Gedichte
Autist?

Bei seiner Geburt war er gesund,

das taten zumindest die Ärzte kund.

Er wuchs auch ganz normal heran,

doch wenige Monate später dann

haben die Eltern festgestellt,

dass etwas ihnen nicht gefällt.

Sie konnten es nicht genau beschreiben.

Freunde meinten, sie würden übertreiben,

aber ihr Kind versank im Spiel,

zeigte ansonsten kaum Gefühl.

Er starrte lange vor sich hin,

als hätte er irgendwas im Sinn.

Er wollte sich nicht küssen lassen.

Er ließ sich auch nicht gern anfassen.

Er war am liebsten für sich allein.

Dass konnte kein normales Verhalten sein.

Sein Zimmer war penibel aufgeräumt.

Er hat oft vor sich hin geträumt.

Manche Dinge konnte er sehr gut,

bei anderen verließ ihn schnell der Mut.

Wenn es nicht nach seiner Nase ging,

wenn er nicht grad an seiner Mutter hing,

dann fing er lauthals an zu schrein.

Das sollte normales Verhalten sein?

In einem Supermarkt irgendwann

fing er wieder einmal zu schreien an.

Die Menschen sahen der Mutter zu,

aber sie ließen sie nicht in Ruh:

„Sie haben ihr Kind wohl gar nicht im Griff“,

sagte einer, während er den Jungen kniff.

Dieser verstärkte noch sein Geschrei.

Hilflos stand der Vater dabei.

Sie haben über Autismus nachgelesen.

Das wäre wohl die Diagnose gewesen.

Das wurde als Behinderung eingetragen.

Die Eltern hatten so viele Fragen.

Sie liebten ihr Kind so wie es ist.

Wie aber liebt wohl ein Autist?

Von Autismus gibt es viele Formen.

Nichts davon passt so recht in Normen.

In Normen passen auch Autisten nicht rein.

Sie mögen sehr gerne alleine sein.

Sie haben ein sehr sensibles Empfinden,

weshalb sie sich auch aus Berührungen winden.

Auch Autisten haben ein Lebensrecht.

Sie sind zwar anders, aber nicht schlecht.

Darum lasst sie einfach in Frieden Leben.

Normen für das Leben wird es nie geben.