Kurzgeschichte
komische Geräusche

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"Selbsterlebtes, nur leicht verändert"
Veröffentlicht am 17. Dezember 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Lebe meine Träume, pflege meine Laster, denke positiv. Bin wie ich bin und manchmal anders
Selbsterlebtes, nur leicht verändert

komische Geräusche

In einer heißen und schwülen Augustnacht wälzt sich Susanne stundenlang im Bett, ohne einschlafen zu können. Die Gardine zurückgezogen, das Fenster weit geöffnet, ein erfrischendes Lüftchen jedoch Fehlanzeige. Ein Fth, Fth Fth, Fth, Fth, Fth, Fth, Fth, Fth und leises Schwirren läßt sie aufhorchen.


"Das ist sicher der Ventilator vom neuen Mieter über mir in der 2. Etage der, solch komische Geräusche macht", denkt sie und stellt sich vor, wie dieser Bursche, Traum aller Schwiegermütter, im Slip oben in seinem Bett schläft wie ein Murmeltier.



Susanne kann nicht einschlafen. Sie steht auf und ohne die Nachttischlampe anzuknipsen, geht sie im Dunkeln in Richtung Küche. Sie hat Durst und will sich ein Glas Wasser eingießen. Die Schlafstubentür lässt sie offen. Als sie im Flur einen winzigen Luftzug an ihrer Wange verspürt, greift sie automatisch zum Lichtschalter und schreit laut auf. Über und neben ihr schwirren, surren und segeln viele Fledermäuse an ihrem Kopf vorbei durch alle Zimmer, hängen wackelnd an der Decke und selbst in der Gardine haben sich einige Exemplare verfangen. Sie steht wie erstarrt, lässt sie sich dann ängstlich auf den Fußboden fallen und hebt

schützend die Hände über den Kopf. So sitzt sie einige Minuten da, ohne wirklich zu wissen was sie tun soll. Aus dem Naturkundeunterricht weiß Susanne zwar, das Fledermäuse unter Naturschutz stehen, doch das macht die Tiere für sie auch nicht sympathischer. Sie ekelt sich noch mehr, als sie beim Aufstehen bemerkt, dass die Fledermäuse mit ihrem Kot das Bett und den Fußboden beim Überfliegen völlig eingesaut haben. Die Feuerwehr mitten in der Nacht zu rufen, findet sie dann doch etwas peinlich. Sie macht in allen Zimmern das Deckenlicht an, öffnet weit die restlichen Fenster und versucht vorsichtig

mit dem Besen die Tiere zu vertreiben. Schon nach ca. 20 Minuten ist der Spuk vorbei. Doch trotz frischer Bettwäsche und nur noch angekipptem Fenster, macht Susanne in dieser Nacht kein Auge zu. Morgens am Frühstückstisch liest sie in der Zeitung, dass die "Untere Naturschutzbehörde" zum Zweck der Katalogisierung und Erfassung seltener Fledermausarten die Bevölkerung um Sichtungshinweise bittet. „Na, da rufe ich doch gleich mal an“, denkt Susanne und greift zum Handy. Sie schildert dem Beamten ihr nächtliches Erlebnis in allen Einzelheiten.„Oh, da hatten sie aber Glück“ , sagt er und fügt hinzu: „Das sich

eine komplette Fledermausjunggesellenkolonie auf den Weg macht, um sich ein ruhiges und kühleres Plätzchen zu suchen, kommt wirklich sehr selten vor. Nennen sie mir bitte Datum, Uhrzeit , Sichtungsort.“ Sabine antwortet ohne zu zögern und fügt zum Schluss kess hinzu: „Wissen sie, mit einer Kolonie Fledermausjunggesellen im Schlafzimmer kann ich wirklich nicht viel anfangen, ein menschliches Einzelstück wäre mir gestern Nacht viel lieber gewesen.“"Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal “, sagt lachend der Beamte. "Na das will ich doch hoffen", flachst Susanne zurück und beendet schnell das Gespräch. Als es kurze Zeit später an der Tür klingelt, schimpft sie leise auf die Nachbarin, die sich

sicher wieder irgend etwas borgen möchte.

Sie trifft fast der Schlag als der neue Mieter mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern in der Hand zu ihr lächelnd sagt: „Komme von der „Unteren Naturschutzbehörde“ und möchte mir persönlich vom Sichtungsort ein Bild machen. Er geht durch den Flur bis zum Schlafzimmer, schaut zur Zimmerdecke, dann zum Bett, öffnet den Rotwein, gießt beide Gläser halb voll und blickt Susanne fragend an.“

(C) Martina Wiemers

Eine selbst erlebte Geschichte, die erst ab dem Klingelton, leicht verändert wurde .


Buchcover: kostenloses Bild von Pixabay

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MerleSchreiber Hach, Du hast das Thema auch diesmal wieder ganz genau getroffen. Allerdings hätte ich die Sahneschnitte von der Unteren Naturschutzbehörde leider nicht mehr erlebt, weil ich durch das vorhergehende Horrorszenario einen Herzkasperl erlitten hätte!!!
Kritik? Wenn`s sein muss: Wenn auch ich zwar gegen Überfrachtung wie der Klecks bin, so hätte der Geschichte doch vielleicht die eine oder andere Vertiefung oder Ausschmückung gut getan. Aber ich bin ernsthaft am Überlegen, ob dieser Wunsch auch wirklich gerechtfertigt oder vielleicht auch nur eine Schwäche von mir ist ;-)))
Auf alle Fälle hast du mich gut unterhalten, Kornblume!
Liebe Grüße, Merle
Vor langer Zeit - Antworten
Brianna_W Was für ein Erlebnis! Das muss man wirklich nicht haben! *lach*
Wunderbar lebendig und flüssig geschrieben...ich war die ganze Zeit dabei und dachte zwischendurch immer mal wieder "Oohhh"... "igitt"....*hihihi*.... "oh lala"....du merkst, ich war mittendrin. :-) Prima gemacht!

Liebe Neujahrsgrüße
Brianna
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks eine Geschichte, die lebendig erzählt wird und für den Leser nachvollziehbar ist. Eine humorvolle Miniatur, die vor allem durch den köstlich pointierten Schluß ein unpathetisch lockeres Finale bekommt. Durch nichts überfrachtet und sprachlich im wesentlichen gelungen. Ich habe herzlich geschmunzelt. LG vom Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Hallo lieber Klecks, ein frohes und gesundes neues Jahr wünscht Dir die Kornblume. Ich hoffe Du bist gut und ohne Zwischenfälle reingerutscht. Danke Dir für das Lesen und Kommentieren meiner Geschichte. Ja, Du hast Recht, sie ist nur im Wesentlichem sprachlich gelungen und genau das unterscheidet sie von Deiner von Ellas, Antjes, Sabines,Briannas und Merles. Bisher war mir nie so recht klar woran es liegt,das sich Eure Geschichtenso so flüssig und ohne das man überhaupt auf die Idee kommt mitten im Satz zu stocken, lesen. Ich glaube mein größtes Problem ist der Satzbau und die richtige Wortfindung -und -formulierung. Inhaltlich und Ideenmäßig kann ich glaube ich meistens gut mit Euch mithalten.Das Besondere an dieser Challenge hier bei my storys ist ebensolches Erkennen und ohne Wettbewerbszwang und Platzdrängelei Positives und Negatives herauszufiltern
"Im Wesentlichen sprachlich gelungen" diese, Deine Einschätzung, wird für mich Ansporn für das Jahr 2016 sein, an mir zu arbeiten Darauf freue ich mich.
Vor langer Zeit - Antworten
EllaWolke Was für ein Erlebnis.
Muss man das haben? :)
Mir haben die nächtlichen Mottenbesuche schon genügt in diesem Jahr.
Und Du hast daraus noch ein ganz tolles humorvolles Buch gemacht. Eine Geschichte, die sich nicht nur einmal lesen lässt.
Lieben Gruß in den Tag
Ella
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Das ist ja mal ne Geschichte :))
Obwohl ich äußerst tierlieb bin - auf eine Nacht mit diesen Tierchen hätte ich auch glatt verzichten können. Da würde mich nicht mal der Nachbar reizen.
Jedem sein Revier und mir mein Schlafzimmer!
Klasse Geschichte, mit Humor geschrieben. Gefällt mir sehr gut.
Liebe Grüße
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Mit Witz und Humor erzählt.
Amüsierte Grüße
Phantasus (Ekki)
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Herrlich erzählt....
Liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
Ameise Ich bin mir sicher das die Nacht für Dich ein Albtraum war, aber Deine Geschichte ist um so Schöner. Am Ende gabs sogar noch nen Traummann. Ach ich schwelge im Glück. Lg Ameise
Vor langer Zeit - Antworten
AngiePfeiffer Das ist ja eine tolle Geschichte. Fledermäuse im Zimmer, wie erschreckend! Schön und knuddeln sind sie ja wirklich nicht.
LG
Angie
Vor langer Zeit - Antworten
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