Gedichte
Hut ab

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"Kleines Porträt"
Veröffentlicht am 03. Dezember 2016, 2 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und ...
Kleines Porträt

Hut ab

Ein Zimmer, drei Kinder, und bald sind sie vier. Die große Verwandtschaft nimmt oft hier Quartier, dann wird es nachts laut. In der Schule sitzt sie dann wieder todmüde. Die Pausen sind wie ein Ringen ums Dasein. Der Stärkere siegt im Kampf darum, wer ihre Turnschuhe kriegt. Das Lernen gelingt in der Bücherei nur. Zu Hause putzt sie schnell noch Küche und Flur. Sie ist ja die Große, Gebildete gar; den Eltern sind Lesen und Schreiben nicht klar. Sie weiß mit dir fröhlich und klug umzugehn, spricht fließend zwei Sprachen und ist doch erst zehn.

Auf andre herabsehn, das können wir gut. Doch ich ziehe vor diesem Kind meinen Hut.



© 2016 Brubeckfan 

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Hörbuch

Über den Autor

Brubeckfan
Getauft, Geschieden, Geimpft: 3G also, tretet näher, Herrschaften! Was ich so schreibe, ist natürlich erlebt, erlauscht, erlesen und erlogen; von alberich bis böse oder dunkeltrüb, und mit Vorliebe gereimt. Erfreue mich an Musik verschiedener Richtungen, an Literatur und natürlich an Menschlichem wie Situationskomik und liebevolle Reaktionen abseits des jeweiligen Business'. Solange ich die komische Seite der Dinge erkenne, geht's mir gut -- und das ist allermeistens.

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Feedre Auch ich ziehe vor ihr den Hut...Chapeau!!!
lieben Gruß
Feedre
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Herzlichen Dank!
Verbeugung,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Auch ich ziehe hier den Hut, lieber Gerd.
Und ich habe während meiner Lehrtätigkeit und Sozialarbeit öfter erlebt, was du hier schilderst.
Die Mädchen in dem Alter haben Rollen übernommen, die eigentlich den Erwachsenen zugedacht sind. Haushalt, das Kümmern um die jüngeren Geschwister, zum Teil noch das Kommunizieren mit Behörden, und das eigene Lernen haben sie auch meist noch sehr gut bewältigt.
Während der Pandemie konnte man dies sicher vermehrt beobachten, besonders in Familien mit Migrationshintergrund.
Aber ich habe es auch in deutschen Familien erlebt.
Trotz allen Respektes: Ich würde mir natürlich für diese Kinder mehr Kindsein wünschen.

Du hast diese Problematik und dieses bewundernswerte Portrait sehr gut dargestellt - und das auch noch in Versform.
Chapeau auch für dich.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Herzlichen Dank, liebe Enya.
Ein Jugendklubleiter war von diesem kleinen Gedicht sogar so beeindruckt, daß er es jahrelang an der Wandzeitung hängen ließ -- also auch mal 'ne Publikation ;-)
Viele Grüße!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
Enya2853 Na, das ist doch toll.
Ich finde, es sollte viel mehr öffentlich gemacht werden, was manche Kinder, vor allem Mädchen, leisten.
Liebe Grüße
Enya
Vor langer Zeit - Antworten
Valerina 
Lieber Gerd,
auch ich zolle diesem Mädel großen Respekt
und hoffe für sie,
dass ihr trotz allem noch Zeit fürs Kindsein bleibt :-)

Gefällt mir sehr, wie du es in Verse gebracht hast.

Lieber Gruß
Valeri
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Ja, Du hast recht, bei der angedeuteten Tageslast.
Ach kleine Mädchen können überhaupt schon sehr empathisch sein, während Jungs bis ins höhere Alter Toben und "Hahnenkämpfe" bevorzugen.

Vielen Dank Dir,
und viele Grüße!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
HarryAltona Wer, oder was, versagt da im System? Kinder sollten Kinder bleiben, keine Intensiv - Pfegerinnen, Putzkräfte oder Wirtschafterinnen.
lg... harryaltona
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Da wäre einiges zu korrigieren. Die Mieten erlauben keine passende Wohnungsgröße. Frauen und Mädchen haben ihre tradierte Rolle zu erfüllen, zumal wenn Muttern mit den Kleineren zu tun hat. Ja mach einer was.
Die eine, Umwerfende, die in meinem Text hier steckt, macht inzwischen Abitur und wird hoffentlich ihren Weg finden. (Ihrem Vater ist übrigens der Haushalt nicht fremd, so isses ja nicht.)

Vielen Dank, und viele Grüße gen Norden!
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
baesta So ist es. Manchmal sind Kinder die besseren Erwachsenen.

VG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
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