Lucifer - Tag des Feuers
Tock Tock Tock
Ich öffne meine Augen. Das heiße, wohltuende Feuer des Hasses durchströmt mich nur kurz um sich dann in dem leichten Hauch des Abscheus niederzulegen, der zu den häufigeren meiner wenigen wahrgenommenen Empfindungen gehört.
Ich registriere das kühle Nass das mich umgibt, die eisige Luft,
lasse meine Hände noch einmal in dem wunderschönen Roten Meer verschwinden, das mich umgibt und
erhebe mich dann.
„Warum werde ich gestört?“ frage ich ruhig aber mit dem drohenden Unterton der einer solchen Störung gebührt. Die Tür öffnet sich langsam.
Ich brauche nicht hinzusehen um herauszufinden wer mich belästigt, denn ich habe seine Präsenz schon lange vorher wahrgenommen. Die ängstliche, kriecherische Präsenz dieser zutiefst verabscheuungswürdigen Kreatur ist so penetrant und widerwärtig wie eh und je.
Und doch ist sie aufgrund ihrer Verdorbenheit und der Tatsache das es sich hier um einen meiner treusten Diener handelt ertragbar, meistens
jedenfalls.
„Entschuldigen sie die Störrung..“
Was für eine blödsinnige Äußerung. Ich entschuldige prinzipiell nichts und ich hasse Sätze die mit einer Entschuldigung anfangen. Außerdem kann ich es nicht leiden beim Baden gestört zu werden.
Mein Körper ist von einem tiefen Rot überzogen wie ich es am liebsten habe. Keine Farbe ist so schön wie die des Blutes.
„Komm zur Sache“ befehle ich genervt.
„Der Himmel brennt“
„Wirklich? Du erlaubst dir doch nicht etwa einen Scherz?“
„Nein, Meister. Es ist wahr. Es ist
soweit, die Flammen..“
„Das will ich dir auch nicht geraten haben. So, der alte Mann hat endlich aufgegeben? Das sollte ich mir wohl besser ansehen.“
Kurz vor der Tür halte ich inne, erstaunt über die Dreistigkeit dieser widerlichen Kreatur mich erneut anzusprechen.
„Mein Her, jetzt da wir gewonnen haben, jetzt werden wir die Erde zerstören nicht wahr? Wir werden klauen und Morden und uns alle Genüsse..Aaahh!“
Ein kurzer Schrei ist alles was er noch hervorbringt, bevor er zu Asche zerfällt.
Ich habe genug gehört.
Als ich in den großen Spiegelsaal komme werfe ich den ersten Blick nach draußen.
Schade. Ich würde den Wettstreit mit ihm vermissen.
Nicht das ich jemals an diesem Tag gezweifelt hätte, aber trotz seiner grenzenlosen Nächstenliebe und einem Optimismus den man nur noch als Dummheit bezeichnen kann, habe ich den alten Mann stets respektiert. Am Ende war er mit so ähnlich wie sonst kein Wesen, auch wenn wir stets das Gegenstück des anderen waren.
Der Himmel brennt, er brennt lichterloh
in der Mörderischsten Glut die mir je untergekommen ist.
Nein, es war nie mein Ziel die Erde zu zerstören. Was soll ich schon mit einem Planet ohne Leben, so sehr ich dieses auch verabscheue. Meine Diener mit ihren primitiven Mordgelüsten sind mir kaum weniger verhasst als jene die auf der Seite des alten Mannes standen. Sie sind alle gleich.
Nunja, es wird ein neues Spiel geben. Einen neuen Wettstreit, genauso aussichtslos wie jener zuvor. Ich bin bereit. Aber zuvor werde ich hinausgehen und einen meiner Lieblingstage genießen. Der Tag des Feuers.