Kurzgeschichte
Brief an eine Enkelin

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"Brief an eine Enkelin"
Veröffentlicht am 04. März 2016, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Patrizia Tilly - Fotolia.com
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Brief an eine Enkelin

Brief an eine Enkelin

Meine über alles geliebte große, kleine Enkeltochter, heute möchte ich Dir einmal einen Brief schreiben, in dem ich Dir sagen möchte, dass ich sehr glücklich bin, dass es Dich gibt. Die Privilegien Deine Großmutter zu sein genieße ich. Dich aufwachsen zu sehen , nicht erziehen zu müssen, Dich zu verstehen und vermittelnd einzugreifen macht mir sehr viel Freude. Wenn ich so zurückdenke an Deine Kindheit, kommen mir so viele Erlebnisse ins Gedächtnis zurück. Erinnerst Du Dich noch an unsere

Hüpfarien? Wenn ihr mal zu mir kamt, liefst Du sofort die Treppe hinunter. Damals war mein Schlafzimmer noch im Souterrain. Und schon kam der Ruf: „Oma, komm hüpfen!“ Und wer konnte Dir schon widerstehen. „Mehr Oma, mehr!“ Und ich biss die Zähne zusammen und machte weiter, bis ich völlig außer Atem um Gnade flehte. Dann gucktest Du mich mit großen Augen an und fragtest: „Bist Du krank Oma, was hast Du?“ Wie solltest Du mit Deiner ungeheuren Energie auch begreifen, dass ein älterer Mensch nicht mehr so mithalten kann. Wenn ich mal bei Euch war, war Dein

Lieblingsspiel“Gespenster“. Wir mussten uns abwechselnd eine Decke über den Kopf ziehen, und mit den Worten:“Hu, hu , ich bin der Geist“ den Anderen suchen und erschrecken. Was gab das für ein Gelächter! Als Du mit Deinen Eltern im Musical „König der Löwen“ warst, hattest Du für mich etwas Besonderes vorbereitet. Ich musste mich in Deinem Zimmer gemütlich hinsetzen, und Du hast mir ein Vergnügen ganz besonderer Art vorgeführt. Das Musical ganz für mich alleine!! Du hattest die Musik auf Kassette und sangst sämtliche Rollen mit verstellten Stimmen. Ich saß wie gebannt, Schöner hätte es im echten

Musical nicht sein können. Deine ersten Reitversuche, Dein 1. Pony, Dein Strahlen beim guten Abschneiden im Turnier, Dein Stolz, wenn Du gesiegt hast, hat mir das Herz so weit geöffnet. Mit Tränen in den Augen standen Deine Mama und ich da, wenn Du gesiegt hast, und waren erleichtert,, wenn Du auch eine Niederlage gut weg gesteckt hast. Einen kleinen Vorgeschmack darauf,dass das Leben nicht immer nur eitel Sonnenschein ist, hast Du bekommen, als Du auf dem Pferdehof Dein Praktikum gemacht hast. Es war gewiss nicht immer einfach für Dich. Doch Du hast die Zähne zusammen gebissen und durchgehalten.

So kenne ich Dich. Ich war so stolz auf Dich. Nun wirst Du langsam erwachsen. Deine Ausbrüche gegenüber Deiner Mutter haben mich manchmal erschreckt, doch das gehört wohl zu Deinem Erwachsenwerden dazu. Doch sei gewiss, dass Du die beste und gütigste Mama der Welt hast, auch wenn es Dir manchmal nicht so scheint. Wenn Du einmal selbst Mutter sein wirst, wirst Du verstehen, dass man auch manchmal Verbote aussprechen muss, weil man doch das Beste für sein Kind im Sinn hat. Die Zeit ist so schnelllebig, Du wirst so schnell erwachsen, und ich so schnell

alt. Ich wünsche mir für Dich, dass Du so warmherzig bleibst Menschen und Tieren gegenüber, meide alles Oberflächliche und Böse. Schenke Deine Liebe denen, die es verdienen. Wachse wie ein Baum, der alle Zweige dem Lichte entgegen streckt, und passe gut auf Dich, vor allem auf Deine Seele auf. Ich hoffe für mich, dass ich Dich noch recht lange erleben darf. Ich habe Dich sehr lieb. Nun sei ganz innig umarmt von Deiner Oma

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Brigitte

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Misspelled Ach was für ein schönes Buch. Besser kann man für die geschenkte Zeit der Enkel nicht danke sagen. Wie wahr die Worte, erst wenn du später selber Kinder hast, wirst du manche der Reaktionen deiner Mutter verstehen.
Der Stolz auf seine Kinder und Enkel ist nicht mit Gold zu bezahlen ein Gefühl, dass sich manche Menschen leider immer wieder nehmen. Erst im späten Alter, wenn sie einsam in ihren Wohnungen sitzen, kommt der Gedanke daran, dass man etwas falsch gemacht haben könnte. Doch dann sind die Dinge oft so verfahren, dass es kein zurück mehr gibt.
Dein Buch weckt Erinnerungen an meine Großeltern. Sie waren auch immer stolz auf mich, im Gegenteil zu meinen Erzeugern.
Worte des Lobes sind so wichtig für einen jungen Menschen, viel wichtiger als die meisten Großeltern denken. Oft hat man zu seinen Großeltern ... meiner Enkelin geht es ähnlich ... ein offeneres Verhältnis als gegenüber seinen Eltern. Oma und Opa können etwas Nachsichtiger sein als Mama und Papa, dadurch schimpfen sie nicht so viel und man kommt als kleiner Mensch eher zur Oma beichten als zu Mama. Oma hilft doch immer.
Ach Oma Brigitte ... Menschen die Tieren gegenüber liebevoll sind, können Menschen gegenüber nur sehr schwer hartherzig werden. Sie sind einfach wundervolle Menschen.
Du hast ein wundervolles Buch geschaffen, das deine Enkelin bestimmt sehr freuen wird.

Lg und danke für das wunderschöne Buch, Missy
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte danke liebe Missy, ich habe deinen Kommentar leider gerade erst entdeckt. Ich bin nicht mehr so oft hier. Gucke nur sporadisch mal hier rein. Liebe Grüße und alles alles Gute für dich Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer liebe brigitte ,
ich kann dich verstehen, es ist was wunderbares, enkelkinder zu haben,
ich liebe meine auch sehr, und das schöne, sie ihren opa und oma auch
jetzt noch , sicherlich wird es sich ändern , aber das erlebte es kann uns keiner nehmen ,
lieben gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Schön dass du mich verstehst lieber Rainer, danke für dein Lesen und ein schönes Wochenende für dich LG Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
XXLBooks Sehr schön geschrieben.

Philipp
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Danke lieber Philipp Liebe Grüße an dich Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
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