Mitten im tiefsten Ruhrpott
Eine kleine Anmerkung 
zum täglichen Wahnsinn, im Arbeitsleben einer " Frisöse", die zudem auch noch, in einem sozialen Brennpunkt arbeitet und dem was ihr teilweise, 
für einen der niedrigsten Löhne
in diesem Land,  
zugemutet und als selbstverständlich 
betrachtet wird.
3 Jahrzehnte tägliches Glücksgefühl im Friseursalon
Ich bin Friseurin
Ich bin in der Lage 
gleichzeitig 3 Kunden zu bedienen, zwischendurch unzählig, eingehende Telefonate anzunehmen
und nebenbei, nie enden wollende Fragen von herein kommenden Menschen
zu beantworten.
Es wird erwartet, die Preise für alle Dienstleistungen auswendig zu kennen,
und schnell noch mit der Vertreterin,
die Bestellung neuer Waren abzuwickeln.
Ich muss alle Sprachen 
mit allen Dialekten sprechen und
verstehen,
habe in allen Bereichen 
des Salons zu tun,
kenne jedes Produkt, 
seine Inhaltstoffe und Eigenschaften,
und kann genau 
auf die Minute sagen 
wann es lieferbar ist.
Des Weiteren bin ich verantwortlich 
für die Verspätung der Busse und Bahnen und nehme selbstverständlich 
freundlich lächelnd 
jede schlechte Laune, 
jeden unhöflichen Ton 
und jede Beleidigung hin. 
Natürlich dürfen die Kunden 
mich auch anschreien 
wenn ihnen danach ist.
Ich kann die Wünsche meiner Kunden von der Stirn ablesen, 
und weiß genau, 
ohne dass sie was sagen müssen, 
was ihr Geschmack ist.
Bett/ Schweißgeruch und Knoblauchfahnen 
gehören zu meinen Lieblingsdüften. 
Ich lächle mitfühlend 
und ersetze einigen Kunden 
zudem noch den Psychiater. 
Selbstverständlich kommen wir 
auf Wunsch auch an jedem Sonn- 
und Feiertag und könnten doch eigentlich auch Nachts arbeiten. 
Und wenn`s ganz eng wird 
stecken wir uns auch noch 
den Besen in den Hintern 
und fegen nebenbei die Haare weg.
Das alles, gehört mal mehr, mal weniger zu unserem Arbeitsalltag, oder wird teilweise von uns erwartet.
Ich bin Friseurin und muss meinen Beruf lieben, sonst hätte ich sicher schon lange das Handtuch geschmissen...