Gedichte
Du fragst ... - Antwort für Krishan

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"... wo die Menschlichkeit bleibt?"
Veröffentlicht am 06. Dezember 2015, 6 Seiten
Kategorie Gedichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

"Der Lyriker bringt seine Gefühle zum Markt wie der Bauer seine Ferkeln." Wilhelm Busch Habe hier 2010 mit Gedichten begonnen, aber das meiste davon ist für mich inzwischen passé. Man lernt auch als Großmutter nicht aus ;-) Bin in der DDR aufgewachsen, immer berufstätig gewesen, links orientiert. In zweiter Ehe verheiratet, gehören zu meiner Familie drei Enkelinnen. Den Nick "Fleur de la coeur" hat seinerzeit meine Freundin Seelenblume ...
... wo die Menschlichkeit bleibt?

Du fragst ... - Antwort für Krishan



Dieser Text entstand ab Strophe 2 als Kommentar auf das Gedicht von Krishan
http://www.mystorys.de/b134223-Gedichte-Weisst-Du-Warum.htm

Seit seiner Frage ist einige Zeit vergangen, doch das Flüchtlings-problem ist noch immer hochaktuell.

Du fragst ...


Du fragst, warum so viele
auf ihr Herz nicht hören in der heut’gen Zeit,
stattdessen sich verschwören gegen all die Fremden,
die nach Deutschland fliehn? Warum sie, Hassparolen brüllend,
durch die Straßen ziehn? Ich weiß es nicht,
ich kann es nur vermuten. Vielleicht, weil sie gefräßig sind,

befürchten, auszubluten? Vielleicht, weil sie ihr Sein,
Identität, verscherbelt haben, an Medien, wo ein cooles Selfie
wicht'ger ist als Herzensgaben?


Vielleicht, weil's ihnen selber
ziemlich dreckig geht, kein Schulabschluss
und um Hartz 4 sich alles dreht ... Vielleicht, weil sie im Kopf
von braunem Bodensatz verführt und sich ihr Herz nicht mehr

um Menschlichkeit, um Mitleid rührt ... Ich weiß nur, dass die Fremden
eine neue Heimat suchen, so geben wir doch ab
ein Stück von unserm Kuchen! © fleur 2015

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Über den Autor

FLEURdelaCOEUR
"Der Lyriker bringt seine Gefühle zum Markt wie der Bauer seine Ferkeln."
Wilhelm Busch

Habe hier 2010 mit Gedichten begonnen, aber das meiste davon ist für mich inzwischen passé. Man lernt auch als Großmutter nicht aus ;-)
Bin in der DDR aufgewachsen, immer berufstätig gewesen, links orientiert. In zweiter Ehe verheiratet, gehören zu meiner Familie drei Enkelinnen.

Den Nick "Fleur de la coeur" hat seinerzeit meine Freundin Seelenblume für mich ausgesucht. Er hat nichts mit der Gestalt aus den Harry-Potter-Büchern Fleur Delacour zu tun.

Inzwischen bin ich im letzten Lebensquartal angelangt, da küsst mich die Muse nur noch selten. ;-(

mariewolf43@gmail.com

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Herbsttag Kluge Fragen, gute Antworten. Wenn jeder bereit ist ein bißchen abzugeben ist allen geholfen. Aber so weit muss man erst mal denken können in unserer heutigen Zeit, wo kleine Kinder schon zu Egoisten erzogen werden. Ira
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Das siehst du richtig, liebe Ira, aber Gott sei Dank betrifft es nicht alle Kinder. Dakota hat weiter unten ihre Enkeltöchter angeführt, die in Schuhkartons Geschenke für die Flüchtlinge sammeln und selber dabei große Freude empfinden, helfen zu können ...
Ganz lieben Dank für das große Geschenkpaket und
sonnige Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Danke für das "Sahnehäubchen" Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Makaveli Das gefällt mir sehr gut. Da wäre eine Rückseite für den Einband schön, mit einem durchgestrichenen Hakenkreuz (bzw dieses vorne und der Kuchen hinten) drauf, dann wäre doch mal nen richtig, richtig fettes Layout in Verbindung mit einem Inhalt!

Die erste Strophe geht rhytmisch in einem Stück runter, bei Strophe zwei und drei würde ich vielleicht noch ein bisschen nacharbeiten hier und da (das musst du sogar, denke ich - dieses Gedicht hat Perfektion verdient! ;) !!!) Ich würde beispielsweise S2Z2 schreiben "ich kann es nur vermuten", der Trochäus lässt es ein bisschen haken. Zum Beispiel. In Zeile sechs vielleicht noch das Komma weg. Aber wie gesagt: Das gefällt mir sehr, sehr gut. Die Strophen eins und vier sind bereits perfekt!

Peace
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Guten Morgen!
Da freue ich mich doch sehr, dass mal jemand Kritik anbringt und Verbesserungsvorschläge im Gepäck hat!
Zum Cover:
Das Tortenstück ist für mich auch nicht erste Wahl, habe bei meinen Fotos nichts Passenderes gefunden. Mir wäre sonst ein Schild mit einem durchgestrichenen Galgen, wie von Pegida mitgeführt, eingefallen, aber ich hätte es selber malen müssen ...
Zur Form:
Wie im Vorwort zu lesen ist, entstand es (ab Str. 2) ganz spontan als Kommentar für Krishan. Ich hätte ihn als normalen Fließtext schreiben können, doch der Rhythmus und die Reime ergaben sich wie von selbst, etwa im deutschen Schreibstil von Krishan, ohne sich an ein festes, durchgängiges Versmaß zu halten. Du kannst meinen O-Kommentar dort lesen.
Die 1. Str. habe ich später neu geschrieben, in Str. 3 ein wenig die Wortwahl geändert.
Auch deinem Vorschlag S2Z2 bin ich nun gefolgt.
Doch weiter bearbeiten möchte ich das Gedicht nicht, weil mir hier das Formale nicht so wichtig ist. Sonst hätte ich solche Wörter wie Selfie oder Hartz 4 nicht verwendet und mir sprachlich und im gesamten Aufbau mehr Mühe gegeben.
Danke, dass du dich so intensiv mit meinem Buch beschäftigt hast und für den Favo!
LG fleur

Vor langer Zeit - Antworten
Makaveli Naja, ich habe auch nicht gedacht, das du formelles ändern solltest. Man sollte die Dinge so sagen, wje man sie denkt, wenn jemand wirklich der Meinung ist, "Selfie" oder "Hartz 4" gehörten nicht in Gedichte, dann wäre er damit nicht im Recht, denke ich. Das wichtigste an Gedichten im Allgemeinen ist Eingängigkeit, denke ich, und die erreicht man eben, in dem man Sprache geschickt einsetzt. Nicht hochgestochen.

ich hatte tatsächlich nur an den Rhytmus gedacht, und der ist schon sehr wichtig, denke ich. Möglicherweise haut's ja mit der einen Änderung auch schon hin, ich muss es gleich nochmal lesen.

Bis denndann

Basti
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Ja, ich denke, solche Wörter wie "Selfie" oder "Hartz 4" sollte man für richtig gute gebundene Lyrik nicht verwenden. Und die Sprache muss auch nicht immer einfach sein, man kann durchaus Metaphern einsetzen, nur das Gedicht damit nicht überladen ... Da hat wohl jeder seinen eigenen Geschmack und seine Vorlieben. Ich habe mich schon in vielen Richtungen ausprobiert, mal besser, mal schlechter ... vom Sonett bis zum Pantun, oder auch gänzlich ungebunden. Dies ist gerade die Nr. 1000, ich schreibe seit 7½ Jahren.
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Makaveli Ich denke, das kann und sollte man durchaus, wenn man thematisch in die Richtung geht! Ich halte da auch absolut Worte wie "Arsch" (zum Beispiel) für machbar, das kommt ganz auf den Stil des Gedichtes an. Es gibt Gedichte, die schreibt man aus der Sicht anderer, da müsste man es unter Umständen sogar, wenn man authentisch bleiben will, es gibt ironisches, humoriges, wütendes, etc. Gerade bei gebundener Lyrik ist diese sprachliche Gelenkigkeit in meinen Augen oft ein Indiz für Qualität, weil man in ihr soviel mehr mitgeben kann, als nur Inhalt. Und eine Wortwahl aus dem Wolkenkuckucksheim beweist noch lange keine intelligente Gestaltung, sondern eher eine Einschränkung. Und die sollte man bei Gedichten nicht machen, denke ich. Um SEMANTISCH wirklich etwas zu schaffen, was eingängig sein kann.

Das kann man sich selber am Besten vor Augen führen, anhand einer absolut genialen Definition, die mir mal jemand für Semantik gab:

Die Lehre der Worthöfe.

Wir betrachten heutzutage leider Worte eher wie Fassaden, setzen sie nur ein, nach ihrem Sinn. Aber Worte haben eben immer auch eine sinnliche Bedeutung, und wenn man sie dann mal unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, die Straßen, die man bedeutet. Dann sieht man sie an und bemerkt: Da passt irgendwas nicht. Und mit diesen Unebenheiten, da kann ein Gedicht höchstens noch schön klingen. Mehr aber auch nicht. Und im Prinzip baut man sich solche Unebenheiten ganz automatisch ein, wenn man sich die Worte, die man Welt, nach ihrer vermeintlichen Salonfähigkeit vorgeben lässt.
Die richtigen Worte kommen einem, wenn sie einen finden, dann hat man etwas zu sagen. Und das sollte man auch genau so tun, wie sie es eben tun. Worte, nach denen man angestrengt sucht, verfälschen den Sinn eher, sie tun es praktisch automatisch. Ich bin mir bewusst, das diese Ansicht unter Dichtern und welchen die welche sein wollen und denen die mal welche waren nicht mehr allzu verbreitet ist. Ich würde trotzdem die kühne Behauptung aufstellen, das sie trotzdem eine richtige ist ;) Und wichtig!

Das wichtigste ist nämlich eigentlich ganz einfach: Du musst die Worte, wenn du mit ihnen umgehst lieben, und zwar heiß und innig. Und wenn du das tust, dann werden deine Worte auch dich lieben, ganz egal, welche du nun genau wählst und zu welchem Zweck. Und wenn Worte in den Reden über ihren Autor derart respektvoll sind, dann waren es immer die, die da genau so genau da hingehören.

Mit den Metaphern hast du übrigens absolut recht, deshalb verwende ich pro Gedicht auch immer nur genau eine ;) Und zeichne alle Pinselstriche, die ich anwende, in dieses Bild. Oder versuche es zumindest. Ich versuche alles, was sich bildhaft in einem Gedicht abspielt, innerhalb eines Rahmens unterzubringen. Wie das am Ende wirkt, das stellt sich dem Leser oftmals erst lange nach dem Lesen dar (da spreche ich jetzt aus meiner Erfahrung mit anderer Gedichten, die ich las), da fangen nämlich die Bilder, die man aufnimmt, oftmals im Nachhinein an, sich zu bewegen. Und das sind Augenblicke, in denen einem klar wird, was mit Worten eigentlich alles machbar ist.
Ich schreibe jetzt seit ca. 5 Jahren, dürfte ungefähr bei Nummer 650 angekommen sein und habe bisher zwei Bücher verlegen lassen, zum Dritten bin ich gerade dabei, mich aufzuraffen. Daher sind deine Verbesserungsvoschläge nochmal doppelt wertvoll und daher auch nochmal: Dankeschön!

Peace
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Dankeschön für die ausführliche Antwort, die Definition für Semantik finde ich auch genial.
LG fleur
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Mir geht es wie Peter. Erst schickt man Waffen in solche Länder und "zum Dank" kommen dann Heerschaaren, die alle sich an "Mutti´s" Brust in Danksagungen ergießen wollen. Das ist diese große "schizophrene" Logik der Großindustrie und der von ihnen abhängigen Politiker, die keine Ahnung haben, wie sie der Menschenflut Herr werden sollen.
Kabarettisten reden zwar immer davon, dass vor mehr als 25 Jahren sie mit 17 Mio. Flüchlingen zu "kämpfen" hatten, aber die brachten ja wenigstens ihr Land und ihre Unterkünfte mit.
Wenn ich die Bilder sehe, welche Strapazen man den Kleinsten der Gesellschaft zumutet, dann dreht sich einem wirklich das Herz um und Kuchen gibt es ja wohl zur Genüge......

Liebe Grüße
Bärbel
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