Fantasy & Horror
GHOST WALKER - Flüstern der Schatten

PROLOG

Mit dem Tod kam immer die Kälte.

Mein Atem gefror in der Luft und Frost schien sich auf meiner Haut zu bilden. Es brannte wie arktisches Feuer - ein Feuer aus reinem, kaltem Eis.

Dann kamen die Stimmen. Eine endlose Flut aus Stimmen, die unablässig in meinem Kopf flüsterten und summten. Wann immer sich das Tor zwischen dieser Welt und dem Jenseits öffnete, schien es mir, als würden die Stimmen aller verlorenen Seelen in meinem Kopf spuken.

Migräneanfälle waren da unvermeidlich. Aber der Schmerz war erträglich. Anders als die Gefühle.

Kurz bevor ein Geist vor mir erschien, konnte ich all seine Gefühle spüren - Wut, Schmerz, Hass, Trauer, Liebe, Sehnsucht. Und weil ihre Gefühle alles sind, was ihnen geblieben ist, sind ihre Emotionen sehr viel ausgeprägter als unsere. Hundertmal verstärkt. Für einen Menschen kaum auszuhalten. Es fühlte sich jedes Mal an, als würde ich frontal von einem Tsunami erfasst und mitgerissen werden. Das hielt etwa

drei Sekunden an, doch es war die Hölle. Ich war taub gegen alles, wehrlos, starr und kurz davor zusammenzubrechen. Drei Sekunden lang.

Dann war alles vorüber.

Und ich sah ihn.