf der Dachfirst ein. „Ich habe unsere Fledermäuse schließlich in meiner Obhut.“ Keinen interessierte es.

Mama Erika schaute auf und ihre Augen strahlten. Berti lenkte den Lichtstrahl etwas abseits, um sie nicht weiter zu blenden.

„Hallo Mama Erika“, begrüßte Berti die Bewohnerin.

„Keine Zeit. Hab‘ zu tun!“ „Warum so unhöflich“, wollte das staubige Dielenbrett wissen.

„Ich muss eilen, ich muss meine Kindchen retten!“

„Retten“, echoten alle.

„Unten kokelt es. Es wird ein Feuer geben.

Alles wird abbrennen!“

„Feuer! Um Gottes willen!" Der Dachboden horchte in sich hinein.

"Ich fühle es schon! Es kommt warme Luft mit einem bestimmten Geruch. Von dort drüben an meinem Ende."

Alles knarzte und ächzte.

„Es kommt vom Stall. Wir fühlen es!“ Schnell stieg Berti die Treppenleiter herunter und lief in sein Zimmer. Er atmete schwer. So etwas Unglaubliches! Dann knipste er die Taschenlampe aus und warf sich ins Bett. Er hatte aber zu viel Schwung genommen und plumpste hart auf den Boden. Da kam Albert in der Wirklichkeit an. Im Zimmer war es dunkel. Er sah in der

Schublade nach. Die Taschenlampe funktionierte gar nicht. Merkwürdig! Da hörte er wieder ein verräterisches Geräusch.

Es knarrte jämmerlich! Da konnte er sich erinnern, wie die Dachbalken entsetzt gewesen waren und er lief in das Schlafzimmer seiner Eltern.

„Schnell“, rüttelte er wie wild.

„Schnell aufwachen, es brennt!"

„Wie, was“, tauchte Vater Hubsi aus dem Bettenberg auf.

„Feuer, es brennt“, schrie Albert.

„Um Gottes Willen!“

Hubert schoss aus dem Bett und schüttelte Albert.

„Wo, Bengel wo!“

„Vom Stall!“

Hubert raste nach unten und dann hinüber in den Stall. Tatsächlich, da hatte ein Kurzschluss bereits das Heu der Kühe erfasst. Schnell war ein Eimer mit dem Trinkwasser aus dem Trog gefüllt. Schwapp, und nochmal schwapp. Berti war auch hinterher gestürzt und half mit. Schließlich war der kleine Brandherd erfolgreich bekämpft.

Vater Hubert wuschelte Berti über den Kopf. „Du Schlingel, Du. Wieder heimlich in der Nacht im Stall gespielt? Was für ein Glück!“

Albert lächelte verlegen und sagte nichts. Er konnte schließlich keine Märchen erzählen. „Komm, wir gehen ins Haus zurück. Das erzähle ich den anderen Bauern, wie mein kleiner, großer Sohn unseren Stall gerettet

hat. Ach Berti, das ganze Haus hätte abbrennen können.“

Er herzte ihn, was er sonst höchst selten tat.

Sie gingen zurück und als sie die alte Treppe nach oben gingen, da knarzten die Absätze verräterisch und Berti dachte bei sich:

„Die Treppenbohlen wollen sich sicher auch bedanken.“

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Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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Andyhank Da aus dem Titel bereits hervorgeht, dass es sich um verräterische Geräusche handelt, würde ich an deiner Stelle die Vorbemerkung weglassen, einfach um den Spannungsbogen zu erhöhen.
Und - es handelt sich um eine Challenge und nicht um eine Challange - das ist sicherlich was anderes, und vielleicht kann man es sogar essen ... :D

Ich bin immer etwas voreingenommen, wenn ich weiß, wer die Geschichte geschrieben hat. Auch diesmal trog mich mein Gefühl nicht. Über Rechtschreibung brauchen wir nicht zu reden - ich klammere sie einfach mal aus, es hat bei dir sowieso keinen Zweck, da du die gleichen Fehler eh immer wieder machst.

Ich finde es schade, dass du anfangs dauernd von verräterischen Geräuschen schreibst - das Thema geht doch schon aus der Überschrift hervor. Da braucht man nicht noch im Text drauf verweisen. "Geräusch" hätte genügt.

Aber okay, ich les erstmal weiter. So, fertig.
Eigentlich ne schöne Geschichte mit gelungenem Ausklang. Nur eben die "verräterischen" Wiederholungen empfinde ich als störend.
Thema gut bedient. :)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Trotz dem Schulmeisterlichen Anflug, den Du wohl weitverbreitet und Vielen angedeihen läßt, lasse ich das mal so stehen. Vielleicht musst Du Dir auch meine Schreiberei einfach nicht antun.
Danke für die Coins.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Oh, kein Problem und danke für die Blumen. Im Gegensatz zum Battle, wo "Schön", "toll" und "gut gemacht" genügen, ist es in der Challenge üblich, die Kommentare länger ausfallen zu lassen und näher ins Detail zu gehen, was ich nicht nur bei dir gemacht habe. Deine Geschichte ist schön, aber nicht herausreißend. Für mich etwas zu poltrig in den Dialogen.
Die anderen Dinge erwähnte ich bereits.
Du hast bei der Challenge mitgemacht, also lese ich auch deinen Beitrag. :)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Schon ok!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Traum und Wahrheit auf besondere Weise miteinander verwoben.
Munter und bildgewaltig, liebevoll und hochspannend!
Gut gemacht!
Lies nochmal ganz genau drüber ... da haben sich Flüchtigkeiten reingeschlichen ...
ein paar eben ...
Ansonsten eine ganz wundervolle Geschichte ♥
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Ach! Ich danke Dir vielmals. Ich husche mit dem Radiergummi!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
CHM3663 Das ist eine wunderwunderschöne Geschichte voller Fantasie, Spannung, Gefühl und Wahrheit – eines meiner persönlichen Highlights auf dieser Seite!
Kinder und Erwachsene, die offen dafür sind, dass es in unserer Welt nicht nur das gibt, was man sofort sieht und was man erklären kann, werden daran sicher sehr viel Freude haben! Ich jedenfalls glaube daran, dass es so oder ähnlich tatsächlich passieren könnte.
Und zum Nachdenken über den tieferen Sinn regt diese tolle Geschichte auch noch an.
Viel, viel Glück und Erfolg für die Autoren-Challenge! Diese Geschichte würde ganz oben auf das Sieger-Treppchen gehören, wenn es eines gäbe!
Herzlichen Dank und liebe Grüße,
Chrissie
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Im Grunde eine schöne Kinder-Geschichte, die ich sehr gern gelesen habe. Am Ende geht alles gut aus - was will der Leser mehr.
Beim Lesen hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass du dich hast etwas hetzen lassen. Da sind die kleinen Ungereimtheiten, die der Klecks schon angesprochen hat. Und sprachlich stört mich ein bisschen, dass du besonders am Anfang sehr oft "er" verwendest. (Seite 4-6 zudem fünf mal am Satzanfang).
Ansonsten hast du mich an eigene Erlebnisse mit einem Poltergeist im Haus meiner Tochter erinnert - aber das ist eine andere Geschichte.
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
gela556 Eine schöne kleine Geschichte. Kinder finden immer wieder, die schönsten Verstecke heraus, wo wir Erwachsenen nie drauf kommen würden. Zum Glück ist ja alles gut ausgegangen und diese Geschichte fand ein gutes Ende.

Gerne gelesen,
mit lieben Grüßen,
Gela
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Ein hübscher Text, für Erwachsene, Kinder oder Enkelkinder. Als Gute-Nacht- Geschichte ebenso geeignet, wie zum Vorlesen auf der Couch.
Die Idee, Holzbalken reden zu lassen, finde ich sehr pfiffig. Sie könnten als Fortsetzunggeschichte sicher noch von so manchem spannnenden und nicht immer jungendfreien Abendteuer erzählen.
Gelungen, auch das gute und glückliche Ende, sowie der liebevolle Umgang zwischen Vater und Sohn.
Werde das Knarren der Balken in meinem Haus beim nächsten Mal nicht mehr einfach als gegeben so hinnehmen. Werde horchen, lauschen und zuhören.Vielleicht entpuppt sich dann auch so mancher Spuk als Hinweis oder Tipp, dass ein oder andere Gerücht vom Nachbarn, über die Besitzer und Erbauer etc. mal zu hinterfragen. So kommt vielleicht manche Wahrheit doch noch ans Licht.
Aufgeregte und neugierige Grüße an Dich, lieber Günter, von der Konblume.
Vor langer Zeit - Antworten
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