Krimis & Thriller
Das Geheimnis der Nachtigall - LESEPROBE

0
"Dunkel, Zauberer, Monster, Liebe, Vertrauen, Mord"
Veröffentlicht am 28. September 2016, 172 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Aufgewachsen im Kleinstädtischen Eisenach, waren Bücher seit sie denken kann Teil ihres Lebens. Bereits als Kind las sie sich durch die Stadtbibliothek, während ihre eigene standig anwuchs. Nach der Ausbildung zur Kinderpflegerin und der Gründung einer eigenen Großfamilie in Berlin fand sie schließlich, es ist an der Zeit, um die Leidenschaft zum Beruf zu machen. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Sprecherin, studierte Journalismus auf der ...
Dunkel, Zauberer, Monster, Liebe, Vertrauen, Mord

Das Geheimnis der Nachtigall - LESEPROBE

Die Ankunft

Das Jahr hatte gerade gewechselt und es ist Ende Februar, als ich zum ersten Mal einen Fuß auf Berliner Boden setze. Die ganze Stadt trägt einen dünnen Mantel aus SchneeVorsichtig, mich an einem der Haltegriffe festklammernd, steige ich aus dem Zug. Angewidert beäuge ich die mehrere Zentimeter dick liegende schmutzig graue nasse Masse auf dem Bahnsteig. Der Schaffner war so freundlich und hievte meinen riesigen Koffer hinaus und stellte ihn unachtsam direkt vor mich in den Schnee, wobei der Matsch aufspritzte und meinen Rocksaum beschmutze.                                        

Ich zwinge mich zu dem freundlichstem Lächeln, dessen ich bei dieser Kälte zustande bringe, dankte ihm und verabschiedete mich eilig.     

Den schweren Koffer hinter mir her zerrend, schlurfte ich langsamer als gewollt auf das riesige Bahnhofsgebäude zu. Nur raus aus der zugigen schneidend kalten Luft. Ab und an musste ich stehen bleiben, um zu verschnaufen. Trotz der Kälte begannen sich Schweißperlen auf meiner Stirn zu bilden die ich nun mit meinem behandschuhten Handrücken wegwischte. Neugierig auf meine Umgebung, sehe ich mich um. Dieser Bahnhof ist riesig, gleichzusetzen

mit King's Cross würde ich sagen! Allein die Wartehalle mit den Fahrkartenschaltern und dem Eingang befinden sich in einem imposanten Gebäude, das von zwei großen Statuen flankiert wird. Die Bahnsteige, vier an der Zahl, befinden sich im Freien. Eilig vorbeihuschende Damen, die Köpfe gesenkt und achtsam darauf bedacht ihre Rocksäume im Schneematsch nicht noch mehr zu beschmutzen, und grimmig dreinblickende Herren in ihren typischen Geschäftsmann Montur schoben sich an mir vorbei.   Niemand nahm von der unscheinbaren jungen Dame Notiz, die im Begriff stand in eben diesem Moment einen neuen

Lebensabschnitt zu beginnen. Der Dampf der Lokomotiven wabert über unseren Köpfen. Zischen, Tuten und von fern vernehme ich das Wiehern von Pferden. Alles in allem herrscht geschäftiges Treiben. So schnell es mir mit meinem Gepäck möglich war, eilte über den Bahnsteig. Alles was ich auf meiner Reise mitführte, trage ich in diesem einen Koffer. Nach der zweitägigen Fahrt von Hamburg nach Berlin freute ich mich endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Dennoch wollte ich so schnell es ging eine Unterkunft für die Nacht und somit einen trockenen sicheren Platz zum Schlafen finden!  Draußen vor dem Bahnhofsgebäude

bleibe ich wiederum stehen, um mich umzusehen. Kutscher stehen mit ihren Zweisitzern auf Kundschaft hoffend am Straßenrand. Die Leiber der Pferde dampften in der klaren kalten Winterluft, aus ihren Nüstern entwich weißer Dampf. Ungeduldig scharten sie mit ihren Hufen über das Straßenpflaster.    Geschäftig laufen die Menschen hin und her. An einer Straßenecke bietet ein Junge mit Schiebermütze und dicker Wolljacke lautstark die Abendausgabe seiner Zeitung an. Auch als das letzte Dämmerlicht vom Himmel verschwindet, wimmelte es noch immer von geschäftig umher eilenden Gestalten. Ein Ladenbesitzer auf der

anderen Straßenseite schließt sein Geschäft für die Nacht ab und verriegelt die Fensterläden. Zwei junge Männer torkeln, sich in den Armen haltend nebeneinander den Gehsteig entlang. Sie haben wohl schon vorab dem ungezügelten Nachtleben der Großstadt gefrönt und laufen jetzt heim zu Frau oder Mutter, um sich dort eine Standpauke und eine gehörige Mütze Schlaf abzuholen.                                 Lächelnd laufe ich nun auf eine der Kutschen zu.                                      "Na junge Frau. Wo wolln se denn hin zu so später Stunde?“ ruft der bärtige Kutscher fröhlich vom Bock herunter als er mich neben seinen Pferden zum

Stillstand kommen sieht.   "Guten Abend. Ich bin gerade erst in Berlin angekommen und suche jetzt eine Unterkunft für die Nacht." erkläre ich auf Deutsch und füge etwas verlegen nuschelnd hinzu, „Es sollte eine meinem schmalem Geldbeutel angepasste Unterkunft sein."                                "Natürlich, Fräulein. Steigen se ein! Ich kenn da was, wo so ein junges Ding wie Sie sicher die Nacht verbringen kann."                    Ich nicke stumm und versuche meine Koffer in den Fahrgastraum der Kutsche zu hieven. Der Mann sieht, dass ich nicht so recht zurande komme, steigt vom Kutschbock und geht mir zur Hand.

Entweder möchte er beweisen wie Gastfreundlich die Berliner sind oder er tut es, weil ich wohl noch weiter seine kostbare Zeit mit meinen hilflosen Versuchen vertrödelt hätte. Wie auch immer kurz darauf sitze ich trocken und warm in der Kutsche und wir zuckeln durch die immer noch belebten Straßen dieser großen Stadt.  Ich muss eingenickt sein, denn ich schrecke hoch als mich jemand vorsichtig am Arm berührt. „Nein. Loslassen!“ kreische ich verwirrt und sehe mich um.                         „Immer mit der Ruhe, Fräulein!", murmelt der alte bärtige Kutscher und zieht sich zurück. „Wir sind

angekommen.“                                    Ich nicke stumm und klettere hinter ihm her aus der Kutsche. Der Himmel war rabenschwarz und der Mond steht voll und rund am Himmel. Mein Koffer steht bereits im Lichtkegel einer Gaslaterne auf dem Gehsteig. Dieser war vom Schnee fast zur Gänze befreit. Jemand hatte sich wohl die Arbeit gemacht, nach jedem Schneeschauer den Bereich vor dem Gasthaus zu fegen.                 Obschon vier Laternen in diesem Straßenabschnitt stehen erhellten sie die Häuser nicht im Geringsten. Düster und bedrohlich scheinen sie auf den vorbei eilenden Passanten auf dem Gehsteig

hinunter zu starren. Ein Schauder lief mir über den Rücken als ich an der Hausfassade hinauf sehe. 'Zur letzen Ruhe' steht auf einem Schild über der grünen zweiflügligen Eingangstür. Diese flankieren zwei kleine Gaslaternen an der Hauswand.                                 Im Erdgeschoss brennt Licht und Stimmengewirr ist bis auf die Straße zu uns zu vernehmen.   In den oberen drei Stockwerken waren nur vereinzelt Fenster erhellt. "Traun se sich ruhig! Gehn se rein! Die beißen nich. Sind mene Kollegen und so Leute." erklärt der Kutscher freundlich und scheucht mich mit einer Handbewegung Richtung

Haustür.  Als ich nach meinem Koffer greifen will, meint er "Nee, nee. Gehn se ma! Den nehme ich für Sie."  "Danke. Das ist sehr freundlich, Herr ..." beginne ich und sehe ihn abwartend an.   Er begreift und meint, "Maier. Maier heiße ik.“                                      "Sehr erfreut, Herr Maier! Dankeschön für Ihre Hilfe.“ sage ich freundlich und biete meine Hand an. Er lässt meinen Koffer recht unsanft auf das Pflaster fallen und greift nach der angebotenen Hand, um sie kräftig zu schütteln. Nachdem er mich wieder freigegeben hat, reibe ich mit etwas schmerzverzerrten Gesicht mein

Handgelenk.                       Maier bemerkt es und lacht: "Berufskrankheit. Wir Kutscher ham nen festen Griff. Dat is wohl nix für son junges feines Ding wie Sie."    "Ist schon gut.", murmle ich und schreite mutig auf die Tür zu. Ich greife nach dem goldenen Türknauf und drehe ihn, die Tür springt auf und sofort umgibt mich warme, vom Alkohol schwangere Luft aus dem Innern der Gaststube. Der Lärm ist nun um einiges lauter, verstummt aber fast zur Gänze als ich, scheu wie ein Reh langsam den Schankraum durchquere. Hinter mir höre ich die schweren Schritte Maiers der meinen Koffer schleppt und ihn neben

mich auf den Holzboden abstellt als ich vor dem Tresen stehen bleibe. Dann lehnt er sich mit dem Rücken daran und sieht in den Raum. Ich will es ihm nachtun und drehe mich vorsichtig um.     Von allen Seiten sind neugierige Blicke auf mich gerichtet. Unbehaglich knete ich meine Finger.  „Kene Angst, Fräuleinchen! Die wundern sich nur das ene junge Frau wie Sie um diese Uhrzeit allene unterwegs is."                                 „Ich dachte in Berlin ist man aufgeschlossener. Moderner.“ murmle ich und drehe mich wieder zum Tresen um.                            „Dis is es nich." grummelt Maier und tut

es mir gleich.      „Nein? Was dann?“ frage ich erstaunt. "Dit Berliner Pflaster is zur Zeit nich sicher. Schon gar nich für nen junges Fräuleinchen." erklärt er in feinstem Berliner Dialekt.                             „Und warum ist das so?“ Meine Neugier ist geweckt, also hake ich nach und sehe ihn forschend an. Doch Maier weicht meinem Blick aus, fährt mit dem Finger eine tiefe Rille in der hölzernen Oberfläche des Tresens nach und schweigt.      „Herr Maier, was ist los? Sie wollen durch Ihr ausweichendes Verhalten doch wohl nicht andeuten, dass … Das es hier jemanden gibt der Frauen gefährlich

werden könnte.“ stottere ich und fasse mir entsetzt an die Brust.  Maier nickt stumm.             „Doch, genau das meint er." mischt sich mit einem Mal eine männliche raue Stimme auf Englisch rechts neben mir ein.                 Verwundert drehe ich mich zu ihr um.      Ein Mann mittleren Alters sitzt auf einem Hocker vor dem Tresen, sein dunkelbraunes oder schwarzes Haar hängt ihm wirr in die Stirn, der lange dunkle Mantel war an einigen Stellen sorgfältig geflickt worden. Die langen Beine in der karierten Hose übereinandergeschlagen, die Hände um sein Glas mit einer dampfenden stark

nach Alkohol riechenden Flüssigkeit geklammert sieht er mich forschend an.                                  „Ach wirklich? Und Sie sind?“ gebe ich eine Spur zu schnippisch als wie es sich für eine junge Frau meines Standes gehört ebenfalls auf Englisch zurück.  „Nightingale. Baltasar Nightingale.“ murmelt er.                                  “Alexandra von Strasser." stelle ich mich vor, ziehe mir den Handschuh von der rechten Hand und halte sie ihm zum Gruß entgegen.           Statt mir formvollendet einen Handkuss auf den Handrücken zu hauchen, greift Nightingale nach der Hand und schüttelt sie

derb.   „Schön, schön.” murmelt er gedankenverloren. “Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, übernachten Sie diese Nacht hier im Haus und fahren Sie gleich morgen früh dort hin zurück von wo Sie hergekommen sind!“ Wütend entziehe ich ihm meine Hand und knete meine strapazierten Finger, während ich ihm mit gereizter Stimme antworte, „Das ist ja sehr freundlich von Ihnen mir diesen Ratschlag zu erteilen, doch sehen meine Pläne was meinen Aufenthalt in Berlin angeht anders aus. Ich lasse mich sicher nicht von einem dahergelaufenen Hinz und Kunz vertreiben.“ schimpfe ich, ziehe mir auch

den linken Handschuh aus und lege diese sorgsam übereinander vor mir auf dem Tresen ab. Den kleinen Beutel mit meinen wichtigsten Habseligkeiten lege ich daneben.    „Wie Sie wollen. Wäre aber schade, wenn ich Sie bald unter weniger schönen Umständen wiedersehen müsste!“ meint Nightingale und steht auf.          

„Wie meinen Sie das? Sind Sie etwa Bestattungsunternehmer?" rufe ich lachend, nun wieder auf Deutsch dem davongehenden dürren Mann hinterher.                                             "Der is ken Bestatter. Dit is nen Detektiv. Nen janz besonderer." wirft Maier dazwischen.      

Mit großen Augen sehe ich indessen wieder zu ihm hinüber. "Detektiv? Wie interessant!"                  Meier, der mich leise grinsend beobachtet meint,"Dit lassen se mal besser bleiben, Fräuleinchen! Der is nich janz koscher." Er tippt sich bedeutungsvoll an die Stirn.                       "Ich kann schon auf mich aufpassen. Aber danke für Ihre Mühen! Sagen Sie gibt es hier denn keinen Wirt?" murmle ich und sehe mich suchend im Schankraum um.             

"Doch jibts. Hier bin ick." ruft plötzlich eine dunkle weibliche Stimme von vorn.

"War kurz im Keller. Nachschub holen." Sie deutet auf ein mittelgroßes hölzernes Fass neben sich, in dem sich sicherlich Bier befindet. "Wat kann ick Ihnen bringen, junge Frau?"                        Ich öffne den Mund um zu antworten, doch Maier kommt mir zuvor. "Det Fräuleinchen braucht nen warmes Bett und ne anständige Mahlzeit, Roberta."

Ich nicke zustimmend.           Roberta sieht mich von oben bis unten an, ehe sie freundlich antwortet, "Jut. Zuerst dit Essen. So ne große Auswahl wie se es von zu Hause sicherlich gewohnt sind hamm wir hier nich. Hier jibts nur Kartoffelsuppe mit Speck."  

Ich nicke noch einmal, diesmal jedoch

deutlich eindringlicher. Mein Magen knurrt nicht erst seit den letzten fünf Minuten. Genau genommen liegt meine letzte anständige Mahlzeit inzwischen mehr als 24 Stunden zurück.                   Roberta verschwindet durch eine schmale Tür links neben dem Tresen und kommt kurz darauf mit einer Schüssel voll dampfenden Inhalt zurück. Diese stellt sie mit den Worten, "Dann lassen se sich es mal schmecken!“ vor mich hin, legt Löffel und eine Scheibe Graubrot daneben und widmet sich wieder den anderen Gästen zu.               

Nach einem schnellen Seitenblick auf Herrn Maier, der mir aufmunternd zunickt, tauche ich den Aluminiumlöffel

in die heiße dickflüssige Masse und schaufle mir die erste Ladung in den Mund. Die Suppe schmeckt köstlich! Ja ich behaupte sogar noch nie in meinem Leben eine so schmackhafte Suppe gegessen zu haben! Gierig löffle ich die Schüssel leer und tunke anschließend mit dem Brot die Reste auf.                          Maier sieht mir lächelnd zu während er selbst sein Glas mit dem gleichen Inhalt wie das von Nightingale leert.  "Was ist das was Sie da trinken?" will ich wissen.                                          "Nix was nen Fräuleinchen wie Sie es sind vertragen würde." lacht dieser.  Ich will gerade etwas erwidern als Roberta, "Noch ein Becher Milch mit

Honig zum besseren einschlafen?" fragt und mich lächelnd ansieht. "Sehr gern! Danke!" erwidere ich. "Ich bezahle natürlich."                           Ich greife nach dem Retikül, das ich vorhin neben meine Handschuhe gelegt hatte und krame ein paar Münzen hervor. Roberta nickt, nimmt mir eine aus der Hand und lässt sie in ihrer Schürze verschwinden.                                       Gleich darauf steht ein Becher warme Milch vor mir und nachdem ich auch den in einem Zug geleert habe, führt mich Roberta auf mein Zimmer. Zuvor verabschiede ich mich bei Herrn Maier und bedanke mich für seine Freundlichkeit.

"Ken Ding. Jern geschehen, Fräuleinchen. Aber wenn se wirklich hier bleiben, versprechen se mir jut auf sich uffzupassen!"                 Ich versprach es, griff nach meinem Koffer und folgte Roberta die rechts neben dem Tresen bei einer schmalen Treppe auf mich wartete. In der einen Hand hält sie einen Kerzenhalter. Schnaufend stapfte sie mir voran die Stufen hinauf, wobei ein dickes Schlüsselbund in ihrer anderen Hand träge klimpert.                                  Ich nutze die Zeit unseres Aufstiegs in die oberen Stockwerke, um sie ein wenig über Mister Nightingale auszufragen.    

"Roberta, was können Sie mir über diesen Nightingale sagen? Er ist nicht von hier. Er ist Brite, oder nicht?"     Roberta stößt zwischen zwei Schnauffern hervor, "Von dem sollten se wegbleiben, Kindchen! Wenn se sich mit dem uff de Straße sehen lassen, kann Ihnen dit übel ausgelegt werden."    "Wie meinen Sie das? Ist er ein böser Mensch?" hake ich nach.           "Nee. Böse is der nich. Janz im Gegenteil. Setzt sich für uns klene Leute ein. Ist ein netter Kerl. Aber sein Beruf ist …"                              "Er ist Detektiv. Was könnte daran als anstoßend empfunden werden?" will ich verwirrt

wissen.  "Ja dit is es ja. Detektiv. Aber er arbeitet mit seltsamen Methoden." Mittlerweile sind wir im zweiten Stock angelangt. Neugierig sehe ich den Flur entlang, von dem mehrere schmale dunkle Türen abgehen. Kleine Petroleumlampen an den Wänden spenden spärliches Licht. Der rote Teppich im Flur ist wegen des Durchgangsverkehrs mit den Jahren abgewetzt und zerschlissen. Aus einem der Gästezimmer hört man laute Stimmen. Zwei Männer scheinen sich zu streiten.             Eilig folge ich Roberta die Treppe hinauf. "Was für Methoden denn?

Illegale?" frage ich als ich wieder zu ihr aufgeschlossen habe.         Roberta bleibt stehen und sieht mich an. "Nein, nein. Obschon die Polizei ihn nich gern an ihren Tatorten sieht, arbeitet er doch irgendwie mit denen zusammen. Und seine Methoden … Nun ja, die sind eben unkonventionell. Anders eben." Grinsend wendet sie sich wieder ab, um weiterzugehen.                   "Sehr interessant!", murmle ich und belasse das Thema fürs Erste dabei.  "Wir sind da." verkündet meine korpulente Wirtin und deutet auf die erste Tür gleich vorn links.  Mit einem ihrer unzähligen Schlüssel öffnet sie die dunkle Tür, stößt sie auf,

um mich vorangehen zu lassen. Sie folgt mir auf dem Fuße und entzündet mit ihrer Kerze die Petroleumlampe an der Decke. Sogleich wird der kleine Raum vom warmen Licht der Lampe erhellt.   Neugierig sehe ich mich um. Der Raum ist schlicht, aber sauber und ordentlich. Ein schmales sorgsam gemachte Bett steht an der Wand links neben dem Fenster. Darüber hängt das Bildnis eines jungen Mädchens in Öl. Rechts davon steht ein kleiner Tisch mit einem Stuhl. Neben der Tür befindet sich ein großer alter Bauernschrank. Mehr Mobiliar umfasst der Raum nicht. Glücklich eine so gute Unterkunft für die Nacht gefunden zu haben, drehe ich mich

zu Roberta um ihr zu danken, doch die hatte sich schon wieder an den Abstieg gemacht. "Danke sehr, Roberta!", rufe ich ihr im Treppenhaus nach.                              "Nix zu danken, Kindchen! Schlafen se jut! Frühstück jibts ab 6." ruft diese lachend zurück und damit verschwindet sie aus meinem Blickfeld.                      Lächelnd kehre ich in das Zimmer zurück, schließe leise die Tür und gehe hinüber zum Fenster.  Das Erste, was ich stets tue, wenn ich irgendwo neu bin, ich sehe aus dem Fenster, wenn vorhanden, um mich zu orientieren.                                         Mit einer Hand schiebe ich die weiße

Gardine zur Seite und sehe hinaus. Ich habe einen hervorragenden Ausblick auf die Straße vor dem Haus. Maiers Kutsche stand noch immer davor. Die Körperhaltung der Pferde lässt darauf schließen, dass sie eingeschlafen sind, während sie auf ihren Kutscher warten.

Doch mit einem Mal kam Leben in sie. Aufgeregt wiehern sie, schütteln ihre Köpfe und werfen die Mähnen zurück.

Ein alter dunkel gekleideter Mann mit Melone tritt auf sie zu.  Falls er etwas zu ihnen sagte, konnte ich es wegen des verschlossenen Fensters nicht hören.  Sanft klopft der Mann, den ich als Maier ausmachte den Hals des einen Tieres und

steigt auf den Kutschbock. In diesem Moment geschah es, eine helle Gestalt, viel mehr ein Lichtschein huschte direkt vor den Pferden über die dunkle Straße.    Die Tiere erschraken so sehr, dass sie stiegen und anschließend panisch davon jagten.             Maier, noch nicht ganz sitzend, wurde überrascht und fiel vom Kutschbock auf das nasse Kopfsteinpflaster. Sich das schmerzende Hinterteil reibend rappelt er sich sofort wieder auf.  Trotz des verschlossenen Fensters konnte ich an seinem sich aufgeregt bewegenden Mund ablesen, dass er sprach. Nein, er fluchte vermutlich wie ein

Rohrspatz. Sicherlich durch den Lärm zu so später Stunde angelockt, kamen kurz darauf Roberta und ein paar andere Leute aus der Wirtschaft gestolpert und gesellten sich zu ihm. Wild gestikulierend beschrieb er ihnen, was geschehen war.        Für mich selbst ging das alles zu schnell, ich begriff erst später, als ich schon ausgezogen im Bett lag, was ich da eigentlich gesehen hatte.        Der Lichtblitz. Die Lichtgestalt. Dieser helle Lichtschein. Was konnte das nur gewesen sein? Natürlich sind Pferde äußerst schreckhafte Tiere, aber eigentlich erschrecken sie doch eher,

wenn sich jemand oder etwas ihnen sich von hinten nähert?               Oder ändert sich das, wenn es Nacht ist?                                                              Vielleicht waren sie, aufgeschreckt aus dem Schlaf, gerade deshalb nur so erschrocken über eine plötzlich den Weg kreuzende Gestalt?        Was es überhaupt eine menschliche Gestalt? Für eine Katze, Hund oder anderes Getier, war sie jedenfalls deutlich zu groß.  Diese Nacht schlief ich trotz der warmen Honigmilch schlecht und Alpträume in denen helle Lichtgestalten hinter dunklen Hausecken hervorsprangen, plagten

mich.

Arbeitssuche

Ein lautes Rumpeln ließ mich aus dem Dämmerschlaf aufschrecken. Was war das? Ein paar Sekunden musste sich mein Geist erst einmal orientieren, ehe ich wieder wusste, wo ich mich befand. Da schon wieder dieses Geräusch. Ich schwinge die Beine aus dem Bett und laufe auf nackten Füßen hinüber zum Fenster, öffne es und sehe hinaus. Unten vor dem Haus steht eine Kutsche, die eindeutig zu einer Brauerei gehören musste. Mehrere große Eichenfässer stehen dicht gedrängt auf der offenen Ladefläche. Vier riesige, grobschlächtige

schwarz-weiße Pferde waren davor gespannt. Dichtes, buschiges Fell bauschte sich um ihre kraftvollen Fesseln. Die warme Luft, die ihren Nüstern bei jedem Atemzug entweicht, bläht sich in kleinen Dampfwolken vor ihren Mäulern. Das Wirtshaus wird mit frischem Bier versorgt. Rasch schließe ich das Fenster wieder, um nicht auch das letzte bisschen Raumwärme entweichen zu lassen. Auf dem kleinen Tisch liegen meine persönlichen Gegenstände. Mit einem Blick auf die kleine Taschenuhr meiner Mutter stelle ich fest, dass es durchaus schon Zeit für das Frühstück ist. Ich

hieve also meinen Koffer auf das benutzte Bett, öffne ihn und verfalle beim Betrachten des Inhaltes in das tägliche Erstarren. Was soll ich nur anziehen? Da meine Garderobe zu Hause in London ausschließlich aus feinen Kleidern, teuren Stoffen, Bändern hier und Schmuck da bestand konnte auch meine Reisegarderobe nicht viel anders aussehen. Obwohl ich eine Frau bin, hasse ich es mich derart herauszuputzen! Diese Kleider sind nicht nur ungeheuer unpraktisch, ich konnte auch nie verstehen, warum Frauen freiwillig, nur um anderen zu gefallen oder irgendwelchen Normen zu entsprechen sich in diese starren Korsetts zwängen

lassen. Auf eben diese habe ich bei meiner Auswahl des Reisegepäck verzichtet und stattdessen auf Funktionalität gesetzt. Das marineblaue Kleid von gestern hing auf einem Bügel an der Tür des großen Kleiderschranks. Für den heutigen Tag, an dem ich mich auf die Suche nach einer Stelle begeben wollte, entschied ich mich für den derben braunen Tweet Rock mit dazugehöriger weißer Bluse. Die beiden Kleidungsstücke hatte mir Agatha, meiner Eltern Hausmädchen bei meiner Abreise geschenkt. Sie fand wohl auch, dass meine feinen Kleider nicht so ganz das Richtige für den kalten deutschen Winter

seien. Als ich nach meiner Morgentoilette wenig später nach unten in den Schankraum komme, war dieser im Gegensatz zum gestrigen Abend wie leer gefegt. Vereinzelt saßen Personen an den Tischen und aßen ihr Frühstück. Von draußen hörte man das Wiehern von Pferden, Hufschlag und die laut gerufene Warnung, dass das letzte unterwegs sei. Gleich darauf polterte es erneut. Das letzte Bierfass war im Keller unter dem Wirtshaus angekommen. Unschlüssig bleibe ich mitten im Raum stehen und sehe mich nach Roberta um, kann sie aber nirgends entdecken.

Stattdessen steht eine junge Frau hinter dem Tresen. Meiner Einschätzung nach sind wir ungefähr im gleichen Alter. Ein riesiger breitschultriger Mann taucht soeben links neben dem Tresen auf. Seine schweren Schritte klingen wie dumpfe Stempel als er auf die Frau zu stapft. "So erledigt, Emma. Ihr seid wieder voll. Dann sehen wir uns in zwei Wochen wieder. Außer …" Mit einem anzüglichen Grinsen auf den Lippen lehnt er sich neben ihr an die Wand und sieht sie an. "… du gibst endlich deinen dummen Stolz auf und gehst mit mir aus. Dann hättest du das Vergnügen, mich schon früher

wiederzusehen." Er wackelt mit seinen Augenbrauen. "Ein Vergnügen auf das ich nach wie vor gern verzichte Olaf.", antwortet sie genervt. "Bis in zwei Wochen also." Damit schien für sie die Sache erledigt zu sein, sie wendet sich wieder dem Abwasch einiger benutzter Gläser und Becher vom Vorabend zu. Grummelnd umrundet der Hüne den Tresen und schiebt sich an mir vorbei dem Ausgang zu. Wütend über die sicherlich erneute Abfuhr, lässt er die grüne Tür laut hinter sich ins Schloss fallen. "Du mich auch.", murmelt Emma. Mit der Erkenntnis, dass sie wohl die

Person ist, die ich bezüglich eines Frühstücks ansprechen muss, gehe ich entschlossen auf den Tresen zu. "Guten Morgen. Ich suche Roberta. Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich sie finden kann?" "Meine Mutter schläft. Sie hat immer die Nachtschicht und ich arbeite am Tag. Hallo, ich bin die Emma." stellt sich die junge Frau noch einmal persönlich vor. "Sie sind gestern Abend angekommen, oder?" Ich nicke und sage: "Ja, so ist es. Roberta sagte mir ab 6 Uhr würde es Frühstück geben …" "Na klar doch. Setzen Sie sich! Ich bringe Ihnen was." kommandiert Emma

und deutet mit der Hand auf den Schankraum. "In Ordnung. Ich werde mich dort ans Fenster setzen." murmle ich und gehe auf einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen direkt vor dem großen Fenster zu. Verschämt beobachte ich sie. Ihr Körperbau ist drahtig, schlank und hochgeschlossen. Das dunkelblonde Haar trägt sie zu einem dicken Zopf geflochten, der schwer und lang auf ihrer Schulter ruht. Dass sie Robertas Tochter ist, ist gut zu glauben. Beide Frauen strahlen diese gewisse Souveränität und Autorität aus, die sie für Wirtinnen wohl vonnöten sind. Am Tag scheint man hier mehr Wert auf

das Ambiente des Raumes zu legen. Jeder Tisch war mit einer dicken weißen Tischdecke und kleinen gläsernen Vasen geschmückt in denen violette, sowie weiße Blumen standen. An der Wand links neben mir in ein älterer Herr mit Hut tief in seine Zeitung versunken. Er greift nach seiner Tasse vor sich auf dem Tisch. Nach mehrmaligem Versuch gelingt es ihm schließlich den Henkel mit den Fingern zu fassen zu kriegen und trinkt schlürfend einen Schluck Kaffee. Daneben am Tisch sitzt ein großer schlaksiger Kerl. Den langen Mantel hat er angelassen und den Kragen hochgeschlagen. Von seinem Gesicht war nicht viel zu erkennen, nur dass der Kopf

irgendwie nicht zu dem langen Körper zu passen schien. Ich setze mich auf den unbequemen Holzstuhl und sehe hinaus auf die Straße. Die Brauereikutsche ist verschwunden. Feine Damen liefen, meist zu zweit nebeneinander her den Gehsteig entlang. Ein Kindermädchen, in ihrer schwarzen Uniform, scheucht einen kleinen Jungen im Matrosenanzug vor sich her und schiebt mit der anderen Hand einen tiefen Kinderwagen. Ab und an bleibt sie stehen, um sich dem Kind im Wagen zu zuwenden. Männer im Anzug oder in derber Arbeitskleidung kreuzen den Weg vor dem Haus. Emma kommt auf mich zu gerauscht, ein Tablett in den Händen.

Darauf stehen ein Kännchen und eine Tasse mit feinen floralen Muster sowie ein Teller mit belegten Broten. Sie stellt alles vor mich hin und sagt, "Guten Appetit! Sicher sind Sie besseres gewohnt, aber das ist das beste, was wir zustande bringen können." Entschuldigend sieht sie mich an. "Warum denken immer alle ich käme aus gutem Hause und wäre verwöhnt?" will ich gereizt wissen. Sofort macht mir Emmas erhobene Augenbraue meines Ausrutschers gewahr und ich entschuldige mich sofort bei ihr: "Entschuldigung. Das habe ich nicht so gemeint." "Sehen Sie, sie kommen doch aus einer

feinen Familie." lacht Emma. "Hier würde sich niemand für seinen verbalen Ausfall entschuldigen." Emmas Lachen ist ansteckend und ich stimme mit ein. Das Eis zwischen uns ist gebrochen, das spüre ich. "Lassen Sie es sich schmecken! Egal ob Sie nun besseres gewohnt sind oder nicht. Ich muss mal wieder." Mit dem Dumen deutet sie Richtung Tresen und verschwindet. Ich nicke stumm, gieße mir etwas von dem Tee in die Tasse und rühre einen Löffel Zucker hinein. Dann beiße ich herzhaft in mein mit Leberwurst belegtes Brot. Er schmeckt herrlich! Urig, herzhaft und einfach gut, wenn man

einen solchen Hunger hat wie ich ihn gerade verspüre. Als einmal die Tür zur Gaststube geöffnet wird erregt die laute Stimme eines Jungen meine Aufmerksamkeit. Ich sehe aus dem Fenster und mache ihn an derselben Straßenecke wie am Abend zuvor aus. Der Junge mit Schiebermütze wedelt mit einer Ausgabe der Zeitung, während er laut die Schlagzeile brüllt, "Der Schlitzer hat wieder zugeschlagen!" "Der Schlitzer?", murmle ich, das interessiert mich. Ich stehe auf und gehe zur Eingangstür. Draußen mache ich den Jungen auf mich aufmerksam und winke ihn zu mir herüber. Rasch sieht er links

und rechts die Straße entlang und kommt zu mir gerannt. "Hier Fräulein.", ruft er und drückt mir die zusammen gerollte Zeitung in die Hand. Ich lege ihm den Kreuzer in die kleine Hand und danke ihm. Mit der gerollten Zeitung in der Hand kehre ich zu meinem Tisch zurück. Die Hauptschlagzeile lautet tatsächlich: "Der Schlitzer hat wieder zugeschlagen!" Die Unterschrift verkündet pathetisch,"Nun geht er nicht mehr nur auf Frauen los. Stuten eines Berliner Kutschers grausam dahin gemetzelt." "Herje, was für ein Aufmacher!", ruft Emma, die in diesem Moment zu meinem Tisch zurückkommt und dabei die

Schlagzeile liest. "Ja, schrecklich, nicht wahr! Ist das der Mann, vor dem ich gestern gewarnt worden bin?" frage ich. Emma nickt. "Ja, Berlin ist seit einigen Monaten nicht mehr sicher. Besonders auf Frauen hat es der Mann abgesehen. Sie werden aufgeschlitzt, ausgeweidet, ..." Sie sieht mein entsetztes Gesicht und stoppt. "Oh Entschuldigung! Ich wollte nicht taktlos sein. Ich bin wohl schon abgestumpft." entschuldigt sie sich eilig. Mir war der Appetit vergangen, ich schiebe den Teller von mir weg, streiche die Zeitung glatt und beginne den Artikel zu lesen. Emma zog sich taktvoll zurück. Ich erfuhr, dass seit ungefähr sechs

Monaten ein Mörder in Berlin sein Unwesen treibt. Man nennt ihn den Schlitzer, weil er seine Opfer die zumeist Frauen sind, fast schon fachmännisch aufschlitzt und ausweidet. Danach lässt er sein Opfer achtlos an Ort und Stelle liegen. Bisher kamen seine Opfer aus dem horizontalen Bereich, aber auch junge Frauen die Nachts allein unterwegs waren sind darunter. Und nun, in den frühen Morgenstunden fand man die zwei Stuten. Ausgeweidet lagen sie noch immer vor ihrer Kutsche gespannt am Stadtrand. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. "Schrecklich!", murmle ich und lege die Zeitung zusammen. "Ob es sich bei den

Pferden um die von Herrn Maier handelte?" Eilig trinke ich meinen Tee aus und stelle mein Geschirr zusammen. Sorgsam trage ich es zu dem Tresen und überreiche es dort Emma. "Oh Danke.", sagt diese erfreut. "Kann ich das Zimmer, das ich bewohne, noch ein paar Tage länger beanspruchen?", frage ich. "Klar doch. Ich sag es meiner Mutter." Ich danke ihr und gehe zurück auf eben jenes. Nachdem ich mir meinen warmen Mantel und den Hut übergezogen habe, verlasse ich das Wirtshaus. Direkt vor mir huscht der lange Lulatsch, der vorhin an einem

der Tische gesessen hatte, durch die Tür. Jetzt wo er läuft, fällt mir auf, dass auch seine Füße zu klein zu sein scheinen. Mit denen trippelte er nun hinaus auf den Gehsteig. Draußen erfasste ihn eine Windbö und ließ den Mantel um seine Beine schlackern. Er war nackt, hatte keine Hose an. Kopfschüttelnd bleibe ich stehen und raffe meinen Kragen enger um meinen Hals. Der Mann bog nach rechts ab und ich entschied mich für die entgegengesetzte Richtung. Eilig stapfte ich los, ohne eine Ahnung zu haben, wohin ich eigentlich ging. Das erst beste Geschäft, das meinen Weg kreuzt, betrete ich und frage, ob man hier eine helfende Hand gebrauchen

kann. Man brauchte nicht, schickte mich aber zu dem Bäcker nebenan. Dort kündigte ein Glöckchen mein Eintreten an. Die ältere Frau hinter dem Tresen sah von ihrer Arbeit auf und fragte freundlich, "Was kann ich für Sie tun, Kindchen?" "Guten Morgen.” grüße ich in meinem besten Deutsch. Ein Glück, dass mein Hauslehrer so erpicht darauf war mir diese schwierige Sprache beizubringen. “Ich bin gestern in Berlin angekommen und bin jetzt auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. Können Sie zufällig Hilfe in der Backstube gebrauchen?" Erstaunt unterzieht sie mich einer eingehenden Musterung. "Nein, tut mir

leid, meine Liebe. Die Backstube ist das Revier meines Mannes und hier vorn habe ich alles ganz gut im Griff. Meine Schwiegertochter hilft mir ganz tüchtig." erklärt sie. Enttäuscht sehe ich zu Boden. "Kopf hoch, Kindchen, sie bekommen den Dreh schon noch raus. Halten sie nur den hübschen Kopf hoch." Diese warmen Worte, sowie eine ebenfalls warme Brezel gibt sie mir mit auf den Weg. Auf meinem Weg durch die vereisten Straßen Berlins traf ich auf noch mehr höfliche, aber bedauernd ablehnende Ladenbesitzer und Bürovorsteher. Es war eine imposante Stadt, und es fiel mir

nicht leicht, die Orientierung zu behalten. Mir kam es so vor, als würden keine zwei Straßen länger als bis zur nächsten Ecke parallel verlaufen. Sie schienen eher aus praktischen Erwägungen heraus entstanden zu sein als nach städtebaulichen Plänen. Allmählich begann ich jedoch, in groben Umrissen die einzelnen Viertel auszumachen: eine Ansammlung prächtiger Geschäftshäuser hier, ein Straßenabschnitt mit zweckmäßigen, eher unscheinbaren Bürogebäuden dort und ein Industriebezirk, in dem sich die Gebäude zu lang gezogenen Fabriken erstreckten und hohe Schornsteine in den Himmel aufragten. In den Lücken

dazwischen wuchsen Wohnviertel. Die Straßen hatten jede ihren eigenen Charakter, mit breiten Bauten zu beiden Seiten, die sich dicht an dicht um die Vorherrschaft im Viertel drängten. Die Wege waren von Straßenhändlern bevölkert die lautstark, ähnlich dem Zeitungsjungen am Wirtshaus ihre Waren anpriesen. Der Schnee schien sie dabei nicht groß zu stören. In einer Art Park jagten Kinder eine Anhöhe hinauf, um sie anschließend auf ihren Schlitten wieder herunterzurodeln. Die Schritte der kreuz und quer aneinander vorbei hastenden Menschen, deren hämmernde Schritte zusammen mit dem Klang der Kutschenräder den Pulsschlag des

Stadtlebens vorgaben. Ich war schon seit Stunden auf Arbeitssuche, als ich im Postamt von Berlin ankam. Ob es das einzige der Stadt war oder nur das eine hier im Viertel weiß ich nicht. Entgegen den Andeutungen einer der vorherigen Ladenbesitzerin hatte ich hier auch kein Glück. Als ich mich zum Gehen wandte, sprang mir allerdings etwas ins Auge. An einer großen Wandtafel voller Zettel, auf denen möblierte Zimmer angepriesen oder nach vermissten Personen gesucht wurde, hing zwischen einer Zeichnung von einer jungen hübschen Frau und der Mitteilung, dass in der Königschaussee

ein Zimmer frei sei, ein zerknittertes Blatt Papier, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Assistent gesucht, steht darauf. Neugierig nehme ich den Zettel vom Brett und lese ihn mir durch. ASSISTENT GESUCHT! Für Detektei - 1 Mark pro Woche - muss lesen und schreiben können und unvoreingenommen sein! Bewerbung an: Königschaussee 13 Nach einem schnellen Seitenblick auf die Postbeamtin falte ich den Zettel zusammen und stecke ihn in meinen

Beutel. Nun musste ich nur noch herausfinden, wie ich zu der Königschaussee komme. Ich befragte die Postbeamtin. Sofort, als sie hörte, wo ich hin wolle, mischte sich eine weitere Frau im taubenblauen Kleid. "Kindchen, Sie wollen doch nicht etwa zu Nightingale?" Entsetzt greift sie sich an die Brust. Sie wird doch wohl nicht gleich in Ohnmacht fallen! "Der ist kein guter Umgang für eine junge Frau. Lassen Sie sich das von einer Dame sagen." lamentiert sie weiter. Ich hebe abwehrend die Hände und unterbreche sie, "Danke. Aber ich bin alt genug, um zu wissen, was gut für mich ist. Wenn Sie nun so freundlich wären

mir nur den Weg zu erklären …" Mit gerümpften Nasen und einem empörtem Schnauben entlassen mich die beiden Damen schließlich in die kühle Winterluft. Frohen Mutes mache ich mich auf den Weg zur Königschaussee. Fest entschlossen von dort nicht eher weg zugehen ehe ich eingestellt wurde!

Königschaussee No°13

Da die Damen auf dem Postamt sich nicht gerade kooperativ gezeigt hatten, blieb mir nichts anderes übrig als mich zur Königschaussee durchzufragen. Das schmale vierstöckige Eckhaus mit der Nummer 13, das obendrein noch Platz für einen kleinen Speicher bot, steht eng angeschmiegt an einem weiteren Gebäude in dem ruhigeren Abschnitt der Königschaussee. Hier herrschte nicht ganz so reges Treiben wie dort wo sich die Geschäfte befanden. Auf dem vereisten Gehsteig vor dem Haus hetzten Männer in steifen Anzügen entlang. Kamen sie an Nummer 13

vorbei, schienen sie es noch eiliger zu haben und auf der gegenüberliegenden Straßenseite plötzlich außergewöhnlich interessante Dinge zu entdecken, so wie Schuljungen, die in der Pause sorgsam ihre peinlichen jüngeren Geschwister mieden. An einer gewundenen schmiedeeisernen Stange über der Haustür hing ein Schild. DETEKTEI, verkündete es in großen Buchstaben. Und in kleineren rechts neben der Tür: PRIVATE ERMITTLUNGEN & BERATUNGEN. UNSER SPEZIALGEBIET: UNGEKLÄRTE PHÄNOMENE. Ich sehe an der Hausfassade hinauf. Ohne erkennbare Rücksicht auf Stil,

Form oder Funktion hatte der Architekt an jeder erdenklichen Stelle Bögen und gemeißelte Verschnörkelungen angebracht, wie es ihm gerade in den Sinn kam. Die Fenster waren mit Gardinen verhangen, vor Schmutz völlig trüb oder sauber geputzt. Trotz allem vereinte sich der Wirrwarr unterschiedlicher Stilrichtungen zu etwas, das irgendwie stimmig war. Die Haustür vor mir erstrahlt in einem sattem rot und wurde von einem eisernen Türklopfer in Form eines Rabenkopfes mit einem Ring im langen spitzen Schnabel geziert. Ich trat vor, klopfte dreimal und wartete. Mit gespitzten Ohren lausche ich auf das verräterische

Geräusche. Sich nähernde Schritte oder eines Stuhls, der zurückgeschoben wird etwa. Nach einer Weile versuchte ich es erneut. Wieder ohne eine Reaktion hervorzurufen. Schließlich drückte ich die Klinke und die Tür schwang auf. "Hallo?", rufe ich laut ins Innere und trete vorsichtig ein. Ich stehe in einer Art Foyer. Licht fällt durch die beiden großen vergitterten Fenster links und rechts der Eingangstür ins Innere. Zudem steht im hinteren Teil des großen Raumes ein Schreibtisch mit einer kleinen Petroleumlampe darauf. Der Schreibtisch war mit Bücherstapeln und losen Papieren übersät, ansonsten aber unbesetzt. Eine Holzbank davor an der

Wand vermittelte einem das Gefühl, sich in einer Art Wartezimmer zu befinden. An der gegenüberliegenden Wand befindet sich ein Bücherboard, das mehrere ledergebundene Bände beherbergte sowie verschiedene merkwürdige Gegenstände wie zum Beispiel einen Tierschädel. Ansonsten führte linker Hand eine breite Treppe in die oberen Stockwerke und rechts eine große zweiflügelige Tür in einen weiteren Raum. Hinter dem Schreibtisch an der Wand hingen zwei gerahmte Gemälde die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Eines zeigte einen Ritter, dessen Lanze sich in eine Echse von der Größe eines kleinen

Hundes bohrte und den ich als den heiligen Georg, den Drachentöter, erkannte. Das andere Gemälde stellte eine stürmische See dar, durch die ein riesiger Goldfisch ein großes Holzschiff zog. Obwohl die beiden Bilder in einem ganz unterschiedlichen Stil und nahezu gegensätzlicher Farbgebung gemalt waren, schienen sie zusammenzugehören. Einer stärkeren Macht gehorchend als den Gesetzen der Kunst und des Schönen, bildeten sie – ebenso wie das Haus selbst – eine eigentümliche Einheit. In diesem Moment erschien lautlos wie ein Gespenst Baltasar Nightingale und blieb neben mir stehen. Wo war er so

plötzlich hergekommen? Erstaunt starre ich ihn an. Forschend aber schweigend sieht er mich einige Sekunden an, wendet sich schlussendlich ab und widmet sich dem Bücherboard zu. Suchend fährt er mit dem Zeigefinger über die Buchrücken. "Ähm." beginne ich weniger geistreich und räuspere mich. Keine Reaktion. Sein Verhalten verwirrt mich. So ein Benehmen war ich nicht gewohnt. "Ich bin wegen des Aushangs hier, der bei den Aushängen in der Post … äh … aushing." Versuche ich es ein weiteres Mal. Er dreht sich zu mir um und sieht mich

mit einem amüsierten Grinsen auf den Lippen an. Weiterhin schweigend wie ich nicht umhinkomme festzustellen. Verwirrt frage ich, "Ich wusste gar nicht, dass es Ihre Detektei … Und Sie sind also ein Detektiv, ja?" stottere ich. Als er sich plötzlich doch entschloss zu sprechen, lies mich das zunächst zusammenfahren. "Ich kann mit Stolz behaupten, DER Detektiv zu sein!", antwortet er herablassend. Im selben Tonfall, mit dem er mich gestern Abend schon rumkommandiert hat. Ich kann mir ein Augenrollen nicht verkneifen. “Wenn Sie das sagen.” entgegne ich um Gleichgültigkeit bemüht. “Und Sie führen also eine …

erfolgreiche Detektei, ja?” Er sieht mir direkt ins Gesicht. “Ich möchte behaupten, dass sie sehr erfolgreich ist, ja.” “Verstehe. Und wie viele Detektive beschäftigen Sie?” "Ich bin der einzige Detektiv dieser Detektei. Das wäre nun geklärt, bleibt nur noch die Frage: Wie kann ich Ihnen helfen?" Rücklings lehnt er sich gegen das Regal und sieht mich mit vor der Brust verschränkten Armen an. "Mich einzustellen, wäre ein guter Anfang." Gewinnend lächle ich ihm entgegen. Seine selbstgefällige Miene bekommt Risse, verwirrt starrt er mich

an. Da hole ich den zusammengefalteten Aushang aus meinem Beutel und wedel ihm damit vor der Nase herum. "Ihr Aushang in der Post." Helfe ich ihm auf die Sprünge. "Sie sind auf der Suche nach einer Assistentin. Ich darf Ihnen berichten, Sie haben sie schon gefunden." "Schon ist gut.", murmelt er. "Sie glauben gar nicht, wie lange dieser Zettel bereits dort hängt." Betreten stecke ich das Papier zurück in den Beutel. Wenn sich so lange niemand um die Stelle beworben hat, muss es doch einen Haken geben. "Und Sie meinen die Richtige für diese

Arbeit zu sein, Miss Strasser?", fragt er ruhig und schenkt mir sogar ein aufmunterndes Lächeln. Er kann sich an meinen Namen erinnern, mein Lächeln kommt zurück. Eifrig nicke ich und erkläre, "Ich kann sowohl lesen als auch schreiben, in Deutsch und Englisch. Und aufgewachsen im Hanseatischen Großbürgertum inmitten von Waren, Geld und Gold bin ich einiges gewohnt. Ich durfte öfters meinem Vater im Büro zur Hand gehen." "Ihr Herr Vater ist Teehändler? Ich nehme an, in England? Ihrem Dialekt nach zu schließen in London." wirft er dazwischen. Erstaunt nicke ich. "Das ist wahr. Aber

woher wissen Sie …?" "Deduktion." Als er sieht, dass ich rein gar nichts mit diesem Begriff anfangen kann erklärt er ausführlich, "Sehen Sie! Am Revers ihres Mantels befinden sich winzige Reste von einer Teemischung die …" Er fasst an mein Revers und zupft etwas von dem Stoff, reibt es zwischen zwei Fingern und hält sich diese unter die Nase. "Eine starke englische Earl Grey Sorte. Genau die, welche die feine Englische Gesellschaft so schätzt. Sie selbst sprechen einen starken Londoner Dialekt, sind gut gekleidet, achten auf Ihr Äußeres, sind des Lesens und des Schreibens mächtig, wurden also unterrichtet. Ich nehme an, von einem

Privatlehrer." Sprachlos bringe ich nichts weiter zustande als ein Nicken. "Dies alles lässt mich zu dem Entschluss kommen, Sie sind aus gutem Hause. Zudem hat sich in den Falten Ihren Rocks ein Klabautermann eingenistet. Ein weiteres deutliches Indiz auf England." schließt er seinen Vortrag. Ich bin völlig erschlagen von diesen Informationen, die alle ausnahmslos korrekt sind. Nur das mit dem Klabautermann will mir nicht so ganz einleuchten. Wie kann er das allein an meiner Erscheinung abgelesen haben? Dennoch ist das einzige, was mich nachhaken lässt, "Sie wollen also

behaupten, dass in meiner Kleidung ein kleines irreales Fabelwesen lebt, obwohl ich es noch nie gesehen habe?" "So ist es." Er nickt nachdrücklich. "Und von irreal kann keine Rede sein – und ich denke, es ist gut, dass Sie den kleinen Kerl nicht sehen!" Nightingale stößt ein kehliges Lachen aus. "Es ist nämlich ein schlechtes Omen, wenn man den Klabautermann, der ein Schiff mit seiner Anwesenheit beehrt, tatsächlich erblickt. Sie hätten wahrscheinlich den ganzen Dampfer zum Sinken gebracht." "Aber Sie können sie sehen?" will ich ungerührt wissen. "Der Klabautermann ist Ihnen im Wirtshaus gestern Abend gleich aufgefallen, oder?"

"Nicht sofort, nein. Als Sie sich von mir abwandten, habe ich einen Köttel auf Ihrem Kragen erspäht, von denen ich natürlich gleich vermutete, dass sie …" "Köttel?" "Ja, dort auf Ihrem Kragen." Ich blicke an mir herunter und streiche mir ein paar vereinzelte Flusen von meinen ansonsten makellosen Mantelkragen. Als ich wieder aufsah, komme ich mir albern vor. "Die Leute bezahlen Sie dafür, dass Sie ihnen so etwas erzählen?" will ich wissen. "Wenn es zur Lösung ihrer Probleme beiträgt,

durchaus." Er scheint das wirklich ernst zu meinen. Insgeheim bin ich hin- und hergerissen zwischen dem Gedanken, schleunigst die Flucht zu ergreifen oder mich weiterhin von den Geschichten diesen Mannes verzaubern zu lassen. "Einige meiner Kunden zeigen sich in der Tat äußerst erkenntlich. Das Haus hier habe ich zum Beispiel vom Bürgermeister erhalten, weil ich ihm eine Horde Poltergeister, sogenannter Brownies, vom Hals geschafft habe. Die haben sein Anwesen belagert und dort nichts als Unruhe gestiftet. "Die Kunden bezahlen Sie also mit Immobilien?", frage ich

fassungslos. "Natürlich nicht. Von irgendetwas muss ich schließlich leben. Aber die Leute vermachen mir auch einige nützliche Gegenstände, wie Teeservices zum Beispiel. Oder Spiegel." "In Ordnung. Sie behaupten also, es gibt all diejenigen Fabelwesen, von denen man bisher davon ausgegangen ist, sie seinen nur Hirngespinste von Poeten?" "Sie meinen wohl, SIE sind bisher davon ausgegangen. Denn im Gegensatz zu Ihnen, meine Liebe, glaube ich nicht nur an die Existenz dieser Wesen, nein, ich weiß, dass sie tatsächlich existieren!" stellt er klar. "Und die leben einfach so unter uns?

Unbemerkt?" "Natürlich. Obwohl, wenn man die richtigen Antennen hat, kann man sie sehr wohl wahrnehmen. Haben Sie sich gestern im Wirtshaus denn nicht über den langen Kerl im dunklen Mantel mit dem hochgeschlagenen Kragen gewundert?" fragt er belustigt. "Der war auch gestern Abend schon da?" "Harry und Larry sind immer da." "Harry und Larry?" "Ja natürlich." lacht Nightingale. "Sie sind Gnome. Leben schon seit Jahren im Keller der `letzten Ruhe`." "Aha." mehr bringe ich nicht über die Lippen. Nightingale widmet sich wieder seinen

Büchern zu. Nach einer kleinen Weile breche ich das Schweigen und frage, "Gibt es auch Lichtgeister? Lichtphänomene meine ich." "Selbstverständlich. Dem normalen Augen kommen sie wohl wie eine Art Lichtblitz vor, die Potameiden. Oder umgangssprachlich: Nymphen. Warum fragen Sie?" "Gestern Nacht habe ich vom Fenster meines Zimmers eine Beobachtung gemacht. Da stand eine Kutsche mit zwei Pferden vorm Haus, die Tiere waren völlig entspannt, schliefen sogar, bis ihr Besitzer zurückkehrte. Er wollte gerade auf den Kutschbock aufsitzen als

plötzlich ein heller Lichtschein rasend schnell vor den Pferden die Straße kreuzte. Die Tiere wurden panisch, stiegen und gingen samt der Kutsche durch. Jedoch ohne Kutscher, der landete auf dem Straßenpflaster." Berichte ich von der seltsamen Beobachtung, die mich letzte Nacht schlecht schlafen ließ. "Das Wirtshaus steht gegenüber der Spree. Wie schon gesagt, es wird eine Nymphe auf dem Nachhauseweg gewesen sein." "Ach so. Aber haben Sie auch schon gehört, was sie angerichtet hat?" fahre ich ihn an. "In den frühen Morgenstunden fand man zwei Pferde, in Stücke

gerissen." "Dafür kann man wohl kaum den Potameiden die Schuld geben." argumentiert er. "Die ernähren sich nur von Wasserpflanzen." Er sagt das in solch einem belehrenden Tonfall, dass ich mir sofort wieder wie ein Schulmädchen vorkomme. "Wer könnte das dann getan haben?" will ich wissen. "Und wer ist dieser "Schlitzer"? Oder ist das tatsächlich einmal doch ein normaler Mensch?" "Zuweilen sind auch Menschen zu solch einer Tat fähig. Aber diese Taten würde ich doch schon einem Mystischen Wesen zuschreiben." Er wendet sich nun den losen Papieren auf dem Schreibtisch zu.

"Obwohl ich noch völlig im Unklaren bin was für eines.", murmelt er kaum hörbar. "Was ist nun, Mister Nightingale, stellen Sie mich ein?", frage ich schließlich. Das frech und so überhaupt nicht mit meiner guten Erziehung vereinbar, aber bevor wir hier noch bis zum Abend über Hirngespinste diskutieren. Immerhin habe ich mich heute aufgemacht eine Anstellung zu finden, und so unterhaltsam Nightingales Geschichten auch sein mögen, sie halten mich nur auf, wenn er mich nicht einstellt und ich weiter suchen muss. "Ich weiß nicht recht, ob Sie die geeignete Person für diesen Posten sind." gibt er

zurück. "Das bin ich bestimmt, Mister Nightingale!" Etwas leiser, weil mir diese Frage erst jetzt einfällt, frage ich noch, "Was genau wären denn meine Aufgaben? "Zuerst einmal Ordnung in dieses Büro hier schaffen." Er macht eine ausholende Geste über den Schreibtisch bis hin zum Bücherboard. "Dann das Protokollieren meiner Fälle, das Verfassen von Briefen und mich bei meinen Ermittlungen begleiten. Und genau das ist es, was mich zweifeln lässt, Miss Strasser." "Darf ich fragen, Warum?" "Weil zuweilen die Opfer, die ich zu untersuchen habe in keinem guten

Zustand sind. Oder weil meine Ermittlungsarbeit auch einmal gefährlich werden kann." erklärt er und sieht mich forschend an. So als würde er bei meinem Anblick die Antwort auf seine Bedenken erhalten. "Mister Nightingale, ich versichere Ihnen, dass ich robuster bin als ich aussehe! Und an mystische Wesen in meinem Umfeld kann ich mich sicherlich schnell gewöhnen." Es ist mir etwas peinlich ihn so anzuflehen, aber ich hatte die Nase voll von der Stellensuche. Ich wollte endlich am Ziel sein. "Nun gut, versuchen wir es miteinander! Sehen Sie sich angestellt - auf

Probe." Glücklich lächel ich ihn an und reiche ihm die Hand zum Dank. Er ergreift sie und schüttelt sie stark. "Wenn Sie schon nicht meinem Rat folgen und Berlin wieder verlassen, wäre es doch äußerst unehrenwert von mir Sie so völlig ungeschützt draußen herumlaufen zu lassen!" lässt er gönnerhaft hören. Verwirrt lächle ich weiter.

Eine blutige ermittlung

Mister Nightingale wies mich gerade in meine Arbeitsfelder ein, als es laut an der Tür klopfte. Ich sehe von den Unterlagen, die ich gerade sauber abschrieb auf und musste blinzeln, denn wer da eintrat war das schönste Lebewesen, welches ich je gesehen habe. Ein junger Mann in Polizeiuniform und es ging ein Strahlen von ihm aus als wäre er aus purem Gold. Sein braunes Haar glänzte unwahrscheinlich schön, seine Zähne, als er zum Gruß lächelte, waren vom reinsten weiß und dieses Gesicht kann nur mit dem eines Gottes verglichen werden. Sprachlos, mit offenem Mund

starre ich ihn an, unfähig den Gruß zu erwidern. "Ah Schutzmann Moos. Guten Tag. Wie kann ich der hochgeschätzten Berliner Polizei heute weiterhelfen?" grüßt Nightingale. Moos lässt seinen Blick von mir zu ihm wandern und antwortet, "Guten Tag, Mister Nightingale. Fräulein." Damit nickte er in meine Richtung. Ich grinse recht dümmlich, wie mir scheint, zurück. "Der Hauptmann lässt Sie rufen." fährt er fort. "Falls es um die beiden Stuten geht, letzte Nacht. Das war ER nicht." unterbricht Nightingale

ihn. Verwirrt schaut Moos ihn an. "Wie meinen?" "Na die weiblichen Pferde, fachmännisch Stuten genannt von denen die ganze Stadt redet. Das sind keine Opfer des Schlitzers." "Und woher wollen Sie das wissen?" "Das ist so offensichtlich, Moos, dass es keiner näheren Erklärung bedarf." Und damit war für Nightingale wohl das Thema erledigt. "Ist auch egal." Moos winkt ab. "Darum geht es gar nicht." "Nein. Nicht?" fragt mein Vorgesetzter, nun doch wieder interessiert. "Nein. Eine junge Frau ist verschwunden.

Ihre Schwester hat sie vor zwei Tagen als vermisst gemeldet. Nun wurde ihre Kleidung in einer Mülltonne gefunden." "Aha. Langweilig! Aber nur weiter!" Huldvoll wedelt Nightingale mit der Hand in der Luft herum. So als wäre es eine unsägliche Ehre für Moos ein paar der kostbaren Minuten in seiner Gegenwart zu bekommen. "Ähm ja, das besondere ist das man zwischen den Kleidungsstücken und anderem Abfall auch Zähne gefunden hat." "Interessant! Menschliche Zähne nehme ich an." Moos nickt.

"Doch nicht so langweilig! Ich komme gleich mit Ihnen." Nightingale wendet sich mir zu. "Miss Strasser, ich muss weg. Machen Sie hier weiter oder gehen Sie nach Hause. Wie Ihnen beliebt. Noch ist es nicht Nacht, also ungefährlich für Sie als Frau." Seine Hand gestikuliert wild in der Luft herum. Meine Neugier auf seine Arbeit und seine Methoden ist geweckt und ich frage, "Dürfte ich nicht vielleicht mitkommen?" Nightingale sieht mich mit erhobener Augenbraue abschätzend an. "Sie wollen mich auf meiner Ermittlungsarbeit begleiten?" Ich nicke eifrig. “Ich hatte angenommen,

das wäre Bestandteil meiner Anstellung?” rufe ich ihm in Erinnerung. Er überlegt einen kurzen Moment und sagt anschließend, "Ziehen Sie Ihren Mantel an! Aber rasch! Hauptmann Kronach wartet nicht gern." Eilig stehe ich auf, laufe zur Garderobe und werfe mir meinen Mantel über. Gemeinsam verlassen wir Augenblicke später das Haus. Nachdem Nightingale die Tür nachdrücklich hinter uns zugezogen hat, bleibt er kurz davor stehen, um unverständliche Worte zu murmeln. Dann dreht er sich um und schreitet uns voraus die Straße hinunter. Auf einer zugefrorenen Pfütze rutscht mein rechter Fuß weg. Ich schwanke und

das einzige, was ich zu greifen kriege, um mich fest zuhalten war der Oberarm von Schutzmann Moos. Ich kralle mich fest und er umfasst meine Taille, so schaffen wir es gemeinsam mich wieder sicher auf die Füße zu stellen. "Dankeschön.", murmle ich verlegen. "Sehr gern geschehen." grinst er und lässt mich los. Verlegen streiche ich mir eine aus meiner Hochsteckfrisur gelöste Locke hinter das Ohr. Nightingale schien nicht bemerkt zu haben, dass wir aufgehalten worden waren – er war verschwunden. Zum Glück war Moos an meiner Seite. Zielstrebig führte er mich auf direktem Weg dem Tatort entgegen. Als ich ein weiteres Mal ausrutschte,

meinte Moos trocken, "Vielleicht sollten Sie sich bei mir unterhaken." Er sagte das freundlich, doch irgendetwas in seiner Stimme ließ keinen Widerspruch zu, also folgte ich und griff nach seinem Oberarm. "Sie arbeiten also für die Nachtigall?" eröffnet er nach einigen Minuten des Schweigens das Gespräch. "Wie bitte?" "Nightingale – Nachtigall. Viele nennen ihn so." Er grinst mich frech an und sieht dabei so umwerfend aus, dass ich erneut nur dümmlich grinsen kann. "Was ist denn Ihr Aufgabenbereich? Haben Sie auch die Gabe?", fragt er weiter als ich

beharrlich schweige. "Die Gabe? Was meinen Sie?" will ich nun doch neugierig geworden wissen. Dass Mister Nightingale der seltsamste Zeitgenosse ist, der mir je untergekommen ist, steht fest, aber eine Gabe haben … Moos deutet meinen verwirrten Gesichtsausdruck richtig und hakt nach,"Ja, wissen Sie das nicht?" Ich schüttle unschuldig den Kopf und er fährt erklärend fort. "Er ist besonders. Kann Dinge sehen, die andere nicht sehen oder nur erahnen können. Er hat besondere Fähigkeiten." "Ja ich weiß. Er glaubt an mystische Wesen, Zwerge und Nymphen und so."

Ich erlaube mir ein Lachen. "Wer glaubt schon an so etwas? Ich nehme an, er ist etwas …" Ich tippe mir bedeutungsvoll an die Stirn. "Sei es drum, ich bin froh eine Arbeit gefunden zu haben! Auch wenn diese einen recht eigentümlichen Arbeitgeber beinhaltet." schließe ich. "Hm. Wer sag denn das es diese Lebewesen nicht gibt? Vielleicht ist er ja gar nicht der Spinner für den ihn alle halten!" Ich werfe ihm einen erstaunten Seitenblick zu. Glaubt er etwa auch an so etwas? Seltsame Leute hier! Aber er ist so schön, er kann es sich erlauben verschroben zu sein. Den restlichen Weg gebe ich mich völlig meinen Tagträumen

hin. Moos selbst sagt ebenfalls kein Wort mehr. Sicher hält er mich für ein überkandideltes Püppchen. Deshalb bin ich auch arg erschrocken, als er irgendwann ruft,"Da wären wir." Ich sehe in die Richtung, in die seine Hand deutet und entdecke Nightingale der sich mit einem älteren Herrn in Polizeiuniform unterhält. "Wie schon besprochen. Ich werde mich unter meinen Leuten mal umhören. Gebe Ihnen dann Bescheid." verkündet Nightingale gerade als ich dazu stoße. Der ältere Mann nickt, grummelt etwas Unverständliches und geht ab. "Da sind Sie ja endlich." Tatendurstig

klatscht Nightingale in die Hände. "So, ich habe jetzt Hunger. Kommen Sie!" Verwirrt folge ich ihm. Mit schnellen Schritten umrundet er das Haus und verschwindet darin. "Fleischerei Naujocks" steht in halb verblichenen Lettern über der Tür an der Hauswand geschrieben. Ich trete ein. Ein großer, schlanker Mann mit Schürze steht hinter dem Tresen und hängt Leberwürste an Haken an der Wand. Eine seltsame Präsenz geht von ihm aus, als er uns neugierig mustert. Eine junge Frau mit Haube steht neben ihm und bedient die Kunden. Sie sieht kaum von ihrer Arbeit auf als wir eintreten. Nightingale bestellt bei ihr eine

Bockwurst, als der Blick des Mannes mich trifft. "Und dit junge Fräulein? Wolln se nix?" Richtet der Metzger plötzlich das Wort an mich. Ich schüttle stumm den Kopf. Jetzt, wo er mich direkt angesprochen hat, ist er mir noch unangenehmer. Wir verlassen das Geschäft. "Sie hätten auch etwas nehmen sollen. Es schmeckt exquisit!" meint Nightingale." Kaujocks Würste haben stets einen gewissen Geschmack, der sich nicht beschreiben lässt." "Ich habe keinen Hunger. Und außerdem erlaubt mir mein Geldbeutel keinerlei Extras." Kläre ich ihn über meine finanzielle Situation auf.

"Ich hätte Ihnen schon ausgeholfen. Aber ich sehe schon, Sie sind eine Frau, die auf eigenen Beinen stehen will." Damit geht er weiter. Wohin, weiß ich nicht. Ich folge ihm nur. "Was ist nun mit den Zähnen?" versuche ich das Thema wieder auf den Grund unseres Ausflugs zu lenken. "Menschlich, da hat sich die Polizei einmal nicht geirrt. Ob sie jedoch vom Opfer sind, muss sich noch herausstellen." "Ich verstehe. Und wie will man das herausfinden?" hake ich nach. “Na irgendwo wird es in der Pathologie sicherlich einen fähigen Mediziner

geben.” entgegnet er in Gedanken versunken. “Aha. Und was werden wir unternehmen?” “Wir?” Ich bedenke ihn mit einem bedeutungsvollen Blick. Muss ich wirklich alles noch einmal erklären? Leise lächelnd schüttelt er kaum merklich den Kopf und verkündet, "Ich werde mich mal unter meinen Leuten umhören." "Ihren Leuten?" "Ja, meinen Leuten. Kommen Sie!" Er hastet davon. Eilig laufe ich ihm hinterher, stets bemüht, kein weiteres Mal auszurutschen.

"Wo gehen wir hin?", rufe ich atemlos. "Das sagte ich doch bereits. Zu meinem Kontaktmann. Er hält sich für gewöhnlich im grauen Kloster auf." "Graues Kloster? Er ist ein Mönch? Wie kann der uns im Fall um eine vermisste Frau helfen? Ich verstehe nicht." "Er ist kein Mönch. Er wohnt nur dort." Mehr erfahre ich nicht bis wir an dem imposanten gotischen Bauwerk ankommen. "Wie finden wir hier Ihren Mann?", frage ich und sehe mich auf dem verlassenen Gelände um. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen. "Ganz einfach, wir rufen ihn." lacht

Nightingale. Plötzlich brüllt er, "Marcus von Weinstein, komm raus!" Sein urplötzliches lautstarkes Gebrüll lässt mich erschrocken zusammenzucken. Angespannt sehe ich mich um und muss mich zusammenreißen, mich nicht ängstlich an seinen Oberarm zu klammern. Die dunklen Säulengänge und die hohen gotischen Fenster wirken trotz des hellen Tageslichts düster und bedrohlich. Verärgert stelle ich fest, dass ich mich unwohl in meiner Haut fühle. Vielleicht ist diese Art von Tätigkeit doch zu viel für jemanden wie mich? Wir warten. Zuerst passiert nichts, doch dann kommt lautlos hinter einer der

Säulen ein altmodisch gekleideter Mann hervor. Seine zerschlissene dunkle Hose schlackert um seine dürren Beine. Das ehemals helle Hemd scheint noch mitgenommener zu sein als sein Beinkleid. Um seinen Hals hängt schlaff ein dreckiges rot gemustertes Halstuch. Die braune Joppe hat er sich lässig über eine Schulter gehangen. "Was brüllst du so rum Nightingale? Weckst ja die Toten auf." Das muss ein echter Gassenhauer sein, so wie die beiden über diesen vermeintlichen Scherz lachen. Irgendwann hält der Fremde inne, mustert mich neugierig. Ein schmieriges Grinsen macht sich auf seinem Gesicht

breit. "Und wer ist dieses junge Ding?" Entrüstet hole ich Luft und will schon etwas Angemessenes antworten, als Nightingale mir zuvor kommt und ausführt, "Sie ist meine Assistentin." "Hübsches Ding. Wo hast du sie her?" fragt der Kerl. "Hat auf meine Anzeige geantwortet." "So eine Gefährtin hätte ich auch gerne!" Schwärmerisch sieht er mich an. "Ich bin keineswegs die Gefährtin von Mister Nightingale. Ich bin seine Angestellte." stelle ich klar. Verwirrt sehen mich beide Männer an. Erzürnt funkel ich sie an und frage, "Haben Sie beide geglaubt, ich würde Sie nicht hören? Es mag ja einige Leute

geben die meinen, das weibliche Hirn sei träge, aber ich kann Ihnen versichern, meine Herren, dass dies absolut nicht zutrifft!" schelte ich sie. Einen Moment starren sie mich noch unverwandt an, dann winkt Nightingale ab und fragt erstaunt, "Ja, ja, aber wieso können Sie hören, worüber wir uns unterhalten?" "Ich bitte Sie, Mister Nightingale. Ich verfüge über ein ausgezeichnetes Gehör." "Aber ..." beginnt er. "... Können Sie Weinstein denn sehen?" Nun fühle ich mich wirklich verschaukelt. "Natürlich. Da steht er doch, an die Säule gelehnt, mit einem unangemessenen Grinsen auf den

Lippen." Ich deute zu dem anderen Mann. Weinstein wirkt ertappt, greift mit der einen Hand an seine Brust, wobei ihm seine Joppe von der Schulter zu Boden rutscht. Nightingale folgt meinem Blick und sieht dann abwechselnd zwischen uns hin und her. "Sie kann dich sehen, Weinstein." stellt er das offensichtliche fest. "Jo kann sie wohl.” murmelt der Angesprochene fassungslos. “Da scheint noch jemand die Gabe zu haben, Nachtigall." Jetzt wird es mir aber zu bunt. Laut rufe ich, "Meine Herren, wollen Sie mich zum besten halten? Ich sehe Sie beide, ich höre Sie beide, ich kann sogar verstehen,

was Sie sagen. Wäre das nun geklärt? Wir haben einen Fall zu klären." Nachdrücklich stampfe ich mit dem rechten Fuß auf und stemme die Hände in die Hüften. Sicherlich wirkt mein Verhalten kindisch, doch ich finde, ich bin nicht diejenige, die sich hier kindisch verhält. Würde meine Mutter mich sehen, würde sie sicherlich schmunzeln. Das Lachen, welches just aus Weinsteins Kehle kommt, hallt gespenstisch durch das Gemäuer. Verwirrt starre ich ihn an. Neben mir murmelt Nightingale, "Sie können Geister sehen." "Bitte was?" keuche ich. Wie ein Kinderkarussell wirble ich zu ihm

um. "Sie haben die Gabe. Sie können verstorbene Menschen sehen." hält er mich weiterhin zu besten.

Ein Kribbeln steigt in meiner Kehle auf und macht sich hysterisch schrill in Form eines Krächzenz Luft. "Was? Nein!" kreische ich. "Das hätte ich doch schon längst bemerkt." "Sie sind Ihnen sicher wie normale Leute vorgekommen. Aber Sie können Weinstein sehen, das ist der Beweis." Ich begreife nur langsam, was er da sagt. Ich soll Geister sehen können. Sicherlich bin ich vorhin gestürzt und habe mir den Kopf angeschlagen. Das muss es sein: Ich habe eine Gehirnerschütterung und

liege auf dem eiskalten Straßenpflaster im Delirium. "Testen Sie es.” fordert er mich auf. “Weinstein, lass sie mal testen! Sie glaubt es sonst nicht." lacht Nightingale und klatscht zufrieden in die Hände. Weinstein stößt sich von der Säule ab, kommt mit einem anzüglichen Grinsen auf den Lippen zu mir geschlendert, bleibt direkt vor mir stehen und raunt, "Fass mich mal an!" Seine hellen Augenbrauen wackeln als er jetzt auf mich herab schaut. Zusammen mit dem Grinsen denke ich an etwas ganz anderes. "Wie bitte? Auf keinen Fall!" kreische ich entsetzt und stolpere

zurück. "Doch nicht so, Fräulein. Fass mich am Arm an!" lacht er und lässt sein fast zahnloses Gebiss erkennen. Fragend sehe ich zu Nightingale der mir aufmunternd zu nickt. Zögerlich trete ich wieder näher, strecke die Hand aus und berühre ihn am Arm. Es fühlt sich kühl, irgendwie wie Watte an. Und vor allem gleitet meine Hand durch den Arm hindurch. Erschrocken ziehe ich ihn zurück und reibe meine Hände. Mit vor Schrecken-geweiteten Augen sehe ich ihn an. "Was sind Sie?" hauche ich ängstlich. "Das hellste Licht im Kronleuchter sind Sie nicht oder Teuerste?" lacht er.

"S-sie sind ein G-geist?” stammle ich. “Sie sind ein Geist." schreie ich ungläubig und schlage die Hände vor den Mund. "Sie hat es erfasst." Sein Zeigefinger tippt in meine Richtung. "Sie sind tot.", flüstere ich. "Auch das stimmt. Schlaues Mädchen." "Aber wie ... Ich kann Sie sehen." stammle ich. "Sie haben die Gabe, Miss Strasser." Mischt sich nun der bisher schweigsame Nightingale ein. "Ich hatte schon eine Ahnung, als Sie mir von der Nymphe vor dem Wirtshaus berichteten … Aber wo es nun bewiesen ist. Dass wir uns gefunden

haben, kann kein Zufall sein." "War es auch nicht. Ich habe auf Ihre Anzeige reagiert." murmle ich. "Ja schon. Aber, dass ausgerechnet Sie sie gesehen haben. Das ist kein Zufall. Das Schicksal will es so, Sie werden mein Lehrling." "Ihr Lehrling? Was wollen Sie mir denn beibringen? Eine gute Detektivin sein?" frage ich verwirrt. Er winkt ab. "Auch. Aber eher nebensächlich. Nein, ich werde Ihnen alles beibringen. Das aufspüren, den korrekten Umgang mit den Anderen. Deren Sprachen. Ich werde Ihnen die Zauber lehren, Verteidigung gegen das Böse

…" "Moment! Zaubern? Das Böse?" unterbreche ich seinen Redeschwall. "Ja, natürlich!" Nightingale scheint ehrlich erfreut zu sein. "Das wird ein Spaß!" Glücklich reibt er sich die Hände. "Werde ich darüber irgendwann auch so erfreut sein?", frage ich misstrauisch. "Anfangs nicht, es ist gefährlich, Sie könnten getötet werden." Ich werde blass. "Aber wenn Sie fleißig lernen, mache ich aus Ihnen eine, starke fast unbesiegbare Kämpferin." "Kämpferin?" Als Amazone oder kriegerische Schildmaid sehe ich mich selbst so gar

nicht. "Ja sicher." Für Nightingale scheint heute Weihnachten und Geburtstag zusammen zu sein, so sehr freut er sich. "Aber davon später mehr. Jetzt haben wir erst einmal etwas anderes zu klären." Damit wendet er sich Weinstein zu, der wieder gelangweilt an der Säule gelehnt dem Schauspiel zugesehen hat. Ich nicke nachdrücklich. Ich brauche ebenfalls erst einmal Zeit, das alles zu verdauen. Zaubern soll ich lernen? Gegen das Böse kämpfen? "Weinstein, hast du in der letzten Zeit etwas Ungewöhnliches auf dem Alexanderplatz bemerkt?" "Was genau meinst

du?" "Frauen, die von einem Mann angesprochen wurden, Schreie. So etwas eben." Erklärt mein künftiger Ausbilder seiner verstorbenen Kontaktperson. "Nein, hab ich nich. Suchst den, den die Leute der Schlitzer nennen, oder? Da hör dich mal besser unter den Werwölfen um!" "Das lass mal meine Sorge sein. Aber jetzt suche ich nach einer jungen Frau, die vorgestern spurlos verschwunden ist. Vorhin hat man hier in der Nähe ein menschliches Gebiss mit Blut dran gefunden und Kleidung, die möglicherweise eben jener Dame gehört

hat." "Dann brauchst du nen Bluthund." schlägt der Mann belustigt vor. Ohne auf seinen, sicherlich nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag einzugehen murmelt Nightingale, "Ich kenne da einen Canini, ich hab da noch was gut bei ihm." Das wird ja immer besser. Werwölfe, Bluthunde, Geister. "Danke für deine nicht erbrachte Hilfe, Weinstein.", ruft er und läuft schon wieder los. Ich werfe einen letzten Blick auf den Geist, der mir anzüglich einen Luftkuss zuwirft und eile meinem Arbeitgeber hinterher. "Wo gehen wir jetzt hin, Mister

Nightingale?" presse ich zwischen zwei Atemzügen hervor. "Haben Sie doch gehört. Zu einem Bluthund." "Wie beruhigend.", murmle ich und schweige lieber den restlichen Weg. Noch mehr abstruse Details kann ich im Moment nicht ertragen. Wir kommen in einem kleinen Park bei einer windschiefen Bretterhütte an. Nightingale klopft derart energisch an die scheel in den Angeln hängende Tür, sodass ich schon befürchte, dass sie unter der Berührung zerbersten könnte. Mit einem Mal wird sie nach innen aufgerissen. Ein Mann mit wildem Blick und noch wilderem Aussehen brüllt: "Wer

stört?" "Hallöchen, Bauer, ich bin es mal wieder. Heute brauche ich mal deine Hilfe." erwidert Nightingale fröhlich. Als Mister Bauer erkennt, wer ihn da stört, zeigt der verlaust aussehende Mann ein Lächeln, wobei sehr spitze Eckzähne zum Vorschein kommen. "Nightingale, wie schön Sie zu sehen! Was kann ich für Sie tun?" “Bauer, eine junge Frau wird vermisst. Heute Morgen wurden in der Nähe des Alexanderplatz Kleidung einer weiblichen Person und menschliche Zähne gefunden. Du musst für mich die Spur zurückverfolgen." erklärt mein Arbeitgeber in kurzen Sätzen. Kein

freundliches Bitte oder ähnliches, dennoch scheint das dem Mann, den Nightingale Bauer, nennt zu genügen, denn er antwortet, "Ist gut. Ich zieh mir nur schnell meine Jacke über." Kurz danach tritt er in eine zerfledderte graue Felljacke gehüllt aus der Hütte und gemeinsam gehen wir zurück zu der Stelle wo die besagten Gegenstände gefunden wurden. Dort angekommen, schnuppert Bauer ausführlich an der Mülltonne, an der Kleidung und besieht sich auch noch das Gebiss. Die beiden Polizisten, die den Fundort absichern treten ehrfurchtsvoll ein paar Schritte zurück. "Was tut er da jetzt?", flüstere ich

Nightingale zu. "Er nimmt die Fährte auf." Als wäre es das normalste der Welt das ein Mensch wie ein Hund auf der Erde herumschnüffelt. "Bauer ist ein Therianthrop. Ein Wesen, das die Eigenschaften eines Hundes hat und auch deren Aussehen annehmen kann." erklärt er ebenfalls flüsternd. "Machen Sie nicht den Fehler ihn einen Lykanthropen zu nennen! Das würde ihn sehr kränken." Ich blinzle verwirrt: "Wie bitte?" "Er ist entgegen der landläufigen Meinung über diese Wesen, kein Werwolf. Er ist ein Hund. Zudem einer mit einem außerordentlich ausgeprägtem Spürsinn." schließt er seinen Vortrag. Er

sagt das so als würde er über das Wetter plaudern. Erneut bringe ich nichts weiter zustande als ungläubiges stummes Nicken. Bauer scheint nun genug auf dem Boden herumgeschnüffelt und in der Mülltonne gewühlt zu haben und läuft nun Richtung Alte Schützen-Straße davon. Eilig laufen wir ihm hinterher. Die Polizisten bleiben zurück. Immer wieder bleibt Bauer stehen und schnüffelt mal hier und mal dort. "Meinen Sie wirklich, er findet etwas?", frage ich skeptisch. Noch immer will mein Verstand nicht begreifen, was hier geschieht. "Aber natürlich, Miss Strasser!"

Erst als die Sonne sich langsam rot am Himmel verabschiedet und die Luft klirrend kalt geworden ist, erreichen wir unser Ziel. Zumindest bleibt Bauer lauernd vor einem Wohnhaus stehen. "Hier ist es Mister Nightingale. Hier in diesem Haus muss sie sein. Die Spur endet hier." "Gut. Dann sollten wir hineingehen und die Wohnung ausfindig machen." ruft Nightingale erfreut. Ihn scheint der lange Fußmarsch in keinster Weise erschöpft zu haben. "Nein, nein. Die Spur endet hier." sagt Bauer und deutet auf eines der kleinen auf Höhe des Gehsteigs befindlichen

Kellerfenster. "Ach so. Dann sollten wir hineingehen und eben diesen Keller genauer untersuchen." ändert Nightingale den Schlachtplan. "Tut mir leid, Mister, ich komm da nicht mit rein. Ich spüre irgendeine böse Macht in diesem Haus." Der zuvor so stark gewirkte Hunde-Mann stellt nun ein Gesicht wie ein verängstigter Welpe zur Schau. "Nun gut. Dann warte hier. Miss Strasser!" Er winkt mich hinter ihm her. Von mir scheint erwartet zu werden, dass ich ihm blind in jede Gefahr folge. Schwaches Geschlecht und träges Hirn hin oder her.

"Was? Der Werwolf traut sich nicht, aber ich soll da mit hineinkommen?" kreische ich entsetzt und stemme beide Füße fest auf den Boden. Sofort belegt Bauer die spitzen Zähne und funkelt mich böse an. "Miss Strasser, ich hatte Ihnen doch gesagt Sie sollen ihn nicht so nennen." Nightingale verdreht die Augen. "Entschuldige Lucius. Sie kennt sich noch nicht aus. Und Sie Miss Strasser folgen mir jetzt!" Er macht Anstalten, das Haus zu betreten. "Das werde ich ganz sicher nicht tun." Bockig stemme ich meine Hände in die

Hüften. Mit einem entnervtem Stöhnen dreht er sich wieder um. "Meine liebe Frau Strasser, Sie haben zwar ihren Vertrag noch nicht unterzeichnet, aber Sie unterstehen bereits meinem Befehl. Und ich, als Ihr Meister, befehle Ihnen mit unverzüglich in diesen Keller zu folgen!" Sollte das seine strengste Tonlage sein? Nicht mit mir. Doch Nightingale sieht mich so durchdringend und ernst an, dass ich nicht länger wage zu widersprechen. Zögerlich gehe ich ein paar Schritte auf die Haustür zu. Das Haus war in einem erbärmlichen Zustand. Die Wände waren grau vom Rus der nahe gelegenen

Fabrikschornsteine. Vor langer Zeit hatte man die Tür blau gestrichen, doch sich seit her nicht mehr darum gekümmert. Die Farbe blätterte auf dem Holz an einigen Stellen ab. Die Klinke war aus blank gewetztem Messing. "Sie bleiben hinter mir! Sagen und tun nichts, außer ich befehle es Ihnen!" befielt Nightingale leise, während er die Klinke herunterdrückt. "In Ordnung." gebe ich mit zitternder Stimme zurück. Am liebsten hätte ich seine Hand ergriffen. Langsam betreten wir das dunkle Treppenhaus. Es riecht muffig, nach Schimmel und Nässe. Wir passieren die Treppe, die zu den oberen Stockwerken führt. Direkt dahinter

befindet sich die Kellertür. Er drückt auf die Klinke, doch sie ist verschlossen. Nightingale murmelt etwas und die Tür springt auf. "Was haben Sie da gerade getan?" will ich leise wissen. "Ein einfacher Öffnungszauber." "Öffnungszauber?" "Ja doch. Meine Güte, begreifen Sie doch endlich, ich bin ein Zauberer.” Entnervt verdreht er die Augen. ”Aber keine Sorge, Schlösser aller Art zu öffnen wird Ihre erste Lektion sein. Falls es das ist, was Ihnen Unruhe bereitet. Bitte bringen Sie noch etwas Geduld auf! Und nun seien Sie bitte still!" gibt er gereizt

zurück. Mein Mund, bereits zu einer empörten Antwort geöffnet, klappt wieder zu. Ich verstumme augenblicklich und schlucke meine vielen, vielen Fragen herunter. Am Fuß der Kellertreppe angekommen, sehen wir uns um. Und sehen rein gar nichts. Es ist stockfinster hier unten. "Ich kann nichts sehen.", stelle ich das offensichtliche fest. Ein leises Kichern neben mir sagt mir, dass er direkt neben mir steht. "Das lässt sich ändern." Wieder murmelt er etwas und sofort beginnt ein kleines Feuer auf seiner Handfläche zu lodern. Ich erschrecke und kann mir ein kleines Quieken nicht

verkneifen. "Miss Strasser, nehmen Sie sich bitte mal zusammen!" rügt er mich mit strengem Blick. Ich nicke und presse mir eine Hand vor den Mund. Wir gehen weiter. Am Ende des Ganges befindet sich eine weitere verschlossene Tür, die jedoch mit erwähnten Öffnungszauber kein Hindernis darstellt. Kaum geöffnet, schlägt uns der charakteristische metallene Geruch entgegen. Blut. Dank seines Handfeuers können wir erkennen, dass es sich bei diesem Raum um eine Waschküche handelt. In der linken Ecke neben der Tür steht

ein Ofen mit einer Dampfwaschmaschine auf dem Loch über der Feuerstelle. Ein großer hölzerner Waschzuber, ein Gestell, sicher zum Aufhängen der nassen Wäsche und ein Tisch mit einem Dampfbügeleisen stehen im Raum verteilt. Alles scheint normal, bis auf die Tatsache, dass sich hier außerdem Gegenstände befinden, die man für gewöhnlich nicht in einer Waschküche findet. Mehrere Messer, Sägen und sogar ein Beil hängen an der Wand neben der Tür. Sie waren mir zunächst nicht aufgefallen, erst als Nightingale daran vorübergeht und der Schein seines Handfeuers die Wand

streift. "Sehen Sie mal da!" Entsetzt starre ich darauf, zupfe ihm am Arm und zeige auf das Waffenarsenal. "Messer und Sägen. Ja und?" fragt er verwundert. "Ich bitte Sie, Nightingale. Zeigen Sie mir eine Hausfrau die zum Wäschewaschen diese Gegenstände benötigt! Was tun die hier?" "Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich wasche keine Wäsche." antwortet er und geht weiter im Raum umher. "Ich kann Ihnen versichern, die gehören hier nicht her. Könnte Bauer nicht herunterkommen und mal herum schnuppern?” Ich mache eine

unbestimmte Handbewegung. “Vielleicht findet er ja etwas?" schlage ich vor. Mir will der Gedanke das es hier nach Blut riecht nicht mehr aus dem Kopf gehen. "Wenn Sie meinen. Ich rufe ihn." Damit läuft er zum Kellerfenster und ruft leise hinaus, "Bauer, komm runter. Wir brauchen dich hier." Schritte nähern sich. Bauer kniet sich vor das Fenster und ruft zu uns runter, "Keine 10 Pferde bringen mich in dieses Haus, Mister!" "Bauer, nun nehmen Sie sich mal zusammen! Sind Sie ein Hund oder ein Hase?" ruft Nightingale ihn streng zur

Ordnung. Schweigen. "In Ordnung, Mister. Aber das mache ich auch nur weil Sie dabei sind." murmelt Bauer und entfernt sich vorm Fenster. Eine Minute später steht er neben uns in der Waschküche und hält sich ein Taschentuch vor die Nase. "Ih, der Gestank … ist ja kaum auszuhalten … Da hab ich … echt Probleme nicht … die Gestalt zu ändern." presst er würgend hervor. Entsetzt starre ich ihm entgegen. Im Schein des kleinen Feuers erkenne ich, dass der Bartwuchs in Bauers Gesicht stark zugenommen hat. In dem funzeligen Licht scheint es, als wäre sein

gesamtes Gesicht von dunklem Fell überwuchert. Unterdessen stehen die Ohren, pelzig und spitz, etwas vom Schädel ab. "Nimm dich zusammen, Bauer! Du sollst uns ja nur kurz sagen wonach es hier riecht und woher das kommt." zischt Nightingale. Ein Hauch von Panik schwingt in seiner Stimme mit, was mich wiederum ängstlich schaudern lässt. Hilfesuchend sehe ich mich in dem finsteren Raum um. "Blut. Ich rieche Blut, Meister!" heult der Hunde-Mann. Habe ich es doch gewusst. "Tatsächlich? Ich rieche nichts." meldet Nightingale. "Wo kommt es

her?" Wie kann es sein, dass er diesen infernalischen Gestank nicht wahrnimmt? Bauer deutet mit bebenden Zeigefinger seiner Pranke auf den Waschzuber. "Da drin wurde mit Sicherheit wer ausgeweidet. Und da drin gekocht." Nun zeigt er auf die Dampfwaschmaschine auf dem Ofen. Ich muss würgen. Genau wie Bauer, der sich inzwischen vor Schmerzen krümmend auf dem Boden wälzt. Sein gesamtes Skelett scheint sich zu transformieren. "Tatsächlich? Faszinierend!" freut sich Nightingale und klatscht in die Hände. "Aber warum gekocht? Na ja, jedenfalls

kann man der Schwester des Opfers nun Genaueres sagen." So viel Pietätlosigkeit macht mich beinahe sprachlos. "Sie wollen doch wohl nicht etwa der Frau sagen, dass ihre Schwester gekocht und vielleicht sogar gegessen wurde?" kreische ich entsetzt. Verständnislos sieht er mir entgegen. "Warum denn nicht? Das wäre doch zumindest die Wahrheit. Und die ist es doch, nach der wir suchen." Er scheint das tatsächlich ernst zu meinen. Seine fehlende Emphatie gegenüber seinen Mitmenschen entsetzt mich. Zum Glück hat er jetzt mich! "Ich denke, wir sollten vereinbaren, dass derlei zukünftig in mein

Tätigkeitsbereich fällt." erkläre ich bestimmt. "Wie Sie meinen. Jetzt aber erst einmal raus hier!" Da Bauer bisher keine Anstalten gemacht hat, sich auf uns zu stürzen, fasse ich Vertrauen und helfe dem armen Mann auf die Beine -verzeihung, Pfoten und stütze ihn. Langsam verlassen wir den Raum, wobei Nightingale darauf achtet, die Tür wieder zu verschließen. Mit einem einfachen Schließzauber, wie er mir kurz erklärt bevor ich auch nur fragen kann. "Erste Lektion." "Gehen Sie beide schon einmal vor das Haus, ich sehe mich noch kurz drinnen

um.", befiehlt er. Wir folgen und stellen uns schützend vor dem kalten Wind draußen in den Eingang zu einer Bäckerei, um dort auf die Rückkehr des Meisters zu warten. An der frischen Luft verwandelte sich Bauer rasch wieder zurück. Es schien ihm physische Schmerzen zu bereiten, denn er verzieht gequält das Gesicht. Das nach einem Hundejaulen klingende Geräusch, das er dabei ausstieß, wandelte sich in den Schmerzensschrei eines Menschen. Ängstlich und angewidert sehe ich ihm zu und trete lieber einen Schritt zurück. Kurz darauf stand Nightingale wieder vor uns und zog seinen Schal enger um

seinen schmalen Hals. "Ah, Sie sind wieder normal. Hat Sie ganz schön durcheinander gebracht, was Bauer?" lacht er. "Können wir?", letzteres war an mich gerichtet. "Selbstverständlich.", antworte ich zackig. "Auf Wiedersehen, Herr Bauer." Der winkt nur japsend und läuft eilig in die entgegengesetzte Richtung davon, wobei er noch ab und an ins Straucheln gerät. Zurück in der Königschaussee spricht Nightingale zuerst einmal einen Zauberspruch, damit wir eingelassen werden. "Schutzzauber." erklärt er kurz. “Wie gesagt …” “Ich weiß schon …” unterbreche ich. “…

das wird meine erste Lektion sein.” Im Innern umfängt uns ein köstlicher Duft nach gebratenem Essen. "Ah, das Abendessen ist fertig." verkündet Nightingale und wirft seinen Mantel achtlos gegen einen Haken an dem Kleiderständer. Wo er sofort wieder herunterrutscht und als ein unförmiger Haufen Stoff auf dem Boden liegen bleibt, während der Ständer seicht schwankt. Ihn schien das nicht zu stören, er ging schnurstracks zu der zweiflügeligen Tür und schiebt sie auf. Ich hebe den Mantel auf und hänge ihn ordnungsgemäß an den Haken. Den abstrus langen Schal stopfe ich in einen Ärmel. Dann folge ich ihm

in das Speisezimmer. Dieser hell erleuchtete Raum wirkt deutlich größer, als er nach den Beschaffenheiten des Hauses sein dürfte. Ein glitzernder Kronleuchter hängt von der Decke. Mehrere Petroleumlampen hängen in regelmäßigen Abständen an den Wänden. Bordeauxrote Samtvorhänge bedecken beinahe die gesamte Länge der Wand und verdecken die, sicherlich dahinter befindlichen Fenster Für ein gewöhnliches Speisezimmer stehen hier eindeutig zu viele Tische herum. Nach kurzem durchzählen komme ich auf 13. Jedoch nur einer war mit einer weißen Damast-Tischdecke und silbernen Besteck hübsch gedeckt. Alles glänzt

derart wunderbar, dass ich mich eher in mein Elternhaus zurückversetzt, als in das Haus eines verschrobenen Mannes mit einem seltsamen Beruf fühle. "Setzen wir uns doch!", raunt Nightingale, reicht mir lächelnd eine Hand und führt mich zu dem gedeckten Tisch an der Fensterfront. "Warum stehen hier so viele Tische, wenn doch nur Sie allein dieses Haus bewohnen?" will ich wissen, nachdem wir platz genommen haben. Er sitzt mir gegenüber, das Kinn in die gefalteten Hände gestützt und sieht mich belustigt an. "Das ist eine längere Geschichte.Wissen Sie, dies war einmal eine Schule, ein Internat genauer.

Irgendwann gab es keine Schüler mehr, und ich blieb allein zurück." "Wie zurück? Sie sagten doch, dass das Haus ein Geschenk des Bürgermeisters war?” Erkenntnis erhellt seinen Blick. “Sie hören gut zu.” lobt er. “Ja, das ist wahr. Doch es ist schon lange her.” “Lange her?” echoe ich leise. Er nickt. “Anfangs konnte ich mit dem Haus nicht viel anfangen. Doch schließlich habe ich eine Schule gegründet.” “Eine Schule?” “Ja, sicher doch.” Seine Finger spielen gedankenverloren mit den Zinken seiner silbernen

Gabel. “Wie lange ist das denn her? Wie lange leben Sie schon hier? Allein." füge ich leise hinzu. Ehe er beginnt, tut er einige tiefe Atemzüge, beinahe als müsse er zunächst einmal Atemluft sammeln, um ausreichend genug für seinen Bericht übrigzuhaben. "Im Jahre 1777 bin ich von England herübergekommen. Bereits vor meiner Abreise bemerkte mein Vater meine Zauberkraft. Ich verband meine Reiselust mit der Pflicht’und absolvierte hier in Deutschland meine abschließende Ausbildung.“ “So etwas wie ein Zauberercollege?” warf ich grinsend

ein. Er nickt bestätigend. “Dort lernte ich alles, was ich benötigte. Später sogar das Lehren und war fortan als Lehrer tätig. 1787 erhielt ich den Auftrag, das Privathaus des Bürgermeisters von einem Poltergeist zu … reinigen und erhielt nach getaner Arbeit dies Haus als Schenkung. Infolgedessen eröffnete ich zwei Jahre später die Schule für Zauberei.” Ich ertappte mich dabei, gespannt an seinen Lippen zu hängen. Beinahe kam ich mir vor, als sei er mein lieber Großpapa und ich sein kleines Enkelkind dem er eine Geschichte am Kaminfeuer erzählt.

“Den ersten Krieg konnten meine Schützlinge und ich, sowie die tapferen Mannen noch stemmen, doch nach dem Zaubererkrieg 1815 war ich schließlich als einziger übrig." beendet er seinen Bericht. Betreten sieht er auf seine vor sich auf der Tischplatte gefalteten Hände. "Moment mal, das hieße ja, Sie wären über 100 Jahre alt." hake ich neugierig geworden nach. "Gewiss doch." nickt er. "Genau genommen bin ich sogar 117 Jahre alt." "Aber … aber … das sieht man Ihnen gar nicht an." stammle ich. "Vielen Dank.” Er lächelt. “Ja, ich weiß.

Das macht die Zauberkraft. Es stellte sich heraus, dass ich anders war als die anderen. Deswegen wurde ich schließlich auch als Lehrmeister ausgebildet. Und nun sind Sie mein neuer Lehrling. Aber das besprechen wir lieber morgen. Jetzt lassen Sie uns lieber erst einmal dies vorzügliche Mahl genießen, dessen Agnes so freundlich war uns zuzubereiten." "Wer ist Agnes?" "Die Köchin.” meint er lapidar. “Ah, da kommt sie." Er deutet mit dem Kinn in Richtung Tür durch die soeben eine kleine in Dienstmädchenuniform gekleidete Frau hereinschwebt. Ja, sie schwebt tatsächlich. Verwundert reibe

ich mir die Augen. Ihre Füße berühren tatsächlich kaum den Boden, ihr schwarzes langes Haar hängt ihr ins Gesicht. Wie kann sie so etwas sehen? Und vor allem werden wir diese im Essen wiederfinden? Nahezu geräuschlos stellt sie zwei randvoll beladene Teller vor uns ab. Dabei versuche ich ein Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen. Unmöglich. Anschließend entfernt sie sich genauso lautlos wie sie gekommen war aus dem Saal. Verwundert sehe ich ihr hinterher. Nightingale schien es nicht für nötig zu halten mich aufzuklären, also hob ich mir die Frage was Agnes für ein Wesen sei für morgen früh auf. Insgeheim setze

ich diese und viele weitere auf meine Agenda. Doch für heute beschließe ich meinem überanstrengtem Hirn etwas Ruhe zu gönnen und ausschließlich dieses absolut göttliche Mahl zu genießen. Egal was diese Agnes ist, eines steht jedenfalls fest, sie ist eine begnadete Köchin.

Vertragsverhandlungen

Gerade habe ich mir den letzten Bissen meines Brötchens in den Mund gesteckt und den letzten Schluck Kaffee getrunken, da ruft Nightingales Stimme von irgendwo im Haus, "Miss Strasser, kommen Sie bitte in mein Büro!" Ich stehe auf, stelle mein Geschirr zusammen und trage es zu dem silbernen Servierwagen, mit dessen Hilfe Agnes unser Frühstück hereingebracht hatte. Im Foyer sehe ich mich zunächst unschlüssig um. Da meldet sich mein Vorgesetzter von oberhalb der Brüstung im ersten Stockwerk. Im Büro, das sich ebenfalls ersten Stock

befindet, bot Nightingale mir zuerst einmal einen Stuhl an. Vor mir auf dem Schreibtisch liegt ein weißes unbeschriebenes Blatt Papier und eine große weiße Gänsefeder. So eine, wie sie früher einmal zum Schreiben benutzt wurde. "Miss Strasser, Sie haben sicherlich viele Fragen. Diese sollen auch beantwortet werden. Zunächst jedoch müssen wir über Ihre Ausbildung reden." beginnt er und sieht mich über seine verschränkten Finger an. Ich nicke. "In … in Ordnung." "Also gut. Dann kann es losgehen." murmelt er und mit einem Mal kommt Leben in die Feder. Sie richtet sich auf,

tunkt sich wie von Zauberhand in das kleine Tintenfass vor Nightingale und setzt sich oben links auf das Blatt Papier vor mir. "Sie, Alexandra von Strasser sind mit dem heutigen Tage aufgenommen in der Magischen Akademie der weißen Künste." Wie ich es von meiner gegenüber liegenden Position sehen kann, schreibt die Feder Wort getreu mit. "Sie erhalten Unterricht in folgenden Fächern: Zauberei, Herstellung magischer Tinkturen und Tränke, die Lehre und Umgang mit mystischen Wesen, Sprachen und Verwandlung." lamentiert er weiter. Mir bleibt der Mund offen

stehen. Es geht immer weiter. "Während Ihrer Ausbildung, die übrigens 5 Jahre andauern wird, werden Sie hier im Schulgebäude Berliner Allee Nummer 13 leben. Sie erhalten einen angemessenen Lohn von 700 Mark im Jahr für die ersten 2 Lehrjahre und für die weiteren 900 Mark. Verköstigung und Spesen bei Außeneinsätzen werden selbstverständlich der Akademie zulasten gelegt. Und ein letztes noch, mir als Ihr Lehrmeister wird absoluter Gehorsam entgegengebracht. Wenn ich einen Befehl gebe, ist dieser unverzüglich und eben so auszuführen. Unser beider Leben könnte davon abhängen. Des Weiteren haben Sie

mich ab sofort mit `Meister` anzusprechen, wohingegen Sie ab sofort der Zauberlehrling sind." schließt er. Ich sehe ihn nur an, unfähig etwas zu sagen. Was sollte man auch dazu sagen? "Sind Sie mit diesen Bedingungen einverstanden?", fragt er schließlich. "Ja ... ja, das bin ich, Mister Nightingale." stimme ich zu. "Nein. Unkorrekt. Wie heißt es richtig?" "Wie meinen?", frage ich verwundert und ziehe die Stirn kraus. "Korrekt heißt es, ja Meister." rügt er mich mit mahnend erhobenen Zeigefinger. "Ah ja, sicher doch. Ja, Meister." füge ich

mich. "Sehr schön! Dann unterschreiben Sie bitte hier!" Er deutet mit der Hand auf eine waagerechte Linie, die die Feder am unteren Blattende gezogen hat. Etwas zögerlich greife ich nach der in der Luft schwebenden Feder. "Keine Sorge, Miss Strasser, sie piekst nicht." Er lacht herzhaft auf. "Allerdings muss ich Sie noch warnen." Als hätte ich mich an ihr verbrannt, lasse ich sie fallen. Rasch erhebt sie sich wieder in eine senkrechte Position, schüttelt sich und scheint mich vorwurfsvoll anzuschauen. Verwirrt starre ich das Schreibgerät an. "Sie gehen einen bindenden Vertrag ein.

Dieser kann nur durch den Tod einer der Vertragspartner gelöst werden. Und er erlischt an eben diesem Tage in fünf Jahren, wenn Ihre Ausbildung beendet ist." Ich sinniere einen kurzen Moment über das Für und Wider einer Zauberausbildung, komme schlussendlich jedoch zu dem Entschluss, dass dies die beste Chance ist eine gut bezahlte und auch noch interessante Anstellung zu erhalten. Ich greife nun deutlich mutiger nach der Feder und tunke sie energisch in die Tinte. Schwungvoll setze ich meinen vollständigen und demnach aristokratisch langen Namen auf das Papier. Nightingale tut es mir nach und

klatscht anschließend erfreut in die Hände und strahlt mich an. Die Feder schwebt in die Schublade des Schreibtischs zurück, das Papier rollt sich zusammen und schwebt ebenfalls los, allerdings in ein Regal, wo es sich zwischen viele andere zusammen gerollte Papiere bettet. "Ihr Gepäck habe ich ja gestern schon aus der `Letzten Ruhe` herbringen lassen, dann können Sie sich nun in Ihrem eigenen Zimmer häuslich einrichten. Agnes wird Sie sogleich dort hinführen. Zuerst allerdings möchte ich vorher noch mit Ihnen anstoßen. Agnes!" letzteres ruft er laut in den Raum. Augenblicklich kommt Agnes

hereingeschwebt, in den bleichen Händen ein silbernes Tablett balancierend auf dessen spiegelblanker Oberfläche zwei gefüllte Sektflöten stehen. "Stoßen Sie mit mir auf den Tag der unser beider Leben verändern wird an!" Ich greife nach der Sektflöte und wir lassen sie vorsichtig aneinander schlagen. Das leise Klirren hallt kurz nach. Das Getränk prickelt in meiner Kehle. Lange schon habe ich nicht mehr einen so guten Sekt getrunken. "Ich habe noch ein paar Fragen, Meister." strahle ich ihn an. Ob er merkt, wie schnell ich lerne? Vorsichtig stelle ich das leere Glas auf den Tisch zwischen

uns. Nightingale sieht mich fragend an. "Zuerst einmal eine einfache Frage. Warum ist hier drin alles so groß, obwohl es von Außen nicht so groß wirkt. Wie kann das sein?" "Ein Ausdehnungzauber. Lernen Sie im 3. Lehrjahr. Noch etwas? Ich bin sicher, da gibt es noch einige Fragen!" Ein wissendes Lächeln umspielt seine vollen Lippen. Wie gebannt starre ich einen Moment darauf. "Miss Strasser?” Als wäre ich aus einem Tagtraum erwacht schüttle ich den Kopf. “Ach ja, werde ich tatsächlich zaubern lernen?" "Das kommt darauf an wie engagiert …

Sie lernen. Ich jedenfalls werde mein Bestes geben." verspricht er mit anzüglich leiser Stimme. "In Ordnung. Was für Wesen werde ich noch begegnen?" "Die alle aufzuzählen, würde jetzt zu lange dauern. Aber ich kann Ihnen sagen, dass Sie Nymphen, Werwölfen, Gestaltwandlern, Zwergen, andere Magiern und Geistern begegnen werden. Einen Wassermann haben Sie ja bereits kennengelernt." Er zwinkert mir zu. Ich merke, dass mein Gesicht warm wird und sehe schnell zu Boden. "Wer lebt noch hier im Haus?", frage ich, weil mir auf die Schnelle doch nichts mehr einfällt.

"Nun, da wäre zum ersten natürlich Agnes, unsere Köchin. Jenny unser Zimmermädchen, Felix kümmert sich um kleinere Reparaturen, Sie und ich." zählt er auf. "Mehr nicht?", frage ich verwundert. "Dies ist ein riesiges Haus. Wir fünf sind die einzigen?" "Gewiss doch. Jedoch gibt es noch diverse andere …" "Diverse andere?" falle ich ihm ins Wort. "Ja natürlich, in einem der größeren Zimmer lebt das Ehepaar von Manteuffel. Sie lebten hier im Haus, bis sie 1756 im Schlaf von einem Feuer dahin gerafft wurden. Da fällt mir ein, Sie sollten ihr

Zimmer nicht ungefragt betreten!" Ich nicke, um zu zeigen, dass ich verstanden habe. “Die von Manteuffels waren entweder Angehörige des späteren Bürgermeisters oder deren Vormieter.” überlege ich laut. Erfreut strahlt er mich an. “Genau.” Er fährt fort, "Dann befindet sich im Keller ein Moor. Dort lebt Rudolph. Er war hier einst Lehrer für Verwandlung. Etwas ist schiefgegangen, seither fristet er sein Leben als Erpel unten im Keller. Ein anderer Lehrer hatte die Idee von dem Moor. Da der arme Rudolph es nicht gewohnt war, sich als Tier in der freien Natur durchs Leben zu schlagen, blieb ihm nur der Ausweg hier im Haus

unterzukommen." Das wird ja immer verrückter! Was kommt noch? "Ab und an kommt es vor, dass wir Besuch haben. Dann zahlt es sich aus, einen Speisesaal zu haben." Er grinst fröhlich. "Darüber werden Sie selbstverständlich vorher in Kenntnis gesetzt. Nicht das sie mir den Besucher vergraulen oder gar verzaubern." Ich? “Wie könnte ich das?“ „Das wird die Zukunft zeigen.“, erwidert er kryptisch. »Das bringt mich auf die Frage, bin ich eine Hexe oder eine Zauberin? Und darf ich das irgendwem verraten? Meinen Eltern

beispielsweise.« Er lacht. »Sie sind ein Zauberlehrling und was das verraten angeht, nur zu, gehen Sie da raus und erzählen Sie den Leuten mal das Sie in Zauberei unterrichtet werden! Was glauben Sie, passiert dann?« Abwartend sieht er mich an. Ich schlucke. »Ich habe verstanden«, murmle ich. »Dann ist ja alles klar.« Er erhebt sich. Ein Zeichen, dass das Gespräch hiermit beendet ist. Das war es zwar noch nicht, aber vorerst brauchte ich Zeit, das alles zu verarbeiten. »Ich habe noch etwas Wichtiges

vergessen.« hält er mich zurück. »Um die Akademie liegen Schutzzauber, die jeden, der hereinwill, ohne von mir eingeladen oder in meiner Begleitung zu sein, angreifen. Wenn Sie also ausgehen möchten, sprechen Sie das vorher mit mir ab!« »Ist gut. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass da draußen ein Frauenmörder herumläuft, ziehe ich Ihre Gesellschaft in diesem Haus vor.« meine ich. »Sehr schön! Und nun muss ich Sie bitten, mich allein zu lassen. Ich habe noch zu tun.« Damit schiebt er mich sanft aus dem Zimmer. Draußen im Flur wartet die schweigsame, unheimliche

Agnes auf mich, um mir das Zimmer zu zeigen, das ich die nächsten fünf Jahre mein zu Hause nennen werde.

0

Hörbuch

Über den Autor

AnniAusBerlin
Aufgewachsen im Kleinstädtischen Eisenach, waren Bücher seit sie denken kann Teil ihres Lebens. Bereits als Kind las sie sich durch die Stadtbibliothek, während ihre eigene standig anwuchs. Nach der Ausbildung zur Kinderpflegerin und der Gründung einer eigenen Großfamilie in Berlin fand sie schließlich, es ist an der Zeit, um die Leidenschaft zum Beruf zu machen. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Sprecherin, studierte Journalismus auf der Fernschule und besuchte Kurse zum kreativen Schreiben. Seit einigen Jahren veröffentlicht sie nun auf Plattformen wie dieser ihre Werke und hofft, dass sie bei den Lesern Anklang finden.

Leser-Statistik
44

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
FLEURdelaCOEUR Ich sehe das Buch heute zum ersten Mal und habe ein bisschen querbeet gelesen. Es liest sich gut, nur die Zeitwechsel stören und sollten behoben werden. Mir gefiele es außerdem besser, wenn so längere Bücher in mehreren Teilen hier eingestellt würden.
LG fleur
Vergangenes Jahr - Antworten
AnniAusBerlin Hallo Fleur.

Du kannst ab dem 23.10. Das Buch (in überarbeitetem Zustand) überall im Buchhandel und Online kaufen. Es ist erschienen. :-)
Viele Grüße
Andrea
Vergangenes Jahr - Antworten
Buhuuuh Gut geschrieben was ich las! :)
Vor langer Zeit - Antworten
AnniAusBerlin Hallöchen. Falls du noch immer Interesse an dem Buch hast, es erscheint am 23.10. Ab sofort ist es überall vorbestellbar. :-)
Viele Grüße
Andrea
Vergangenes Jahr - Antworten
AnniAusBerlin Ich danke dir! :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Buhuuuh Nicht so mein's ( meine Richtung ) aber schick das Cover und ansprechend! :O)
Vor langer Zeit - Antworten
sugarlady Lese ich auf jeden fall.
Ich brauche Zeit dazu...lächel
L.G. Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
AnniAusBerlin 
Hallöchen.
Falls du noch immer Interesse an dem Buch hast, am 23.10. erscheint es. Schon jetzt ist es überall vorbestellbar. Viel Spaß beim lesen. :-)
Viele Grüße
Andrea
Vergangenes Jahr - Antworten
AnniAusBerlin Das freut mich! :-)
Vor langer Zeit - Antworten
sugarlady Gerne geschehen...lächel
Vergangenes Jahr - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
22
0
Senden

147474
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung