Kurzgeschichte
Keine Olivensteine

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"Keine Olivensteine"
Veröffentlicht am 07. September 2014, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Andyhank
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Der Alltagslyriker Andyhank (sprich: Ändihänk), mit bürgerlichen Namen "Andreas Hanke", zeichnet und schreibt, musiziert und komponiert, bastelt, kreiert, kocht und gärtnert. Humor ist sein liebstes Steckenpferd, was nicht immer bedeutet, dass alles, was hervorgebracht wird, auch lustig sein muss. Lassen wir Leser uns bezaubern von einer Denkweise der Dichtkunst, die nicht allzu oft anzutreffen ist, lassen wir Betrachter uns anstecken von ...
Keine Olivensteine

Keine Olivensteine


Lieber Leser! Nachfolgendes Werk entstand zur Themenvorgabe „Endlich fertig“ im Rahmen eines Wettbewerbs, auch zu finden unter Forumsbattle 34 im Forum der Homepage: http://www.mystorys.de. Man kann von 20 Vorgabewörtern so viele verwenden, wie man möchte. Sie sollten bezüglich der Übersichtlichkeit fettmarkiert werden. Hier kommen alle 20 vor. Viel Spaß beim Lesen! Dein Andyhank


Graf Karl Hubart von Balken wollte mal wieder so richtig fein speisen. Er schnappte sich seine Hildegard, die seinem Ansinnen natürlich nicht ablehnend gegenüberstand, und fuhr mit ihr ins beste Lokal der Gegend. Das heißt, es dauerte noch etwas, bis seine Hildegard mit ihrem Aufputz fertig ward. Das kennt man ja: Erst einen Fingernagel schraffieren, dann den nächsten vornehmen. Die Lockenwickler müssen auch aus den Haaren gedreht werden – ziehen geht nicht, zumindest ist das nicht so einfach. So wird immer ein Remmidemmi im Bad inszeniert, dass man sich im Salon wähnen könnte, wenn man nicht genau wüsste, dass nur Hildegard drin wäre.


Aber Karl Hubart gönnt ihr das Hobby.

Sie ihm das seine ja auch. Er muss ja auch ständig am Handy friemeln, sämtlichen Hupatz runterladen und ungestüm fluchen, wenn ein Video nicht tadellos abgespielt wird. Nun denn, Hildegard ist bereit! Da es draußen windig ist, schlüpft sie flugs ins Auto. Nichts passiert. Zum Glück. Dann geht es los. Wobei - erst noch das Navigationsgerät forcieren, zwei Kaugummi für danach einstecken und dann geht es tatsächlich los. Trotz dem Umstand, dass das Lokal gut gefüllt ist, bekommen sie einen Tisch für Zwei.


Würde man sich nun auf die Nebensächlichkeiten der Beschallung reihum konzentrieren, käme ein Brodem an Klängen heraus: Zwitschernd, schmatzend, chillend, hustend, lachend, klirrend und all die anderen Nebengeräusche, die eine Wohlfühlatmosphäre erst so richtig behaglich machen. Dann kommt auch schon der Kellner mit zwei Speisenkarten. Er steht etwas geneigt und in scheinbar devoter Haltung und erwartet die Bestellungen, die aber nicht kommen, weil sich Karl Hubart und Hildegard nicht entscheiden können. So schaut er hierhin und dahin, vor allem dahin – denn ein


Lockenwickler steckt noch im Haarputz von Hildegards Kopf. Der Blick ist so wundersam intensiv, dass Hildegard ihn förmlich spürt. Sie dreht sich um. Und wird feuerwehrrot im Gesicht, als ihr der Kellner die Peinlichkeit beibringt. Hildegard zupft ungestüm am lästigen Gegenstand des Übels herum. Der Kellner kratzt sich verlegen am Sitzfleisch, was natürlich Karl Hubart nicht entgeht. Er würde dem Lausebengel von Ober am liebsten Fratzengeballer anbieten – lässt sich aber äußerlich nichts anmerken, schließlich will man ja noch öfters in diesem Etablissement speisen. Aber am Trinkgeld wird wohl heute gespart werden …


Endlich, und so wie man es eigentlich gewohnt ist, bekommen Karl Hubart und seine Hildegard ihre leckeren Speisen, also die, die jeder für sich bestellt hatte. Rein zufällig fiel ihre Wahl auf das gleiche Gericht: Patate con olive nere (Kartoffeln mit schwarzen Oliven). So sitzen sie und schlemmen vergnügt. Nun ist es aber so, dass die schwarzen Oliven nicht entsteint auf dem Teller liegen. Karl Hubart bekommt eine in den Mund und spuckt den harten Fiesling auf die Gabel, um mit ihm dann den Rand seines Tellers fein säuberlich auszuschmücken. Hildegard dagegen findet es nicht heldisch, etwas wieder auszuspucken, vor allem nicht in der


Öffentlichkeit. Sie überlegt und überlegt und überlegt. Derweil kaut sie um das steinerne Übel herum und schaufelt weiter Kartoffelstückchen in sich hinein. Schluck … - Huppsi …! Kartoffeln weg! Stein weg! Problem gelöst! In etwa zumindest ... Und während Karl Hubart die Abartigkeiten auf seinem Tellerrand vertieft, schluckt Hildegard brav jeden Stein hinunter und hofft inbrünstig, dass die ansonsten sehr leckere Olivenflut bald vorüber ist, weil sich ihre Kehle vom vielen Schlucken schon ziemlich waidwund anfühlt. Zumindest empfindet sie es so.


Dann ist es geschafft!

Hildegard schlürft erleichtert den Rest ihres Weines. Karl Hubart ist auch fertig. Er legt sein Besteck auf seinen Teller, auf dem die Olivensteine wie eine Perlenschnur aufgereiht liegen. Dann schaut er auf ihren Teller. Und fragt verwundert: „Du, … sag mal …, hattest du keine Steine in den Oliven drin …???“ Hildegard faltet derweil eine Serviette und legt sie fein säuberlich auf ihren Teller:

„… Nööö …“

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Hörbuch

Über den Autor

Andyhank
Der Alltagslyriker Andyhank (sprich: Ändihänk), mit bürgerlichen Namen "Andreas Hanke", zeichnet und schreibt, musiziert und komponiert, bastelt, kreiert, kocht und gärtnert.

Humor ist sein liebstes Steckenpferd, was nicht immer bedeutet, dass alles, was hervorgebracht wird, auch lustig sein muss.
Lassen wir Leser uns bezaubern von einer Denkweise der Dichtkunst, die nicht allzu oft anzutreffen ist, lassen wir Betrachter uns anstecken von der Phantasie und Kreativität, von den unendlichen Weiten, aus den unerschöpflichen Vorräten der Andyhankologie.
Weitere Informationen gibt es auf: www.andyhank.de und auf Instagram @knahydna

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welpenweste Und zum Nachtisch gab es ganze Pfirsiche, nehme ich an.
:-)
Lg
Günter
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Andyhank Vielleicht ... :D
Vor langer Zeit - Antworten
Phil_Humor Popeye hatte seine liebe Not mit Olivia. Aber er isst tüchtig seinen Spinat. Hätte sie vielleicht auch lieber bestellen sollen statt Oliven: Spinat mampft sich besser.

Dieser Story zwanzig Wörter zu futtern gegeben. Auf dass es dem Leser munde.

http://www.forodefotos.com/attachments/caricaturas/29494d1327812503-popeye-popeye-y-olivia.jpg
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Eine köstliche Geschichte und als Randbeitrag VIEL zu schade!

LG Heidemrie
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Dummerweise kann ich ja nicht dran teilnehmen. ;)
Vor langer Zeit - Antworten
JeanneDarc ein Olivenstein, ein Olivenstein
kann gar echt was fieses sein
drum bestell am besten ohne die Oliven
eine Pizza mit viel Fett und triefen
Salami muss dann auch noch drauf
und Käs natürlich noch zuhauf
wer mag kann Pilze sich drauf legen
für manche ist die Ananas ein Segen
drum weiss ich eines ganz gewiss
ich sag es so wie es halt is
man kann auch gut ohne Olivensteine leben
genau wie ohne kaugummis die kleben ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Olivensteintorte mit Kaugummikreme, bestimmt ein Hailait :D
Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE 
Einfach köstlich, Deine Randgeschichte.
Hoffentlich bekommt Hildegard keinen "Darmveschluss" von den vielen heruntergeschluckten Olivensteinchens...
LG, Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Ach, es wird vermutlich nur etwas in die Schüssel klappern danach ... :D
Vor langer Zeit - Antworten
Gabriele Gefällt mir sehr deine Geschichte......
....deshalb gehe ich auch ungern in ein Restaurant. *grins*
Viele liebe Grüße, Gabriele

(Coins geht grad nicht mehr - werden derweil auf den Tellerrand gestapelt.....)
Vor langer Zeit - Antworten
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