Beschreibung
später eingearbeitet in die Reiseerzählung "Wolkendrache" - über eine Reise nach Kyrgyzstan, der Begegnung mit dem Issy-Kul, den Bergen des Tian Shan und den sagenhaft gastfreundschaftlichen Menschen dort. Und - der unverhofften Bekanntschaft des Dichters Tschingis Aitmatow.
Tanz der Worte
Müde und abgespannt hatte Martina sich zurückgezogen in ihr Schlafgemach, um ein wenig zu ruhen. Völlig nackt lag sie mit ihrem makellosen Elfenbeinkörper auf ihrem Bett. Noch flatterten ihre Lider ein wenig, doch schon einige Augenblicke später fiel sie in einen tiefen Schlaf und sie begann zu träumen... Phantastische Wolken aus Wortkristallen schwebten sanft in die Stille des Raumes hinein. Wie Schneeflocken lösten sich die Worte aus den Wolken, verwandelten sich in zauberhafte Schmetterlinge, die den schlafenden Leib ihrer Seele umflatterten. Ihr kaum vernehmbarer Flügelschlag bewirkte einen so zarten Hauch auf der Haut der Schlafenden, so dass die hauchfeinen Fasern der Seelenhülle sich dem Flügelschlag entgegen streckten. Als die Wortschmetterlinge sich auf die schlafende Seele setzten, zerfielen sie in winzige Buchstaben. Auf der Alabasterhaut der Seele machte sich ein leichtes Frösteln bemerkbar.
Immer noch schlief sie und träumte ihren süßen Traum. Ihr gesamter Körper war nun über und über mit winzigen Buchstaben bedeckt, die anfingen, Menuette zu tanzen: didididi, dada, da dididi da. Mit ungeheurer Leichtigkeit vollzogen sie ihre Schritte und verursachten damit ein traumhaftes Kribbeln, das von den Zehen und Fingern der Seele immer weiter bis zu den Zentren der Lust hinauf wanderte. Die Schlafende wagte nicht, sich zu bewegen. Just verschmolzen einzelne Buchstaben zu Worten gingen über zu einem zünftigen Csárdás. Heiß und kalt lief es der Seele über den Rücken. Ihr gesamter Körper schien vor Lust zu vibrieren, der glatte Bauch, die zarten Knospen ihrer Brüste, ihr wohlgeformter Hintern, ihre warme, weiche Feuchtigkeit. Immer ausgelassener wurde der Tanz der Worte, die sich letztendlich zu wunderbaren Sätzen zusammen taten und in das Innerste der Seele eintraten. Ihr Körper fing an, im Rhythmus der springenden Sätze zu erbeben, sich zu verkrampfen, bis er letztendlich in einem heftigen, lustvollen Stöhnen aufwachte. Die erweckte Seele umarmte die wunderbaren Worte, assimilierte sie gleichwohl durch ihr heftiges Atmen. Dankbar und zufrieden schmiegte sie sich in ihre Kissen...