Religion & Glaube
Dialog zwischen dem Tod und einem Sterbenden

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"Dialog zwischen dem Tod und einem Sterbenden"
Veröffentlicht am 23. Februar 2016, 8 Seiten
Kategorie Religion & Glaube
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Über den Autor:

Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben. Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen. Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.
Dialog zwischen dem Tod und einem Sterbenden

Dialog zwischen dem Tod und einem Sterbenden

Der Tod: Deine Zeit ist abgelaufen. Ich komme, dich zu holen, mein Freund.

Der Sterbende: Ich habe dich erwartet und bin bereit.

Der Tod: Ich treffe nur selten jemanden, der nicht um eine Verlängerung seines Lebens kämpft und bereit ist mitzukommen.

Der Sterbende: Wenn du es so sagst, wird es so sein. Doch welchen Sinn hätte es, sich zu sträuben? Du hast gesagt, dass meine Zeit abgelaufen ist. Es wird das Beste sein, dir zu vertrauen.

Das macht das Unausweichliche leichter.

Der Tod: Hast du Wünsche, die deine Vergangenheit betreffen? Nicht, dass ich das Vergangene ändern könnte. Ich bin nur ein Instrument des Schicksals. Aber deine Antwort interessiert mich, weil du so gefasst bist.

Der Sterbende: Meine Vergangenheit ist nicht zu ändern. Aber Wünsche hat man bis zum Schluss. Ja, ich wünsche mir, dass meine besseren Eigenschaften in meinen Kindern fortleben und ich hoffe,
dass die Menschen mir verzeihen können, denen ich Unrecht getan

habe.

Der Tod: Ich habe viel gesehen und weiß aus Erfahrung, dass dein erster Wunsch nicht unmöglich ist, aber auch von den Willensentscheidungen deiner Kinder abhängt. Dein zweiter Wunsch wird teilweise in Erfüllung gehen; denn die Zeit schafft Distanz und gibt denen, die du gekränkt hast, die Möglichkeit über deine Motive und ihr eigenes Verhalten nachzudenken, sodass ihnen das, was du für Unrecht hältst, in einem milderen Licht erscheinen kann.

Der Sterbende: So will ich bis zuletzt hoffen und glauben, dass sich die

optimistische Seite deiner Antwort erfüllt.

Der Tod: Ich bin nicht befugt, dir zu sagen, was jetzt auf dich zukommt, weil meine Aufgabe nur darin besteht, dich in eine Anderswelt zu geleiten. Aber magst du mir auch mitteilen, welche Vorstellungen du von dieser anderen Welt hast?

Der Sterbende Warum nicht? Ich habe oft genug darüber nachgedacht. Ich erwarte, dass ich bald in einen tiefen, traumlosen, ewigen Schlaf versinke. Ganz sicher bin ich mir nicht, denn ich bin im Vergleich zum Universum nur ein

unermesslich winziges Staubkorn. Aber klügere Staubkörner als ich es bin, glauben oder schließen zumindest nicht aus, dass im Universum eine schönere Welt auf uns Menschen wartet als die, die ich jetzt verlasse. Du weißt: Sie nennen sie symbolisch Paradies. Und andere kluge Staubkörner halten es für möglich, dass wir in einer anderen Gestalt zu einem neuen Leben wiedergeboren werden. Ich glaube weder an das Paradies noch an diese Form des Weiterlebens. Aber ich lasse mich überraschen.
Nur eines erwarte ich mit Gewissheit nicht: irgendein Strafgericht mit anschließenden Höllenqualen. Deshalb

sterbe ich ruhig.

Der Tod: Ich danke dir für deine bereitwillige Auskunft, mein Freund. So nimm denn meine Hand. Ich werde dich behutsam führen.

Der Sterbende schließt die Augen und meint, der Tod habe gelächelt und ihm zugezwinkert.

© Ekkehart Mittelberg, Februar 2016

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Über den Autor

Phantasus
Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben.
Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen.
Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.

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myriama Ein sehr schöner Dialog, berührend. Du kannst das Leben erst verstehen, wenn du den Tod verstehst. (Tibetanisches Totenbuch) Liebe Grüße
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Das ist ein sehr kluger Spruch, Myriama.
Danke
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Diese ganz besondere "Unterhaltung" hast Du sehr beeindruckend in
Worte gefasst.
Ich bin zwar auch schon fast auf der Zielgerade, aber sooo pressiert`s
mir nun doch nicht ... schmunzel. Ich halte es (vorerst) noch so, wie ich
es in meinem Büchlein "Wenn er kommt - dann ..." beschrieben habe.
Wenn Du einmal schaun magst ...
Liebe Grüße und einen schönen Nachmittag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Liebe Gertraud,
Grazie für die Status-Coins und für dein Abonnement. Beides hat mich sehr gefreut. Sobald ich etwas mehr Zeit habe, lese ich gerne deinen Beitrag.
Liebe Grüße
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Danke Dir recht ♥lich lieber Ekki für Deine Antwort und das Abo.
Freut mich sehr und ich hoffe, wir hören noch mehr voneinander.
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus das werden wir bestimmt, Gertraud.
Liebe Grüße
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Du hast es wunderbar ausgedrückt, ich habe deinem Dialog nichts mehr hinzuzusetzen.

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Das freut mich natürlich sehr, Fleur, und ich bedanke mich herzlich für deine großzügige Anerkennung des Dialogs.
Liebe Grüße
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Je älter man wird, desto bereitwilliger wird man dem Tod folgen. Wer ein Leben in Liebe lebt, braucht den Tod nicht zu fürchten.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Merci, Roland, das sehe ich ganz genau so.
VLG
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
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