Kurzgeschichte
Weihnachtsklänge

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"Weihnachtsklänge"
Veröffentlicht am 06. Dezember 2014, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Weihnachtsklänge

Weihnachtsklänge

Weihnachtsklänge Nun ist es mal wieder so weit. Weihnachten steht vor der Tür mit seinem Stress, Hektik, aber auch stimmungsvollen, leisen und schönen Momenten. Es ist der Samstag vor dem 1. Advent. Heute will ich endlich meine Weihnachtsdekoration anbringen. Von überall her leuchten mir schon die Lichter auf Tannen und funkelnde Sterne entgegen. Da überkommt mich doch das schlechte Gewissen. Ich hab ja noch gar nichts

gemacht!!! Doch in diesem Jahr möchte ich es in schöner Stimmung und festlicher Weihnachtsmusik tun, das habe ich mir fest vorgenommen. Rasch gucke ich meine CDs durch und werde auch schnell fündig. Eine Weihnachts-CD vom Bläserchor der Heilsarmee. Erinnerungen kommen aus meiner Gastronomiezeit,auf, als die Heilsarmee mit der Sammelbüchse durch die Lokale ging. Ich mochte die nette Dame, die immer ein freundliches Wort für jeden hatte, und so fiel mein Obolus immer etwas großzügiger aus. Zu Weihnachten schenkte sie mir dann diese CD. - Eine schöne Erinnerung.- Ein

Blick darauf sagt mir, dass es genau zu meinem heutigen Vorhaben passt. Also jetzt Schmuck vorgeholt, CD eingelegt und der Bläserchor beginnt mit „Jingel Bells“. Leise summe ich vor mich hin. Da ertönt ein lautes Scheppern aus dem Hausflur und zerstört jäh die trauliche Stimmung. Also wie Glocken klang es eben nicht gerade. Vorsichtig luge ich aus der Wohnungstür. Da steht auch schon meine Nachbarin Frau Meyerdierks schwer atmend vor mir. Irgend etwas scheint mit ihrem Gesicht los zu sein. Es ist so eingefallen. „Ist was passiert? Was hat denn da so gescheppert?“ frage

ich. „Ach mir ist das Fahrrad ausgerutscht, als ich es die Kellertreppe runter getragen habe.“ - Frau Meyerdierks ist 86 und stolz darauf, alles noch alleine machen zu können. Ich empfinde es als Unvernunft. „Und warum haben sie nicht geklingelt? Ich hätte es doch für sie gemacht!“ Und sofort stoße ich auf Widerstand. „Nein, ich tu das lieber selber machen, ich tu mich nicht gerne auf andere verlassen. Und jetzt sehe ich erst, warum ihr Gesicht so eingefallen ist. „Ist irgend etwas mit ihren Zähnen?“ frage ich vorsichtig? Sie guckt mich völlig entgeistert an. Dann führt sie ihre

Hand an den Mund. „Hab ich die nicht drin?Oh wie tut mich das peinlich sein. Die habe ich heute morgen ins Bad gelegt und vergessen sie wieder rein zu setzen. Jetzt war ich schon einkaufen und der Postbote hat mich heute morgen auch schon so gesehen. Nein, wie ist das schrecklich!!“ Ihr Gesicht ist jetzt ganz rot angelaufen und ich sorge mich etwas um ihren Blutdruck. Postboten,denke ich so bei mir, werden in ihrem Beruf wohl schon so einiges gesehen haben. Doch nun ist sie nicht mehr zu bremsen. „Stellen sie sich mal vor, was mir gestern passiert ist. Ich bin doch glatt in

der Wohnung über den Teppich gestolpert und mit dem Kopf an den Türpfosten geknallt. Danach hatte ich den ganzen Tag schreckliche Kopfschmerzen “. Jetzt war ich doch ehrlich besorgt. „Was halten sie denn mal von einem Notruf, den man sich um den Hals hängt. Wenn dann mal was sein sollte, kommt wirklich ziemlich schnell Hilfe. Sie wissen ja nicht, ob das Telefon immer in Reichweite ist.“ Da hatte ich aber was gesagt! „Um Gotteswillen, wenn ich so was erst einmal habe, dann bin ich alt!“ entrüstet sie sich. Irritiert guck ich sie an . „Frau

Meyerdierks, wann wollen sie dann eigentlich alt werden.? Haben sie vergessen, dass sie 86 sind?“ Nun muss sie doch grinsen. Dabei blitzt ein etwas gelblicher einzelner Zahn in ihrem unteren Mundbereich auf. Aber sie war noch nicht fertig. „Haben sie eigentlich schon gehört, dass die Anni von oben schon wieder im Krankenhaus war? Der haben sie aus'm Kopp ein Gewächs raus geholt. Aber sie war nur 2 Tage drin. Und stellen sie sich mal vor, die tut ja noch bei ihrem Sohn putzen. Sie hat gesagt, der tut sonst in seinem Dreck umkommen. Und kaum war sie aus dem Krankenhaus, da hat sie oben wieder seine Bude sauber gemacht.

Die wird einfach nicht schlau. Dabei tut der sie behandeln wie den letzten Dreck. Neulich, ausgerechnet, als ich mein „Sturm der Liebe“ geguckt habe, hat sie bei mir geklingelt. Sie ist einfach rein gekommen, hat sich in den Sessel geschmissen und dauernd an ihrem Handy rum gedrückt. „Was tun sie denn da immer rumdrücken?“ habe ich ihr gefragt. „Na, ich muss doch gucken, ob mir jemand geschrieben hat.“ Dann hat sie mir erzählt, dass sie den ganzen Tag fürchterliche Kopfschmerzen gehabt hätte. Na, da war sie ja bei mir richtig! „Das tut ihnen gar nichts schaden!“ habe ich

zu ihr gesagt. „Wieso tun sie bei ihrem Thomas auch immer noch putzen! Ich werde sie jetzt mal was sagen, ihre Kopfschmerzen kommen nur von ihre Blödheit her und von nichts anderes!“ Ein triumphierendes Lächeln macht sich in ihrem Gesicht breit , wobei der einzelne Zahn wieder kurz aufblitzte. „ Da hat sie dann gar nichts mehr gesagt.“ Ich bin sprachlos und beeindruckt ob dieser Weisheit. In Verbindung mit Dummheit hatte ich Kopfschmerzen bisher noch nie gebracht. Im Hintergrund ertönt aus meiner Wohnung gerade „Süßer die Glocken nie klingen“. Das erinnert mich doch wieder an mein heutiges Vorhaben, meine

Dekoration fertig zu stellen. Ich wünsche Frau Meyerdierks noch einen schönen Tag und erinnere sie daran, ihre Zähne wieder einzusetzen. Aufatmend schließe ich die Tür und versuche mich erneut in eine weihnachtliche Stimmung zu versetzen. Doch das will mir partout nicht gelingen. Leise spielt der Bläserchor „Maria durch den Dornwald ging. Doch ich bin ja Gott sei Dank nicht Maria.

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Brigitte

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Luap So mitten aus dem Leben mit einer Prise Humor, das gefällt mir... ich bin ja immer wieder erstaunt, was Frauen so einander erzählen...
Und mit dem Schlusssatz hast du mich dann endgültig zum Lachen gebracht... :-)))

Liebe Adventsgrüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Das freut mich ganz besonders lieber Paul, dass du lachen konntest. Und ich kann dir nachfühlen, dass du erstaunt bist. Ja Frauen sind schon ab und an merkwürdige Wesen Lach
Dir wünsche ich noch eine schöne Adventszeit Liebe Grüße Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Lange nichts von Dir gehlesen, liebe Brigitte, und dann gleich wieder so eine herrlich aus dem Leben gegriffene Geschichte.

Ich wünsche Dir einen schönen 2. Advent.
Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Danke liebe Bärbel. Stimmt ich war lange nicht hier. Mir sind die Ideen abhanden gekommen. Aber jetzt will ich mich doch wieder ein wenig mehr betätigen. Ich wünsche dir noch eine schöne Adventszeit Mit lieben Grüßen Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
Rehkitz Nein liebe Brigitte, Du bist nicht Maria. Die Dornenwälder haben wir hoffentlich hinter uns gelassen. lach
Eine sehr schöne Anekdote Aus dem Alltag, die ich sehr gerne gelesen habe.
Dir einen schönen 2ten Adventssonntag,
Mit ganz lieben Grüßen Theresia
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Guten Morgen meine liebe Theresia, ich danke dir für deinen Besuch bei mir. Ja du hast recht, die Dornenwälder haben wir Gott sei Dank hinter uns gelassen. Dir alles Liebe zur Weihnachtszeit Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Auf recht amüsante Weise stimmst Du auf Weihnachten ein, liebe Brigitte. Aber wenn das so weiter gehen sollte, dann wirst Du froh sein, wenn Weihnachten vorbei ist, bevor Du doch noch durch einen Dornenbusch musst.
Ich habe den Eindruck, Du hast dich beim Schreiben köstlich amüsiert, was sich auf mich übertragen hat. - LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Ja lieber Fred, du kennst mich ja und weißt, dass ich mich selbst beim Schreiben köstlich noch amüsiert habe. Doch ich hoffe nicht, dass ich noch durch den Dornenbusch muss. Dir noch ein schönes Wochenende und herzlichen Dank für deinen Besuch.
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Da hat man es nicht so leicht mit der vorweihnachtlichen Stimmung ....
Deine humorvolle Schilderung gefällt mir sehr, liebe Brigitte!
Ich wünsche dir noch eine schöne Adventszeit und frohe Weihnachten!
Wir verreisen nächste Woche in den Süden.
Liebe Gruße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
Brigitte Ganz lieben Dank liebe Fleur für deinen lieben Besuch. Wir sehen uns ja jetzt immer so selten. Fütr deine Reise wünsche ich dir natürlich viel Spass und Freude. Und Weihnachten im Süden ist ja auch mal was ganz anderes. Alles Liebe für dich Brigitte
Vor langer Zeit - Antworten
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