Kurzgeschichte
Tanz der Worte - ursprünglich ein Brief an eine Dichterfreundin

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"Tanz der Worte - ursprünglich ein Brief an eine Dichterfreundin"
Veröffentlicht am 13. April 2007, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Die Ahnung, das Gefühl, der Reiz eines Augenblicks sickert in mein Herz und bildet aus tränenreichen Worten einen See, der, wenn er überläuft, in Kaskaden, Verse schmiedet, die zum Verstand fließen wie ein weiser Strom und sich ins Meer ergießen. Die Hand ist sein Delta, Schreibt auf, was der Fluss von seiner Reise erzählt. (Roland Pöllnitz)
Tanz der Worte - ursprünglich ein Brief an eine Dichterfreundin

Tanz der Worte - ursprünglich ein Brief an eine Dichterfreundin

Beschreibung

später eingearbeitet in die Reiseerzählung "Wolkendrache" - über eine Reise nach Kyrgyzstan, der Begegnung mit dem Issy-Kul, den Bergen des Tian Shan und den sagenhaft gastfreundschaftlichen Menschen dort. Und - der unverhofften Bekanntschaft des Dichters Tschingis Aitmatow.

Tanz der Worte

Müde und abgespannt hatte Martina sich zurückgezogen in ihr Schlafgemach, um ein wenig zu ruhen. Völlig nackt lag sie mit ihrem makellosen Elfenbeinkörper auf ihrem Bett. Noch flatterten ihre Lider ein wenig, doch schon einige Augenblicke später fiel sie in einen tiefen Schlaf und sie begann zu träumen... Phantastische Wolken aus Wortkristallen schwebten sanft in die Stille des Raumes hinein. Wie Schneeflocken lösten sich die Worte aus den Wolken, verwandelten sich in zauberhafte Schmetterlinge, die den schlafenden Leib ihrer Seele umflatterten. Ihr kaum vernehmbarer Flügelschlag bewirkte einen so zarten Hauch auf der Haut der Schlafenden, so dass die hauchfeinen Fasern der Seelenhülle sich dem Flügelschlag entgegen streckten. Als die Wortschmetterlinge sich auf die schlafende Seele setzten, zerfielen sie in winzige Buchstaben. Auf der Alabasterhaut der Seele machte sich ein leichtes Frösteln bemerkbar.
Immer noch schlief sie und träumte ihren süßen Traum. Ihr gesamter Körper war nun über und über mit winzigen Buchstaben bedeckt, die anfingen, Menuette zu tanzen: didididi, dada, da dididi da. Mit ungeheurer Leichtigkeit vollzogen sie ihre Schritte und verursachten damit ein traumhaftes Kribbeln, das von den Zehen und Fingern der Seele immer weiter bis zu den Zentren der Lust hinauf wanderte. Die Schlafende wagte nicht, sich zu bewegen. Just verschmolzen einzelne Buchstaben zu Worten gingen über zu einem zünftigen Csárdás. Heiß und kalt lief es der Seele über den Rücken. Ihr gesamter Körper schien vor Lust zu vibrieren, der glatte Bauch, die zarten Knospen ihrer Brüste, ihr wohlgeformter Hintern, ihre warme, weiche Feuchtigkeit. Immer ausgelassener wurde der Tanz der Worte, die sich letztendlich zu wunderbaren Sätzen zusammen taten und in das Innerste der Seele eintraten. Ihr Körper fing an, im Rhythmus der springenden Sätze zu erbeben, sich zu verkrampfen, bis er letztendlich in einem heftigen, lustvollen Stöhnen aufwachte. Die erweckte Seele umarmte die wunderbaren Worte, assimilierte sie gleichwohl durch ihr heftiges Atmen. Dankbar und zufrieden schmiegte sie sich in ihre Kissen...
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Hörbuch

Über den Autor

Rajymbek
Die Ahnung, das Gefühl, der Reiz eines Augenblicks sickert in mein Herz und bildet aus tränenreichen Worten einen See, der, wenn er überläuft, in Kaskaden, Verse schmiedet, die zum Verstand fließen wie ein weiser Strom und sich ins Meer ergießen. Die Hand ist sein Delta, Schreibt auf, was der Fluss von seiner Reise erzählt. (Roland Pöllnitz)

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Mondnebel Klasse - Sehr schön, wäre auch beinahe geschmolzen. Es knistert posthum, toll geschrieben, kann nicht mehr dazu sagen.
Lg
Mondnebel
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek Re: Tanz der Worte - Liebe Marianne,

es gibt Dinge in meinem Leben, die mich besonders beeinflussen: das sind Zärtlichkeiten und zärtliche Worte. Diese haben mich zu diesem Text inspiriert.

Lg Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Dragonfly *deleted* Re: Danke -
Zitat: (Original von Rajymbek am 13.04.2007 - 21:55 Uhr) Hallo Stefan,

es freut mich, dass es dir gefällt. Erotik gehört zu unserem Leben. Weshlab also nicht auch darüber schreiben?


Genau richtig!
Aber den Dreh zu finden, Emotionen auszulösen, die Traummaschine anzuwerfen und das ohne diese vulgären Floskeln die jeder andere benutzen würde: das verdient meinen Respekt.
Und den hast Du.
Gruss Stefan
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek Danke - Hallo Stefan,

es freut mich, dass es dir gefällt. Erotik gehört zu unserem Leben. Weshlab also nicht auch darüber schreiben?

LG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
MarianneK Tanz der Worte - Wow Roland, da bleibt mir doch glatt sie Luft weg.
Erotik pur, aber wunderschön geschrieben.
Lieben Gruß Marianne
Vor langer Zeit - Antworten
Dragonfly *deleted* Pur! - Erotik pur!
So kommt man auch ohne vulgäre Worte aus!
Habe es genossen.
Mehr davon!
Grüsse aus Ostfriesland
Stefan
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