Gedichte
Gefäß

Gefäß

All umfassend, ist das Gefäß, wie es mich von Außen hält, von Außen stützt. Schmucklos und ohne jede Lieblichkeit, keine Zierde, nur die Farbe des blassen Glas‘. So durchsichtig, so undurchdringlich, hält es mich im Inneren fest, stützt mich, hält mich. Umfasst es Mein, umfasst alles was in mir kocht und wütet. Hält es den Zorn, den Hass, auf alles im Hier und Jetzt, hält es und fasst es, lässt die Flammen für sich züngeln, lässt den Hass in sich gehren. Stützt es, hält es. Umfasst es alles, all die Tränen, all den Schmerz, all diese Ungerechtigkeit, die ich am Liebsten hinaus schreien würd. Umfasst es dieses bittre Gefühl, umfasst diese Einsamkeit, stützt es, hält es. Umfasst es die Liebe in mir, den Schlag meines Herzens, das sehnt und misst. Umfasst die Gefühle,

wie sie empor wachsen wie Efeu, immer weiter, immer weiter, bis das Gefäß sie nicht mehr fassen kann. Dieses schmucklose Gefäß, wie es ist mein Freund und Feind, wie es lässt den Hass nicht hinaus, wie es lässt die Liebe entschwinden, wie es lässt Glück und Pech finden. Trage ich es stets mit mir, da es mich auf Krücken hält.

© Schattenpuppe 2014