Kurzgeschichte
DIE GESCHICHTE VON KAROLINCHEN - Gemobbt

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"ADHS: Ein Leiden unserer Zeit?"
Veröffentlicht am 26. Juli 2015, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.
ADHS: Ein Leiden unserer Zeit?

DIE GESCHICHTE VON KAROLINCHEN - Gemobbt

vorwort

Was tut mensch nicht alles, wenn er seine Fantasie lenken möchte? Er sucht in alten Forum-Battles.


Fündig geworden bin ich bei FB 30 und dem Thema MOBBING.


Diese Wörter sind vorgegeben:


Katzenauge, Geld, Computer, hinterhältig, Nähmaschine, Tafel, Läufer, Luft, Egoismus, Schmutz,.

die geschichte von karolinchen

Sie ist ein hübsches kleines Mädchen und fällt ganz besonders durch ihre goldblonden Haare auf und durch ihre Augen, die den grünen Schimmer von KATZENAUGEN haben. Das sind Äußerlichkeiten, weswegen Karoline überall geliebt wird. Seit sie aber in die Schule gekommen ist, geht sie einen unvorstellbaren Leidensweg. Kein Schultag vergeht ohne Tränen, ohne Stress, ohne die üblen Beschimpfungen ihrer Mitschüler.

„Du bist dumm. Du kannst nicht mal die wenigen Worte von der TAFEL lesen, die wir schon gelernt haben.“

„Komm erst mal in die nächste Klasse. Dann wirst Du schon sehen, was da auf Dich zukommt.“

„Und dann störst du immer den Unterricht. Wir wollen aber lernen.“

Schließlich behandeln alle das kleine Mädchen wie LUFT.

„Herr und Frau S., wir raten Ihnen dringend, Ihre Tochter in die Förderschule zu geben. Wir haben nicht die Zeit, um uns um solch einen Zappelphilipp zu kümmern.“

„Wenden Sie sich doch bitte an einen Psychologen. Ihr Kind kann sich überhaupt nicht konzentrieren. Und mit ihrer

Unaufmerksamkeit stört Karo den gesamten Unterricht. Auf solche Kinder können wir keine Rücksicht nehmen.“

Die demütigenden Aussagen und der EGOISMUS der Lehrer kommen bei den besorgten Eltern nicht gut an. Und die Hänseleien der Kinder sind inzwischen zu einem erschreckenden SelbstLÄUFER geworden.

Karo leidet still, wehrt sich dagegen, in die Schule zu müssen. Sie bekommt Bauchweh, Kopfweh, mag nicht mehr essen, will nur noch daheim sein. Nun beginnt ein Ärztemarathon. Vom Heilpraktiker über den Hausarzt, den Kinderarzt, den

Kinderpsychologen, den Erziehungsberater und den Heilpädagogen führt der Weg. Schließlich der große Rettungsanker.

„Geben Sie Ihrem Kind versuchsweise Ritalin. Es hat sich inzwischen bei derartigen Fällen von Unkonzentriertheit und Zappelei bestens bewährt.“

Der weise Rat eines Fachmannes führt schließlich dazu, dass die kleine Karoline einfach ruhig gestellt wird. Sie ist nicht mehr auffällig. Die Fachleute haben ihre Pflicht getan und ihr GELD verdient. Die ewigen Hänseleien in der Schule sind zu Ende. Denken die Eltern! Die anderen Kinder spüren die Veränderung auch. Und ihre

Reaktionen sind HINTERHÄLTIG.

„He Karo, bleib weg. Wir wollen mit dir nicht mehr spielen. Du bist doch unser Dummchen.“

„Du kannst nicht mal richtig lesen. Und beim Nähen an der NÄHMASCHINE müssen wir dir den Faden einfädeln!“

„Sie hätten ihre Tochter doch besser in eine Förderschule geschickt. Zu langsam. Sie wird dem raschen Fortschritt der anderen nicht mehr gerecht.“

„Mami, ich will nicht mehr in die Schule. Alle sind böse zu mir.“

„Ihr Kind braucht dringend Nachhilfe. Sonst wird sie wohl am Jahresende nicht versetzt werden können.“

„Sie als Lehrer sollten mit unserer Tochter mehr Geduld haben. In den Ferien ist sie ein aufgewecktes, quirliges Kind, an allem interessiert. Aber sie ist anstrengend. Wir wissen das. Und ohne Ritalin geht es ihr viel besser.“

„Sie müssen nachmittags unbedingt mehr mit ihrer Tochter üben. Beim Lesen hat sie große Defizite und auch die Rechtschreibung ist eine Katastrophe.“

„Aber unser Kind braucht schon mehr als drei

Stunden für die Hausaufgaben. Und dann ist sie total erschöpft. Wir können ihr nicht mehr zumuten. Und mittlerweile ist sie auch meist appetitlos und hat schon deutlich abgenommen. Das ist doch nicht normal. Und lesen will sie gar nicht mehr. Wir sind verzweifelt.“


„Gehen Sie noch einmal mit ihr zum Kinderarzt.“

Wieder sitzen die Eltern mit Karoline beim Arzt. Die Eltern wollen nicht, dass ihre Tochter und deren Wesen noch länger in den SCHMUTZ gezogen werden. Sie haben den Kinderarzt gewechselt und jemanden gewählt, über den man sagt, dass er für

solche Fälle wie Karoline ein besonderes Händchen hat. Das Ritalin haben die Eltern aus einer gewissen Eigenverantwortung abgesetzt. Ihr Kind mag wieder essen und ist aus seinem Schneckenhaus erneut herausgekommen. Die Schulprobleme bestehen nach wie vor und ein Schulwechsel ist angedacht. Karoline soll auf alle Fälle geholfen werden.

In der Arztpraxis findet zunächst ein ausführliches Gespräch mit den Eltern statt. Karoline sitzt inzwischen über einem Blatt Papier und versucht, vorgedruckte Bilder auszumalen. Der Arzt beobachtet das Kind immer wieder und weist die Eltern auf die ständige, wechselnde Schiefhaltung des

Kopfes hin und auf die sehr schlechte Stiftführung beim Malen.

Dann bekommen die Eltern einen Zettel vorgelegt, den sie selbst lesen sollen. Der Text sieht merkwürdig aus. Wortbruchstücke, die bei Betrachtung keinen Sinn ergeben. Entfernt man die Lücken, wird der Text lesbar.

„So sieht Karoline alles Geschriebene. Gehen Sie bitte mit ihr zu einem Optiker, der in Optometrie ausgebildet ist. Beide Augen Karolines arbeiten nicht zusammen. Sie wird dann eine Brille speziell für ihr Problem erhalten. In der Folge wird sich in Karolines Leben viel verändern.“

Die Eltern setzen sich zu Hause an ihren COMPUTER und informieren sich gründlich. Dann ist es soweit.

Karoline hat eine spezielle Brille bekommen. Sie ist zu einem fröhlichen, aufgeschlossenen Kind geworden. Ihre Hausaufgaben meistert sie inzwischen gut. Auch mit der längeren Konzentration beim Lernen in der Schule geht es in kleinen Schritten voran. Die Lehrer wurden in Karos Problem eingeweiht und unterstützen das Kind. Es hat erneut Vertrauen gefasst und sogar in der Klasse erste Freunde gefunden.

©HeiO 03-07-2015

Mehr zu Optometrie siehe Wikipedia. Ich bin

selbst von diesem Sehfehler betroffen. Bei mir hat es sich anders entwickelt, weil ein Schiefstand des Atlaswirbels mit all seinen Auswirkungen dazu kam. Ein einfacher Selbsttest: Versuche, den Zeigefinger aus Armlängenentfernung zur Nasenspitze zu führen und dabei immer auf die Fingerspitze zu schauen. Es darf nur EIN Finger sichtbar sein. Dann ist alles okay!

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Hörbuch

Über den Autor

NORIS
Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.

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Herbsttag Leider, wie du ja selber weißt, in unserer leistungsbezogenen Zeit, kein Einzelfall. Mein Partner sagt immer: es gibt prozentual mehr schlechte Ärzte und Lehrer, als schlechte Schlosser. Recht hat er! Die Ärzte haben keine Zeit mehr und die Lehrer sind keine Respektspersonen. Ich bin froh, dass ich in einer Zeit zur Schule ging, in der Lehrer noch persönlichen Ehrgeiz entwickelt haben und immer wußten, wie die Schüler miteinander umgehen. Danke und liebe Grüße Ira
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Du sprichst ganz in meinem Sinne, liebe Ira. Wir hatten aber auch von zuhause eine andere Erziehung ... vielen DANK!
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Herbsttag Da hast du recht, das ist das A und O. Wie sollen aber Eltern, die selber "verzogen" sind, Kinder erziehen? Danke für die Münzen. Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Tintenklecks hey, das ist ja mal eine hilfreiche Geschichte. abgesehen vom Leidensweg der Kleinen. Da zeigt sich, wie einfach die Lösungen sind. Und es zeigt sich, wie oberflächlich Ärzte und wie gleichgültig und ungebildet Lehrer sind. Eigentlich sollten die Lehrer besser Bescheid wissen und die Eltern beraten können und nicht abweisen.
lg der Tintenklecks
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Da bin ich auch ganz Deiner Ansicht!
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Sehr beeindruckend geschrieben, liebe Heidemarie.
Ich denke dabei an früher ("Du immer mit deinem früher", sagt mein
Mann), was da die Kinder mitmachen mussten, weil es noch keine
"gescheiten" Ärzte gab. Außerdem hat man sich auch nicht so viel
Mühe damit gegeben - ich denke da an meine eigene Kindheit ...
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Ja früher ... hab ich auch schon gedacht ... und dass unsere Nahrung nicht so versaut war, die Eltern sich trotz allem vermutlich mehr mit ihren Kindern sinnvoll beschäftigt haben ... und ... und ...
Danke und noch einen schönen Nachmittag
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Da ich selbst 16 Jahre lang mit "solchen" Kindern gearbeitet habe, brodelt es bei diesem Thema natürlich in mir.
Sicher, es gibt ADS / ADHS aber wie schnell werden unruhige Kinder in diese Schublade gesteckt, ohne genau hinzuschauen.
Wie man an deinem Beispiel sieht, gibt es viele Ursachen für die "Zappelei" und doch ist es oft ganz allein die Lebensweise der Familien...
Ach, ich könnte Bücher füllen ... (Aber keine Angst, ich mach es nicht :)))))
Lieben Gruß Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Ich gebe Dir Recht, zumal ich selbst auch einschlägige Berufserfahrung in diesem Bereich habe ... grundsätzlich ist die Lebensweise im Elternhaus entscheidend, das Vorbild der Eltern selbst ... aber es gibt eben auch diesen medizinischen Grund. Schwierig, die einzelnen Aspekte auseinanderzuhalten und die echten Ursachen zu erkennen. Auch Ernährung spielt bekanntlich eine wesentliche Rolle.
Ich glaube, wir verstenen uns. Ich wollte nur auf einen nicht unwichtigen Aspekt hinweisen.
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
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