Humor & Satire
Das Brillendilemma

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"Das Brillendilemma"
Veröffentlicht am 25. November 2014, 10 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Das Brillendilemma

Das Brillendilemma

Das Brilletragen kann einem gehörig auf die Nerven gehen. Hin und wieder stehe ich morgens an der Bushaltestelle, starre mit verkniffenen Augen auf die dort angebrachte Uhr und wenn die Zeiger sich partout nicht scharf stellen wollen, merke ich, dass ich meine Brille auf dem Nachttisch liegen lassen habe. Kann einem das Ding nicht einfach überallhin folgen, wie es die Katze tut? Wenn es darum geht, die Ersatzaugen zu suchen und sie schließlich an den unmöglichsten Stellen zu finden, klappt es ja auch schon ganz gut, was das Imitieren unseres Stubentigers angeht. Nicht, dass ich sie je dorthin gelegt hätte, nee nee, die wandert schon von ganz allein durch

die Gegend und versteckt sich. Einfach, um mich zu ärgern. Ähnlich wie die Butter im Kühlschrank mit ihrem Tarnschild, den nur Frauenaugen durchblicken können. Dann ist da diese Sache mit den Krümeln. Ich nehme also die Brille aus dem Etui, wische mit dem Mikrofasertuch über die Gläser und setze sie auf. Es dauert keine zwei Minuten, dann macht sich der erste seltsam unscharfe Fleck in meinem Sichtfeld bemerkbar. Ich nehme die Brille ab und betrachte die Gläser, die aussehen, als hätte jemand einen Miniaturstaubsaugerbeutel auf ihnen

entleert. Dabei habe ich sie gerade eben erst geputzt. Was soll das? Wo kommt das Zeug her? Ist mein Kopf eine dieser Schneekugeln, die man Leuten schenkt, an die man zufällig am Abreisetag im Souvenirgeschäft noch gedacht hat? Und nicht, dass ich diese Nanokekskrümel einfach von den Brillengläsern wischen könnte, oh nein, die verschmieren natürlich ganz gerne auch noch, sodass inzwischen ein nicht ganz unbeträchtlicher Teil meines Tagesablaufs daraus besteht, zwei kleine, geschwungene Gläser zu polieren. Auftragen, polieren. Auftragen, polieren ... Mister Miyagi fände das vielleicht toll, aber für mich ist diese Putzerei fast

noch unbefriedigender als das Abspülen von Geschirrbergen: Gerade ist man fertig mit dem Abwasch, wobei man trotz angeblich pH-neutralem Spülmittel die Haut an den Händen nachhaltig geschädigt hat, dann dreht man sich einmal kurz weg, schon stehen mindestens vier schmutzige Teller sowie drei Töpfe mit angebranntem Boden da, lachen fies und drohen damit, unangenehm zu müffeln, wenn man sich nicht umgehend an die Reinigung macht. Das! Ist! Ätzend! Ich weiß, ich jammere auf hohem Niveau. Früher wogen Brillen fünf Kilogramm, weil die Gläser

Vollmantelgeschosse abwehren konnten und die Rahmen aus Kruppstahl waren. Heute sind die Gläser nicht mal mehr aus Glas, angeblich schmutzabweisend, aus dem Gestell ohne messbares Eigengewicht lassen sich bei Bedarf lustige Luftballontiere knoten, ohne dass was kaputt geht, und würde ich die Anleitung lesen (was ich als Mann natürlich niemals tue), erführe ich bestimmt, dass so eine Brille auch ganz passabel Schach spielt. Trotzdem: Es nervt! Und klar, natürlich könnte ich mir Kontaktlinsen in die Augen drücken, wäre da nicht meine Panik davor, mit den Fingern auf der Hornhaut herumzufuhrwerken. Ich habe zwei

Horrorvorstellungen: Die erste ist, von einer Kobra gebissen zu werden (Ich träume das. Ständig!), die zweite ist eine Kontaktlinse, die wegen meiner linken Hände hinters Auge rutscht, immer weiter, bis sie genüsslich den Sehnerv vom Augapfel schält. Brrr, natürlich ist das Blödsinn ... also vermutlich. Gruselgeschichten wie die Giftspinnen, die sich nachts unter der Haut alter Leute einnisten, um dort ihre Brut zu verstauen, was natürlich immer tödlich für den unfreiwilligen Vermieter endet. Alles ausgedacht, schon klar. Aber Tote erzählen keine Geschichten. Wer weiß also, wie viel grusliges Zeug abseits urbaner Horrormärchen tatsächlich

passiert? Zu mörderischen Kontaktlinsen ist mir keine urbane Legende bekannt, was im Umkehrschluss die Wahrscheinlichkeit, dass so was hier und da mal passiert, signifikant erhöht. Ähhh ... Immerhin bleibt noch der modische Faktor, nicht wahr? Brillen sind ja heutzutage weniger Sehhilfe als viel mehr Accessoire. Der modebewusste Proband trägt gerne mal eine Brille, obwohl er gar keine benötigt. Albern finde ich das nicht. Albern wird es erst, wenn die Fashion Victims von Welt anfangen, auch Hörgeräte, Rollstühle und künstliche Darmausgänge eher so als

Accessoire zu betrachten. Theoretisch gibt es nämlich nichts, das sich nicht mit Swarovski-Steinchen veredeln ließe. Aber gut, manchen Menschen steht eine Brille auch wirklich ausgesprochen gut. Macht was her, unterstreicht den Typ. Diese Menschen gibt es, die dann gleich nach mehr aussehen. Und dann gibt es Menschen wie mich: Ich sehe mit Brille im Prinzip aus wie ich mit Brille. Insgesamt eigentlich genug Gründe, auf das Tagsichtgerät zu verzichten und ein Leben als Maulwurf zu fristen. (Auftragen, polieren ...) Wäre da nicht eine Sache, ein so positiver Aspekt, dass er all die negativen Punkte doppelt und

dreifach wieder aufwiegt. Denn endlich ... endlich sehe ich genauso klug aus wie ich bin!

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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Brubeckfan Ich vergass ja: Ich stehe voll und ganz hinter Gundas Forderung ...
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Ja, wir Klagende, Mal fehlts an Bart, an Zentimetern, das Brillenputztuch laesst dich zetern ...
Huh, die Brille, die man mir in der 3. Klasse verordnete, liess mich definitiv sowas von nicht klueger aussehen ... Inzwischen gesellten sich eine Lese- und eine Computerbrille hinzu, und da ich letztere mal eben vergass, las ich Deinen Text also "nackt", mit der Nase umblaetternd. Bin ich ein Fan?
Viele Gruesse blndlings,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Gerd,

wie kann man denn mit Brille nicht klüger aussehen? Vielleicht das falsche Modell? Eventuell kommt der Effekt aber auch erst später zum Tragen, In der dritten Klasse ist man als Brillenträger ja dann doch eher benachteiligt. Wenn's drum geht, wer heute auf dem Schulhof ordentlich was drauf kriegt, dann ist man mit Brille sicherlich erste Wahl (gerade weil man Brillenträger ja nicht schlägt). Ist vielleicht also ein von der Natur gewollter Effekt, wer weiß?

Liebe Grüße
Thomas

PS: Wie schon zu Gunda gesagt: Das mit dem Foto muss ich noch ein bissl üben, aber dann mach ich das mal.
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Keine Ahnung, warum der Verbrecher von Optiker mir als meine Erste so ein milchig weißes Ding verpaßte. Vermutlich seither stehe ich etwas über meiner Erscheinung, obwohl Mutter vor jedem Foto immer drängte "nimm die Brille ab".
Das Fotografieren eines Brillenträgers ist wahrlich auf beiden Seiten der Linse anstrengend. Ich muß meinen Schädel immer in alle Dimensionen recken und drehen, bevor der Meister abdrückt.
Na üb mal schön.
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Na ich glaub, das mit dem Fotografieren klappt dann zumindest mit Blitzlicht nicht so gut, will man nicht auf dem Foto aussehen wie ein Mitglied der X-Men. Aber da mag ich mich auch irren. Vielleicht hat deine Mutter es auch einfach der scheußlichen Brille wegen gesagt. Immerhin: Deine jetzige, glaubt man deinen Profilfotos, sieht doch sehr manierlich aus. Soll noch einer behaupten, früher sei alles besser gewesen.

Gruß
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Amarillo Hi Thomas, ja, als Brillenträger hat man es definitiv nicht leicht. Zum Glück seh ich so schlecht, dass ich ohne Brille keinen Schritt tun kann. Ah, und die Linsenzeit dauerte bei mir 20 Jahre. Und stell dir vor, der Sehnerv ist immer noch intakt, doch die Linse verschwand mindestens einmal im Jahr so unter meinem Lid, dass eine andere Person sie mir rausstöpseln musste. Ist also möglich :-)
Schlaf gut und lieber Gruss
Feli
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Feli,

das mit der Linse unter dem Lied finde ich gerade absolut grausig! :-D Also die Vorstellung allein ist so schlimm, dass ich wohl auf Lebzeiten meine Finger von diesen Dingern lassen werde. Hätte Mutter Natur gewollt, dass wir Kontaktlinsen tragen, dann hätte sie uns nicht so viel Grips gegeben, Brillen zu erfinden. Ahem.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Lach ...
Da kann ich dir einen guten Tipp geben, Thomas: Brille morgens auf und abends wieder absetzen, dann geht sie auch nicht verloren. Verloren gehen doch eigentlich nur Lesebrillen und Sonnenbrillen, also Exemplare, die man nur zu einem bestimmten temporär auftretenden Anlass trägt.
Die Angst, dass eine Kontaktlinse hinter das Auge rutscht, habe ich übrigens auch immer gehabt, als ich noch welche getragen habe. Ich habe sogar so oft davon geträumt, dass ich irgendwann nicht mehr wusste, ob es nun tatsächlich passiert war oder eben nur ein Traum.

Wo ist denn eigentlich das aktualisierte Profilbild MIT Klugscheißerbrille? :o)

Lieben Gruß von einer amüsierten
Gunda
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Gunda,

im Grunde genommen mache ich das auch so. Nur manchmal verschwindet sie plötzlich von der Nase. Ich bin mir dann noch sicher, dass es bis eben total viel Sinn machte, sie abzusetzen, tja, und dann isse weg. ;-)

Öh, hast du das Kontaktlinsentragen inzwischen denn aufgegeben, oder weshalb sprichst du in der Vergangenheit? Ich will's jedenfalls lieber gar nicht erst riskieren.

Das mit dem Profilbild muss mir echt guuut überlegen. Nee, bisher ist mir einfach noch kein gutes Foto gelungen. Das Fotogen ging an mir definitiv vorüber, aber mal gucken ... auch ein blindes Huhn findet ja mal 'n Korn. Von daher gelingt vielleicht doch noch mal ein Schnappschuss.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Jau, die Sache mit den Kontaktlinsen hatte sich erledigt, als Isabel geboren war. Mal eben schnell ein halbes Stündchen einnicken,wenn das das Gör auch gerade mal schlief, war nicht drin. Wenn ich die Linsen aber rausgepult und fachgerecht verpackt hatte, war ich wieder wach ... Und dann gab/gibt es ja diese rahmenlosen Brillen, die im Gesicht kaum auffallen. Wozu also mit Linsen quälen?
Vor langer Zeit - Antworten
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