Religion & Glaube
Das Ende aller Dinge - Ein Brief an einen Freund

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"Ein kleiner Essay, der nicht so recht in eine Katergorie passen will"
Veröffentlicht am 15. Februar 2015, 12 Seiten
Kategorie Religion & Glaube
© Umschlag Bildmaterial: Danussa - Fotolia.com
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Über den Autor:

In mir spiegeln sich so manche Dinge. Manche werden zu Worten. Manche bleiben ein Geheimnis und ich lebe mitten darin.
Ein kleiner Essay, der nicht so recht in eine Katergorie passen will

Das Ende aller Dinge - Ein Brief an einen Freund


Mein Freund, ich erhielt dieses Bild von dir, um darin nach Worten zu schürfen. Gern will ich deinen Bildtitel „Das Ende aller Dinge“ über die Worte, die zu Tage kamen, stellen. Jedes Bild enthält Worte, da gibt es keine Ausnahme. Im Grunde ist es ganz einfach. Jeder Blick durch unsere Augen, und damit jedes Bild, löst Emotionen beim Betrachter aus. Nicht jedem gelingt es, sich auf seine Emotionen einzulassen. Geht man das Wagnis, dieses Abenteuer ein, dann finden sich die Worte, wie von selbst. Du siehst, es gibt kein großartiges

Geheimnis hinter meinen Worten; ich bin kein Medium, dem sie jemand zugeflüstert. Lach, nur unter einer Bedingung - jeder mag (s)ein Medium sein.

„Das Ende aller Dinge“ – was für eine Bildtitel. Ich könnte jetzt über das Wegwerfen der Dinge nach ihrem Gebrauch philosophieren. Dinge haben einen Nutzen und wenn sie nicht mehr nützen, was dann? Ich könnte über die Vergänglichkeit der Dinge im Allgemeinen philosophieren. Nichts wärt ewig. Wer wollte das bestreiten. Ein Mensch kann es jedenfalls nicht.

Alle Dinge haben ein Ende, auch der Mensch. Ist der Mensch damit ein Ding? Ein Ding nur in einem riesigen Kosmos? Es wird wohl so sein. Dennoch unterscheidet sich der Mensch von anderen Dingen, weil er über sich und die Dinge, die ihn umgeben, nachdenkt. Ich denke über dein Bild ja auch nach. Das Fahrrad hat wohl kaum über sein Ende nachgedacht. Obwohl, es gibt Religionen, die alles für beseelt halten. Dann sage ich mal lieber, das Fahrrad hat sich sein Ende so nicht vorgestellt, bereitet hat es ihm ja auch ein Mensch. Umgangssprachlich beseelen wir damit die kläglichen Reste aus Blech. Fühlen

wir mit dem Fahrrad, weil wir gleichfalls so nicht behandelt werden wollen? Kein Abschieben, kein Wegwerfen, wenn das Ende des Dinges mit Namen Mensch kommt.

Das Ende der Dinge, die Gedanken darüber, sie eilen zu alten Fahrrädern hin oder irren im Universum umher. Das Universum, auch so ein Ding, welches ein Ende haben soll. Ein eiskaltes, finsteres Ende nach unendlicher Ausdehnung. Ein Ende, in dem selbst die Elementarteilchen zerfallen. Alternativ das Schrumpfen auf einen Feuerball. Alles stürzt in seinen Ursprung zurück, die Dinge erleiden darin ein wahrlich

feuriges Ende. Es sind Modelle der Astrophysik, das Ergebnis von Berechnungen, die nur Dimensionen kennen, die so groß oder so klein sind, dass sie sich den Menschen nicht erschließen. Fahrräder kommen darin nicht vor. Eine göttliche Alternative ebenso wenig. Vielleicht ist das Sein ganz anders als wir denken.

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne, sagt Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“. Wo ein Ende ist, da mag ein Anfang sein. Ewig ein Ende und ewig ein Anfang. Ist das ein Schreckensszenario? Für östliche Religionen ist dieser Glaube vertrauter Alltag. Man lebt nur einmal

(YOLO sagt die Jugendsprache) und dann kommen das Paradies oder die Hölle. Wäre eine solche Vorstellung angenehmer? Es muss jeder für sich selbst entscheiden.

Das Ende der Dinge kommt gewiss. Für das Fahrrad auf dem Bild ist dieser Zustand erreicht. Mag sein, es zerfällt am Straßenrand langsam in seine Bestandteile. Mag sein, aus Gnade räumt es jemand zur Seite und sein Weg könnte in einer Stahlschmelze enden. Sein feuriges Ende als Ding.

Unser Ende ist noch nicht erreicht, niemand kennt es, Gott sei Dank, mag

der nun existieren oder nicht. Es wird uns das enthüllen, was wir gewünscht haben zu wissen über das Ende der Dinge. Vielleicht gibt es ein letztes Feuerwerk der Neuronen, köpereigene Opiate bescheren uns den letzten Rausch. Vielleicht liegt dem Ende der Dinge doch ein Zauber inne und der Rausch währt ewig und in allen Universen…

Mein Freund, ich bin mir sicher, dass du solche Worte nicht zu deinem Bild erwartet hast. Du hast keine Wahl. Lach, es gibt keine andern. Der kleine Essay ist ein Ding, dessen Ende nun erreicht ist. Mich hat das Thema verzaubert, nicht nur an seinem Anfang und ich hoffe, der

Zauber ist übertragbar. Sei für heute herzlich gegrüßt Die Worte: © Tusitala (Februar 2015) Das Bild: © Angelo Zitto (2015)



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Tusitala
In mir spiegeln sich so manche Dinge. Manche werden zu Worten. Manche bleiben ein Geheimnis und ich lebe mitten darin.

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Himbeere In Deinem Regal habe ich gerade Dein Buch entdeckt- und mich über Deine Worte sehr gefreut. Dieses Erleben udn die Gedanken, die wohl uns Menschen so innewohnen.Schon als Kind sinnierte ich bildhaft inspiriert, ab welchem Punkt wohl die Unendlichkeit beginnen mag, oder ob Endlichkeit und Unendlichkeit vielleicht doch unvereinbar sind. Und bin froh, daß es doch auch einen Alltag gibt, in dem das nicht unmittelbar relevant erscheint . :) LG Himbeere
Vor langer Zeit - Antworten
Tusitala Solche Gedanken mögen für den Alltag nicht relevant sein. Dennoch sollten sie gedacht werden, weil sie den Menschen ausmachen.
Danke für deine Lesezeit.
Liebe Grüße Tusitala
Vor langer Zeit - Antworten
paulkarl Hallo Tusitala,
zufällig habe ich wieder mal reingeschaut - und gleich so einen tiefsinnigen Text gefunden! Danke!
Sind wir wirklich nur so ein Ding wie das alte Fahrrad? Und der ganze Kosmos auch? Alles sinnlos? Ohne Hoffnung?
Von selbst ist weder das Fahrrad noch das Universum entstanden, auch nicht wir Menschen - deshalb hoffe ich.
LG Paul Karl
Vor langer Zeit - Antworten
Tusitala Lieber Paul Karl,
es freut mich, dass du dich so mit dem Text beschäftigt hast. Die Hoffnung, dass das Universum kein Zufall ist, die haben wohl viele.
Warten wir es ab.
LG und dir ein schönes Wochenende
Tusitala
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer hallo tusitala,
man kann über alles philosophieren, und ist es die kleinste kleinigkeit wie die fliege an der wand
oder manch belanglose mit worten so beschreiben , das es zur wichtigkeit wird .
man könnte auch den laternenmast oder den da stehenden eimer sein augenmerk geben , aber es war das fahrrad ,
und dieses ist dir gelungen

gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
Tusitala Lieber Rainer,
dein Lob freut mich sehr. Natürlich ist alles ein wenig mit einem Augenzwinkern geschrieben.
LG am Abend Tusitala
Vor langer Zeit - Antworten
mohan1948 Eine immer wieder auftauchende Frage! Gern gelesen
liebe Grüße
Hannelore
Vor langer Zeit - Antworten
Tusitala Liebe Hannelore,
danke. Ich hab's auch gern geschrieben. Der angesprochenen Freund hat es nun auch gelesen und war positiv, was will ich mehr.
LG am Abend Tusitala
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Der Titel deiner philosphischen Gedanken erinnerte mich sofort an Kant.
"Es ist nichts beständig als die Unbeständigkeit."

Diese Reste eines Fahrrads stören in erster Linie die Ordnung, weil sie auf einer sauberen Straße liegen. Man sollte sie zum nächsten Schrottplatz schaffen und so ihrem Wiederverwertungskreislauf zuführen.
Für uns Menschen ist jedoch ein solcher nach meiner Weltanschauung nicht vorgesehen.

Lieben Gruß in deinen Sonntag
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Tusitala Liebe Fleur,
so eine Ordnung ist von Menschen gewollt. Das Fahrrad, es wird wohl jemand seiner Bestimmung zuführen. Aber was ist Bestimmung?
LG am Abend, Tusitala
Vor langer Zeit - Antworten
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