Humor & Satire
Black out

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"Soll vorkommen!"
Veröffentlicht am 22. Januar 2016, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Soll vorkommen!

Black out

Vorbemerkung

Seit Helmut Kohl wissen wir, dass es jeden treffen kann. Jeder hat praktisch ein Anrecht auf einen sogenannten Black out, nicht nur der damalige Kanzler.

Mir scheint es auch einmal passiert zu sein.

Da ist man einfach neben der Spur.


(wegen neuer Abonnenten wieder eingestellt 28.12.2022)

Viel Spass!



Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: Monika Heisig

www.welpenweste.de

Black out

Ich war allein gelassen. Nur kurz war die Freude, dass ich nicht unter dem Kommando meiner besseren Hälfte stand, denn plötzlich kam Langeweile auf. Selbst unser Hund Tobi konnte mich nicht aufheitern.

Nur den einen Tag wollte sie wegbleiben, Tante Klara besuchen. Ich hatte eigentlich nur die Aufgabe mit dem Hund Tobi Gassi zu gehen und ihn zu füttern.

Mein Essen war bereits angerichtet. Nur noch das Vorbereitete in die Mikrowelle geschmissen und fertig. Ich darf nämlich ansonsten die Küche nicht betreten. Der Fernseher bot nur Ramsch als Programm an. Ein Computerspiel als Zeitvertreib kam

auch nicht in Frage, weil ich mich immer so ärgere, wenn ich verliere und das tue ich fast immer.


Ich sah mich um. Da fiel mir ein, dass der Handlauf an unserem Balkon an einer kleinen Stelle abgeblättert war und mich meine bessere Hälfte gebeten hatte, dies irgendwann mit einem Pinselstrich Lackfarbe auszubessern.

Also ab in den Baumarkt. Der Angestellte war behilflich.

„Mit dieser Lackfarbe blättert nichts mehr ab und außerdem ist sie schnell trocknend.“

Wir laberten fachmännisch.

Schließlich entschieden wir uns für ein passendes, sattes Grün. Der doppelt so große

Familien-Eimer war deutlich günstiger, wenn man sich das Verhältnis ausrechnete.

Wieder zurück, begab ich mich auf den Balkon. Den frisch gekauften Pinsel eingetaucht und los ging es. Nur ein Pinselstrich und das war‘s. Die Farbe deckte wirklich wunderschön. Perfekt! Doch halt!

Das Grün war um eine kleine Nuance dunkler, als der Rest des Handlaufs. Das ist nicht so wirklich prickelnd.

Macht nichts, dachte ich, dann wird eben der ganze Handlauf gestrichen. Er ist sowieso nicht mehr so glänzend, schon ein wenig abgenutzt und dreckig. Da spare ich mir nebenbei das Putzen.

Ich gab mir die größte Mühe und nach einer halben Stunde war ich fertig und stolz auf mich. Super!


Ein kleiner Farbklecks war auf den Boden gefallen und ich versuchte mit Benzin den Schandfleck weg zu waschen. Ich rubbelte und wischte. Es wurde aber leider immer schlimmer. Durch das drehende Reiben war der Fleck nun größer, dafür aber schön hellgrün. Was soll’s, dachte ich mir, dann streiche ich eben auch noch den Balkon Boden. Die grüne Oase in der Großstadt, das erfreut doch das Herz.


Nachdem ich den Balkon leer geräumt hatte, begann ich. Ich bin natürlich so organisiert,

dass ich am Schluss noch durch die Balkontür in das Wohnzimmer kam, ohne durch die Farbe laufen zu müssen.

Schon nach fünf Stunden war das Werk vollbracht und es sah wirklich aus, wie wenn ich in Borneos Dschlungel stehen würde. Natürlich erst, wenn die Farbe trocken war. Ich war stolz und wischte mir über das Schweiß nasse Gesicht.


Tobi, die Hundeseele, jaulte schon seit einiger Zeit so merkwürdig, also ging ich mit ihm Gassi.

Die Leute schauten alle fassungslos. Die brauchen sich gar nicht so wichtig machen. Alle Nase lang sieht man Menschen mit roten, gefärbten Haaren, mit Irokesen-Schnitt,

Piercing und ähnlichen Verunstaltungen. Da ist doch ein grüner Hund nichts Besonderes!


Zu Hause prüfte ich den Balkon. Die Farbe war trocken. So stellte ich die grünen Blumentöpfe wieder heraus und goss mir ein kühles Bier in das grüne Glas ein. Ich rollte die grüne Markise aus und fand, dass der grüne Tisch sehr gut zu den Gartenstühlen passte. Die grüne Dekoschale mit grünem Obst gefiel mir ebenfalls.

Da klingelte es.

Es war bestimmt meine bessere Hälfte. Sie klingelt immer so lieb, um sich anzukündigen.

Als ich durch die Urwald-Diele hastete, rückte ich mir die grüne Krawatte zurecht.

Wie würde sie sich über den neuen Kleider-

schrank und die Garderobe im Flur freuen, von der Toilette, dem Waschbecken und der Badewanne ganz zu schweigen!

Die grüne Pfanne auf dem Ceranfeld in der Küche freute meine Holde bestimmt. Dieser farbliche Gegensatz!

Und im Ofen kann man von außen wesentlich schlechter das Bratgut beobachten, wenn die Röhre schwarz oder grau wäre.

Außerdem hatte ich gut eingeteilt. Der Eimer Farbe war fast leer.

Als ich öffnete, um sie zu begrüßen, merkte ich, dass die Farbe an der Klinke noch nicht ganz trocken war. Verschämt schmierte ich sie mir an der grünen Hose ab.

Mit ihren neuen, grünen Pumps würde ich sie

erst ganz zum Schluss überraschen.

Hallo liebes Schnucki, willkommen in Deinem neuen Heim!

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Hörbuch

Über den Autor

welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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Bleistift meint:
"Black out..."
...nun, der aktuelle Witterungsstand läd ja geradezu dazu ein, alles wieder neu zu begrünen, so habe ich auch deine Geschichte mit einem grinch-grünen Grinsen im Gesicht auch auch in diesem Jahr gerne noch einmal neu gelesen, liebe Günter... ...smile*
Dir einen guten Rusch ins Neue Jahr...
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Man riecht ja den Braten, dann wirds aber doch sehr amüsant.
Gutes Neues Jahr ohne Green Out
wünscht Dir Gerd
Aber wenn Du grüne Männchen (oder :Innen?) siehst, wirst Du uns doch berichten?
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Du bist mir ja ein "Grüner" - hoffentlich folgen nicht alle Grünen Deinem Tatendrang, sonst werden auch noch die Straßen grün gestrichen, damit unser Planet immer grüner wird.

Gerne nochmals gelesen. Ist denn der Hund noch grün?
Grünen. ähm guten, Rutsch in das Neue
wünscht Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
trixi1303 Gerne noch einmal gelesen und musste schon am Anfang schmunzeln weil ich wusste was passiert :)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Ich liebe Wiederholungstäter!
Danke!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
Friedemann 
Lieber Günter,
eine nicht nur amüsante, sondern auch lehrreiche Geschichte: Ich werde sie meiner Frau vorlesen, wenn sie mich mal wieder vergeblich darauf aufmerksam macht, dass an einem unserer Fensterläden die Farbe abblättert.

Liebe Grüße und Dankeschön für den Lesespaß,
Friedemann
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Black out..."
Jedenfalls ist diese Geschichte mit sehr viel Herz
und auch deutlich besser geschrieben, als jene
nur heimwerkelnden Politiker agieren, die dreist
diese herrlich naturgemäße Farbe vertreten... ...grinst*
Ein bekennender Wiederholungsleser... LOL*
LG
Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Ach, wie mich die Wiederholungstäter unglaublich freuen. Das gibt mir das Gefühl, dass meine Schreiberei den Lesern Spaß macht.
Danke Dir!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Lieber Günter,
grinsend habe ich es jetzt zum dritten Mal gelesen - es ist
einfach amüsant zu lesen ...
Lieben Gruß
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Vielen lieben Dank, liebe Gertraud!
Vor allem, weil ich weiß wie viel Mühe es Dir macht.
Danke, Danke!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
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