Gedichte
Vater und Sohn

Der Vater ist der Herr im Haus.

Er entscheidet über gut und schlecht.

Er kennt sich im Leben sehr gut aus.

Ihm machen hier alle alles Recht.

Wenn nicht, dann wird es Schläge geben.

Das formt die Kinder für das Leben.

„Mir ist es früher nicht anders ergangen.

Täglich habe ich mir welche eingefangen.

Und, hat es mir geschadet? Nein.

Ich glaube, Schläge müssen sein.“

So sprach der Vater zu seinem Kind,

griff dann zu seinem Gürtel geschwind,

schlug damit auf den Kleinen ein:

„Wage es ja nicht, auch noch zu schreien.“

Er hat die Zähne zusammengebissen.

Er hat sich mühsam zusammengerissen.

Er dachte dabei still für sich:

Mein Vater, oh, wie hasse ich dich.

So ist die Zeit ins Land gegangen.

Er hat ein eigenes Leben angefangen,

hat sich eine Familie aufgebaut.

Er war ein Vater, der niemals haut,

weil er, als Vater, seine Kinder liebt,

ein Vater, der Liebe und Wärme gibt.

Dann, nach Jahren irgendwann,

rief ihn seine Mutter an:

„Dein Vater liegt im Krankenhaus.

Die Ärzte sagen, es sieht nicht gut für ihn aus.“

Er ist zu seinem Vater gefahren.

Er hat es nicht gern getan nach all den Jahren.

Er hasste ihn noch viel zu sehr,

andere Gefühle gab es für ihn nicht mehr.

Als er ihn in diesem Bett liegen sah,

war seine Kindheit wieder da.

Ein Vater sagt, was gut, was schlecht.

Mach deinem Vater alles Recht,

denn sonst wird es dir schlecht ergehen.

Ich bin der Stärkere, du wirst es sehen.

Tränen sind ihm in die Augen gestiegen.

Ich lass mich von dir nicht unterkriegen,

du armer, alter, schwacher Mann,

ich gehe mein Leben anders an.

Dann hat er seine Hand genommen.

Der Alte hat es nicht mehr mitbekommen,

denn mit einem Lächeln schlief er ein.

Er war sicher, ein guter Vater zu sein.

Er holte die Mutter zu sich nach Haus.

Friedlich sieht jetzt ihr Leben aus.

Er sieht, wie sie mit den Kindern lacht.

Er denkt: Ich habe alles richtig gemacht.